Samstag, 15. Dezember 2012

Abbau des Rechtsstaats

Nicht etwa die Kommission, ausgerechnet das EU-Parlament ist es, das gegen elementare rechtsstaatliche Grundsätze ein «Recht» zugunsten von Patenten auf Lebewesen beschließt. Lest mehr beim Chronisten von Orietur Occidens.

Montag, 26. November 2012

Linke Umverteilungspolitik

«Linke Umverteilungspolitik» nennt es der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU, wirft sie den Grünen vor; er ist dagegen.
Tempora mutantur: Früher nannte die CDU so etwas «Soziale Marktwirtschaft» und war dafür.

Mittwoch, 21. November 2012

Luther und die Deutschen

Ich lese gerade "Die Verfeinerung der Deutschen" von Erwin Seitz. Da geht es um Urbanität, Küche, Umgangsformen u. ä..

28 Seiten sind der Gestalt Martin Luthers gewidmet. Und da rappelt's mächtig im Karton. Als ecclesiastical-correctness-Gehemmter zuckt man Zeile für Zeile zusammen, so mächtig haut der Autor dem Reformator die Mütze voll, was seine katastrophale kulturelle Wirkung für Deutschland angeht.

Leseprobe:


Eigentlich ging es Deutschland, der „elenden Nation“, wie Luther posaunte, gar nicht so schlecht. Erst er stülpte dem Land mit seiner rigorosen Moral etwas unsäglich Trostloses über: nahezu kulturellen Masochismus, klösterliche Enge und Strenge, ganz so, als sollten die Deutschen laisierte Mönche und Nonnen werden, autoritätseifrig und entsagungsfreudig.
Die Rede von der Freiheit eines Christenmenschen gegenüber dem Papst entpuppte sich als Einleitung für die Lehre von der Knechtschaft der Bürger gegenüber den Fürsten. Die Utopie der Freiheit wurde zum Schlaflied, denn für das „gemeine Volk“ bedeutete die Reformation kaum einen zählbaren Gewinn, weder materiell noch politisch, im Gegenteil, mehr den je sollte es ein Oben und ein Unten, sollte es Herren und Knechte, Gebieterinnen und Mägde geben. Der Reformator bog es so hin, daß das „gemeine Volk“ stolz darauf war, anspruchslos zu sein.

Aus: Erwin Seitz, Die Verfeinerung der Deutschen. Eine andere Kulturgeschichte. Berlin 2011; S. 70

Das ist natürlich ganz böse und darf man so nicht schreiben. Aber es ist doch bemerkenswert und erfreulich, daß so etwas im Jahr 2011 in Deutschland gedruckt werden darf. Vive la liberté!

Sachsen ist vorbildlich

Das heutige Fest, das Fest der Einführung der Heiligen Jungfrau in den Tempel, an dem also gefeiert wird, daß sie sich dem Herrn geweiht hat, ist in den Kirchen des byzantinischen Ritus eines der zwölf hohen Feste des Jahres, im Westen aber eher wenig beachtet, nach dem Novus Ordo nur noch «gebotener Gedenktag».
Da ist Sachsen vorbildlich: dieses Jahr ist dies hier ein staatlicher Feiertag.

Samstag, 10. November 2012

Nachruf auf «Mutti»

Solch guten Kommentar zu diesem Thema hätte ich der tageszeitung gar nicht zugetraut.

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Gerechtigkeit in Zeiten des Liberalismus

Unrecht in drei Akten hinter rechtsstaatlicher Fassade gegen durch neoliberale Sparmaßnahmen verarmte Menschen findet der Chronist in einer Reportage dargestellt. Berichtet wurde aus Spanien; in Deutschland könnte so etwas zur Zeit wohl nicht geschehen. Aber das das mit uns nichts zu tun habe, bezweifelt er.
Lest mehr in der Chronik von Orietur Occidens.

Samstag, 20. Oktober 2012

.. über Leichen – die Leichen von Kindern und Afrikanern

Bisher war bekannt, daß der US-Präsident, ganz politisch korrekt, das Leben der Kinder, ungeborener Kinder, mißachtet, sein republikanischer Herausforderer aber, ganz wirtschaftsliberal, das der Armen.
Doch nun zeigt sich, daß nicht nur der eine von beiden den Armen feind ist. Es ist der regierende Präsident, Sohn eines Afrikaners, der afrikanische Kleinbauern ihres eigenen Saatguts enteignen und sie so von westlichen Konzernen abhängig machen will. Der Chronist von Orietur Occidens analysiert.

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Nach drei Tragödien folgt ein Satyrspiel

Freiherr von und zu Guttenberg, Frau Koch-Mehrin und Wer-war-da-noch?
Nun ist Frau Schavan an der Reihe. Es scheint mit ihr zu Ende zu gehen – die Bundeskanzlerin hat ihr schon ihr „volles Vertrauen“ ausgesprochen.
Worum geht es? Ich lese: «Der gravierendste Fund findet sich seiner [(des anonymen Plagiatsjägers)] Meinung nach auf Seite 312. Dort referiert Schavan die Theorie der Gewissensbildung bei Sigmund Freud und zitiert ausgiebig aus dessen Oeuvre. Auffällig ist die Ähnlichkeit zu einem Werk der Sekundärliteratur, so dass der Verdacht naheliegt, dass die jetzige Bildungsministerin sich nicht selbst durch die Werke des Psychoanalytikers gelesen hatte.»
Mein Doktorvater sagte einmal, er lese keine wissenschaftlichen Bücher, er arbeite mit ihnen. Wenn ich aus Sekundärliteratur eine eigenständige Bewertung oder Formulierung übernehme, dann muß ich das betreffende Werk zitieren; wenn ich ihr aber nur Zitate entnehme, so sollte das Sekundärwerk auch genannt werden, aber wenn das nicht geschieht, so liegt damit noch kein Plagiat vor. Wenn wissenschaftliche Aufsätze mit an die tausend Literaturangaben erscheinen (wie es in der Psychologie geschieht), wird niemand annehmen können, daß der Verfasser die alle allzu ernsthaft studiert habe. Nicht einmal jeder Psychologe, der Freud zitiert, hat deshalb das ganze Corpus Freudianum durchgearbeitet, um diese Zitate zu entdecken. Und Frau Schavan ist Theologin.
Zur ihr als Katholikin habe ich keinerlei Vertrauen; aber aufgrund dieser Funde sie als Plagiatorin anzuprangern, ist ein Satyrspiel.

Montag, 15. Oktober 2012

Unheilige Allianz von Rechts und Links

Neue Arbeitsplätze verheißt eine „Minijobstudie“ der „BertelsmannStiftung“ durch „Reform“ – das heißt Abbau – des Ehegattensplittings zu erreichen (allerdings nur in Verbindung mit dem Abbau von „Minijobs“).
Letztlich ist das nur eine neue Auflage des seit vielen Jahren anhaltenden Kampfs gegen das Ehegattensplitting. Bemerkenswert ist, daß dieser Abbau des Splittings von „links“ und von „rechts“ gleichermaßen gefordert wird. Die Motive dieses Kampfs und die eventuellen Folgen des angestrebten Abbaus untersucht der Chronist von Orietur Occidens.

Dienstag, 9. Oktober 2012

Ein Kardinal zwischen Soziallehre und Ideologie

Der Erzbischof von München und Freising nimmt Partei für die Soziale Marktwirtschaft – gegen Staatseingriffe, skeptisch gegen Reichensteuer und Mindestlohn. Mindestlöhne seien «eine Kapitulation unserer Sozialen Marktwirtschaft». Ja, nur: ist das denn schlimm? fragt der Chronist von Orietur Occidens.

Hörerpost an den Deutschlandfunk - Antwort

Auf meine Hörerpost hat der Redakteur geantwortet:

Danke für Ihre Zuschrift mit der Kritik an meinem Beitrag "Herbstvollversammlung der katholischen Kirche". Ich bin für Anmerkungen, auch kritische, immer dankbar.

Ich gebe Ihnen recht, dass "[aus der Kirche ausgetretene] Katholiken [schon] bisher exkommuniziert waren (was den Ausschluß von den Sakramenten einschließt), sie künftig nicht automatisch exkommuniziert sind, wohl aber die genannten Rechte verlieren." So habe ich das auch verstanden. Aber ich habe in meinem Beitrag ja eine Verknüpfung mit der Frage nach der Zahlung der Kirchensteuer hergestellt. Diese Verknüpfung hat die katholische Kirche selber forciert, um eine öffentliche Debatte auszulösen und klarzumachen: wer keine Kirchensteuer zahlt, der muss mit Konsequenzen rechnen.

