nennt sich der Moderator eines Internetkreises. So aber, wie er sich in seinem Kreis darbietet, wird er das, so fürchte ich, niemals schaffen.
Aber vielleicht kann ich ihm helfen. Zu Weihnachten habe ich meiner Frau ein Buch geschenkt – «Wenn Er anklopft» – mit den Erlebnisberichten von zwölf Menschen, die das geschafft haben. Hier trifft sich die glückliche Gegenwart der Bloggözese (Elsa) mit ihrer großen Vergangenheit (Petra); ein schon historischer Name (Sr. Isa Vermehren) ist ebenso dabei wie Orietur Occidens (taceo).
Mittlerweile habe ich schon drei weitere Exemplare des Buchs bestellt.
Mittwoch, 30. Dezember 2009
Montag, 28. Dezember 2009
Alter Ritus – einmal anders
Zur Christvesper wird in die evangelische Stadtkirche St. Jakobi eingeladen; angekündigt ist eine «Figuralvesper nach der Agenda für St. Jakob von 1714».
Alter Ritus bei Protestantens – kann das etwas werden?
Ich war dabei – lest selbst!
Alter Ritus bei Protestantens – kann das etwas werden?
Ich war dabei – lest selbst!
Mittwoch, 23. Dezember 2009
Wieder einmal: Gehirn und Geist
Mehrmals schon hatte ich mich den Ansprüchen der Hirnforscher gewidmet. Und so freue ich mich, auch einmal in meiner nicht gerade christlich orientierten Tageszeitung einen kritischen Artikel darüber zu lesen, zu sehen, daß auch sie darauf hinweist, daß der freie Wille nicht so einfach wegzuinterpretieren ist.
Allerdings fällt mir auch auf, daß sich die moderne biologistische Denkweise auch in diesem Artikel wiederfindet:
«.. Die Übereinstimmungen zwischen Auffälligkeiten des Gehirns und der Persönlichkeit sind bei Krankheiten längst bekannt. ...
„Aber fast jedes abnormale Verhalten kann von einer Störung im Gehirn verursacht werden, etwa Schizophrenie oder die Depression“, so Walter. ...
Der Philosoph Ansgar Beckermann ... sieht in der Lokalisierung von Charaktereigenschaften in Gehirn keinen Widerspruch zur freien Entscheidungsmöglichkeit: „Alles, was wir denken und fühlen, hat eine Basis in unserem Gehirn.“ ...
„Ich halte es für denkbar, dass man in Zukunft herausfinden kann, ob es im Gehirn eine Veranlagung für Pädophilie gibt“, sagt Beckermann: „Daraus folgt aber nichts, was die Verantwortlichkeit von Menschen angeht. Die Frage ist, wie eine Person mit der Veranlagung umgeht.“»
Alles ja irgendwie richtig. nur klingt es so, als wäre, wenn es eine Übereinstimmung zwischen Besonderheiten des Gehirns und Eigenarten der Persönlichkeit gibt, selbstverständlich die Besonderheit des Gehirns die Ursache. In einzelnen Fällen stimmt das auch; nur typisch ist der umgekehrte Fall: die Psyche formt sich das Gehirn ihren Eigenarten gemäß. Bekannt ist, daß das Gehirn von Musikern Strukturen aufweist, die der Beherrschung ihres Instruments dienen und die nicht etwa angeboren sind, sondern die die Musiker durch Übung erworben haben. Und andererseits gibt es Gehirnveränderungen, die durch traumatische Erlebnisse, also rein psychisch bedingt sind und die in der Folge recht störend sein können.
Der Geist prägt das Gehirn und ist keineswegs dessen Sklave.
Allerdings fällt mir auch auf, daß sich die moderne biologistische Denkweise auch in diesem Artikel wiederfindet:
«.. Die Übereinstimmungen zwischen Auffälligkeiten des Gehirns und der Persönlichkeit sind bei Krankheiten längst bekannt. ...
„Aber fast jedes abnormale Verhalten kann von einer Störung im Gehirn verursacht werden, etwa Schizophrenie oder die Depression“, so Walter. ...
Der Philosoph Ansgar Beckermann ... sieht in der Lokalisierung von Charaktereigenschaften in Gehirn keinen Widerspruch zur freien Entscheidungsmöglichkeit: „Alles, was wir denken und fühlen, hat eine Basis in unserem Gehirn.“ ...
„Ich halte es für denkbar, dass man in Zukunft herausfinden kann, ob es im Gehirn eine Veranlagung für Pädophilie gibt“, sagt Beckermann: „Daraus folgt aber nichts, was die Verantwortlichkeit von Menschen angeht. Die Frage ist, wie eine Person mit der Veranlagung umgeht.“»
Alles ja irgendwie richtig. nur klingt es so, als wäre, wenn es eine Übereinstimmung zwischen Besonderheiten des Gehirns und Eigenarten der Persönlichkeit gibt, selbstverständlich die Besonderheit des Gehirns die Ursache. In einzelnen Fällen stimmt das auch; nur typisch ist der umgekehrte Fall: die Psyche formt sich das Gehirn ihren Eigenarten gemäß. Bekannt ist, daß das Gehirn von Musikern Strukturen aufweist, die der Beherrschung ihres Instruments dienen und die nicht etwa angeboren sind, sondern die die Musiker durch Übung erworben haben. Und andererseits gibt es Gehirnveränderungen, die durch traumatische Erlebnisse, also rein psychisch bedingt sind und die in der Folge recht störend sein können.
Der Geist prägt das Gehirn und ist keineswegs dessen Sklave.
Dienstag, 15. Dezember 2009
Neue alte Riten
Mit mäßigem Interesse lese ich einen Artikel über die fortdauernde rechtliche Zulässigkeit des Missale Pius’ V. – meine eigene Argumentation ist wesentlich anders, traditionalistischer.
Aber dann finde ich einen Schatz: «Das Konzil begnügte sich also, in Artikel 4 zu erklären, daß nicht nur alle bestehenden Riten, sondern alle Riten, die die rechtlichen Bedingungen erfüllen, vor der Kirche gleiche Geltung haben sollen», wird J. A. Jungmanns Kommentar zur Liturgiekonstitution «Sacrosanctum Concilium» (LThK, Bd. 1, 17) zitiert. Und wirklich heißt es dort: «Sacrosanctum Concilium declarat Sanctam Matrem Ecclesiam omnes Ritus legitime agnitos aequo iure atque honore habere, eosque in posterum servari et omnimode foveri velle.»
Mit anderen Worten: Hochwürdige Herren, liebe Priester, seid dem II. Vatikanischen Konzil treu: die alten liturgischen Bücher gibt es ja noch – zelebriert den Kölner, den Münsteraner Ritus!
Aber dann finde ich einen Schatz: «Das Konzil begnügte sich also, in Artikel 4 zu erklären, daß nicht nur alle bestehenden Riten, sondern alle Riten, die die rechtlichen Bedingungen erfüllen, vor der Kirche gleiche Geltung haben sollen», wird J. A. Jungmanns Kommentar zur Liturgiekonstitution «Sacrosanctum Concilium» (LThK, Bd. 1, 17) zitiert. Und wirklich heißt es dort: «Sacrosanctum Concilium declarat Sanctam Matrem Ecclesiam omnes Ritus legitime agnitos aequo iure atque honore habere, eosque in posterum servari et omnimode foveri velle.»
Mit anderen Worten: Hochwürdige Herren, liebe Priester, seid dem II. Vatikanischen Konzil treu: die alten liturgischen Bücher gibt es ja noch – zelebriert den Kölner, den Münsteraner Ritus!
Deutschland und die Muslimât
Ein früherer Berliner Finanzsenator und gegenwärtiges Bundesbank-Vorstandsmitglied profiliert sich als islamischer Theologe: «Ich würde Kopftücher im Unterricht untersagen. Sie sind kein religiöses Symbol, sondern ein politisches».
Sie seien «Symbol des Machtanspruchs des Mannes über die Frau», erklärt er. Ein Mann will also Frauen Kopftücher verbieten, weil die «Symbol des Machtanspruchs des Mannes über die Frau» seien.
Eigentlich bin ich ja kein Freund des Islam. Aber die Anti-Islamisten sind mir einfach zu dumm; da sind mir doch die Muselmanen entschieden lieber.
Sie seien «Symbol des Machtanspruchs des Mannes über die Frau», erklärt er. Ein Mann will also Frauen Kopftücher verbieten, weil die «Symbol des Machtanspruchs des Mannes über die Frau» seien.
Eigentlich bin ich ja kein Freund des Islam. Aber die Anti-Islamisten sind mir einfach zu dumm; da sind mir doch die Muselmanen entschieden lieber.
Sonntag, 13. Dezember 2009
Die dritte Kerze
haben gestern abend wir Christen in Deutschland angezündet; heute abend zünden die Juden sie an: es ist Hanukka.
«Facta sunt autem encenia in Hierosolymis et hiems erat; et ambulabat Jesus in templo in porticu Salomonis – es fand aber Hanukka in Jerusalem statt; und Jesus ging im Tempel umher in der Säulenhalle Salomons» (Joh. 10, 22 f.) – auch Er beging also dieses Fest, das schon im Alten Testament angeordnet ist (I. Makk. 13, 51 f., II. Makk. 10, 5-8).
«Facta sunt autem encenia in Hierosolymis et hiems erat; et ambulabat Jesus in templo in porticu Salomonis – es fand aber Hanukka in Jerusalem statt; und Jesus ging im Tempel umher in der Säulenhalle Salomons» (Joh. 10, 22 f.) – auch Er beging also dieses Fest, das schon im Alten Testament angeordnet ist (I. Makk. 13, 51 f., II. Makk. 10, 5-8).
Samstag, 12. Dezember 2009
Ewald & Ewald
im Netz nehmen zu.
In den «Streifzügen durch die Bibel» erscheint nun auch ein Essay über das Benedicite, das Canticum der drei Jünglinge. Nicht nur protestantische Exegeten finden es pflichtgemäß apokryph, auch die Einheitsübersetzung behauptet, daß es «in Griechisch (...) abgefaßt» wurde. Und: «Die nur griechisch vorhandenen Abschnitte» seien «ursprünglich selbständige Texteinheiten» gewesen.
Darum lohnt es sich, das Offensichtliche auszusprechen und darüber hinaus näher hinzusehen.
Das ist geschehen. Das Canticum der drei Jünglinge gehört zum Danieltext und war ursprünglich auf Aramäisch verfaßt.
In den «Streifzügen durch die Bibel» erscheint nun auch ein Essay über das Benedicite, das Canticum der drei Jünglinge. Nicht nur protestantische Exegeten finden es pflichtgemäß apokryph, auch die Einheitsübersetzung behauptet, daß es «in Griechisch (...) abgefaßt» wurde. Und: «Die nur griechisch vorhandenen Abschnitte» seien «ursprünglich selbständige Texteinheiten» gewesen.
Darum lohnt es sich, das Offensichtliche auszusprechen und darüber hinaus näher hinzusehen.
Das ist geschehen. Das Canticum der drei Jünglinge gehört zum Danieltext und war ursprünglich auf Aramäisch verfaßt.
Donnerstag, 10. Dezember 2009
Auch eine kleine Partei
– in diesem Fall dankenswerterweise eine christlich orientierte kleine Partei – kann einen großen Erfolg haben.
(Congaudeant quaeso et fumatores!)
(Congaudeant quaeso et fumatores!)
Dienstag, 8. Dezember 2009
Ekles von Alt- und Neo-68ern
Ein bekennender Alt-68er läßt seinem Antisemitismus und Religionshaß freie Bahn, indem er die Bibel – das Bundesbuch des Judentums also – mit dem Parteiprogramm der NPD gemeinsam wüst verunglimpft und das zum «Grundrecht (Artikel 5)» erklärt.
Ein «Campus:grün» kämpft tapfer gegen eine Professorin, weil die sich für Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit eingesetzt hat (so wie wir seinerzeit auch).
Ein «Campus:grün» kämpft tapfer gegen eine Professorin, weil die sich für Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit eingesetzt hat (so wie wir seinerzeit auch).
Samstag, 5. Dezember 2009
Islam in der Schweiz – und in Bundesdeutschland
Das Schweizer Volksbegehren gegen den Minarettbau hat Furore gemacht. Und ich bin ambivalent – ich wäre gegen dieses Verbot gewesen, denn es liefert islamischen Staaten eine billige Entschuldigung für die Unterdrückung der Kirchen. Aber dem liberalen Protest gegen dieses Verbot kann ich nicht beipflichten, denn er stellt Christentum und Islam auf eine Stufe.
Wenige Tage später gibt es eine (partiell) antiislamische Entscheidung vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig: Funktionäre der «islamistischen» Gemeinschaft Milli Görüş können die deutsche Staatsbürgerschaft nur dann erhalten, wenn sie sich nachweislich der internen Reformströmung angeschlossen haben – hiergegen nun protestiert kein Liberaler.
Ein deutsches Gericht als islamisch-theologische Autorität! Es ist doch denkbar, daß der eigentliche Islam der reformfreie ist, wie Milli Görüş ihn vertritt. Wenn das so sein sollte, hieße das, daß echte Muslimûn in Deutschland nicht eingebürgert werden können. Mir wäre das recht; aber dann sollte man doch offen zugeben, daß Christentum und Islam in unserem Staat nicht gleichwertig sind.
Wenige Tage später gibt es eine (partiell) antiislamische Entscheidung vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig: Funktionäre der «islamistischen» Gemeinschaft Milli Görüş können die deutsche Staatsbürgerschaft nur dann erhalten, wenn sie sich nachweislich der internen Reformströmung angeschlossen haben – hiergegen nun protestiert kein Liberaler.
Ein deutsches Gericht als islamisch-theologische Autorität! Es ist doch denkbar, daß der eigentliche Islam der reformfreie ist, wie Milli Görüş ihn vertritt. Wenn das so sein sollte, hieße das, daß echte Muslimûn in Deutschland nicht eingebürgert werden können. Mir wäre das recht; aber dann sollte man doch offen zugeben, daß Christentum und Islam in unserem Staat nicht gleichwertig sind.
Mittwoch, 2. Dezember 2009
Wieder einmal war ich in meiner Pfarrkirche
und wieder habe ich etwas zu erzählen, vom Unterschied zwischen Symbol und Rebus und von liebloser Bastelei.
Ungerechtigkeit in lehrbuchreifer Form
plant unsere neue Regierungskoalition mit ihrem geplanten neuen Mietrecht.
Freitag, 27. November 2009
Immer die gleichen Rezepte für immer neue Probleme
– das ist die Strategie unserer Zeitgeistler. So etwa Kondome: zuerst sollten sie gegen die Überbevölkerung helfen, dann gegen AIDS, nun gegen den Klimawandel. Ein Leserbrief – «Kondome für Reiche» – enthüllt in diesem Fall den Denkfehler (wenn ich auch dem Gegenvorschlag des Schreibers natürlich nicht zustimme).
Donnerstag, 26. November 2009
Die neue Religion
oder, genauer gesagt, das moderne Religionssurrogat wird gefährlich: nicht nur in den USA, sondern auch in Europa.
Mittwoch, 25. November 2009
Dreimal Ewald & Ewald 11 im Netz?
Liebe Leser!
Mit leisem Schreckeen sah ich, das im Netz dreimal E&E 11 erschien, ob man nun E&E 11/06, E&E 12/07 oder E&E 13/08 anklickte. Zum Teil liegt das daran, das auf der Titelseite des E&E von 2007 fälschlich die Nummer 11 steht - das ist redlicherweise nicht mehr zu ändern.
Aber unter E&E 13/08 erschien noch einmal das Heft von 2007.
Ich bitte um Nachsicht: jetzt ist das berichtigt und E&E 13/2008 an der richtigen Stelle richtig eingelinkt.
E&E 14/2009 freilich ist noch in Arbeit - wir rechnen da das Jahr stilo florentino, also bis zum nächsten 25. März. Ein Vorabdruck existiert ja bereits.
Viel Freude beim Lesen!
Mit leisem Schreckeen sah ich, das im Netz dreimal E&E 11 erschien, ob man nun E&E 11/06, E&E 12/07 oder E&E 13/08 anklickte. Zum Teil liegt das daran, das auf der Titelseite des E&E von 2007 fälschlich die Nummer 11 steht - das ist redlicherweise nicht mehr zu ändern.
Aber unter E&E 13/08 erschien noch einmal das Heft von 2007.
Ich bitte um Nachsicht: jetzt ist das berichtigt und E&E 13/2008 an der richtigen Stelle richtig eingelinkt.
E&E 14/2009 freilich ist noch in Arbeit - wir rechnen da das Jahr stilo florentino, also bis zum nächsten 25. März. Ein Vorabdruck existiert ja bereits.
Viel Freude beim Lesen!
Eheprobleme
Im Falle der Zerrüttung einer Ehe kennt die Kirche die Trennung von Tisch und Bett.
Hierzu ist ein von Wohlwollen getragenes Gespräch unter den beiden Partnern hilfreich, um unschöne Verwürfnisse zu vermeiden.
Montag, 23. November 2009
Es macht doch wieder Freude, zur Kirche zu gehen
Samstag vor einer Woche war ich in der Venner Messe. Eine kleine Schola genügte zur festlichen Gestaltung der Messe. Die Begeisterung reichte auch noch, um die Vorabendmesse der Nachbarkirche als Choralamt zu gestalten. Und mit Freude konnte ich sehen, daß es viele Kommunikanten waren und dennoch keine Ungeduld entstand, obwohl der Priester sich die Mühe machte, allein die Kommunion auszuteilen.
Eine Woche später hatte ich Gelegenheit, am Sonntagshochamt in St. Afra teilzunehmen. Nachdem ich zwei Wochen zuvor mich ereifert hatte, was eben keine Participatio actuosa ist, konnte ich nun wirkliche Teilnahme erleben.
Eine Woche später hatte ich Gelegenheit, am Sonntagshochamt in St. Afra teilzunehmen. Nachdem ich zwei Wochen zuvor mich ereifert hatte, was eben keine Participatio actuosa ist, konnte ich nun wirkliche Teilnahme erleben.
Donnerstag, 19. November 2009
Donnerstag, 5. November 2009
Abendländische Eßkultur
Immer öfter erlebe ich, daß anstelle dessen, was ich eigentlich als Fleisch kenne, sogenannte Hähnchenschnitzel angeboten werden oder sich irgendwo in einem Gericht irgendwelche Putenstreifen sinnlos herumtreiben. Daß die Sache System hat, hat der Chronist in einem spannenden Essay dargelegt gefunden.
Liebe Leser, seht mir nach, daß ich das so spät erst in den Blog setze. Zwischen trockenzulegenden Trinkern, dem Vortrag, der für den Tag der Abendländischen Musik am Samstag nächster Woche vorbereitet sein will, und auch noch dem nächsten Heft der heiligen Ewald & Ewald kommt die edle Kunst des Balatus (ist das die richtige Übersetzung für «Bloggen»?) leider zu kurz.
Einen Nutzen aber hat meine Verspätung: zwei Wochen später habe ich noch einen entsprechenden kaum minder spannenden Artikel über den Wein entdeckt.
Liebe Leser, seht mir nach, daß ich das so spät erst in den Blog setze. Zwischen trockenzulegenden Trinkern, dem Vortrag, der für den Tag der Abendländischen Musik am Samstag nächster Woche vorbereitet sein will, und auch noch dem nächsten Heft der heiligen Ewald & Ewald kommt die edle Kunst des Balatus (ist das die richtige Übersetzung für «Bloggen»?) leider zu kurz.
Einen Nutzen aber hat meine Verspätung: zwei Wochen später habe ich noch einen entsprechenden kaum minder spannenden Artikel über den Wein entdeckt.
Zwei Meldungen am selben Tag
1. Der tschechische Präsident unterzeichnet als letztes Staatsoberhaupt der EU die Lissabon-Verträge unterzeichnet, die somit bald in Kraft treten können.
2. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte erklärt Kreuze in staatlichen Schulen für menschenrechtswidrig.
2. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte erklärt Kreuze in staatlichen Schulen für menschenrechtswidrig.
Montag, 2. November 2009
Ein Maoist im schwarz-gelben Kabinett
«Deutschland wird von der Mitte aus regiert. Die Ränder haben nichts zu sagen» sagte der designierte deutsche Außenminister.
Solch eine Idee ist nicht neu. «Demokratischen Zentralismus» nannte das Mao Tse Tung.
Solch eine Idee ist nicht neu. «Demokratischen Zentralismus» nannte das Mao Tse Tung.
Sinnvolle Gesetze darf es nicht geben
Bisher gab es in den Niederlanden ein recht sinnvolles Gesetz: wenn ein Gebäude mindestens ein Jahr lang leer stand, konnte einziehen, wer wollte; er mußte Tisch, Stuhl und Bett aufstellen und sich dann bei der Polizei anmelden.
Dieses Gesetz war eigentümerfreundlich: der Hauseigentümer konnte die Wohnung wieder räumen lassen, wenn er nur Nutzungspläne aufwies.
Aber manchen Politikern war es nicht eigentümerfreundlich genug: kürzlich wurde ein neues Gesetz beschlossen, das dieses «Kraaken» verbietet.
Seit dem römischen Recht gab es ein Schikaneverbot: Rechte wie das Eigentumsrecht galten nicht, wenn der Eigentümer (oder sonstige Rechtsinhaber) kein echtes eigenes Interesse hatte, sondern sein Recht nur ausüben wollte, um einem anderen zu schaden.
Dieses Verbot scheint keine Beachtung mehr zu finden.
Dieses Gesetz war eigentümerfreundlich: der Hauseigentümer konnte die Wohnung wieder räumen lassen, wenn er nur Nutzungspläne aufwies.
Aber manchen Politikern war es nicht eigentümerfreundlich genug: kürzlich wurde ein neues Gesetz beschlossen, das dieses «Kraaken» verbietet.
Seit dem römischen Recht gab es ein Schikaneverbot: Rechte wie das Eigentumsrecht galten nicht, wenn der Eigentümer (oder sonstige Rechtsinhaber) kein echtes eigenes Interesse hatte, sondern sein Recht nur ausüben wollte, um einem anderen zu schaden.
Dieses Verbot scheint keine Beachtung mehr zu finden.
Noch einmal
Wieder eine Kündigung aus nichtigem Anlaß: eine Frau, die in einem Heim arbeitete, hatte vier Maultaschen mit nach Hause nehmen wollen, die sonst weggeworfen worden wären. Es sei üblich gewesen, daß Personal Reste des Essens verzehre.
Ein Gericht bestätigte die Kündigung (laut tageszeitung): «„Dennoch bestimmt allein der Arbeitgeber darüber, wie mit seinem Eigentum verfahren wird, und zwar selbst dann, wenn er die Reste der Entsorgung zuführt.“ Der einzelne Beschäftigte könne nicht seinen Willen über denjenigen des Arbeitgebers stellen, urteilte das Gericht.»
Eigentum scheint nicht mehr zu verpflichten, Eigentümerwillkür erhält den Vorrang.
Ein Gericht bestätigte die Kündigung (laut tageszeitung): «„Dennoch bestimmt allein der Arbeitgeber darüber, wie mit seinem Eigentum verfahren wird, und zwar selbst dann, wenn er die Reste der Entsorgung zuführt.“ Der einzelne Beschäftigte könne nicht seinen Willen über denjenigen des Arbeitgebers stellen, urteilte das Gericht.»
Eigentum scheint nicht mehr zu verpflichten, Eigentümerwillkür erhält den Vorrang.
Dienstag, 20. Oktober 2009
Deutschland und die Muslimûn
Von türkischer Seite war nur gefordert worden, islamische Feiertage in deutsche Kalender einzutragen; ein – ansonsten durchaus achtenswerter – deutscher Politiker fordert jedoch gleich, allen Schulkindern an einem muslimischen Feiertag freizugeben, hat angeregt, im Gegenzug einen christlichen Feiertag zu streichen.
Tut man den Muslimen etwas Gutes, wenn man zu ihren Gunsten der eingesessenen Bevölkerung ein wertvolles Kulturgut nimmt, einen Feiertag, angesichts dessen daß uns sowieso nur noch ganz wenige christliche Feiertage geblieben sind? Kann es sinnvoll sein, daß bei jeder Einwanderung wir darum zittern müssen, was uns um deretwillen noch von unserer Kultur verloren geht? Es sind jedenfalls nicht die Muslimûn selbst, die so etwas fordern.
Ein deutsches Architekturbureau hat die Einstellung einer Muslima abgelehnt und dabei eine Fatwa erstellt: «Das Kopftuch ist ein Symbol politisch gewollter Unterdrückung und kein Ausdruck persönlichen Glaubens (wie fälschlicherweise oft behauptet wird).»
Es wundert mich doch, daß es in solch einem Bureau einen Mufti gibt, der kompetent ist, solch eine Fatwa zu erlassen.
Die Muslima selbst scheint das jedenfalls nicht zu überzeugen; sie klagt dagegen.
Tut man den Muslimen etwas Gutes, wenn man zu ihren Gunsten der eingesessenen Bevölkerung ein wertvolles Kulturgut nimmt, einen Feiertag, angesichts dessen daß uns sowieso nur noch ganz wenige christliche Feiertage geblieben sind? Kann es sinnvoll sein, daß bei jeder Einwanderung wir darum zittern müssen, was uns um deretwillen noch von unserer Kultur verloren geht? Es sind jedenfalls nicht die Muslimûn selbst, die so etwas fordern.
Ein deutsches Architekturbureau hat die Einstellung einer Muslima abgelehnt und dabei eine Fatwa erstellt: «Das Kopftuch ist ein Symbol politisch gewollter Unterdrückung und kein Ausdruck persönlichen Glaubens (wie fälschlicherweise oft behauptet wird).»
Es wundert mich doch, daß es in solch einem Bureau einen Mufti gibt, der kompetent ist, solch eine Fatwa zu erlassen.
Die Muslima selbst scheint das jedenfalls nicht zu überzeugen; sie klagt dagegen.
Freitag, 16. Oktober 2009
Mit dem Tag der Abendländischen Musik
scheint es doch noch ernst zu werden - angekündigt ist er jetzt schon viel détaillierter als zuvor. Kommt alle!
Ganz naïv den Tatsachen zu glauben
ist manchmal eine gute Wahl. Und so freue ich mich ganz schlicht über das neue Eucharistiewunder.
Neue Sitten, neue Unsitten, neue Asozialität
Der Chronist hat wieder einmal Anlaß gefunden, sich zu échauffieren: ein Politiker einer sich «christlich» nennenden Partei will Sicherheit im öffentlichen Raum den Wohlhabenden vorbehalten.
Montag, 12. Oktober 2009
Ausländerfeindlichkeit von links
Der Autor eines Leserbriefs – «Wenig hilfreicher Applaus» – sorgt sich: «Applaus von Leuten wie ... fördern Rassismus und eine weitere Spaltung der Gesellschaft.»
Doch dann: «Wenn die Menschen von uns voll akzeptiert und anerkannt werden, in Medien, Politik und Sport mehr Migranten als Vorbilder präsent sind, erledigt sich religiöser Übereifer, mit Moscheebauten, Kulturvereinen und Kopftüchern von ganz alleine, und diejenigen, die das immer noch brauchen sollten, können von uns locker toleriert werden.»
Mit anderen Worten: Wenn die Deutschen nur die Ausländer genügend in unsere Welt des Medien-, Politik- und Sportkonsums integrieren, werden die schon aufhören, richtige Ausländer zu sein; und einige verbleibende könnten ja toleriert werden.
Ich halte dagegen: ich gestehe Ausländern das Recht zu, auch in Deutschland Ausländer zu bleiben, ebenso Muslimen das Recht, Muslime zu bleiben (freilich freue ich mich, wenn Muslime sich zum Christentum bekehren, doch das verlange ich natürlich nicht von ihnen). Freilich erwarte ich von ihnen, daß sie uns unser deutsches, unser christliches Leben nicht verwehren – allerdings tun sie das ja kaum, sie bereichern es eher (ich kaufe auch gerne einmal türkische oder arabische Waren); die, die christliche öffentliche Feiertage durch islamische ersetzen wollen, sind, soweit ich es erkennen kann, vor allem Deutsche.
Unfug gibt es auch umgekehrt:
«Die CDU-Politikerin Rita Süssmuth macht sich für Migranten … in einem schwarz-gelben Kabinett stark», ist zu lesen, und: «Die Türkische Gemeinde in Deutschland unterstützte die Forderung. „Es wäre ein starkes Signal, etwa den FDP-Politiker Philipp Rösler ins Kabinett aufzunehmen“, sagte ihr Vorsitzender …».
Herr Rösler ist seinem offiziellen Lebenslauf nach als Kind von noch nicht einmal einem Jahr von Deutschen adoptiert worden, das heißt, seiner ganzen Kultur nach ist er einfach ein Deutscher, wenn er auch unter Deutschen somatisch etwas auffällt.
Ebenso wie es Krampf ist, jeden Ausländer, der einmal die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat, ständig als Deutschen zu vereinnahmen, ebenso ist es Krampf, jemanden, der außer der leiblichen Abstammung und einiger Monate nach seiner Geburt nichts Ausländisches hat, zum Migranten zu erklären.
Doch dann: «Wenn die Menschen von uns voll akzeptiert und anerkannt werden, in Medien, Politik und Sport mehr Migranten als Vorbilder präsent sind, erledigt sich religiöser Übereifer, mit Moscheebauten, Kulturvereinen und Kopftüchern von ganz alleine, und diejenigen, die das immer noch brauchen sollten, können von uns locker toleriert werden.»
Mit anderen Worten: Wenn die Deutschen nur die Ausländer genügend in unsere Welt des Medien-, Politik- und Sportkonsums integrieren, werden die schon aufhören, richtige Ausländer zu sein; und einige verbleibende könnten ja toleriert werden.
Ich halte dagegen: ich gestehe Ausländern das Recht zu, auch in Deutschland Ausländer zu bleiben, ebenso Muslimen das Recht, Muslime zu bleiben (freilich freue ich mich, wenn Muslime sich zum Christentum bekehren, doch das verlange ich natürlich nicht von ihnen). Freilich erwarte ich von ihnen, daß sie uns unser deutsches, unser christliches Leben nicht verwehren – allerdings tun sie das ja kaum, sie bereichern es eher (ich kaufe auch gerne einmal türkische oder arabische Waren); die, die christliche öffentliche Feiertage durch islamische ersetzen wollen, sind, soweit ich es erkennen kann, vor allem Deutsche.
Unfug gibt es auch umgekehrt:
«Die CDU-Politikerin Rita Süssmuth macht sich für Migranten … in einem schwarz-gelben Kabinett stark», ist zu lesen, und: «Die Türkische Gemeinde in Deutschland unterstützte die Forderung. „Es wäre ein starkes Signal, etwa den FDP-Politiker Philipp Rösler ins Kabinett aufzunehmen“, sagte ihr Vorsitzender …».
Herr Rösler ist seinem offiziellen Lebenslauf nach als Kind von noch nicht einmal einem Jahr von Deutschen adoptiert worden, das heißt, seiner ganzen Kultur nach ist er einfach ein Deutscher, wenn er auch unter Deutschen somatisch etwas auffällt.
Ebenso wie es Krampf ist, jeden Ausländer, der einmal die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat, ständig als Deutschen zu vereinnahmen, ebenso ist es Krampf, jemanden, der außer der leiblichen Abstammung und einiger Monate nach seiner Geburt nichts Ausländisches hat, zum Migranten zu erklären.
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Deutschland und die Muslimûn,
Moralisches
Pädagogik ohne Ideologie
Auch das ist möglich: die Tageszeitung veröffentlicht einen Leserbrief, in dem eine Mutter sachkundig, ohne jegliche Ideologie von ihren Erfahrungen berichtet und dabei mit einer der liebsten Zwangsvorstellungen unserer Linken, der Schule für alle, bricht: «Die oft so beklagte "Abschiebung" lernbehinderter Kinder in Förderschulen bedeutet für die Kinder (und auch deren Eltern) oft die erste positive Bildungserfahrung mit unserem (Berliner) Bildungssystem.»
Lesen Sie selbst – unter «Soziale Isolation»!
Lesen Sie selbst – unter «Soziale Isolation»!
Dienstag, 6. Oktober 2009
Sollen wir den Regierungen gratulieren
– wie es sich für gute Verlierer ziemt – zu ihrem neuen Sieg über das Gemeinwohl und den Volkswillen? Ich tue es nicht – es ist mir zu viel Falschspielerei dabei gewesen.
Worum es geht, stellt Ralf Sotscheck (in der tageszeitung vom 1.10.2009) prägnant klar: «Der Vertrag von Lissabon erhebt die Privatisierungspolitik zum Gebot, er stärkt den Europäischen Gerichtshof und seine arbeitnehmerfeindlichen Urteile, er schränkt die eigenständige Außenpolitik weiter ein und treibt vor allem die Militarisierung der EU voran. Bislang hatten, zumindest formal, die Mitgliedstaaten einen gewissen Ermessens- oder Interpretationsspielraum, wie denn „Dienstleistungen im allgemeinen wirtschaftlichen Interesse“ zu regeln seien. Nun aber kann die EU-Ebene diese Interpretation vorgeben. Zwar standen die Dienstleistungen schon bisher unter hohem Privatisierungsdruck seitens der EU, doch der Lissabon-Vertrag verstärkt das in Artikel 14 noch. Die fatalen Folgen der Privatisierung von Eisenbahn und Wasser sind in Großbritannien zu besichtigen.
In dem Zusatzprotokoll für Irland wird auf Wunsch der irischen Regierung noch mal auf die Grundrechtecharta hingewiesen, die angeblich die Arbeitnehmerrechte sichert. Diese Charta ist im Vergleich zu den üblicherweise bestehenden internationalen sozialen Verpflichtungen europäischer Länder extrem schwach. Aber das EU-Recht steht immer noch darüber, und der Europäische Gerichtshof lässt keinen Zweifel daran, dass er das EU-Recht auch über die nationalen Verfassungen stellt».
Daß dieser Vertrag auch der deutschen Verfassung widerspricht, zeigen die Herren Buchner und Striedl.
Salvum fac populum tuum, Domine, et benedic hereditati tuae et rege eos et extolle illos usque in aeternum!
Worum es geht, stellt Ralf Sotscheck (in der tageszeitung vom 1.10.2009) prägnant klar: «Der Vertrag von Lissabon erhebt die Privatisierungspolitik zum Gebot, er stärkt den Europäischen Gerichtshof und seine arbeitnehmerfeindlichen Urteile, er schränkt die eigenständige Außenpolitik weiter ein und treibt vor allem die Militarisierung der EU voran. Bislang hatten, zumindest formal, die Mitgliedstaaten einen gewissen Ermessens- oder Interpretationsspielraum, wie denn „Dienstleistungen im allgemeinen wirtschaftlichen Interesse“ zu regeln seien. Nun aber kann die EU-Ebene diese Interpretation vorgeben. Zwar standen die Dienstleistungen schon bisher unter hohem Privatisierungsdruck seitens der EU, doch der Lissabon-Vertrag verstärkt das in Artikel 14 noch. Die fatalen Folgen der Privatisierung von Eisenbahn und Wasser sind in Großbritannien zu besichtigen.
In dem Zusatzprotokoll für Irland wird auf Wunsch der irischen Regierung noch mal auf die Grundrechtecharta hingewiesen, die angeblich die Arbeitnehmerrechte sichert. Diese Charta ist im Vergleich zu den üblicherweise bestehenden internationalen sozialen Verpflichtungen europäischer Länder extrem schwach. Aber das EU-Recht steht immer noch darüber, und der Europäische Gerichtshof lässt keinen Zweifel daran, dass er das EU-Recht auch über die nationalen Verfassungen stellt».
Daß dieser Vertrag auch der deutschen Verfassung widerspricht, zeigen die Herren Buchner und Striedl.
Salvum fac populum tuum, Domine, et benedic hereditati tuae et rege eos et extolle illos usque in aeternum!
Religionsfreiheit
Einem muslimischen Schüler ist gerichtlich erlaubt worden, in der Schule zu beten, was ihm die Schulleiterin untersagt hatte.
Interessant ist, wer diesem Urteil beipflichtet, wer ihm lauthals widerspricht.Die Kirchen jedenfalls sprechen sich für dieses Urteil aus.
Dennoch sei noch einmal bedacht, was vom christlichen Standpunkt aus hierzu zu sagen ist. Da ergeben sich ganz verschiedene Antworten – das Ergebnis freilich ist immer gleich.
Oberflächlich ist zunächst festzustellen, daß ein solches Verbot von Gebet sich sicher nicht einfach gegen den Islam richtet, sondern gegen jedwede Religion. Darum ist es schon das eigene Interesse der Christen, hier auf Religionsfreiheit zu pochen.
Auf der nächsten Ebene erscheint es als eine Frage der Ehrlichkeit. Grundgesetzlich ist den Angehörigen auch anderer Religionen, auch eben den Muslimen Religionsfreiheit zugesichert worden. An diese Zusicherung ist der Staat gebunden.
Aber auch wenn unser Staat verfassungsmäßig christlich werde: Achtung vor dem Gewissen, also auch Religionsfreiheit, solange sie die Rechte anderer Menschen nicht verletzt, ist eine Forderung des Naturrechts: «Ein Gehorsam, der die Seelen der Menschen knechtet, der in das innerste Heiligtum der menschlichen Freiheit, in das Gewissen, greift, ist roheste Barbarei!» (Clemens August Graf v. Galen, Xanten 1936) – was auch rigorose Katholiken wissen.
Jede dieser Erwägungen fordert also von uns Christen, die Religionsfreiheit auch der Muslime einzufordern.
Interessant ist, wer diesem Urteil beipflichtet, wer ihm lauthals widerspricht.Die Kirchen jedenfalls sprechen sich für dieses Urteil aus.
Dennoch sei noch einmal bedacht, was vom christlichen Standpunkt aus hierzu zu sagen ist. Da ergeben sich ganz verschiedene Antworten – das Ergebnis freilich ist immer gleich.
Oberflächlich ist zunächst festzustellen, daß ein solches Verbot von Gebet sich sicher nicht einfach gegen den Islam richtet, sondern gegen jedwede Religion. Darum ist es schon das eigene Interesse der Christen, hier auf Religionsfreiheit zu pochen.
Auf der nächsten Ebene erscheint es als eine Frage der Ehrlichkeit. Grundgesetzlich ist den Angehörigen auch anderer Religionen, auch eben den Muslimen Religionsfreiheit zugesichert worden. An diese Zusicherung ist der Staat gebunden.
Aber auch wenn unser Staat verfassungsmäßig christlich werde: Achtung vor dem Gewissen, also auch Religionsfreiheit, solange sie die Rechte anderer Menschen nicht verletzt, ist eine Forderung des Naturrechts: «Ein Gehorsam, der die Seelen der Menschen knechtet, der in das innerste Heiligtum der menschlichen Freiheit, in das Gewissen, greift, ist roheste Barbarei!» (Clemens August Graf v. Galen, Xanten 1936) – was auch rigorose Katholiken wissen.
Jede dieser Erwägungen fordert also von uns Christen, die Religionsfreiheit auch der Muslime einzufordern.
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Deutschland und die Muslimûn,
Moralisches
Mittwoch, 30. September 2009
Wie betet ein Traditionalist den Rosenkranz?
Auf Latein natürlich. Dabei fiel mir auf, daß die übliche deutsche Übersetzung ungenau ist. Siebenmal erscheint in ihr in den Geheimnissen die Anrede «o Jungfrau», im Lateinischen aber «Virgo» nur zweimal, im freudenreichen Rosenkranz: «quem virgo concepisti» und «quem virgo genuisti».
Warum hier, und warum nur hier?
Der Sinn gibt die Antwort: «Virgo» ist hier keine Anrede, sondern Praedicativum: «Den Du (als) Jungfrau empfangen, geboren hast».
Warum hier, und warum nur hier?
Der Sinn gibt die Antwort: «Virgo» ist hier keine Anrede, sondern Praedicativum: «Den Du (als) Jungfrau empfangen, geboren hast».
Ein harter Tag
Was soll ich wählen: Sozialabbau? Gentechnik? ungezügelte Atomkraftwerke? oder Begünstigung der Abtreibung? Kasernierung der Kinder? Hochjubeln homosexueller Beziehungen zu Quasi-Ehen?
Die kleine Partei, zu der auszuweichen ich mich entschlossen hatte, kandidiert im Freistaat Sachsen nicht. Ich muß mich entscheiden. Und ich entscheide mich, ich wähle.
Aber ich sage nicht, was ich gewählt habe, denn es schmerzt, Wähler zu sein und doch nicht ruhigen Gewissens wählen zu können.
Die kleine Partei, zu der auszuweichen ich mich entschlossen hatte, kandidiert im Freistaat Sachsen nicht. Ich muß mich entscheiden. Und ich entscheide mich, ich wähle.
Aber ich sage nicht, was ich gewählt habe, denn es schmerzt, Wähler zu sein und doch nicht ruhigen Gewissens wählen zu können.
Der Tag der Abendländischen Musik muß weichen
– aber nur um einige Wochen und etliche Meilen: Dies praestitutae!
Donnerstag, 24. September 2009
Bin ich zu moralisch?
Wohl die meisten meiner Beiträge in diesem Blog gehören zur Kategorie «Moralisches»; und meistens geht es dann gegen den Wirtschaftsliberalismus. Daher taucht die Frage auf: Bin ich zu moralisch? gibt es keine besseren Themata? (kurzer Exkurs: mein Rechtschreibprogramm kennt keine Themata!)
Schließlich meine ich, ganz im Gegensatz zum Slogan einer Wirtschaftszeitung:
Es gibt nichts Langweiligeres als Wirtschaft! (Nein, nicht einmal Sport ist noch langweiliger.)
Aber dann erlebe ich es wieder hautnah. In meiner Therapiegruppe habe ich die Frage gestellt, was die Patienten im Leben beschwert. Bei den meisten ist es das Arbeitsamt (momentan wird es wohl «Arge» genannt). Die Menschen sehen sich dort mißachtet, werden zu sinnlosen Aktivitäten gedrängt, aussichtslosen Bewerbungen etwa in großen Mengen, erhalten aber bei der wirklichen Arbeitssuche keine Hilfe. Und die meisten wollen wirklich arbeiten. Auf Leistungen, die ihnen zustehen, werden sie nicht aufmerksam gemacht, Anträge bleiben unbehandelt liegen, Akten verschwinden. Wenn sie selbst jedoch einmal etwas nicht korrekt fristgerecht einreichen, was von ihnen gefordert wird, setzt es sofort Sanktionen. Und sie werden entmutigt, indem ihnen suggeriert wird, sie selbst seien schuld an ihrer Arbeitslosigkeit. Dabei kann doch, wer immer die Zahlen zur Kenntnis nimmt, sehen, daß in unserem Wirtschaftssystem weniger Menschen zur Arbeit gebraucht werden, zur Produktion und Wartung der Güter also und all dem, was sonst noch bezahlt wird, als zum Konsum ebendieser Güter, das also in unserer Wirtschaft Arbeitslose für den Konsum notwendig sind. Das politische Problem aber, das Skandal der Arbeitslosigkeit, versucht man gerne zu lösen durch «blaming the victim – Opferbeschuldigung». Ist das nicht ein Verstoß gegen das 8. Gebot: Du sollst nicht falsches Zeugnis geben! – ?
So werde ich wohl auch weiterhin so öde moralisch bleiben.
Schließlich meine ich, ganz im Gegensatz zum Slogan einer Wirtschaftszeitung:
Es gibt nichts Langweiligeres als Wirtschaft! (Nein, nicht einmal Sport ist noch langweiliger.)
Aber dann erlebe ich es wieder hautnah. In meiner Therapiegruppe habe ich die Frage gestellt, was die Patienten im Leben beschwert. Bei den meisten ist es das Arbeitsamt (momentan wird es wohl «Arge» genannt). Die Menschen sehen sich dort mißachtet, werden zu sinnlosen Aktivitäten gedrängt, aussichtslosen Bewerbungen etwa in großen Mengen, erhalten aber bei der wirklichen Arbeitssuche keine Hilfe. Und die meisten wollen wirklich arbeiten. Auf Leistungen, die ihnen zustehen, werden sie nicht aufmerksam gemacht, Anträge bleiben unbehandelt liegen, Akten verschwinden. Wenn sie selbst jedoch einmal etwas nicht korrekt fristgerecht einreichen, was von ihnen gefordert wird, setzt es sofort Sanktionen. Und sie werden entmutigt, indem ihnen suggeriert wird, sie selbst seien schuld an ihrer Arbeitslosigkeit. Dabei kann doch, wer immer die Zahlen zur Kenntnis nimmt, sehen, daß in unserem Wirtschaftssystem weniger Menschen zur Arbeit gebraucht werden, zur Produktion und Wartung der Güter also und all dem, was sonst noch bezahlt wird, als zum Konsum ebendieser Güter, das also in unserer Wirtschaft Arbeitslose für den Konsum notwendig sind. Das politische Problem aber, das Skandal der Arbeitslosigkeit, versucht man gerne zu lösen durch «blaming the victim – Opferbeschuldigung». Ist das nicht ein Verstoß gegen das 8. Gebot: Du sollst nicht falsches Zeugnis geben! – ?
So werde ich wohl auch weiterhin so öde moralisch bleiben.
Dienstag, 22. September 2009
Was man so nach der Kommunion hört ...
Sonntagsmesse in der Propsteikirche. Während der Kommunion kommt eine Kinderschar herein, einige tragen ein gewaltiges Schild aus Karton mit sich, sie ziehen zum Altar. Natürlich alles unter erwachsener Aufsicht. Nach dem Schlußgebet geht ein Mann (klar: ein Erwachsener!) zum Lesepult, und erzählt uns, worüber die Kinder im Kindergottesdienst gesprochen hätten. Sie hätten auch ein Lied gelernt (Ubi caritas et amor) – freilich nicht so gut, daß sie es jetzt vorsingen könnten. Aha!
Ich plane jetzt, doch mit dem Rosenkranzbeten anzufangen, das mir bisher immer noch etwas fremd geblieben ist. Nächsten Sonntag möchte ich meinen Rosenkranz mit zur Messe nehmen.
Ich plane jetzt, doch mit dem Rosenkranzbeten anzufangen, das mir bisher immer noch etwas fremd geblieben ist. Nächsten Sonntag möchte ich meinen Rosenkranz mit zur Messe nehmen.
Sonntag, 20. September 2009
Das 2000. Anniversarium
der Schlacht im Teutoburger Wald in der 3. Dekade des September (also in der Zeit vom 21. bis zum 30.) begeht Orietur Occidens mit einem Novum: einem Vorabdruck aus dem E&Ewald, der am 3. Oktober erscheinen soll (soll!). Nach einem kurzen Hinweis auf die Ereignisse, auch einmal in moderner Sprache («Eine Schar germanischer Terroristen unter dem Warlord Arminius hat eine Truppe bewaffneter römischer Entwicklungshelfer mit robustem Mandat massakriert»), folgt eine ausgiebige Eloge auf das Imperium Romanum (Eloge ist laut Duden wirklich Femininum!), die ich den Lesern empfehlen will.
Freitag, 11. September 2009
Niedrigsteuern können tödlich sein
Auf jeder Zigarettenpackung muß (dankenswerterweise) eine Warnung stehen, etwa daß Rauchen tödlich sein kann. Auch Tabakwerbung wird deshalb inkriminiert.
Aus Bericht und – vor allem – Kommentar in der tageszeitung ist zu erfahren, daß auch niedrige Steuern töten können. Werbung dafür aber ist leider nicht verboten.
Aus Bericht und – vor allem – Kommentar in der tageszeitung ist zu erfahren, daß auch niedrige Steuern töten können. Werbung dafür aber ist leider nicht verboten.
Freitag, 4. September 2009
Hoffnung für Europa
Bösartig zwar in der Tendenz, aber in der Sache spannend ist eine Kolumne über Indien: «.. Die Globalisierung ist eine Lüge. Die Welt wächst nicht zusammen, sondern trennt sich immer mehr. Zwischen uns und den immer so gehypten Schwellenländern klafft inzwischen ein kultureller Graben, der nicht mehr zu schließen ist. ... die totale Fixierung aufs Religiöse ... Im Fernsehen laufen zwölf rein religiöse Programme, auch christliche. ... Doch es ist kein Medienphänomen – die Menschen leben das auch. Selbst gebildete Studenten kommen im Gespräch immer wieder auf den religiösen Punkt zurück: Bist du Muslim, Christ, oder Hindu? Was heißt das für dich? Ist es ein Problem für dich, wenn dein Gesprächspartner kein Christ ist? ... Manchmal werden spätnachts noch alte Filme gezeigt, aus den 70ern oder noch früher. Die jungen Inder dort haben lange Haare, rauchen Joints, diskutieren viel und hören britische Popmusik – genau wie überall auf der damaligen Welt. Denn damals gab es die Globalisierung, heute nicht.»
«Denn keiner kann mir erzählen, dass das bei uns möglich wäre», meint er. Aber mir macht das doch Hoffnung, auch für Europa.
«Denn keiner kann mir erzählen, dass das bei uns möglich wäre», meint er. Aber mir macht das doch Hoffnung, auch für Europa.
Montag, 24. August 2009
Ecce interretis situs sodalitatis Orietur Occidens restauratus est
Endlich ist auf dem Site – Entschuldigung: in interretis situ – von Orietur Occidens die Linkliste – Entschuldigung: die series ligaminum – modernisiert; Überholtes ist gestrichen: der Palazzo apostolico, der nicht mehr existiert, und Lumen de lumine, das nicht mehr aktiv ist – allerdings ist Petras Bekehrungsbericht samt Jahrestag immer noch lesenswert.
Dafür sind nun so wichtige Bloggözesanen wie Elsa und Tiberius dabei.
Und der E&Ewald vom letzten Jahr ist nun eingelinkt.
Dafür sind nun so wichtige Bloggözesanen wie Elsa und Tiberius dabei.
Und der E&Ewald vom letzten Jahr ist nun eingelinkt.
Freitag, 21. August 2009
Was Privatisierung bedeutet,
erfährt man am Beispiel der Post: Filialen werden geschlossen, neuen Mitarbeitern soll nur noch der Mindestlohn bezahlt, die wöchentliche Arbeitszeit soll ohne Lohnausgleich erhöht werden.
Montag, 17. August 2009
Assumptionis
gibt es hier weniger; aber gegen Ende des Hochamtes am Sonntag in der Propsteikirche gibt es doch eine Kräutersegnung. Das gewaltige Aspergill, das der Kaplan benutzt – es hat etwas von einem Reisigbesen, er hat es wohl aus Polen mitgebracht – gerät zur Lachnummer; so etwas kennt man hierzulande nicht.
Ich erinnere mich, wie ich letztes Jahr dieses Fest in Edjmiaçin miterleben durfte: dort war nach etwa sieben kommunistischen Jahrzehnten die Volksfrömmigkeit noch lebendig, die Traubensegnung, die dort zu diesem Fest gehört, ein großes Ereignis, zu dem alles herbeiströmte.
Nachmittags aber konnten wir in der Schloßkirche eine Aufführung eines ossetischen Jugendchors – Arion – erleben (nordossetisch; aber auch die Südosseten sind nicht schuld daran, daß sie für den Konflikt zwischen Georgien und Rußland instrumentalisiert werden). Großartiger Gesang: einige ossetische Volkslieder, mal wild wie georgische, dann aber viel lyrischer; Sologesang begleitet vom Chor mit einer Art von schweifendem Bordun. Dann Kirchengesang, rein russisch; ein wenig die unvermeidlichen modernen Kompositionen (sonderbarerweise überwiegend gut), und schließlich Bach. Und Bach gewinnt, wenn er von einem Chor gesungen wird, der nichts mit der romantischen deutschen Bachrezeption zu tun hat.
Eine Frage stellt sich mir beim ossetischen geistlichen Volkslied: da Ossetien anscheinend von Rußland christianisiert ist, da selbst in Georgien und Armenien die biblischen Namen griechisch geprägt sind: wieso heißt Maria da gut semitisch «Mairam»?
Zum Schluß einige Worte zum Publikum von der Organisatorin der Chorreise: noch zwei Tage zuvor seien die Visa nicht da gewesen, so galt es zu beten: N. und N. hier und sie mit dem Chor dort in Ossetien. Das Ergebnis sehe man nun hier.
Ich erinnere mich, wie ich letztes Jahr dieses Fest in Edjmiaçin miterleben durfte: dort war nach etwa sieben kommunistischen Jahrzehnten die Volksfrömmigkeit noch lebendig, die Traubensegnung, die dort zu diesem Fest gehört, ein großes Ereignis, zu dem alles herbeiströmte.
Nachmittags aber konnten wir in der Schloßkirche eine Aufführung eines ossetischen Jugendchors – Arion – erleben (nordossetisch; aber auch die Südosseten sind nicht schuld daran, daß sie für den Konflikt zwischen Georgien und Rußland instrumentalisiert werden). Großartiger Gesang: einige ossetische Volkslieder, mal wild wie georgische, dann aber viel lyrischer; Sologesang begleitet vom Chor mit einer Art von schweifendem Bordun. Dann Kirchengesang, rein russisch; ein wenig die unvermeidlichen modernen Kompositionen (sonderbarerweise überwiegend gut), und schließlich Bach. Und Bach gewinnt, wenn er von einem Chor gesungen wird, der nichts mit der romantischen deutschen Bachrezeption zu tun hat.
Eine Frage stellt sich mir beim ossetischen geistlichen Volkslied: da Ossetien anscheinend von Rußland christianisiert ist, da selbst in Georgien und Armenien die biblischen Namen griechisch geprägt sind: wieso heißt Maria da gut semitisch «Mairam»?
Zum Schluß einige Worte zum Publikum von der Organisatorin der Chorreise: noch zwei Tage zuvor seien die Visa nicht da gewesen, so galt es zu beten: N. und N. hier und sie mit dem Chor dort in Ossetien. Das Ergebnis sehe man nun hier.
Das Gesundheitswesen in Lettland bricht zusammen
auf Anordnung von IWF und EU aus dem Geiste der Marktwirtschaft.
Samstag, 15. August 2009
Die besten Krimiautoren waren seit jeher katholisch
– von Chesterton bis zu Agathe Christie. Warum eigentlich? Vielleicht weil katholischer Glaube etwas mit Vernunft zu tun hat und die auch beim Krimischreiben nützlich ist.
Nun habe ich eine Kriminalgeschichtensammlung in die Hände bekommen: «Tödliche Wasser» (Burger / Imbsweiler / Schöbel [Hrsg.]; Meßkirch 2009). Und ich habe den Eindruck, daß die Autoren der besten dieser Kurzkrimis – Schreibrausch und Barbara Wenz – wiederum katholisch sind; die gutgestimmte Unbefangenheit, mit der sie kirchliche Themata aufnehmen, spricht sehr dafür. Allerdings ist Schreibrausch eine Gruppe von fünf Autoren, die gemeinsam schreibt (meinen unzureichenden Informationen nach das erste Mal seit dem I. Vaticanum, daß eine Gruppe gemeinsam einen gescheiten Text zustande bringt) – über die Konfession der einzelnen läßt sich daher nicht so leicht etwas sagen; aber katholischer Geist muß da drin sein.
Barbara Wenz hält sich noch, souverain locker, an die Grundordnung der traditionellen Whodunits, während Schreibrausch unbefangen drauflos erzählt. Darum sind Barbara Wenz’ «Unheilige Wasser» spannend, doch voller Witz, während Schreibrauschs «Letzter Weg des Georg S.» voller Witz, doch spannend ist. Was mir als Psychologen allerdings am meisten gefällt, das ist bei beiden die treffsichere Schilderung der Personen, ganz besonders lebensvoll plastisch bei Barbara Wenz.
Also: wenn jemand im Spätsommer noch Urlaubslektüre sucht ...
Nun habe ich eine Kriminalgeschichtensammlung in die Hände bekommen: «Tödliche Wasser» (Burger / Imbsweiler / Schöbel [Hrsg.]; Meßkirch 2009). Und ich habe den Eindruck, daß die Autoren der besten dieser Kurzkrimis – Schreibrausch und Barbara Wenz – wiederum katholisch sind; die gutgestimmte Unbefangenheit, mit der sie kirchliche Themata aufnehmen, spricht sehr dafür. Allerdings ist Schreibrausch eine Gruppe von fünf Autoren, die gemeinsam schreibt (meinen unzureichenden Informationen nach das erste Mal seit dem I. Vaticanum, daß eine Gruppe gemeinsam einen gescheiten Text zustande bringt) – über die Konfession der einzelnen läßt sich daher nicht so leicht etwas sagen; aber katholischer Geist muß da drin sein.
Barbara Wenz hält sich noch, souverain locker, an die Grundordnung der traditionellen Whodunits, während Schreibrausch unbefangen drauflos erzählt. Darum sind Barbara Wenz’ «Unheilige Wasser» spannend, doch voller Witz, während Schreibrauschs «Letzter Weg des Georg S.» voller Witz, doch spannend ist. Was mir als Psychologen allerdings am meisten gefällt, das ist bei beiden die treffsichere Schilderung der Personen, ganz besonders lebensvoll plastisch bei Barbara Wenz.
Also: wenn jemand im Spätsommer noch Urlaubslektüre sucht ...
Freitag, 14. August 2009
Den Titelträger für die dümmlichste Wahlwerbung
im obersächsischen Landtagswahlkampf hat der Chronist gesucht und gefunden. Er schildert, welche Sätze da gelb auf Blau zu lesen sind.
Der pädagogische Wert der Ignoranz
«Die Türken in Deutschland» seien «traurig und entrüstet bei der Vorstellung», daß die Bundesregierung die Sanierung der deutsch-armenischen Akademie in Potsdam, des «Lepsius-Hauses», finantiell unterstützt, befindet laut tageszeitung der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland.
Außerdem «fordert [er] das Land Brandenburg auch auf, seine Lehrpläne zu ändern. 2004 hatte es als erstes Bundesland die Behandlung des Völkermords an den Armeniern in den Lehrplan der Schulen aufgenommen.» Dort heißt es: «Entgrenzung von Kriegen; Ausrottung/Völkermord (z. B. Genozid an der armenischen Bevölkerung Kleinasiens)».
«Dieser Satz würde die türkischstämmigen Schüler unter „psychologischen Druck“ setzten und schade der Leistung, verkündete» er.
Mit anderen Worten: Weil seiner Einschätzung nach die türkischen Schüler in Unkenntnis sind über die Geschichte, müssen sie, um ihnen «psychologischen Druck» zu ersparen, auch weiterhin unwissend gehalten werden.
Außerdem «fordert [er] das Land Brandenburg auch auf, seine Lehrpläne zu ändern. 2004 hatte es als erstes Bundesland die Behandlung des Völkermords an den Armeniern in den Lehrplan der Schulen aufgenommen.» Dort heißt es: «Entgrenzung von Kriegen; Ausrottung/Völkermord (z. B. Genozid an der armenischen Bevölkerung Kleinasiens)».
«Dieser Satz würde die türkischstämmigen Schüler unter „psychologischen Druck“ setzten und schade der Leistung, verkündete» er.
Mit anderen Worten: Weil seiner Einschätzung nach die türkischen Schüler in Unkenntnis sind über die Geschichte, müssen sie, um ihnen «psychologischen Druck» zu ersparen, auch weiterhin unwissend gehalten werden.
Montag, 10. August 2009
Evangelische Bischofsweihe
Der Prior des Evangelischen Klosters St. Wigberti in Werningshausen, Franz Schwarz, ist am 25. April 2009 vom Bischof des Hochkirchlichen Apostolats St. Ansgar, P. Karsten Bürgener, zum Bischof geweiht worden. Darauf geht ein Sturm los in der «Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland», der Neugeweihte wird vom Pastorenamt suspendiert, ein Verfahren wird gegen ihn eingeleitet, Communiqués und Presseartikel werden (etwas verspätet) verbreitet. Nur inwiefern Prior Franz Schwarz, dem hinsichtlich seines geistlichen Wirkens nur Gutes nachzusagen ist, «seine Amtspflichten als evangelischer Pfarrer verletzt» habe, wird nicht recht mitgeteilt. Offenbar sind Bischöfe in der «Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland» (wohlgemerkt: er erklärt keineswegs, Bischof der «Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland» zu sein!) unerwünscht.
Und im Communiqué wie im Kirchenzeitungsartikel wird «Bischofsweihe» stets in Anführungszeichen gesetzt. Nun kann man darüber diskutieren, ob es sinnvoll ist, im Rahmen einer «Evangelischen Kirche» ein Apostolat mit apostolischer Sukzession zu begründen; aber daß im Apostolat St. Ansgar diese Sukzession besteht – über die altkatholische Weihelinie erlangt –, daß also diese Bischofsweihe gültig ist, das ist nicht zu bezweifeln.
Der Grund kann also nur der sein, daß die offizielle «Evangelische Kirche in Mitteldeutschland» das Bischofsamt so entschieden ablehnt, daß sie lieber pastoralen Schaden in Kauf nimmt, als einen echten Bischof in ihren Reihen zu dulden.
Das dieser Verdacht zutreffend ist, zeigt sich in einer Stellungnahme der «Bischofskonferenz» (wenn sie auch keine Bischofsweihe wollen, so wollen sie doch wenigstens eine Bischofskonferenz sein!) der VELKD («Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands») vom November 2006, in der kirchliche Ämter auf der Grundlage des Weihesakraments grundsätzlich abgelehnt werden. Das hat eine ansehnliche Zahl evangelischer Theologen im Frühjahr 2007 mit einem Protestschreiben beantwortet, in dem die biblische Grundlage des Weihesakraments aufgezeigt wird. Darauf antwortete der Leitende «Bischof» der VELKD, Dr. Johannes Friedrich, am 2. Juli 2007 unter anderem:
«Ich verstehe Sie so, dass für Sie alle Schriftworte gleich gewichtig und gleich gültig sind; die Bischofskonferenz argumentiert, wie wir meinen – mit den lutherischen Bekenntnissen, gerade auch der FC – von der Mitte der Schrift her, der Rechtfertigungsbotschaft und dem Auftrag, diese so sachgemäß und so wirkungsvoll wie möglich zu verkündigen. Dies hat schon Luther die Freiheit gegeben, von einem zentralen biblischen Kriterium aus innerhalb der Heiligen Schrift Zentrales von weniger Zentralem zu unterscheiden, und in dieser – klar fundierten – Freiheit legen auch wir die Schrift aus.»
«.. in dieser – klar fundierten – Freiheit legen auch wir die Schrift aus» – angesichts des Vorwurfs, der dem Verfasser des Protestschreibens, dem (echten!) Bischof P. Karsten Bürgener, gemacht wird: «dass für Sie alle Schriftworte ... gleich gültig sind», heißt das, daß die VELKD sich «die Freiheit» vorbehält, im Sinne des lutherischen Bekenntnisses über die Gültigkeit von Schriftworten zu urteilen – Schriftworte, die das Weihesakrament bezeugen, haben dabei keine Chance.
Was kann man da noch von der «Ökumene» mit den evangelischen «Landeskirchen» erhoffen?
Zum Weihesakrament siehe auch: Biblischer Wegweiser zur Diskussion mit Zeugen J”s: Schrift, Tradition und Autorität der Kirche
Und im Communiqué wie im Kirchenzeitungsartikel wird «Bischofsweihe» stets in Anführungszeichen gesetzt. Nun kann man darüber diskutieren, ob es sinnvoll ist, im Rahmen einer «Evangelischen Kirche» ein Apostolat mit apostolischer Sukzession zu begründen; aber daß im Apostolat St. Ansgar diese Sukzession besteht – über die altkatholische Weihelinie erlangt –, daß also diese Bischofsweihe gültig ist, das ist nicht zu bezweifeln.
Der Grund kann also nur der sein, daß die offizielle «Evangelische Kirche in Mitteldeutschland» das Bischofsamt so entschieden ablehnt, daß sie lieber pastoralen Schaden in Kauf nimmt, als einen echten Bischof in ihren Reihen zu dulden.
Das dieser Verdacht zutreffend ist, zeigt sich in einer Stellungnahme der «Bischofskonferenz» (wenn sie auch keine Bischofsweihe wollen, so wollen sie doch wenigstens eine Bischofskonferenz sein!) der VELKD («Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands») vom November 2006, in der kirchliche Ämter auf der Grundlage des Weihesakraments grundsätzlich abgelehnt werden. Das hat eine ansehnliche Zahl evangelischer Theologen im Frühjahr 2007 mit einem Protestschreiben beantwortet, in dem die biblische Grundlage des Weihesakraments aufgezeigt wird. Darauf antwortete der Leitende «Bischof» der VELKD, Dr. Johannes Friedrich, am 2. Juli 2007 unter anderem:
«Ich verstehe Sie so, dass für Sie alle Schriftworte gleich gewichtig und gleich gültig sind; die Bischofskonferenz argumentiert, wie wir meinen – mit den lutherischen Bekenntnissen, gerade auch der FC – von der Mitte der Schrift her, der Rechtfertigungsbotschaft und dem Auftrag, diese so sachgemäß und so wirkungsvoll wie möglich zu verkündigen. Dies hat schon Luther die Freiheit gegeben, von einem zentralen biblischen Kriterium aus innerhalb der Heiligen Schrift Zentrales von weniger Zentralem zu unterscheiden, und in dieser – klar fundierten – Freiheit legen auch wir die Schrift aus.»
«.. in dieser – klar fundierten – Freiheit legen auch wir die Schrift aus» – angesichts des Vorwurfs, der dem Verfasser des Protestschreibens, dem (echten!) Bischof P. Karsten Bürgener, gemacht wird: «dass für Sie alle Schriftworte ... gleich gültig sind», heißt das, daß die VELKD sich «die Freiheit» vorbehält, im Sinne des lutherischen Bekenntnisses über die Gültigkeit von Schriftworten zu urteilen – Schriftworte, die das Weihesakrament bezeugen, haben dabei keine Chance.
Was kann man da noch von der «Ökumene» mit den evangelischen «Landeskirchen» erhoffen?
Zum Weihesakrament siehe auch: Biblischer Wegweiser zur Diskussion mit Zeugen J”s: Schrift, Tradition und Autorität der Kirche
Dienstag, 4. August 2009
Film oder Theater?
«Ein ganzes Leben lang einander treu zu bleiben, das ist für mich ein extrem naives und konformistisches Modell. ... Wir sind nicht grundsätzlich monogam, sondern Wesen der Begierde.»
Solchen Unfug gibt Agnès Jaoui in der tageszeitung von sich. Freilich sind wir «nicht grundsätzlich monogam», aber wir sind auch nicht «Wesen der Begierde» – wir können uns entscheiden. Und «ein ganzes Leben lang einander treu zu bleiben» ist nicht konformistisch, sondern einfach schön.
Aber natürlich werde ich mir ihren neuen Film – «Erzähl mir was vom Regen» – wenn möglich, ansehen; denn so wenig sie zur Moralphilosophin oder Gesellschaftskritikerin geeignet ist, so großartig ist sie als Regisseurin und Schauspielerin.
Und was sie über den Unterschied zwischen Film und Theater sagt: «Auf der Bühne muss man die Stimme projizieren; das verändert die Art, die Dinge auszudrücken. Dabei lässt sich kaum die gleiche Intimität finden wie im Film» – das ist wirklich klug.
Solchen Unfug gibt Agnès Jaoui in der tageszeitung von sich. Freilich sind wir «nicht grundsätzlich monogam», aber wir sind auch nicht «Wesen der Begierde» – wir können uns entscheiden. Und «ein ganzes Leben lang einander treu zu bleiben» ist nicht konformistisch, sondern einfach schön.
Aber natürlich werde ich mir ihren neuen Film – «Erzähl mir was vom Regen» – wenn möglich, ansehen; denn so wenig sie zur Moralphilosophin oder Gesellschaftskritikerin geeignet ist, so großartig ist sie als Regisseurin und Schauspielerin.
Und was sie über den Unterschied zwischen Film und Theater sagt: «Auf der Bühne muss man die Stimme projizieren; das verändert die Art, die Dinge auszudrücken. Dabei lässt sich kaum die gleiche Intimität finden wie im Film» – das ist wirklich klug.
In dubio pro possessoribus?
fragt sich entsetzt der Chronist angesichts einiger bundesdeutscher Gerichtsurteile.
Donnerstag, 30. Juli 2009
Aramäer in Deutschland
Die tageszeitung (!) berichtet von einer chaldäisch-katholischen Pfarrei in Essen. Leider hat sie Anlaß, den Pfarrer zu zitieren mit:
«Die Iraker hätten die Deutschen eingeladen, an der Messe teilzunehmen. Aber niemand sei aufgetaucht, nur einmal der ehemalige Pfarrer. „Sie haben uns aufgenommen. Aber sie haben uns nicht angenommen.”»
Essener, wo bleibt Ihr?
«Die Iraker hätten die Deutschen eingeladen, an der Messe teilzunehmen. Aber niemand sei aufgetaucht, nur einmal der ehemalige Pfarrer. „Sie haben uns aufgenommen. Aber sie haben uns nicht angenommen.”»
Essener, wo bleibt Ihr?
Dienstag, 28. Juli 2009
Was vermißt man?
fragt Phileirenos und nimmt Abschied von einer ungenannten, aber leicht erkennbaren hanseatischen Metropole.
Brief von der GEZ
(zum 2.)
Viel Auswahl läßt mir der Brief nicht: «Ich/Wir habe/n bereits nicht privat genutzte Geräte angemeldet» oder «Ich/Wir melde/n die folgenden Geräte --- --- an» oder «Ich/wir habe/n kein Radio/Autoradio, kein Fernsehgerät und kein neuartiges Rundfunkgerät».
Nun: Ich/wir habe/n so etwas durchaus, habe/n es auch schon angemeldet, aber es ist privat genutzt, steht im privaten Zimmer unserer privaten Wohnung. An mich persönlich unter meiner privaten Adresse ist auch der Brief der GEZ gerichtet. Immerhin: ich kann das Porto sparen, indem ich internett antworte. Dazu muß ich die Teilnehmernummer angeben, die ich natürlich nicht zur Hand habe. Aber mit einigem Aufwand schaffe ich es doch.
Und nun erhalte ich von der GEZ einen Brief: «unter der von Ihnen angegebenen Teilnehmernummer sind nur Ihre privaten Rundfunkgeräte gemeldet.
Unsere Anfrage bezog sich auf nicht privat genutzte Rundfunkgeräte». Was sollte ich denn machen? Eine andere Teilnehmernummer habe ich nicht; ich habe sie aus gutem Grund nicht. Daß die GEZ geldgierig ist, ist nichts Neues. Aber warum sagt sie uns nicht wenigstens, was sie von uns will?
Ich war immer überzeugter Anhänger des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und darum auch von Rundfunkgebühren. Aber daß in einer Zeit, in der Bürgerinitiativen gegen die Verschlechterung des Programms notwendig sind – so die Initiative Das GANZE Werk für den NDR 3, der sich heute NDR Kultur nennt –, die Forderungen der GEZ immer unverfrorener werden, befremdet auch den Anhänger solcher Gebühren. Und ich freue mich, daß, wenn ich in der Heimat bin, ich Radio Hilversum (klassiek leeft op vier) hören kann.
Viel Auswahl läßt mir der Brief nicht: «Ich/Wir habe/n bereits nicht privat genutzte Geräte angemeldet» oder «Ich/Wir melde/n die folgenden Geräte --- --- an» oder «Ich/wir habe/n kein Radio/Autoradio, kein Fernsehgerät und kein neuartiges Rundfunkgerät».
Nun: Ich/wir habe/n so etwas durchaus, habe/n es auch schon angemeldet, aber es ist privat genutzt, steht im privaten Zimmer unserer privaten Wohnung. An mich persönlich unter meiner privaten Adresse ist auch der Brief der GEZ gerichtet. Immerhin: ich kann das Porto sparen, indem ich internett antworte. Dazu muß ich die Teilnehmernummer angeben, die ich natürlich nicht zur Hand habe. Aber mit einigem Aufwand schaffe ich es doch.
Und nun erhalte ich von der GEZ einen Brief: «unter der von Ihnen angegebenen Teilnehmernummer sind nur Ihre privaten Rundfunkgeräte gemeldet.
Unsere Anfrage bezog sich auf nicht privat genutzte Rundfunkgeräte». Was sollte ich denn machen? Eine andere Teilnehmernummer habe ich nicht; ich habe sie aus gutem Grund nicht. Daß die GEZ geldgierig ist, ist nichts Neues. Aber warum sagt sie uns nicht wenigstens, was sie von uns will?
Ich war immer überzeugter Anhänger des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und darum auch von Rundfunkgebühren. Aber daß in einer Zeit, in der Bürgerinitiativen gegen die Verschlechterung des Programms notwendig sind – so die Initiative Das GANZE Werk für den NDR 3, der sich heute NDR Kultur nennt –, die Forderungen der GEZ immer unverfrorener werden, befremdet auch den Anhänger solcher Gebühren. Und ich freue mich, daß, wenn ich in der Heimat bin, ich Radio Hilversum (klassiek leeft op vier) hören kann.
Im neuen Berliner Hauptbahnhof
Bekanntlich nennt sich Hauptbahnhof heute der alte Lehrter Bahnhof, während zuvor der frühere Schlesische Bahnhof, der jetzt als Ostbahnhof bezeichnet wird, Hauptbahnhof genannt wurde.
Vom neuen Hauptbahnhof bin ich schon einiges gewohnt. Als ich dort vor etlichen Monaten einmal etwas länger Aufenthalt hatte und das Gepäck deponieren wollte, sah ich Schilder für den Weg zu den Schließfächern. Als ich eine Zeitlang den zahlreichen Schildern gefolgt war und immer noch kein Schließfach sah, fragte ich einen Bahnbeamten danach. Nein, Schließfächer gebe es noch nicht, erfuhr ich, nur die Schilder waren schon da.
Umsteigen! Da die Berliner S-Bahn zur Zeit weitgehend ausfällt und der Regionalzug Verspätung hat, gilt es schnell in dem übergroßen Bahnhof den richtigen Zug zu finden. Ein Fahrplan ist nicht zu finden. Die Anzeigetafel ist so winzig, daß der Zug, der kaum zehn Minuten später abfährt, noch nicht darauf steht. Ich gehe zum Reisezentrum. Dort liegen Pläne unter anderem für die Fahrt nach Dresden aus. Das ist meine Richtung. Ich nehme also mir einen Plan; der Zug steht darauf, leider keine Gleisangabe. Ich stürze zu einer Dame am «Service Point»*). Sie telephoniert gerade, aber ich habe keine Zeit, Rücksicht zu nehmen, und spreche sie an. Sie antwortet auch freundlich: «Den Zug gibt es nicht.» Ich zeige ihr meinen eben gefundenen Plan, sie sieht, daß es den Zug doch gibt, telephoniert kurz mit jemand kundigem und antwortet nun: «Auf Gleis 1.»
Und nachdem ich dann dem Schild zum Gleis 1 gefolgt bin, dann, als die Beschilderung aufhört, mit einem Blick ins nächstuntere Stockwerk doch wieder ein Schild zu diesem Gleis entdeckt habe, erreiche ich wirklich meinen Zug.
*): « Bahn spricht Deutsch»
behauptet die tageszeitung. In Wirklichkeit spricht die Bahn Englisch. Es ist nicht nur der Service Point, am Counter kauft man Tickets. Im ICE findet sich auf Deckeln, die Abfallbehälter vor Gebrauch schützen, die einsprachige Aufschrift «Push». Meine Mutter beispielsweise wüßte da nicht weiter.
