Samstag, 31. Juli 2021

Ein päpstlicher Angriff auf Papst Benedikt

Was wir vor fast drei Jahren über einen bischöflichen Angriff auf Papst Benedikt geschrieben haben, ist nun wieder aktuell geworden, mehr noch denn zuvor durch den Papst selbst:
Motu proprio Summorum Pontificum: Ein bischöflicher Angriff auf Papst Benedikt
Beachtenswert ist, daß die gleiche Bewertung der Gültigkeit oder vielmehr Nichtigkeit des Verbots des überlieferten Ordo missæ, die wir damals dargelegt heben, jetzt Martin Mosebach für die des Motu proprio Traditionis Custodes anführt:
Wie Martin Mosebach das Papstschreiben zur „Alten Messe“ bewertet
Ein scharfer Kommentar dieses Autors steht noch dort: «.. es zeigt sich mehr und mehr, dass er mit der „Hermeneutik des Bruchs“ sympathisiert, jener theologischen Schule, die behauptet, die Kirche habe im Zweiten Vatikanischen Konzil mit ihrer Tradition gebrochen und gleichsam eine Neugründung der Kirche vorgenommen.» Natürlich ist es nicht so; wenn es einen Bruch gab, dann – gerade haben wir es gezeigt – zwischen Zweitem Vatikanischen Konzil und Novus ordo missæ, der Frucht der Aktendeckel und der menschlichen Arbeit. Dieser aber hat die Tradition der Kirche verwässert, willkürlichen Eingriffen ausgesetzt, doch nicht mit ihr gebrochen. Wenn aber ein Konzil mit der Tradition der Kirche gebrochen hätte, so wäre es eine Räubersynode, wie die alte Kirche es klar nannte; wenn es eine Neugründung der Kirche vorgenommen hätte, so wäre diese Neugründung nicht mehr „des Herrn“, nicht mehr „Kirche“, nur noch eine Sekte.

Im „Schreiben von Papst Franziskus vom 20. August 2018 an das Volk Gottes zum Missbrauch in der katholischen Kirche“ steht: «Das zeigt sich deutlich in einer anomalen Verständnisweise von Autorität in der Kirche – sehr verbreitet in zahlreichen Gemeinschaften, in denen sich Verhaltensweisen des sexuellen Missbrauchs wie des Macht- und Gewissensmißbrauchs ereignet haben –, nämlich als Klerikalismus». Wenn Klerikalismus (nicht nur, aber auch) Machtmißbrauch ist, der auf „einer anomalen Verständnisweise von Autorität in der Kirche“ gegründet ist, so erscheint das Motu proprio Traditionis Custodes als Klerikalismus kat’ exochen.

Zwischen II. Vaticanum und Novus Ordo:
Sechs Brüche

«Die Konstitution Sacrosanctum Concilium hat diese Forderung [hinsichtlich der vollen, bewussten und tätigen Teilnahme des ganzen Volkes Gottes an der Liturgie] bestätigt, als sie die Erneuerung und Förderung der Liturgie beschloss und die Grundsätze aufstellte, welche die Erneuerung leiten sollten. ... Die Liturgiereform wurde auf der Grundlage dieser Prinzipien durchgeführt. Sie findet ihren höchsten Ausdruck im Römischen Messbuch, dessen Editio typica vom heiligen Paul VI. promulgiert und vom heiligen Johannes Paul II. erneuert wurde» – so schrieb Papst Franziskus in seinem Brief an die Bischöfe zur Präsentation des Motu proprio Traditionis Custodes.
Hier irrte der Papst. Ganz abgesehen von den Verletzungen des Sinns von Sacrosanctum Concilium konnten wir Brüche auch mit dem Buchstaben der Liturgiekonstitution aufweisen: Sechs Brüche.

Siehe auch: Liturgie im Sinne des II. Vatikanischen Konzils / Der Novus Ordo Missae; E&E 19 (2014), S. 14-44.
Siehe auch: Wo geht es katholischer zu?

Pikant ist eine Anweisung aus Art. 1. §4 des Motu proprio: «Der Priester soll für diese Aufgabe geeignet sein, eine Kompetenz im Hinblick auf den Gebrauch des Missale Romanum vor der Reform von 1970 besitzen, eine derartige Kenntnis der lateinischen Sprache haben, die es ihm erlaubt, die Rubriken und die liturgischen Texte vollständig zu verstehen» – es erscheint dem Papst also als normal, daß es Priester gibt, die nicht einmal soviel Latein verstehen, die also vom reichen Fundus der geistlichen Überlieferung der westlichen Kirche weitgehend abgeschnitten sind – man beachte, wieweit sich die Kirche Franziskus’ I. damit von der Apostolischen Konstitution Veterum Sapientia des von Franziskus heiliggesprochenen Johannes XXIII. entfernt hat.