Den Begriff "Großinquisitor" benutzt die katholische Kirche tatsächlich nicht mehr. Allerdings ist es meine Aufgabe als Journalist, aus stilistischen Gründen nicht immer ein- und denselben Begriff zu verwenden, sondern Synonyme zu finden, die gleiches in anderen Worten sagen. Großinquisitor ist meines Wissens der alte, aber immer noch zutreffende Begriff für die Tätigkeit des Präfektes der Glaubenskongregation, der Nachfolgeorganisation der Römischen Inquisition.

Die Label-Begriffe "konservativ" und "reformorientiert" sind zugegebenermaßen grobe Positionierungen. Ganz ohne gewisse Kategorisierungen komme ich als Journalist leider nicht aus. Zumal auch die katholische Nachrichten-Agentur KNA solche Label benutzt. Das Selberdenken erspart gerade ein Programm wie Deutschlandradio seinen Hörern nicht. Deutschlandradio-Hörer empfinden das Selberdenken auch nicht als lästig. Das werden Sie als Deutschlandradio-Hörer sicher bestätigen.

Ich hoffe, Sie bleiben uns als Hörer gewogen.

Mit freundlichen Grüßen,



Meine Antwort darauf:

herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. Gerade weil ich die Absicht habe, ein Ihnen gewogener Hörer zu bleiben, erlaube ich mir, Ihnen meine Einschätzung dazu zu schreiben.

Bei Meldungen über die katholische Kirche (nicht nur) in Ihrem Sender herrscht meist ein nicht nur (erwünschter) kritischer sondern (unsachlich) ablehnender Grundton. Gerade das ist es, was mich als überzeugter Gebührenzahler stört.

Wenn Sie in Ihrer Antwort den Begriff "Großinquisitor" als aus stilistischen Gründen verwendetes Synonym bezeichnen, ist das ein Beleg für meine These: Dieses Wort konnotiert jeder mit Folter und Scheiterhaufen - und hier unterstelle ich Absicht. Sie würden es z. B. gewiß nicht wagen, die Bundeskanzlerin aus stilistischen Gründen als "Regimechefin" zu bezeichnen, viel weniger noch als "Führerin" - beide Begriffe wären sachlich richtig, aber dennoch unangemessen.

Bei der Etikettierung "konservativ" - "reformorientiert" habe ich als Hörer den Eindruck: Hier wird die "gewünschte Wertung" präsentiert, der ich mich anzuschließen habe. Das schafft Unmut. Und den wollen Sie gewiß nicht erzeugen. Darum habe ich Ihnen geschrieben.

So wünsche ich mir gerade vom Deutschlandfunk, aber auch von allen anderen gebührenfinanzierten Sendern, gelassene Sachlichkeit. Die Agitation können ja die Privaten übernehmen...

Mit den besten Wünschen grüße ich Sie freundlich


Samstag, 6. Oktober 2012

Eine zu erwartende Begnadigung

Ein Kommentar im Radio: Man nimmt an, daß der Papst seinen extensiver Unterschlagungen schuldigen Kammerdiener nach dessen Verurteilung wohl begnadigen werde. Auch ich rechne damit – erstens: die christliche Bereitschaft zu verzeihen; zweitens: kann sich der Vatikan es angesichts der zu erwartenden Medienresonanz überhaupt leisten, den Mann angemessene Zeit hinter Gitter zu bringen?
Ich rechne mit der Begnadigung; und doch werde ich sie bedauern: der Vatikan ist ein Staat; und ich wünschte, daß er auch die nötige staatliche Autorität aufbringen könnte, einen nicht reuigen Schuldigen angemessen zu bestrafen.

Freitag, 5. Oktober 2012

Die Sorgen des Präfekten der Glaubenskongregation

„Der neue Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, sieht keine Grundlage für neue Verhandlungen mit den Piusbrüdern“, lese ich bei kath.net. „«Wir können den katholischen Glauben nicht den Verhandlungen preisgeben. Da gibt es keine Kompromisse», fügte Müller laut NDR hinzu.“
Und man fragt sich: hat Monsignore noch nichts von der österreichischen „Pfarrerinitiative“ mit ihrem „Aufruf zum Ungehorsam“, nichts von ihrer frischerstandenen Schweizer Schwester, nichts von „Passauer Priestern im Dialog“ gehört, nichts vom Theologieprofessoren-Memorandum, nichts von Reformforderungen des ZdK? Hat er wirklich keine anderen Sorgen als die Bedenkenträgerei der Piusbruderschaft?

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Externer Zugriff auf Kinder

Armut vererbt sich, lese ich in einem Zeitungsartikel, der freilich keine sonderlichen Überraschungen bietet; Arme erreichen weniger Bildung – was nicht überrascht; das hatte ich auch selber schon erklärt.
So lese ich den Artikel nur oberflächlich; erst eine Leserbriefschreiberin, Frau Claudia Wolff, weist einige Tage später auf die Menschenverachtung des AWO-Vorsitzenden hin, die der Artikel gegen Ende referiert: «Das von der CSU angestrebte Betreuungsgeld hält er angesichts der Ergebnisse für wenig förderlich, weil es den externen Zugriff auf benachteiligte Kinder erschwert.» – «externen Zugriff» auf die Kinder der Armen wünscht er.

Donnerstag, 27. September 2012

Wer war Jeremiah Clarke?

Beim Aufräumen von Urlaubsrelikten fällt mir wieder die Ankündigung eines Konzerts „Mit Pauken & Trompeten“ in die Hände, das wir am 1. September gehört hatten. Neben ganz bekannten Namen tauchte unter den Komponisten ein mir unbekannter „Jeremiah Clarke“ auf mit einer „Suite of Ayres fort he Theatre“. Mittlerweile habe ich gesucht und ihn nicht einmal in Riemanns Musiklexikon gefunden.
Was mir in die Ohren springt, ist der zweite Satz, ein Adagio: ich höre, instrumental freilich, Händels drittes Coronation anthem: „My heart is inditing“ – nicht etwa nur etwas ähnliches, sondern wirklich Händels Melos.
Wer von wem? – die Frage ist leicht zu beantworten: Clarkes Lebensdaten sind angegeben mit „?-1707“.

Montag, 24. September 2012

Hörerpost an den Deutschlandfunk

Sehr geehrte Damen und Herren,

heute morgen haben Sie im Bericht über die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz den Präfekten der Römischen Glaubenskongregation als "Großinquisitor" bezeichnet. Ist Rom wirklich zum historischen Titel dieses Amtes zurückgekehrt? Das sollten Sie ausführlicher beleuchteten, meine ich.

Außerdem wurde berichtet, daß Katholiken, die aus der Kirche austreten, "künftig" von den Sakramenten ausgeschlossen seien und ihnen ein kirchliches Begräbnis verwehrt werden könne. Meine Information ist, daß sie bisher exkommuniziert waren (was den Ausschluß von den Sakramenten einschließt), sie künftig nicht automatisch exkommuniziert sind, wohl aber die genannten Rechte verlieren. Das wäre ja doch etwas grundsätzlich anderes. Bin ich falsch informiert?

Im Übrigen danke ich für die praktische Verwendung der Begriffe "konservativ" (= böse, nicht hinhören - Müller) und "reformorientiert" (= gut, blind folgen - Zollitsch) in dem Beitrag. Das erspart uns gestreßten Menschen der Gegenwart das lästige Selber-Denken.

Mit freundlichen Grüßen

Dienstag, 18. September 2012

Staaten und Kirche – kann man das vergleichen?

Eigentlich sind die Sparpolitik der Staaten und Fusionen von Pfarreien etwas völlig verschiedenes.
Doch der Chronist von Orietur Occidens stellt fest, daß beide aus dem gleichen Grund zum gleichen Mißerfolg führen.

Samstag, 15. September 2012

Beschneidungsverbot – immer noch

An einem Tag:
„Kinderschutz-Organisationen“, die von niemandem gebeten worden sind, hier für seinen Schutz zu sorgen, fordern, nicht so schnell die Religionsfreiheit wieder in Kraft zu setzen.
Ein jüdischer Polizist war bei einer Demonstration für das Grundgesetz, nämlich für die Religionsfreiheit, eingesetzt. Dabei trug er eine Kippa und einen entsprechenden Bouton. Die Folge:
Er muß möglicherweise mit disziplinarrechtlichen Maßnahmen rechnen. Im Gespräch mit der Polizeiführung habe er sich einsichtig gezeigt. Nun soll über das weitere Vorgehen entschieden werden. (epd)
Ein Geruch von Antisemitismus?

Montag, 10. September 2012

Republikanergerechte Uminterpretation der katholischen Soziallehre

Wenn Katholiken in den USA sich einen anderen Präsidenten wünschen: es ist gut zu verstehen. Wenn das zum Anlaß genommen wird, die unchristliche Haltung eines „katholischen“ Gegenkandidaten (im zweiten Glied) zu rechtfertigen, gar die Lehre der Kirche umzuinterpretieren: das ist nicht zu billigen. Die gleiche Sache wie zuvor, neue Argumente – wie dabei die christliche Moral verfälscht wird, zeigt der Chronist von Orietur Occidens.

