Montag, 7. Mai 2012

Glanz und Elend einer Frauengruppe

Eine Frauengruppe von weither ist zu Besuch. Nach der Sonntagsmesse werden wir zum Kirchenkaffee und auch zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen. Ich setze mich an einen Tisch; und es entwickelt sich ein angenehmes reges Gespräch.
Zwischendurch einmal wird zur Unterschrift unter zwei Listen aufgefordert. Die erste geht um gerechtere Anerkennung von Erziehungsleistungen für die Rente von Müttern; da unterschreibe ich natürlich (meine Mutter hat mich ja auch vor 1992 großgezogen). Die zweite, die ich natürlich nicht unterschreibe, fordert die Diakonenweihe von Frauen; das lasse ich als Frauenbundfolklore an mir vorbeigleiten.
Schließlich setzt sich eine wichtige Frau unserer Pfarrei an unseren Tisch; die Gäste stellen mich ihr vor, wir reden miteinander. Auch und gerade sie will die Diakonenweihe von Frauen, sie klagt, wie schlecht Frauen in der Kirche behandelt würden, wo ja nur Männer entschieden. Beispiele: mancherorts würden Frauen als Kommunionhelferinnen abgelehnt, mancherorts Meßdienerinnen; und in der Erzdiözese Köln habe der Kardinal Frauen einen Wortgottesdienst zum Fest der heiligen Katharina von Siena verweigert.
Sie sagt das alles so frustriert, mit solchem Ressentiment, als sei die ganze Kirche deshalb detestabel; und sie sagt klar, was sie will: Macht. Ich versuche, mit ihr darüber zu sprechen – es gibt Menschen, es gibt Priester, die mehr Grund haben, über gewisse kirchliche Obrigkeiten zu klagen, die nichtsdestoweniger mit Freude ihren Dienst tun; und wieviel Gutes und Schönes erleben wir unter dem jetzigen Pontifikat. Doch sie muß bald wieder weg.
Nein, ich wünsche ihr keine Macht.

1 Kommentar:

  1. Ich nehme in solchen Gesprächen auch immer nur einen ungeheuren Machthunger wahr. Da wird Druck gemacht und man will endlich auch mal was zu sagen haben. Mir völlig unverständlich warum es gerade von Frauen kommt, die sich sonst so gerne als sanft und einfühlsam sehen und im real-life das als Ausrede benutzen, um eben nicht ihren "Mann" zustehen und sich nicht den durchaus harten Bedingungen in Führungsposition der Wirtschaft ausgesetzt sehen wollen.
    Macht ohne dafür schwitzen und bluten zu wollen, ohne Scheitern zu riskieren. Sie wollen nur immer schön auf der ganz sicheren und sozial-gepolsterten Seite bleiben. Alleine das disqualifiziert sie, m.M. nach für jegliche Führungsrolle und die damit u.U. verbundene Macht.

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