Wohl die meisten meiner Beiträge in diesem Blog gehören zur Kategorie «Moralisches»; und meistens geht es dann gegen den Wirtschaftsliberalismus. Daher taucht die Frage auf: Bin ich zu moralisch? gibt es keine besseren Themata? (kurzer Exkurs: mein Rechtschreibprogramm kennt keine Themata!)
Schließlich meine ich, ganz im Gegensatz zum Slogan einer Wirtschaftszeitung:
Es gibt nichts Langweiligeres als Wirtschaft! (Nein, nicht einmal Sport ist noch langweiliger.)
Aber dann erlebe ich es wieder hautnah. In meiner Therapiegruppe habe ich die Frage gestellt, was die Patienten im Leben beschwert. Bei den meisten ist es das Arbeitsamt (momentan wird es wohl «Arge» genannt). Die Menschen sehen sich dort mißachtet, werden zu sinnlosen Aktivitäten gedrängt, aussichtslosen Bewerbungen etwa in großen Mengen, erhalten aber bei der wirklichen Arbeitssuche keine Hilfe. Und die meisten wollen wirklich arbeiten. Auf Leistungen, die ihnen zustehen, werden sie nicht aufmerksam gemacht, Anträge bleiben unbehandelt liegen, Akten verschwinden. Wenn sie selbst jedoch einmal etwas nicht korrekt fristgerecht einreichen, was von ihnen gefordert wird, setzt es sofort Sanktionen. Und sie werden entmutigt, indem ihnen suggeriert wird, sie selbst seien schuld an ihrer Arbeitslosigkeit. Dabei kann doch, wer immer die Zahlen zur Kenntnis nimmt, sehen, daß in unserem Wirtschaftssystem weniger Menschen zur Arbeit gebraucht werden, zur Produktion und Wartung der Güter also und all dem, was sonst noch bezahlt wird, als zum Konsum ebendieser Güter, das also in unserer Wirtschaft Arbeitslose für den Konsum notwendig sind. Das politische Problem aber, das Skandal der Arbeitslosigkeit, versucht man gerne zu lösen durch «blaming the victim – Opferbeschuldigung». Ist das nicht ein Verstoß gegen das 8. Gebot: Du sollst nicht falsches Zeugnis geben! – ?
So werde ich wohl auch weiterhin so öde moralisch bleiben.