Nur ein neuer Kaplan – oder mehr?

Reinhard Raffalt war es wohl, der einst die Kirche vor ihnen in Schutz nehmen mußte: «Die Kirche ist mehr als die Summe ihrer Kapläne». Nun: auch damals gab es natürlich auch ganz andere; aber bis in die neueste Zeit habe ich den Kaplan erlebt, der Reinhard Raffalts Dictum begründet.
Und nun in unserer Propstei ein neuer Kaplan; in diesem Sommer habe ich von ihm noch den Primizsegen empfangen.
Jetzt die Sonntagsmesse: Gesungenes Evangelium. Die Predigt war kurz, und sie war gut (zur Epistel aus Jac. 2: auch Katholiken sind in Gefahr, Unterschiede nach Reichtum und Ansehen zu machen, das ist unchristlich; das Evangelium ist immer sozial). Römischer Kanon mit allen Heiligennamen.
Oder ist es doch eine Zeitenwende?

Donnerstag, 6. September 2012

Wenn man einmal etwas Gutes über die Kirche schreibt ...

Im vorigen Positum sind einige Tatsachen mitgeteilt worden – die großen fremdenfeindlichen Gewalttaten haben sich alle außerhalb der traditionell katholisch besiedelten Gebiete ereignet, wenn nicht gerade eine auswärtige Mörderbande auch einmal in Großstädten dieser Gebiete einige ihrer Taten begangen hat; die NSDAP wurde 1932 in diesen Gebieten viel weniger als anderswo gewählt. Die Reaktion: wütender Protest in den Kommentaren. Die Tatsachen zwar versucht niemand zu bestreiten – sie stimmen allzu offensichtlich. Aber es gibt da doch ein Bild, das katholische Würdenträger zeigt, die bei einer Veranstaltung den Hitlergruß haben sehen lassen, die Mehrheit der Katholiken hätten feige weggesehen, etliche katholische Geistliche haben Kinder sexuell mißbraucht (was leider stimmt, aber nichts über mein Thema sagt). Und dann: der Kampf Bischof Clemens Augusts gegen die Nazis habe eigentlich nur bei der Ermordung angeblich lebensunwerten Lebens stattgefunden (was nicht stimmt), wir Katholiken pflegten fröhlichen Kulturimperialismus, mit der wir selbstverständlich alle herausragenden Leistungen der Menschheitsgeschichte für unsere Konfession reklamieren (was wir nicht tun – obwohl: Anlaß dazu gäbe es schon), wir reklamierten die Achtung und den Respekt vor fremden Menschen und Kulturen ausschließlich für die eigene Konfession (was wir ganz sicher nicht tun).
Welche Empörung löst es aus, wenn ein Katholik einfache Tatsachen mitteilt, die für seine Kirche sprechen, und daraus die naheliegende Schlußfolgerung zieht. Die Leggenda nera lebt; und der Haß lebt, in dem sie verwurzelt ist.

Freitag, 24. August 2012

Wo herrscht militante Ausländerfeindlichkeit?

Ständig noch neue Nachrichten von der «NSU» genannten Terrorzelle, die eine Reihe von Morden an Ausländern begangen hat. Zur gleichen Zeit erinnert man sich an die Serie ausländerfeindlicher Anschläge, die heute vor zwanzig Jahren mit dem Brandanschlag in Rostock-Lichtenhagen einen Höhepunkt fand.
Was hilft gegen Ausländerfeindlichkeit, fragt der Chronist von Orietur Occidens; und er weiß eine einfache Antwort.

Ein falscher Freund

Der anstehende US-amerikanische Wahlkampf bewegt auch hierzulande die Menschen. Dabei moniert der Chronist von Orietur Occidens die Gefahr, daß, weil der eine Kandidat – zu Recht – abgelehnt wird, der andere unkritisch bejubelt wird und dabei ideologische Contrebande ins christliche Glaubensverständnis gerät.

Montag, 20. August 2012

Was ist «’s»?

Eine Kampagne der Bundesregierung, gemeint ist mit ihr: für Kondomgebrauch. An sich schon nicht gut katholisch; aber: wofür wird eigentlich geworben? Der Chronist von Orietur Occidens geht der Frage nach, mit klarem Ergebnis.

Samstag, 18. August 2012

«Und man siehet die im Lichte»

– nämlich diverse Laien hochaktiv im Chorraum in der Festmesse zum Fest der Aufnahme Marias in den Himmel. Der Chronist von Orietur Occidens denkt dabei an Brecht.

Dienstag, 7. August 2012

Sind Kinder für die Eltern oder Eltern für die Kinder da?

Reproduktionsmedizin – Kinder werden produziert: die einen, um dann ausgetragen zu werden, die anderen zum Wegwerfen. Daran hat man sich gewöhnt; nur noch, wenn mittels «PID» entschieden werden soll, welches Kind geboren, welches weggeworfen werden soll, kocht noch der Meinungsstreit hoch. Leihmutterschaft: auch daran hat man sich gewöhnt. Aus Argentinien nun gibt es ein neues Beispiel für möchte-gern-elterliche Bedürfnisse; der Chronist von Orietur Occidens stellt es dar.

Samstag, 4. August 2012

Das Beschneidungsverbot

ist antisemitisch – ist menschenrechtswidrig – ist totalitär: große Worte, doch gut begründet vom Chronisten von Orietur Occidens.

Aus dem Urlaub zurück

Der Chronist hat gesehen, wie schön Augsburg ist. Dabei hat er auch verschiedenartige Eindrücke von moderner Sakralkunst bekommen.

Sonntag, 29. Juli 2012

Komplet im Original - lateinisch deutsch

Die Komplet, das Nachtgebet der Kirche, in der "originalen" Fassung des Römischen Breviers von 1568, zum Singen eingerichtet, lateinisch-deutsch, findet sich hier.

Eine freundliche Empfehlung des Heftkespastoralverlages.

Donnerstag, 5. Juli 2012

Die neue Tafel in Yad Vashem

Der Apostolische Nuntius in Israel ist zufrieden mit der Auswechselung der verleumderischen Informationstafel in Yad Vashem über das Handeln Papst Pius’ XII. während der Scho’a – der Chronist von Orietur Occidens ist es nicht; er weiß das zu begründen.

Montag, 2. Juli 2012

Wie oft noch muß die Schwarze Legende
gegen Papst Pius XII. widerlegt werden?

Den neusten Versuch verdanken wir dem jüdischen Forscher Gary Krupp; «katholisches.info» berichtete. Leider führt die angegebene Dokumentationsseite in ein Chaos; daraus habe ich die beiden ausdrucksstärksten Belege herausgefischt – ich hoffe aber, es gibt noch bessere Fischer.

Sonntag, 1. Juli 2012

Freitag, 15. Juni 2012

Absurdes Theater

Papst Benedikt wünscht die Einheit, der Generalobere der Piusbruderschaft, Mgr. Fellay, ebenso.
Und dann: Der Bruderschaft wird eine «lehrmäßige Präambel» vorgelegt, es folgt Antwort auf Antwort, auch einmal ein Ultimatum, nach dem es – natürlich – weitergeht wie zuvor. Mgr. Fellay ziert sich, verwendet in seiner Antwort kritische Formulierungen – mit «Irrtümern des Konzils» wird er von kath.net zitiert –, die der Papst – wen wundert’s? – ablehnt.
Und in der Zwischenzeit veröffentlicht eine österreichische «Pfarrerinitiative» einen «Aufruf zum Ungehorsam», «Priester und Diakone der Erzdiözese Freiburg» fordern einen «Aufbruch jetzt!» im Ungeist des Theologen-Memorandums, das ZdK treibt seine übliche billige Romkritik. Hat Rom nicht andere Sorgen als «lehrmäßige Präambeln»?
Absurdes Theater! Und dennoch haben beide recht. Mgr. Fellay: er muß vermeiden, daß die anderen Bischöfe der Bruderschaft von der Einheit, die er zu erreichen sich bemüht, abspringen und so die Spaltung fortbestünde, nur mit verschobener Bruchlinie. Der Papst: wenn er zugestünde, daß einige Formulierungen des II. Vaticanum sehr mißverständlich sind, und daß das kein Zufall ist, so würden sich einige Winkel unserer Kirche in einen Hexenkessel verwandeln – und ich fürchte, große Teile der Kirche in Deutschland würden zu diesen gehören.
Beten wir dafür, daß letztlich Papst Benedikt und Mgr. Fellay ihr Werk gelingt!

Was treibt die EU im Kosovo?

Die Kosovo Property Agency: eine Vollstreckungseinheit im Kosovo, straff unter ausländischer Kuratel, wie die englische Sprache des Namens zeigt. Die Regie führt die Eulex, «der größte zivile Einsatz in der Geschichte» der EU, die «mehr als 400 Justizbeamte ... ins Land geschickt» hat.
Was treibt diese Einheit? Sie setzt (zum Beispiel) arme Familien, die kein Geld für Miete haben, aus ihrer Wohnung heraus, auf die Straße. «Wenn wir kommen, gibt es keine Diskussionen mehr.»

