Donnerstag, 25. September 2014

Der Mut des Glaubens


Zum Glauben gehört nicht nur die Klarheit des Denkens, sondern auch ein gewisser Mut zu wollen. Die verstandesmäßige Apologetik kann den Menschen bis an die Schwelle des Glaubensheiligtums führen – aber den Schritt darüber muß er allein tun, unterstützt von der Gnade, die Gott keinem versagt, der ihn darum bittet. Und zu diesem Schritt, zur Mitwirkung mit der Gnade Gottes, gehört ein gewisser heiliger Mut, eine Entschlossenheit, den Rest von Zweifeln niederzukämpfen, der sich an die Gedankengänge der Vernunft in religiösen Fragen gerne heftet.

Das Welträtsel findet allein in Gott seine Lösung, das Leben findet allein in Gott seine Erlösung. Aber der Zweifel erhebt sich und fragt: „Und wenn es nun eben keine Lösung der Welträtsel für mich gibt, wenn ich auf keine Erfüllung tiefster Lebenswünsche für mich rechne – was ist dann?“ Was dann ist? Dann müssen wir eben darauf verzichten, unser Dasein für vernünftig und zweckgeleitet zu halten. Dann ist das All – ich weiß nicht was. Das Leben ist ein einfältiger, dummer Witz, der jeden Menschen viele Tränen kostet und der besser nicht gemacht worden wäre. Wer nun, in heillose Zweifel verstrickt, sagt: „Wir müssen uns eben damit abfinden, daß es so ist“, dem kann keine Apologetik helfen.

Um das nicht zu wollen, brauchen wir Mut. Wir brauchen Mut in manchen Stunden des Lebens, wo man händeringend ausrufen möchte: „Ewiger Gott im Himmel, ich verstehe dich nicht mehr; aber ich will doch fest an dich glauben – du führst mich doch zum Ziel durch Sturm und Nacht.“ Wir brauchen Mut in der Stunde des Todes, wo das Bewußtsein versinkt, um mitten in der Todesstunde zu rufen: „Ich glaube an ein ewiges Leben.“

Aus: Ignaz Klug (†1929), Die ewigen Dinge
Lesehore am Donnerstag der 25. Woche im Jahreskreis, zweite Jahresreihe

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen