Mittwoch, 23. Dezember 2009

Wieder einmal: Gehirn und Geist

Mehrmals schon hatte ich mich den Ansprüchen der Hirnforscher gewidmet. Und so freue ich mich, auch einmal in meiner nicht gerade christlich orientierten Tageszeitung einen kritischen Artikel darüber zu lesen, zu sehen, daß auch sie darauf hinweist, daß der freie Wille nicht so einfach wegzuinterpretieren ist.
Allerdings fällt mir auch auf, daß sich die moderne biologistische Denkweise auch in diesem Artikel wiederfindet:
«.. Die Übereinstimmungen zwischen Auffälligkeiten des Gehirns und der Persönlichkeit sind bei Krankheiten längst bekannt. ...
„Aber fast jedes abnormale Verhalten kann von einer Störung im Gehirn verursacht werden, etwa Schizophrenie oder die Depression“, so Walter. ...
Der Philosoph Ansgar Beckermann ... sieht in der Lokalisierung von Charaktereigenschaften in Gehirn keinen Widerspruch zur freien Entscheidungsmöglichkeit: „Alles, was wir denken und fühlen, hat eine Basis in unserem Gehirn.“ ...
„Ich halte es für denkbar, dass man in Zukunft herausfinden kann, ob es im Gehirn eine Veranlagung für Pädophilie gibt“, sagt Beckermann: „Daraus folgt aber nichts, was die Verantwortlichkeit von Menschen angeht. Die Frage ist, wie eine Person mit der Veranlagung umgeht.“»
Alles ja irgendwie richtig. nur klingt es so, als wäre, wenn es eine Übereinstimmung zwischen Besonderheiten des Gehirns und Eigenarten der Persönlichkeit gibt, selbstverständlich die Besonderheit des Gehirns die Ursache. In einzelnen Fällen stimmt das auch; nur typisch ist der umgekehrte Fall: die Psyche formt sich das Gehirn ihren Eigenarten gemäß. Bekannt ist, daß das Gehirn von Musikern Strukturen aufweist, die der Beherrschung ihres Instruments dienen und die nicht etwa angeboren sind, sondern die die Musiker durch Übung erworben haben. Und andererseits gibt es Gehirnveränderungen, die durch traumatische Erlebnisse, also rein psychisch bedingt sind und die in der Folge recht störend sein können.
Der Geist prägt das Gehirn und ist keineswegs dessen Sklave.

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