Mittwoch, 13. Juni 2012

Der Mythos vom friedlichen Buddhismus

(iterum)
«Die Spannungen hatten sich entladen, nachdem zehn muslimische Pilger während einer Busreise am 3. Juni von einem buddhistischen Mob umgebracht wurden. Anlass war die Vergewaltigung und Ermordung einer Buddhistin Ende Mai, für die drei muslimische Männer verantwortlich gemacht worden waren. Der Mob hatte angenommen, die mutmaßlichen Täter befänden sich in dem Bus», lese ich.

Flaggen

sind für Schiffe geschaffen, nicht für Autos.

Dienstag, 5. Juni 2012

Das Europa des Bundespräsidenten und das meine

«Wo hat denn der Islam dieses Europa geprägt, hat er die Aufklärung erlebt, gar eine Reformation?» lese ich Joachim Gauck zitiert. Verstehe ich den Bundespräsidenten recht, daß ein Islam, der eine Reformation erlebt hätte, mehr zu Europa gehörte als ein einfach nur islamischer Islam? Verstehe ich ihn recht, daß «erlebt» nicht nur heißt, trauriger Zeuge geworden zu sein, sondern auch davon betroffen gewesen zu sein?
Ich selber meine nicht, daß der Islam zu Europa gehöre, doch habe ich zuviel Respekt vor dem Gewissen muslimischer Menschen, als daß ich ihnen vorschreiben wollte, welcher Art ihr Islam sein solle, dem sie anhängen (wohl habe ich eine Meinung, welcher Religion sie besser angehörten).
Doch zurück zum Herrn Bundespräsidenten: meint er dann etwa auch, daß Christen mehr zu Europa gehören, wenn sie eine Reformation «erlebt» hätten?
Mir scheint, das Europa des Herrn Bundespräsidenten ist nicht das meine – mein Europa ist aus der Veredlung der griechisch-römischen Kultur durch ein gänzlich unreformiertes Christentum gebildet worden.

Dienstag, 22. Mai 2012

Bedarf an einer «lehrmäßige Präambel»

«Wir wollen vor allem, dass wiederverheiratete Geschiedene die Eucharistie bekommen können, dass die katholischen Laien an den Entscheidungen in der Kirche beteiligt werden und dass das Priesteramt für Frauen und Verheiratete geöffnet wird», so ein Pfarrer der österreichischen Pfarrer-Initiative in einem Interview.
Und:«Unsere Initiative vereint etwa zehn Prozent der Pfarrerschaft in Österreich. Wir spüren in der Hierarchie eine Menge Nervosität. Gleichzeitig werden erste Gesinnungsfreunde ähnlicher Initiativen in der Slowakei und in Irland drangsaliert. Man droht diesen Pfarrern, ihnen ihr Amt zu entziehen, wenn sie nicht schweigen.»

Ich wünsche da keine Drohungen, sondern die Verpflichtung, eine «lehrmäßige Präambel» zu unterschreiben, für alle Pfarrer der Pfarrer-Initiative, mit der nachkonziliären Professio fidei – « .. Außerdem hange ich mit religiösem Gehorsam des Willens und des Verstandes den Lehren an, die der Papst oder das Bischofskollegium vorlegen, wenn sie ihr authentisches Lehramt ausüben, auch wenn sie nicht beabsichtigen, diese in einem endgültigen Akt zu verkünden.»

Mittwoch, 16. Mai 2012

Warum eigentlich

muß die Piusbruderschaft und nicht der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz eine «lehrmäßige Präambel» unterschreiben?

Dienstag, 15. Mai 2012

Die Piusbruderschaft: Worum geht es? Um wen geht es?

Seit langem wird immer deutlicher: Papst Benedikt bemüht sich um die Einheit – die Piusbruderschaft ziert sich – es häufen sich Kommentare, aus der Einheit werde nichts werden.
Doch nun, seit wenigen Wochen, wird klar, daß die Weichen von beiden Seiten auf die Einheit hin gestellt sind. Allerdings: jetzt zeigen sich Spannungen innerhalb der Piusbruderschaft. Jetzt, da die Hoffnung auf Einheit größer ist als je seit 1988, droht sich die Bruderschaft zu spalten.

Worum geht es?
Die Einheit der Kirche ist vom Herrn gewollt; es ist klar, daß die Piusbruderschaft sie braucht.
Aber auch die Kirche braucht sie: sie kann nicht einfach auf so viele Priester verzichten – Priester, zu denen man jedenfalls sehr viel mehr Vertrauen haben kann als zu den Pfarrern der österreichischen «Pfarrerinitiative» mit ihrem „Aufruf zum Ungehorsam“ oder zu den Theologen des «Theologen-Memorandum 2011».
Darüber hinaus ist auch rein menschlich jede Spaltung von Übel: sie zwingt zumindest jeden, der Priester werden will, sich zu entscheiden zwischen zwei Seiten, obgleich an keiner der beiden nur Schlechtes wäre. Hat man sich aber entschieden, so läuft man, ganz menschlich, Gefahr, um im Einklang mit der eigenen Entscheidung zu bleiben («Dissonanzvermeidung»), die andere Seite nur noch ablehnend wahrzunehmen, das Gute an der anderen Seite ebenso wie das weniger Gute an der eigenen nur mehr wenig zu bemerken. Man läuft, ganz menschlich, Gefahr, Argumente nur noch von der eigenen Seite zu beachten. So werden beide Seiten einseitiger.

Um wen geht es?
Bischof Bernard Fellay, der Generalobere, will die Einheit, P. Schmidberger, der Obere des deutschen Distrikts und frühere Generalobere, ebenso. Doch die drei anderen Bischöfe wenden sich dagegen; kürzlich ist ein Brief von ihnen an den Generalrat veröffentlicht worden, zusammen mit der Antwort von Mgr. Fellay und seinen Assistenten.
Was nun ist von diesen drei Bischöfen zu befürchten?
Mgr. Richard Williamson ist in der Öffentlichkeit diskreditiert durch seine weitgehende Leugnung der Scho’a; in den Gemeinden der Piusbruderschaft stoßen zudem seine überzogenen Forderungen (ein jeder bete täglich drei Rosenkränze) auf Unwillen.
Mgr. Alfonso de Galerreta ist der unauffälligste der Bischöfe; von ihm ist eher nicht zu erwarten, daß er die Initiative zur Spaltung ergriffe.
Es geht vor allem um Mgr. Bernard Tissier de Mallerais: hochintelligent, hochgebildet, zutiefst integer. Er plaidierte 1988 gegen die Bischofsweihe; nach den Erfahrungen der Jahre danach zeigt er sich intransigent. Er ist es, der, im Verein mit den beiden anderen, einen beträchtlichen Teil der Bruderschaft und ihrer Gemeinden in die Spaltung führen könnte. Und doch ein Mann, wie ihn die Kirche braucht.
Es hat Mgr. Fellay, es hat kürzlich P. Simoulin in einem sorgfältig argumentierenden Text inständig zum Gebet um die Einheit aufgerufen. Ich schließe mich ihm an.
Die Ligamina verdanke ich dem Portal zur katholischen Geisteswelt und Motu Proprio: Summorum Pontificum. Zur Frage der Konzilsanerkennung bietet Laurentius Rhenanius einen trefflichen Kommentar.

Donnerstag, 10. Mai 2012

Hebammen in Bedrückung

Einmal hatte ich die Gelegenheit, eine Klasse werdender Hebammen zu unterrichten. Es waren junge Frauen, die durch ihr Engagement, ihre Klugheit beeindruckten.
Nun erfahre ich, daß Hebammen heutzutage oft nur einen Stundenlohn erhalten, den kein anständiger Mensch seiner Putzfrau zumuten würde. Die gewichtigste Ursache: die Haftpflichtversicherung kostet sie heute etwa das Dreieinhalbfache dessen, was vor nicht einmal zehn Jahren zu zahlen war – und was auch schon sehr viel war. Das Gesundheitsministerium «sieht aber keinen akuten Handlungsbedarf ... Man erwarte vielmehr von den Krankenkassen, „dass auch der ... zu erwartende Anstieg der Prämien im Rahmen der Vergütungsverhandlungen angemessen berücksichtigt wird“.
Also: der Staat schafft einer Rechtsprechung Raum, die Hebammen auch ohne abnorme Leichtfertigkeit zu untragbaren Schadensersatzleistungen verurteilt; er mutet ihnen zu, sich zu kaum tragbarem Preis dagegen haftpflichtversichern zu lassen. Wenn es aber darum geht, Hebammen es zu ermöglichen, trotzdem ihrem Beruf nachzugehen, so «erwartet» die Regierung, daß die Krankenkassen da einspringen, sie selber läßt den Dingen ihren Lauf.
Und so geben immer mehr freiberufliche Hebammen ihren Beruf auf oder beschränken sich auf andere Aufgaben, leisten keine Geburtshilfe mehr. Nur die Zahl der in Kliniken angestellten Hebammen steigt, dort also, wo die Pathologisierung von Schwangerschaft und Geburt vorangetrieben wird.
Lest auch, was vor einiger Zeit schon der Chronist von Orietur Occidens zu diesem Thema geschrieben hat.

