Mittwoch, 29. Februar 2012

Moralische Nachlese

Neue Kommentare haben sich angesammelt:

NEOLIBERALER NEBEL
Ein Interview mit einem Professor für Internationale Volkswirtschaft, der Beratertätigkeit bei mächtigen Institutionen vorzuweisen hat, klingt über weite Strecken nicht sehr ideologisch; doch gegen Ende macht es die Denkweise – und damit den Denkfehler – des Neoliberalismus augenfällig. Lest mehr darüber!
Drei Wochen später stieß ich auf einen Leserbrief – «Die Mehrheit schämt sich» –, der zeigt, daß in Deutschland wirklich Menschen infolge der «Hartz IV»-Reformen verhungern; der Verfasser, ein Sozialarbeiter, erklärt, die von ihm (leider nicht sehr détailreich) geschilderte Begebenheit sei in seinem Arbeitfeld kein Einzelfall.

MUSS FOLTER BEZAHLT WERDEN?
Ein Iraner, der zum Christentum konvertiert ist, soll in Deutschland dafür bezahlen, daß er der Folter überantwortet wurde. Lest mehr darüber!

Dienstag, 28. Februar 2012

Verdrängte Weisheit

Etwas Besonderes ist es, wenn dort, wo Törichtes propagiert wird, sich verdrängte Weisheit finden läßt.
Der Titel «Droht eine Perpetuierung des liturgischen Plusquamperfekts?» läßt schon die unselige Tendenz eines Aufsatzes erkennen, den ausgerechnet ein Professor für Gregorianik und Liturgik jüngst publiziert hat.
«Man orientiert sich an einer eng geführten Gestalt von Tradition und übersieht dabei, dass der Glaube und seine gottesdienstlichen Ausdrucksformen immer neu angeeignet und übersetzt werden müssen.» Das stimmt: der Glaube und seine gottesdienstlichen Ausdrucksformen müssen immer neu angeeignet werden. Der Gläubige muß dem Glauben und seiner Liturgie entgegenreifen, nicht etwa Glaube oder Liturgie dem ungereiften, dem zeitgeistgeprägten Menschen angepaßt werden. Doch was ist eine «eng» geführten Gestalt von Tradition»? Nicht nur mit dieser sonderbaren Formulierung, über den ganzen Text hin negiert der Autor die Weisheit dieses Satzes – selbst die mangelhafte Qualität irgendeiner amerikanischen Popsängerin muß dann als Argument gegen die überlieferte Liturgie dienen.
«Dadurch entsteht das Bild von Kirche als einer sakralen Gegenwelt (man könnte in diesem Zusammenhang von einer „entweltlichten“ Kirche sprechen), die sich dem gefährlichen Strom der Geschichte wie ein Fels entgegenstemmt und den Menschen Zuflucht vor allen Unbilden der Zeitläufte bietet.» Solches ist die Kirche in der Tat. «Nolite conformari huic saeculo» (Röm. 12, 2) steht über diesem Blog – macht euch nicht dieser Welt konform; und «Die katholische Kirche ist die einzige Institution, die den Menschen vor der erniedrigenden Sklaverei bewahrt, ein Kind seiner Zeit zu sein», führte Gilbert Keith Chesterton aus, wie man von Laurentio Rhenanio weiß.
Darum auch ist die Kirche „semper reformanda“, stets von zeitbedingten Entstellungen zu befreien. Doch wieder negiert in jenem Aufsatz der Autor die Weisheit der eigenen Worte, indem er fortfährt: «Das wäre ein zumindest partieller Abschied von der „ecclesia semper reformanda“, die ... durch die Geschichte pilgert und sich immer wieder neu und auch in sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen mühsam gestalten muss.» „Ecclesia semper reformanda“ heißt es, nicht „semper conformanda“!

Mittwoch, 22. Februar 2012

Neues aus Ewald & Ewald & dem Alltag der Kirche

Da ein Text über die Verbürgerlichung der Kirche noch auf dem Weg in den neuen E&Ewald war, bemühte sich die real existierende Liturgie schon geflissentlich, ihn zu bestätigen – das Bestehen eines Konvents jährte sich; Erstkommunikanten wurden vorgestellt.
Hier eine Kostprobe aus einer anderen Partie des E&E-Textes:

