Dienstag, 18. November 2008

Gehirn und Geist

Im XVII. Jahrhundert trat Thomas Hobbes hervor mit der Behauptung, alles sei Materie, somit gebe es keine Seele, darum auch keinen freien Willen, im XVIII. David Hume, im XIX. Ludwig Feuerbach – um nur die auffälligsten zu nennen. Mittlerweile war man zu dem Schluß gekommen, das Denken sei nichts anderes als das Phosphoreszieren der grauen Zellen des Gehirns. Um die Wende des XIX. Jahrhunderts hat man das Gehirn ganz in Areale einzuteilen gewußt, für jede psychische Funktion eines. Dieser große Wurf wurde dann aber wieder etwas zurückgezogen, weil er an der Realität scheiterte. In den 60er Jahre entdeckte es der Kreis um Theo Löbsack als große Neuheit, daß alles Seelische letztlich nur materiell sei, während Jacques Monod es wohl schon immer gewußt hat. Dann trat diese Diskussion ein wenig in den Hintergrund, weil nun die marxistische Widerspiegelungstheorie den Vordergrund einnahm. Und die wurde eher beschworen als daß über sie diskutiert worden wäre, weil sie sowieso niemand verstand. Um die Wende des XX. Jahrhunderts übernahm wieder die Gehirnforschung die Meinungsführerschaft, denn dank der neuen bildgebenden Verfahren erkannte man, daß bei psychischen Prozessen im Gehirn jeweils irgend etwas blinkt, woraus man nun – große Neuheit! – schließt, daß alles Materie sei, somit es keine Seele gebe, darum auch keinen freien Willen.
Einen Eindruck vom Stand der Diskussion hat der Chronist bei einer Tagung bekommen.

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