Montag, 7. Mai 2012

Glanz und Elend einer Frauengruppe

Eine Frauengruppe von weither ist zu Besuch. Nach der Sonntagsmesse werden wir zum Kirchenkaffee und auch zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen. Ich setze mich an einen Tisch; und es entwickelt sich ein angenehmes reges Gespräch.
Zwischendurch einmal wird zur Unterschrift unter zwei Listen aufgefordert. Die erste geht um gerechtere Anerkennung von Erziehungsleistungen für die Rente von Müttern; da unterschreibe ich natürlich (meine Mutter hat mich ja auch vor 1992 großgezogen). Die zweite, die ich natürlich nicht unterschreibe, fordert die Diakonenweihe von Frauen; das lasse ich als Frauenbundfolklore an mir vorbeigleiten.
Schließlich setzt sich eine wichtige Frau unserer Pfarrei an unseren Tisch; die Gäste stellen mich ihr vor, wir reden miteinander. Auch und gerade sie will die Diakonenweihe von Frauen, sie klagt, wie schlecht Frauen in der Kirche behandelt würden, wo ja nur Männer entschieden. Beispiele: mancherorts würden Frauen als Kommunionhelferinnen abgelehnt, mancherorts Meßdienerinnen; und in der Erzdiözese Köln habe der Kardinal Frauen einen Wortgottesdienst zum Fest der heiligen Katharina von Siena verweigert.
Sie sagt das alles so frustriert, mit solchem Ressentiment, als sei die ganze Kirche deshalb detestabel; und sie sagt klar, was sie will: Macht. Ich versuche, mit ihr darüber zu sprechen – es gibt Menschen, es gibt Priester, die mehr Grund haben, über gewisse kirchliche Obrigkeiten zu klagen, die nichtsdestoweniger mit Freude ihren Dienst tun; und wieviel Gutes und Schönes erleben wir unter dem jetzigen Pontifikat. Doch sie muß bald wieder weg.
Nein, ich wünsche ihr keine Macht.

Donnerstag, 3. Mai 2012

Der Charming Boy des Himmels


"Jakobus war ein Verwandter des Herrn. Er hatte den Beinamen der Gerechte. Von Jugend an trank er keinen Wein und keine berauschenden Getränke, enthielt sich des Fleischgenusses, ließ sich nie das Haar schneiden, brauchte nie eine Salbe und nahm nie ein Bad. Ihm allein war es gestattet, in das Allerheiligste einzutreten. Er trug nur Leinenkleider; infolge seines ununterbrochenen Betens war die Haut an seinen Knien so hart geworden wie die von Kamelen."

(Aus der 5. Lesung des Festes der hll. Apostel Philippus und Jakobus am 1. Mai - heute 3. Mai - aus dem Römischen Brevier von 1568)

Montag, 30. April 2012

Hexen

Sonderbar! Unter diesem Titel erschien vor drei Tagen auf kath.net zu diesem Thema ein Artikel, in den ein längerer Artikel aus einem neuheidnischen Netzportal eingelinkt ist, geschrieben von einer bekennenden Neuheidin. Und tatsächlich ist dieser Artikel sehr gut, ohne jedwede antikirchliche Tendenz; im Gegenteil, er räumt sachlich und sachverständig auf diesem Feld die Leggenda nera ab. Nichts ganz Neues, aber eine gelungene Auswertung des in den letzten drei Jahrzehnten erreichten Wissensstandes, lohnend für jeden, der imstande und bereit ist, sich durch mehrere englische Seiten durchzuarbeiten. Wer auf sicher gehen will, kann ja für das Anklicken des neuheidnischen Netzportals etwas Weihwasser bereithalten.
Erstaunlicherweise scheint es jedenfalls, daß das Neuheidentum eine Sekte ist, die ihren Anhängern nicht so völlig das eigene Denken verbietet wie etwa Scientology oder Political correctness.
Für die Kirche aber heißt das: keineswegs kann man ihr den Vorwurf machen, daß sie den Hexenwahn oder die Hexenprozesse vorangetrieben hätte, wohl aber den, daß sie von dem klaren Verdikt gegen den heidnischen Hexenglauben, das sie noch im frühen Mittelalter ausgesprochen hat, abgegangen ist, kurz: daß sie von ihrer Tradition abgewichen ist.

Fehlende Mädchen und leukämiekranke Kinder

Im nahen Umkreis von Atomanlagen werden unverhältnismäßig mehr Jungen als Mädchen geboren; dieses Phänomen tritt auch auf, wenn die radioaktive Strahlung weit unter den zulässigen Grenzwerten liegt. Diese «Ergebnisse sind „signifikant“», so ist in einem Zeitungsartikel zu lesen. Also: wieso das so ist, weiß niemand so recht; daß das so ist, ist nicht mehr zweifelhaft.
Wenn aber nahegelegene Atomanlagen entweder das Geschlecht von neugezeugten Kindern beeinflussen oder aber zum Absterben ungeborener Mädchen führen können, können sie dann nicht ebenso gut Krankheiten wie etwa Leukämie auslösen?
Eigentlich weiß man schon seit langem, daß sich in der Umgebung von Atomanlagen Leukämiefälle bei Kindern häufen, aber hier, wo es ganz offensichtlich um Leben und Tod geht, nimmt man die bisherige Unfähigkeit, diesen Zusammenhang zu erklären, als scheinbares Argument gegen den eindeutigen Zusammenhang selbst.

Donnerstag, 26. April 2012

Geht das lange Leiden vieler an «allen» zu Ende?

Eine abenteuerliche Vorstellung ist es, die da der Papst skizziert: Matthäus und Markus hätten die Worte des Herrn – sei es, weil sie vom semitischen Sprachgefühl geleitet waren, sei es aus Unkenntnis – falsch ins Griechische übersetzt; daraufhin hätte die ganze Kirche arglos und verständnislos diese falschen Worte benutzt, bis endlich im XX. Jahrhundert ein deutscher Theologe [N.B.: ein ansonsten sehr achtenswerter Theologe!] die Wahrheit entdeckte, was dann zu einem «exegetischen Konsens» führte, demzufolge zwar nicht die Bibel, wohl aber die Wandlungsworte der Meßliturgie nun anders ins Deutsche übersetzt wurden.
Allerdings: ein halbes Jahrhundert später ist solch ein Konsens vergangen. Und Papst Benedikt hat jetzt eine klare Entscheidung getroffen.
Eine weitere Auswertung der wunderlichen Geschichte bietet der Kommentator von Orietur Occidens.

Montag, 16. April 2012

57 Minuten zu spät:

Samstag, 14. April 2012

Abenddämmerung der Piusbruderschaft?

Die notwendige Entscheidung naht; und sie liegt nun der Piusbruderschaft zugeschoben. Wir können nur für deren Verantwortliche beten, daß sie Rechthaberei nicht als Rechthaben ansehen.
Wie sonderbar aber das Ganze ist, ist ausführlich zu lesen in einem Text von John R.T. Lamont, den Sandro Magister dankenswerterweise veröffentlicht hat.

Denkauftrag an die Piraten und alle Menschen guten Willens

Zum vergangenen Karfreitag hat die Piratenpartei zu Tanz-Flashmobs gegen das Verbot von Tanzveranstaltungen am Karfreitag aufgerufen. (Flashmob nennt man eine über das Internet zu einem gemeinsamen Zweck sich blitzartig zusammenfindende Volksmasse)

Das ist ziemlich kurzgedacht. Ein Pastor impfte seine Meßdiener vor der Fronleichnamsprozession gegen dumme Bemerkungen von Autofahrern: „Ihr müßt ihnen antworten: Wenn wir das hier nicht täten, müßtest du heute arbeiten.“ So könnte man den Piraten erwidern: Wenn du Karfreitag tanzen willst, dann mußt du diesen Feiertag abschaffen.

Die Piraten argumentieren, daß es in einem religiös neutralen Staat nicht in Ordnung sei, wenn ein (kleiner, und kleiner werdender) Teil der Gesellschaft allen Bürgern vorschreiben wolle, was sie an einem Feiertag zu tun und zu lassen hätten. Auch das ist sehr kurz gedacht: Karfreitag ist ein staatlicher Feiertag. Zwar auch ein kirchlicher, aber die Kirche würde niemals auf die Idee kommen, Muslimen oder Atheisten eine Feier an diesem Tag verbieten zu wollen. Sie kann und will es nicht. Der Staat hat das Tanzverbot erlassen, und zwar um den Sinn dieses Tages für die ganze Gesellschaft in Erinnerung zu halten.