Das grundlegende Motto behäbiger Bürgerlichkeit

Noch einmal sei gesagt: ich schätze kultivierte Bürgerlichkeit. Doch es gibt eine behäbige wohlétablierte Bürgerlichkeit, die durch ihre banale Ansprüchlichkeit sehr wenig erfreulich ist (...). Ihr grundlegendes Motto lautet:
– Was sollen denn die Leute dazu sagen!
Für den eingefleischten Kleinbürger gibt dieses Motto das unverbrüchliche Lebensprinzip. Der Honoratior wird sich eine etwas differenziertere Haltung leisten. Sobald es sich jedoch nicht um «die Leute» handelt, sondern um seinesgleichen, tritt es wieder voll in Kraft. Wer modern denkt, wird dieses Motto enragiert ablehnen – und sich ebenso enragiert danach richten.
Modern zu sein ist nämlich die gängigste Art, nach diesem Motto zu leben – die Mode, der alle durch all ihre Wandlungen und Windungen folgen, ist das Paradefeld wohlétablierter Bürgerlichkeit.
Hier liegt der Schlüssel für das Verständnis all der Forderungen der kirchlichen Bourgeoisie, die von den Forderungen der Arrièregarde der Altachtundsechziger von der Insel Wisiki bis zu denen der Großhonoratioren vom Theologen-Memorandum und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken reichen: Frauen nicht zum Priesteramt, nicht einmal zum Diakonat zuzulassen, Priestern den Zölibat abzuverlangen, «wiederverheiratete» (also anderweitig neuverheiratete) Geschiedene von der Kommunion auszuschließen, mit protestantischen Mitchristen keine «Abendmahlsgemeinschaft» zu dulden – was sollen denn die Leute dazu sagen!


Aber E&E bieten mehr.
So hat, verborgen in den Tiefen zwischen dem geheimnisvollen Graxedom und den mathematisch anspruchsvollen einhundertdreiundfünfzig Fischen, Thomas Baumann einen sehr lesenswerten Exkurs über Predigtmärlein allzu diskret plaziert. Dieser Exkurs sei nun dem Tageslicht, sprich: den Streifzügen durch die Bibel übergeben.
Und beim Einstellen bemerkte ich, daß der vorangehende Text, der schon seit bald zwei Jahren im Netz steht, übel verstümmelt ist – ein winziger html-Fehler: an einer Stelle hatte ich Anführungsstriche vergessen; nun sind sie endlich da, und mit ihnen der unverstümmelte Text.

Und: wieder ist Fastenzeit.

Dienstag, 21. Februar 2012

Ewald&Ewald: der neue Jahrgang ist geöffnet

Eine Dekade bereits liegt der Tag der Abendländischen Musik zurück – Zeit, die Früchte der Öffentlichkeit darzubieten.
Messe, Vesper in gregorianischer Pracht. Et ultra drama latinum «De magno Dei miraculo» ab egregia Caecilia Coqua confectum laetitia omnium exactum est, cui nempe versetti instrumentales vesperae inserendi cesserunt.

Zwischendurch aber wurde der neue Jahrgang von Ewald & Ewald entkorkt. Nachdem die Hefte zuletzt in etwas abgespeckter Gestalt erschienen waren, haben sie nun den alten Glanz zurückerlangt.
Nachdem Thomas Baumann in seinem großen Werk über moderne Irrtümer – oder vielmehr neuaufgewärmte alte Irrtümer – sich dem Verständnis einer breiten Leserschaft hatte fügen müssen, konnte er nun nach Herzenslust das Verständnisvermögen aller strapazieren. Ein ganz neuer und ein altbewährter Autor haben das homiletische Genre in unseren Heften eröffnet. Und Vorträge vom vorigen Tag der Abendländischen Musik habe ich zu einem Text über die Verbürgerlichung der Kirche ausgearbeitet. Eine Kostprobe daraus soll bald folgen.
Dann noch ein Text über die unsägliche Argumentation für eine «Frauenordination» und einer über «catholicae et apostolicae fidei» cultores – die, «die den katholischen und apostolischen Glauben pflegen» und die gerade in unserer Zeit, die die Rolle der Laien in der Kirche so hochzuhalten vorgibt, aus dem römischen Kanon wegübersetzt worden sind.
Das ganze ist internett zu haben – zum Ausdruck als Heft formatiert.

Mittwoch, 1. Februar 2012

Ewald und Ewald und Tag der Abendländischen Musik

Gerade im Begriffe, in den neuen E&Ewald einen Artikel über die Verbürgerlichung der Kirche zu setzen, da erlebe ich, wie, gerade rechtzeitig, in einer Festmesse zum zwanzigjährigen Bestehen eines örtlichen Konvents man sich große Mühe gibt, all das zu bestätigen, was ich da angeführt habe (und – anderer Ort, anderer Anlaß, nichtsdestoweniger ganz ähnlich – schon einmal ausführlich beschrieben habe).
Also: rechtzeitig noch anno 2011 stilo florentino (wieviel Hektik erspart sich doch unsere Sodalitas dadurch, daß sie diese Jahresrechnung gewählt hat) wird das neue Heft fertig. Und es hat zugenommen: altbewährte Autoren sind wieder dabei, unter ihnen der Editeur en titre, der aus den Tiefen des Bücherschreibens nach dem Erscheinen seines großen Werkes wieder aufgetaucht ist; ein neuer Autor ist dazugestoßen.
Gelitten hatte unter den Wirren unseres Bistums der Tag der Abendländischen Musik; aber wenn er auch in diesem Jahr (stilo florentino) nur etwas eingeengt zustande kommt: er findet statt; und ich hoffe auf große musikalische Ereignisse.
Venite, canite, psallite!