Samstag, 28. Juni 2008

Zeitgeist

Als „religiös unmusikalisch“ bezeichnet sich Prof. Norbert Bolz im Untertitel seines Buches «Das Wissen der Religion» und macht sich doch Sorgen, angepaßtes Christentum sei Wegbereiter des Antichristen. Das klingt ansprechend, auch wenn nach zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte der weniger unmusikalische Mensch zurückhaltender ist mit eschatologischen Einordnungen. Und so lese ich mit Interesse die Vorbesprechung.
Ein Leben ohne Gott führe in eine gnadenlose Knechtschaft des Zeitgeistes und damit unter das Diktat dessen, was als politisch korrekt gelte – ja, richtig! Der Antichrist werde den guten, politisch korrekten Menschen zum Vorbild erklären – einleuchtend!
Aber dann: das Reden von „sozialer Gerechtigkeit“ sei nichts anderes als die Maske des Neids. Nun ist doch bekannt, daß in unserer Gesellschaft das Einkommen der Wohlhabenden immer mehr steigt, das der Arbeiter und gar das der Arbeitslosen und Rentner sinkt – ein Siegeszug der Habgier der wirtschaftlich Mächtigen auf Kosten der Schwachen. Es ist keineswegs der Neid, sondern der christliche Glaube selbst, der dagegen die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit setzt.
Und wenn nun der Autor diese Forderung nach sozialer Gerechtigkeit zur Ersatzreligion erklärt, die den traditionell „gnädigen Gott“ ersetze, so impliziert das, daß, weil Gott gnädig ist, der Mensch das nicht sein dürfe. Mit diesem Gedanken zeigt der Autor, daß er in der Tat „religiös unmusikalisch“ ist.
Und wenn es dann heißt, in der Sozialreligion übernehme der Staat eine göttliche Rolle, und weiter: die Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeige, daß Deutschland immer tiefer in einen „Staatsgötzendienst“ hineingeraten sei, so wundert man sich, daß der Autor nicht bemerkt, daß er in einem Land des Sozialabbaus und der Privatisierungen lebt, daß wir immer mehr einem Marktgötzendienst anheimfallen.
Der Hauptstrom der vorgefertigten öffentlichen Meinung ist heute die Marktgläubigkeit; mit seinen Warnungen vor staatlichem Handeln zeigt der Autor, daß er viel mehr einer modischen Ersatzreligion verfallen ist als die, gegen die er aneifert.

Montag, 16. Juni 2008

EU und Mugabe – der Unterschied

Am Samstag, dem 14. Juni, zwei auffallend ähnliche Meldungen:
1. Die EU-Gewaltigen wollen das Nein des irischen Volkes zum Grundlagenvertrag nicht akzeptieren; als erstes wollen sie den irischen Premierminister zur Rechenschaft ziehen, weil er seine Aufsichtspflicht über sein Volk nicht ausreichend wahrgenommen hat.
2. Zimbabwes Präsident Mugabe will einen Sieg des Oppositionskandidaten bei der Stichwahl zur Präsidentschaft nicht dulden.

EU-Gewaltige und Mugabe – ist das das gleiche?
In ihrer Haltung zur Demokratie durchaus – man erinnere sich, das den im wesentlichen gleichen Vertrag unter dem Namen «Verfassung» schon zuvor das französische und das niederländische Volk verworfen hatten –,
nicht aber in ihrer Haltung zu den Menschenrechten. Während Mugabe harte Menschenrechtsverletzungen offenbar bewußt gezielt für sein Ziel einsetzt, gibt es in der EU demgegenüber nur weiche Menschenrechtsverletzungen.
Weiche Menschenrechtsverletzungen: damit ist gemeint, daß Verletzungen der Menschenrechte zwar in Kauf genommen werden, aber man hofft, daß sie möglichst nicht geschehen. Was etwa den Vertrag betrifft: freilich nimmt man durch ein Mehr an Markt weiteren Abbau des Sozialstaates in Kauf, freilich nimmt man durch den vorgesehenen Ausbau der Atomenergie Unfälle in Kauf, aber das ist es nicht, was man beabsichtigt. Lieber wäre es der Kommission und den Regierungen, wenn keine der neuen Atomkraftwerke in die Luft flögen und möglichst wenig Menschen in Europa, vor allem möglichst wenig Kinder (denn gerade das macht einen schlechten Eindruck) hungerten – so wie es ihnen lieber wäre, wenn bei den von ihnen nun doch noch mitzutragenden Streubombeneinsätzen möglichst keine Zivilisten verstümmelt würden, wenn möglichst wenig Menschen, die durch die Bahnreform von der Schiene auf die Straße gedrängt werden, dort Unfällen zum Opfer fallen.
Insofern gilt: EU-Gewaltige und Mugabe – das ist nicht das gleiche!

Informieren Sie sich: EU-Verfassungsentwurf - Diktatur der Konzerne?
Hintergrundpapier zur Verfassungsbeschwerde zum Vertrag von Lissabon
Eine Gefahr für die Bürgerrechte!
Engagieren Sie sich: Eine EU-Verfassung?!
Lesen Sie auch: Meneteqel!

Mittwoch, 11. Juni 2008

Von der Notwendigkeit der Soutane...

....weiß der Dilettant.

Eßbarer Unernst

Unter diesem wunderlichen Titel finden sich in der tageszeitung (!) sehr abendländische Gedanken von Till Ehrlich über das moderne Essen.
Einige Kostproben:
«Der ganze Kram ist selbstverständlich "to go" verfügbar. Ob Suppe, Saft oder Latte macchiato, ob in der S-Bahn, der Tram oder im Auto, überall nuckeln und saugen erwachsene Menschen wie Kleinkinder an Pappbechern herum. ...
Es erinnert daran, dass Essen mal etwas mit fester Textur zu tun hatte. Doch es ist nur nostalgisches Zitat, mehr nicht. Schmeckt alles gleich und verwandelt sich beim Kauen sofort in süße Pampe. ...
Man könnte auch von einer Verachtung leiblicher Genüsse sprechen, die natürlich im Protestantischen - vorherrschend im XXXX-Futter-Heimatland - schon immer zu Hause war. Zudem waltet der genussfeindliche Ungeist der kantischen Moralethik, wonach der Geschmack bei den niederen Sinnen bleibt ...»

Dienstag, 10. Juni 2008

Vielleicht ein Bild von der ältesten Kirche (besser vielleicht: einer der vielen ältesten Kirchen) der Welt in Rihab/Jordanien.
In der Jordantimes von heute.

Montag, 2. Juni 2008

Von Gott ins Land geschickt ...

Wie ein mitteldeutscher Bischof über den Islam in Deutschland denkt: hier!