Als Kirche sind wir natürlich dankbar für die staatlichen Feiertage, aber wir brauchen sie nicht. Wir könnten auch frühmorgens oder nach Feierabend zur Feier der Gottesdienste zusammenkommen. Es ist der Staat, der einige Feste des Kirchenjahres (nicht zuletzt den Sonntag) zu arbeitsfreien Tagen erklärt hat, weil er weiß: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist.“ (Ernst-Wolfgang Böckenförde, Bundesverfassungsrichter)

Und hier sind wir am Kern des Problems: Sind wir bereit, für diese menschlich-positive Freiheit einzustehen? Sind wir bereit, den gemeinsamen kulturellen Boden unseres Landes – und der ist nun einmal christlich – zu akzeptieren und mitzutragen, auch wenn wir selbst anderes oder gar nichts glauben? Sind wir bereit zu bejahen, daß die Grundlagen unseres Staates (Schutz jedes Menschenlebens, Schutz der Schwachen, Unschuldsvermutung, objektive Gerichtsverfahren usw.) auch heute sinnvoll und schützenswert sind?

Ein anderer Flashmob, nämlich der in Emden, der mit einem unschuldigen Jugendlichen kurzen Prozeß machen wollte, zeigt, daß es längst andere Tendenzen gibt. Das steht zwar nicht in einem moralischen, wohl aber in einem gesellschaftlichen Zusammenhang.

Wir feiern in dieser Woche Ostern – und tun das noch bis Pfingsten. Christus hat am Karfreitag alle Gewalt und Schuld „wie ein Lamm“ auf sich genommen, ans Kreuz und ins Grab getragen, und er hat an Ostern den Tod besiegt. Seine göttliche Barmherzigkeit ist stärker unser „kurzer Prozeß“. Ostern feiern, an Christus glauben heißt, sich auf die Seite des Lebens und der Barmherzigkeit zu stellen. Ostern nicht zu feiern und an Christus nicht zu glauben schließt allerdings nicht aus, für das Leben und die Barmherzigkeit einzutreten. Und dazu kann die Stille des Karfreitags wie auch jeder Sonntag eine gute Hilfe sein, wenn wir den Sinn kennen.

Mittwoch, 11. April 2012

Das Evangelium vom Ostersonntag

Zwei Apostel, Petrus und Johannes, laufen zum Grab. Johannes ist schneller, kommt als erster an. Er ist der Lieblingsjünger, der kurz zuvor beim Letzten Abendmahl den Ehrenplatz ganz nahe beim Herrn innegehabt hatte; Petrus dagegen hat sich gleich danach im Hof des Hohenpriesters entsetzlich bloßgestellt. Doch er ist es, dem der Herr den Vorrang unter den Aposteln zuerkannt hatte; und so wartet Johannes, am Grab angekommen, läßt ihm den Vortritt, so daß Petrus – nach den Frauen – der erste Zeuge der Auferstehung wird.

Mittwoch, 4. April 2012

Dienstag, 3. April 2012

Rechtsprechung gegen die Natur

Ein Urteil des italienischen Kassationshofes befindet, gleichgeschlechtliche Paare hätten gleiche gesetzliche Rechte zu haben wie ein verheiratetes Paar. Mit der heutigen gesellschaftlichen Situation und auch der Europäischen Menschenrechtskonvention sei die Auffassung überwunden, nach der unterschiedliches Geschlecht die «naturalistische Voraussetzung der Ehe» sei.
Was manchem nach gewohnter PC-Folklore klingen mag, erweist sich bei näherem Hinsehen als noch viel schlimmer:
Lest weiter in der Chronik von Orietur Occidens.

Dienstag, 27. März 2012

Der Geburtstag Papst Benedikts steht bevor

«Der Glaubende wie der Ungläubige haben, jeder auf seine Weise, am Zweifel und am Glauben Anteil», ein jeder Christ unserer Zeit sei in irgendeiner Weise seines Glaubens unsicher, ebenso wie der Ungläubige seiner Verleugnung, schrieb Joseph Ratzinger in seinem Buch über das Apostolische Glaubensbekenntnis.
So bedauernswert das ist – es scheint wirklich so zu sein. Ich bedenke die vergangenen Jahre.
Tiefbesorgt war ich, als ich erfuhr, daß Papst Johannes Paul II. im Sterben lag, als ich die Gerüchte vernahm, welche Meinungen im Kardinalskollegium vorherrschten. Dann aber wurde, was ich nicht zu hoffen gewagt hatte, jener Joseph Ratzinger, der mittlerweile den Kardinalspurpur erhalten hatte, zum Papst gewählt, im Alter von 78 Jahren, als schon jene unselige Altersgrenze drohte, die Papst Paul VI. den wahlberechtigten Kardinälen gesetzt hatte.
Nicht nur damals, sondern auch im persönlichen Leben – und da wohl noch deutlicher – hatte ich erlebt, daß so vieles zusammentraf, daß ich vernünftigerweise nicht zweifeln kann, daß das die göttliche Vorsehung bewirkt hat. Als aber Papst Benedikt gewählt wurde, ist solches vor besonders großer Öffentlichkeit geschehen.
Daher lernte ich mehr und mehr, der Vorsehung Gottes zu vertrauen. Und so habe ich Gott für die Wahl des Papstes gedankt. Noch am selben Abend habe ich mein Laudate genommen und ganz allein jenes deutsche Lied gesungen, das dem Te Deum nachgedichtet ist; alle zwölf Strophen habe ich gesungen*.

Darum erwarten wir voll Freude den 85. Geburtstag unseres Heiligen Vaters Benedikt XVI. und auch den siebten Jahrestag seiner Wahl zum Papst und bitten:

• Exaudi Christe! •


_______________________
* Ein Lied, das im GL nur verstümmelt wiedergegeben ist; cf. Wilfried Hasselberg-Weyandt: Steifzüge durch EÜ und GL: Te Deum und «Grosser Gott, wir loben dich». E&E 14 (2009), S. 33-36

• Eadem latine •

Zum Florentiner Neujahrsfest

stellen wir dem internetten Publikum neue Florilegien aus E&Ewald vor, zu den Themen «Priestertum» und «Die Verbürgerlichung der Kirche».

Samstag, 24. März 2012

Ein gesegnetes neues Jahr!

In alter Zeit begann das Jahr, wie die Monatsnamen von September bis Dezember noch heute zeigen, mit dem März, oder auch dem 24. Februar, nach den Terminalien. Der Beginn des Amtsjahrs der römischen Magistrate jedoch wurde später dann auf den 1. Januar festgelegt; Caesar ließ auch das bürgerliche, das julianische Jahr mit diesem Termin beginnen.
Als die Christenheit begann, die Jahre von Christi Geburt an zu zählen, wurde es sinnvoll, das Jahr mit seinem Geburtsfest zu beginnen, das ja nahe am 1. Januar liegt.
Im Mittelalter jedoch gab es verschiedene Jahresanfänge; der Weihnachtsstil war zwar der verbreiteteste, aber Münster und Spanien etwa blieben beim von Caesar ererbten Circumcisionsstil, und in der Toscana gab es einen theologisch wohlbegründeten anderen Jahresanfang:
Sinnvoller noch, als von der Geburt Christi an zu zählen, ist es, von der Inkarnation auszugehen, also vom Fest der Verkündigung. Das geschah dort; nur: wie dann die Jahre zählen?
In Pisa, Lucca und Arezzo war man konsequent: man zählte logischerweise von dem 25. März an, der dem jeweiligen Weihnachtsfest vorausging. Doch dadurch befand man sich dort meistens denen gegenüber, die den Weihnachts-, den Circumcisionsstil oder gar den Osterstil pflegten, ein Jahr voraus. In Florenz war man pragmatischer und begann am 25. März das Jahr, das anderswo vor wenigen Monaten schon begonnen hatte – dort war man also stets Arezzo gegenüber ein Jahr zurück.
Orietur Occidens hat sich für die florentinische Verbindung von theologischer Tiefe und Pragmatik entschieden, was es uns erlaubt, die Verpflichtungen des Jahres fast drei Monate hinauszuzögern, und wünscht allen jetzt ein gesegnetes Jahr 2012.

Andererseits: die Passionszeit beginnt.

Andere Nachrichten aus Syrien (tertium)

Nein, ich kann die Sache nicht beurteilen. Aber da unser aus Syrien stammender Freund, der im Kontakt ist mit seinen Angehörigen, die noch dort leben, ganz ähnliches sagt, kann ich Herrn Todenhöfers Aussagen nicht einfach abtun. Auch daß er den Eindruck nicht scheut, er sei weniger für die Menschenrechte engagiert als Saudi-Arabien und all die Golfstaaten, spricht nicht von vornherein gegen ihn und seine Aussagen.

Mittwoch, 14. März 2012

Die Kirche der Gottesgebärerin Maria und der heiligen Schmuni

Vor einigen Jahren noch war es ein «Fitneß-Studio».

Die Harburger syrisch-orthodoxe Gemeinde hielt früher ihre Gottesdienste in verschiedenen westlichen Kirchen der weiteren Umgebung ab. Mein aramäisches Patenkind habe ich damals in einer evangelischen Kirche zur Taufe getragen.
Sonderlich günstig war das nicht: die Gottesdienstzeiten mußten sich denen der Gastgeber nachordnen, manchem Wechsel war man unterworfen, und nicht jeder Pfarrer war gleich kooperativ.
So nahm man das große Werk in Angriff. Von anderen syrisch-orthodoxen Gemeinden gab es Spenden, doch die meisten Aufgaben waren vor Ort zu bewältigen. Vor etwa fünf Jahren ging es los. Fortan verbrachte ein großer Teil der Mitglieder der Gemeinde einen großen Teil ihrer Freizeit mit Bauaufgaben. Im letzten Herbst konnte die Kirche geweiht werden.

Die Kirche lebt vom Engagement der Gemeindemitglieder. Der Priester arbeitet in einem Industriebetrieb – vollzeitig, und keineswegs aufgrund einer Arbeiterpriesterideologie. Und viele bringen ihren Dienst in den Gottesdienst ein. Die Ministranten sind zahlreich und liturgiekundig, der Chor der Diakonissen – ganz junger Damen – singt nicht irgendwelche Lieder, sondern authentischen liturgischen Gesang. Und in einem Seitenraum wird zweimal die Woche Aramäischunterricht gegeben.

Nach der Sonntagsmesse sind wir eingeladen zu einem Frühstück im Untergeschoß, wo ein großer Speisesaal seinen Ort hat. Es gibt dort Brot, Trauben, Kaffee, Tee, Wasser. Ich erfahre, daß fast jeden Sonntag jemand aus der Gemeinde aus irgendwelchem Anlaß dorthin einlädt. Ich bemerke, wie jemand sich ein Pulver, einen «Milchweißer» in den Kaffee schüttet. Später erfahre ich warum: es ist ja Fastenzeit, Milch – das geht da nicht.

Mittwoch, 29. Februar 2012

Moralische Nachlese

Neue Kommentare haben sich angesammelt:

NEOLIBERALER NEBEL
Ein Interview mit einem Professor für Internationale Volkswirtschaft, der Beratertätigkeit bei mächtigen Institutionen vorzuweisen hat, klingt über weite Strecken nicht sehr ideologisch; doch gegen Ende macht es die Denkweise – und damit den Denkfehler – des Neoliberalismus augenfällig. Lest mehr darüber!
Drei Wochen später stieß ich auf einen Leserbrief – «Die Mehrheit schämt sich» –, der zeigt, daß in Deutschland wirklich Menschen infolge der «Hartz IV»-Reformen verhungern; der Verfasser, ein Sozialarbeiter, erklärt, die von ihm (leider nicht sehr détailreich) geschilderte Begebenheit sei in seinem Arbeitfeld kein Einzelfall.

MUSS FOLTER BEZAHLT WERDEN?
Ein Iraner, der zum Christentum konvertiert ist, soll in Deutschland dafür bezahlen, daß er der Folter überantwortet wurde. Lest mehr darüber!

Dienstag, 28. Februar 2012

Verdrängte Weisheit

Etwas Besonderes ist es, wenn dort, wo Törichtes propagiert wird, sich verdrängte Weisheit finden läßt.
Der Titel «Droht eine Perpetuierung des liturgischen Plusquamperfekts?» läßt schon die unselige Tendenz eines Aufsatzes erkennen, den ausgerechnet ein Professor für Gregorianik und Liturgik jüngst publiziert hat.
«Man orientiert sich an einer eng geführten Gestalt von Tradition und übersieht dabei, dass der Glaube und seine gottesdienstlichen Ausdrucksformen immer neu angeeignet und übersetzt werden müssen.» Das stimmt: der Glaube und seine gottesdienstlichen Ausdrucksformen müssen immer neu angeeignet werden. Der Gläubige muß dem Glauben und seiner Liturgie entgegenreifen, nicht etwa Glaube oder Liturgie dem ungereiften, dem zeitgeistgeprägten Menschen angepaßt werden. Doch was ist eine «eng» geführten Gestalt von Tradition»? Nicht nur mit dieser sonderbaren Formulierung, über den ganzen Text hin negiert der Autor die Weisheit dieses Satzes – selbst die mangelhafte Qualität irgendeiner amerikanischen Popsängerin muß dann als Argument gegen die überlieferte Liturgie dienen.
«Dadurch entsteht das Bild von Kirche als einer sakralen Gegenwelt (man könnte in diesem Zusammenhang von einer „entweltlichten“ Kirche sprechen), die sich dem gefährlichen Strom der Geschichte wie ein Fels entgegenstemmt und den Menschen Zuflucht vor allen Unbilden der Zeitläufte bietet.» Solches ist die Kirche in der Tat. «Nolite conformari huic saeculo» (Röm. 12, 2) steht über diesem Blog – macht euch nicht dieser Welt konform; und «Die katholische Kirche ist die einzige Institution, die den Menschen vor der erniedrigenden Sklaverei bewahrt, ein Kind seiner Zeit zu sein», führte Gilbert Keith Chesterton aus, wie man von Laurentio Rhenanio weiß.
Darum auch ist die Kirche „semper reformanda“, stets von zeitbedingten Entstellungen zu befreien. Doch wieder negiert in jenem Aufsatz der Autor die Weisheit der eigenen Worte, indem er fortfährt: «Das wäre ein zumindest partieller Abschied von der „ecclesia semper reformanda“, die ... durch die Geschichte pilgert und sich immer wieder neu und auch in sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen mühsam gestalten muss.» „Ecclesia semper reformanda“ heißt es, nicht „semper conformanda“!

Mittwoch, 22. Februar 2012

Neues aus Ewald & Ewald & dem Alltag der Kirche

Da ein Text über die Verbürgerlichung der Kirche noch auf dem Weg in den neuen E&Ewald war, bemühte sich die real existierende Liturgie schon geflissentlich, ihn zu bestätigen – das Bestehen eines Konvents jährte sich; Erstkommunikanten wurden vorgestellt.
Hier eine Kostprobe aus einer anderen Partie des E&E-Textes:

Das grundlegende Motto behäbiger Bürgerlichkeit

Noch einmal sei gesagt: ich schätze kultivierte Bürgerlichkeit. Doch es gibt eine behäbige wohlétablierte Bürgerlichkeit, die durch ihre banale Ansprüchlichkeit sehr wenig erfreulich ist (...). Ihr grundlegendes Motto lautet:
– Was sollen denn die Leute dazu sagen!
Für den eingefleischten Kleinbürger gibt dieses Motto das unverbrüchliche Lebensprinzip. Der Honoratior wird sich eine etwas differenziertere Haltung leisten. Sobald es sich jedoch nicht um «die Leute» handelt, sondern um seinesgleichen, tritt es wieder voll in Kraft. Wer modern denkt, wird dieses Motto enragiert ablehnen – und sich ebenso enragiert danach richten.
Modern zu sein ist nämlich die gängigste Art, nach diesem Motto zu leben – die Mode, der alle durch all ihre Wandlungen und Windungen folgen, ist das Paradefeld wohlétablierter Bürgerlichkeit.
Hier liegt der Schlüssel für das Verständnis all der Forderungen der kirchlichen Bourgeoisie, die von den Forderungen der Arrièregarde der Altachtundsechziger von der Insel Wisiki bis zu denen der Großhonoratioren vom Theologen-Memorandum und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken reichen: Frauen nicht zum Priesteramt, nicht einmal zum Diakonat zuzulassen, Priestern den Zölibat abzuverlangen, «wiederverheiratete» (also anderweitig neuverheiratete) Geschiedene von der Kommunion auszuschließen, mit protestantischen Mitchristen keine «Abendmahlsgemeinschaft» zu dulden – was sollen denn die Leute dazu sagen!


Aber E&E bieten mehr.
So hat, verborgen in den Tiefen zwischen dem geheimnisvollen Graxedom und den mathematisch anspruchsvollen einhundertdreiundfünfzig Fischen, Thomas Baumann einen sehr lesenswerten Exkurs über Predigtmärlein allzu diskret plaziert. Dieser Exkurs sei nun dem Tageslicht, sprich: den Streifzügen durch die Bibel übergeben.
Und beim Einstellen bemerkte ich, daß der vorangehende Text, der schon seit bald zwei Jahren im Netz steht, übel verstümmelt ist – ein winziger html-Fehler: an einer Stelle hatte ich Anführungsstriche vergessen; nun sind sie endlich da, und mit ihnen der unverstümmelte Text.

Und: wieder ist Fastenzeit.

Dienstag, 21. Februar 2012

Ewald&Ewald: der neue Jahrgang ist geöffnet

Eine Dekade bereits liegt der Tag der Abendländischen Musik zurück – Zeit, die Früchte der Öffentlichkeit darzubieten.
Messe, Vesper in gregorianischer Pracht. Et ultra drama latinum «De magno Dei miraculo» ab egregia Caecilia Coqua confectum laetitia omnium exactum est, cui nempe versetti instrumentales vesperae inserendi cesserunt.

Zwischendurch aber wurde der neue Jahrgang von Ewald & Ewald entkorkt. Nachdem die Hefte zuletzt in etwas abgespeckter Gestalt erschienen waren, haben sie nun den alten Glanz zurückerlangt.
Nachdem Thomas Baumann in seinem großen Werk über moderne Irrtümer – oder vielmehr neuaufgewärmte alte Irrtümer – sich dem Verständnis einer breiten Leserschaft hatte fügen müssen, konnte er nun nach Herzenslust das Verständnisvermögen aller strapazieren. Ein ganz neuer und ein altbewährter Autor haben das homiletische Genre in unseren Heften eröffnet. Und Vorträge vom vorigen Tag der Abendländischen Musik habe ich zu einem Text über die Verbürgerlichung der Kirche ausgearbeitet. Eine Kostprobe daraus soll bald folgen.
Dann noch ein Text über die unsägliche Argumentation für eine «Frauenordination» und einer über «catholicae et apostolicae fidei» cultores – die, «die den katholischen und apostolischen Glauben pflegen» und die gerade in unserer Zeit, die die Rolle der Laien in der Kirche so hochzuhalten vorgibt, aus dem römischen Kanon wegübersetzt worden sind.
Das ganze ist internett zu haben – zum Ausdruck als Heft formatiert.

Mittwoch, 1. Februar 2012

Ewald und Ewald und Tag der Abendländischen Musik

Gerade im Begriffe, in den neuen E&Ewald einen Artikel über die Verbürgerlichung der Kirche zu setzen, da erlebe ich, wie, gerade rechtzeitig, in einer Festmesse zum zwanzigjährigen Bestehen eines örtlichen Konvents man sich große Mühe gibt, all das zu bestätigen, was ich da angeführt habe (und – anderer Ort, anderer Anlaß, nichtsdestoweniger ganz ähnlich – schon einmal ausführlich beschrieben habe).
Also: rechtzeitig noch anno 2011 stilo florentino (wieviel Hektik erspart sich doch unsere Sodalitas dadurch, daß sie diese Jahresrechnung gewählt hat) wird das neue Heft fertig. Und es hat zugenommen: altbewährte Autoren sind wieder dabei, unter ihnen der Editeur en titre, der aus den Tiefen des Bücherschreibens nach dem Erscheinen seines großen Werkes wieder aufgetaucht ist; ein neuer Autor ist dazugestoßen.
Gelitten hatte unter den Wirren unseres Bistums der Tag der Abendländischen Musik; aber wenn er auch in diesem Jahr (stilo florentino) nur etwas eingeengt zustande kommt: er findet statt; und ich hoffe auf große musikalische Ereignisse.
Venite, canite, psallite!

Samstag, 14. Januar 2012

Der Neocatecumenato

Auf dem Site «Summorum Pontificum» ist ein bemerkenswert differenzierter und weitgehend wohlwollender Text über den Neocatecumenato und seine sehr besondere Liturgie zu lesen. In einem Zweispalt gegenüber dieser Bewegung stehe auch ich; und wenn ich zusätzlich noch meinen Kommentar abgebe, so deshalb, weil mir etwas kritischere Gedanken kommen.

Ich erinnere mich, wie in meiner ostwestfälischen Lebensepisode unser Pfarrer – ein hervorragender Mann – über den Neocatecumenato klagte, über dessen Bemühung, seine Gottesdienste isoliert von der übrigen Kirche abzuhalten.
In meiner anschließenden hanseatischen Lebensepisode lebte ich in einer Pfarrei, deren Pfarrer selber, sehr aktiv, zum Neocatecumenato gehörte. Unter den dortigen Neocatecumenen habe ich freundliche Menschen mit klarem, entschiedenem Glauben kennengelernt; es tat mir leid, daß man mit ihnen keinen privaten Kontakt schließen konnte. Andererseits habe ich eines Abends eine ihrer Katechesen besucht; ich war befremdet von dem geringen geistigen Niveau und dem harten Auftreten des Katecheten. Noch befremdeter war ich von der Art, wie der Pfarrer die Messe an Festen feierte, die keine staatlichen Feiertage waren – an solchen Tagen habe ich fortan die heimische Pfarrei gemieden.
Eines Tages, noch zu Anfang meiner dortigen Zeit, rief mich eine Pfarrerin der protestantischen Nachbarpfarrei an, erzählte, daß unser Pfarrer sie gefragt habe, ob er in ihrer Kirche die Osternachtfeier für seine Gemeinschaft abhalten könne. Sie wollte meine Meinung dazu hören; ich habe abgeraten, der Klage meines früheren Pfarrers gedenk. Später klagte mir gegenüber unser Pfarrer über die Unfreundlichkeit der protestantischen Pfarrei, die ihm das abgeschlagen hatte. Damals schämte ich mich; als ich nun Sandro Magisters Artikel las, wurde ich daran erinnert – nun schäme ich mich nicht mehr.

Es stimmt: im Neocatecumenato finden Menschen zu klarem, entschiedenem Glauben. Nur: der Preis ist eine Abschottung von der Kirche; Sandro Magister stellt sie noch schärfer da, als ich sie damals erleben konnte. Ich kenne recht gut eine andere der «Neuen geistlichen Bewegungen», eine, die sich nicht absondert. Dort beobachte ich, wie sich der Impetus sich nach einigen Jahrzehnten abschwächt; die Bewegung wächst kaum noch. Was würde aus den Menschen, wenn sich wie beim Neocatecumenato ihr geistliches Leben fast ausschließlich in ihren kleinen Gemeinschaften abspielte, wenn diese dann langsam absterben? Und ich habe erlebt, wie unchristliche Lebensweise und entsprechende Lehren sich in einer Diözesangruppe ausbreiteten. Wie groß mag solch eine Gefahr bei einer Bewegung sein, die sich von der Kirche sehr viel mehr abschottet? Mir scheint es fatal, wenn für einen Katholiken die primäre geistliche Gemeinschaft etwas anderes ist als die ganze Kirche.
Und: impliziert nicht schon die Abschottung von der Kirche ein unkatholisches Verständnis von Kirche? Impliziert nicht schon die triviale Liturgie eine Abwendung vom katholischen Eucharistieverständnis?
Zur Zeit der jetzigen Kirchenkrise erscheint das missionarische Potential dieser Bewegung wohltuend; aber wirklich förderlich für Kirche und Glauben würde es erst, wenn der Neocatecumenato zu den guten Formen der Kirche zurückfände.

Samstag, 7. Januar 2012

Was Müttern in Europa wichtig ist

- das habt Ihr ja auf kath.net schon lesen können; aber um gegen das Verschweigen anzugehen, sei hier die Adresse der Studie wiederholt:
Umfrage unter Müttern in Europa

Donnerstag, 5. Januar 2012

Veröffentlichung der Ostertermine

Wieder pünktlich zum Fest der Erscheinung des HERRN hat der Chronist die Ostertermine publiziert: gregorianisch, griechisch-julianisch und jüdisch.

Montag, 2. Januar 2012

Auf Neujahr anstoßen

Neujahr! Um 12 Uhr (Mitteleuropäischer Einheitszeit) hören wir Charpentiers Te Deum, betrachten wir das Feuerwerk, und wir stoßen, natürlich, mit den Freunden an mit einem Glas Sekt, einander ein gutes Neues Jahr zu wünschen.
Ich denke an die Priester: Was war wohl im späten XIX. Jahrhundert, in der ersten Hälfte des XX., als die Nüchternheitsregeln noch in altchristlicher Strenge galten? In der Diözese Münster, in der Erzdiözese Köln war es ja ganz einfach: nach 12 Uhr Mitteleuropäischer Einheitszeit war noch etwa eine halbe Stunde Zeit bis zur natürlichen Mitternacht. Aber im Osten, etwa in der Erzdiözese Wien, der Erzdiözese Breslau? In deren Gebiet (seinem allergrößten Teil jedenfalls) war um12 Uhr Mitteleuropäischer Einheitszeit Mitternacht bereits vorüber; dortige Priester hatten keine Chance mehr auf einen Schluck Sekt.

Ein gesegnetes Neues Jahr allen Lesern!