Ständig folgt auf Bahnsteigen, in Zügen vom Schnellzug bis zur S-Bahn stereotyp auf die deutsche Durchsage eine englische. Fährt der Zug in die Niederlande: die Durchsage kommt auf Deutsch und Englisch. Fährt der Zug nach Italien: die Durchsage kommt auf Deutsch und Englisch. Fährt der Zug nach Polen: die Durchsage kommt auf Deutsch und Englisch. Die Bahn scheint nicht zu wissen, welche Sprachen in diesen Ländern gesprochen werden (geschweige denn, daß die traditionelle internationale Bahnsprache Französisch ist) – eine besondere Art von Ausländerfeindlichkeit.
Vom neuen Hauptbahnhof bin ich schon einiges gewohnt. Als ich dort vor etlichen Monaten einmal etwas länger Aufenthalt hatte und das Gepäck deponieren wollte, sah ich Schilder für den Weg zu den Schließfächern. Als ich eine Zeitlang den zahlreichen Schildern gefolgt war und immer noch kein Schließfach sah, fragte ich einen Bahnbeamten danach. Nein, Schließfächer gebe es noch nicht, erfuhr ich, nur die Schilder waren schon da.
Umsteigen! Da die Berliner S-Bahn zur Zeit weitgehend ausfällt und der Regionalzug Verspätung hat, gilt es schnell in dem übergroßen Bahnhof den richtigen Zug zu finden. Ein Fahrplan ist nicht zu finden. Die Anzeigetafel ist so winzig, daß der Zug, der kaum zehn Minuten später abfährt, noch nicht darauf steht. Ich gehe zum Reisezentrum. Dort liegen Pläne unter anderem für die Fahrt nach Dresden aus. Das ist meine Richtung. Ich nehme also mir einen Plan; der Zug steht darauf, leider keine Gleisangabe. Ich stürze zu einer Dame am «Service Point»*). Sie telephoniert gerade, aber ich habe keine Zeit, Rücksicht zu nehmen, und spreche sie an. Sie antwortet auch freundlich: «Den Zug gibt es nicht.» Ich zeige ihr meinen eben gefundenen Plan, sie sieht, daß es den Zug doch gibt, telephoniert kurz mit jemand kundigem und antwortet nun: «Auf Gleis 1.»
Und nachdem ich dann dem Schild zum Gleis 1 gefolgt bin, dann, als die Beschilderung aufhört, mit einem Blick ins nächstuntere Stockwerk doch wieder ein Schild zu diesem Gleis entdeckt habe, erreiche ich wirklich meinen Zug.
*): « Bahn spricht Deutsch»
behauptet die tageszeitung. In Wirklichkeit spricht die Bahn Englisch. Es ist nicht nur der Service Point, am Counter kauft man Tickets. Im ICE findet sich auf Deckeln, die Abfallbehälter vor Gebrauch schützen, die einsprachige Aufschrift «Push». Meine Mutter beispielsweise wüßte da nicht weiter.
Ständig folgt auf Bahnsteigen, in Zügen vom Schnellzug bis zur S-Bahn stereotyp auf die deutsche Durchsage eine englische. Fährt der Zug in die Niederlande: die Durchsage kommt auf Deutsch und Englisch. Fährt der Zug nach Italien: die Durchsage kommt auf Deutsch und Englisch. Fährt der Zug nach Polen: die Durchsage kommt auf Deutsch und Englisch. Die Bahn scheint nicht zu wissen, welche Sprachen in diesen Ländern gesprochen werden (geschweige denn, daß die traditionelle internationale Bahnsprache Französisch ist) – eine besondere Art von Ausländerfeindlichkeit.
Donnerstag, 9. Juli 2009
Sassenholz ist überall
Mit einer eher realistischen als wohlwollenden Satire auf das NGL quält Gerhard Henschel die Jugendpfarrer dieser Welt.
Mittwoch, 8. Juli 2009
Die katholische Soziallehre lebt
– nicht nur bei Orietur Occidens
In einer Zeit, in der sich christlich nennende Politiker dem Marktliberalismus meinen hingeben zu dürfen, in der traditionsnahe Katholiken gern als konservativ bezeichnet werden, was heutzutage ja auch wie «marktliberal» klingt, freuen wir uns, daß der Papst auch hierin sich wieder für die ungebrochene, vor- wie nachkonziliäre Lehre der Kirche einsetzt.
Lest Text und Kommentare!
Orietur Occidens freut sich, in so erlauchter Gesellschaft zu sein.
Lest Text und Kommentare!
Orietur Occidens freut sich, in so erlauchter Gesellschaft zu sein.
Neues aus obersächsischen Kirchen und Vierteln
Der Chronist scheint sich in seiner neuen obersächsischen Heimat wohlzufühlen: er nörgelt weiter herzhaft über dortige Liturgie.
Und ein neuer Blog aus Obersachsen ist aufgetaucht.
Und ein neuer Blog aus Obersachsen ist aufgetaucht.
Dienstag, 30. Juni 2009
Alle reden davon – ich also auch
Jahrzehntelang haben die Piusbrüder Priester geweiht; und niemand meinte darüber reden zu müssen. Warum jetzt also sich ereifern?
Ich weiß es nicht; aber ich mache einfach mit.
Glaubt irgend jemand, der Papst hätte stillschweigend erwartet, daß die Piusbischöfe das nicht mehr täten, wenn sie ex-exkommuniziert sind? Und will wirklich jemand, daß in einer Zeit, in der der Priesternachwuchs fast ausstirbt, fromme, couragierte junge Männer nicht geweiht werden, weil sie in der Wahl ihres Seminars kirchenrechtlich nicht korrekt waren? – während das, was allsonntäglich in ganz normalen Kirchen zu erleben ist, selbstverständlich erscheint, obwohl es kirchenrechtlich auch und geistlich noch weit mehr daneben ist.
Allerdings: ich bin kein Anhänger der Piusbruderschaft; ich hätte es auch gern anders.
Darum die Frage:
Warum zwingt keiner der deutschen Bischöfe die Piusbruderschaft zu einer klaren Entscheidung für oder gegen die Treue zur Kirche? Warum sagt keiner von ihnen:
– Ich bin bereit, diese Männer in meiner Kathedrale zu weihen, im «außerordentlichen Usus»?
– dann wäre es wirklich spannend, wie die Bruderschaft reagiert.
Ich weiß es nicht; aber ich mache einfach mit.
Glaubt irgend jemand, der Papst hätte stillschweigend erwartet, daß die Piusbischöfe das nicht mehr täten, wenn sie ex-exkommuniziert sind? Und will wirklich jemand, daß in einer Zeit, in der der Priesternachwuchs fast ausstirbt, fromme, couragierte junge Männer nicht geweiht werden, weil sie in der Wahl ihres Seminars kirchenrechtlich nicht korrekt waren? – während das, was allsonntäglich in ganz normalen Kirchen zu erleben ist, selbstverständlich erscheint, obwohl es kirchenrechtlich auch und geistlich noch weit mehr daneben ist.
Allerdings: ich bin kein Anhänger der Piusbruderschaft; ich hätte es auch gern anders.
Darum die Frage:
Warum zwingt keiner der deutschen Bischöfe die Piusbruderschaft zu einer klaren Entscheidung für oder gegen die Treue zur Kirche? Warum sagt keiner von ihnen:
– Ich bin bereit, diese Männer in meiner Kathedrale zu weihen, im «außerordentlichen Usus»?
– dann wäre es wirklich spannend, wie die Bruderschaft reagiert.
Donnerstag, 25. Juni 2009
Samstag, 20. Juni 2009
Nach achtzig Tagen
angekommen am Ostende der e-Wüste – nach Timbuktu wären es nur fünfzig Tagesreisen gewesen (wer hat eigentlich vierzig gesagt?).
Ex oriente lux! mögen nun vom Osten her die Allotria im e-Morgenrot erstrahlen (ich hoffe, diese Möchte-gern-Poësie entpuppt sich nicht als Pfeifen im Dunkeln)!
Ex oriente lux! mögen nun vom Osten her die Allotria im e-Morgenrot erstrahlen (ich hoffe, diese Möchte-gern-Poësie entpuppt sich nicht als Pfeifen im Dunkeln)!
Mittwoch, 17. Juni 2009
Wem dient Obama?
Präsident Obama läßt eine bemerkenswerte Gespaltenheit erkennen: Toleranz auf der einen und Gnadenlosigkeit auf der anderen Seite. Ein Kommentar von Gabriele Kuby.
Samstag, 6. Juni 2009
Eine neue Aera des Ewaldismus & Ewaldismus
hat begonnen! Sie finden bereits Streifzüge durch die Bibel und Gerechtigkeit und Wirtschaftsliberalismus in Html-Format auf dem Interretis situ von Orietur Occidens – weiteres wird, so hoffe ich, folgen.
Post von der GEZ
hat zudem offensichtlich der Chronist bekommen und anscheinend Recherchen dazu angestellt – mit bemerkenswertem Ergebnis.
Vierzig Tagesreisen nach Timbuktu
sind es von Marrakesch aus. Peregrini Peregrinatio durch die e-Wüste dauert schon deutlich länger; ich hoffe, Ende Juni wieder normalen Zugang zu Telephon und e-Oekumene zu haben. Aber daß ich gerade wieder einmal in einer Oase angelangt bin, nutze ich die Gelegenheit, aufmerksam zu machen auf die neuesten Erlebnisse des Chronisten in westfälischen und obersächsischen Kirchen.
Donnerstag, 28. Mai 2009
Beklemmend
Ich find's irgendwie aufgrund der authentischen Aufmachung absolut unter die Haut gehend!
Samstag, 23. Mai 2009
Hintergründe - Abgründe?
Kardinal Lehmanns Weigerung, den Hessischen Kulturpreis anzunehmen, könnte doch nicht nur auf eine zu flüchtige Lektüre zurückzuführen sein: Lesen Sie hier.
Nachrichten aus einem fernen Land
Wieder einmal habe ich eine e-Oase erreicht und nutze die Gelegenheit, bevor ich wieder durch die e-Wüste pilgern muß, auf einen Erlebnisbericht aus Obersachsen hinzuweisen.
Sonntag, 17. Mai 2009
Der Papst im deutschen Fernsehen
Eine aufschlußreiche Analyse der Darstellung und Bewertung der Papstreise ins Heilige Land durch das deutsche Fernsehen findet sich hier.
Samstag, 9. Mai 2009
Freitag, 8. Mai 2009
Donnerstag, 7. Mai 2009
Sonntag, 3. Mai 2009
Mehr Mut zur Unzeitgemäßheit
Was Prof. Norbert Bolz, Medientheoretiker an der TU Berlin, ein Außenstehener und "religiös Unmusikalischer", über Pro Reli und die Piusbriderschaft sagt, und was er der Kirche rät, lesen Sie hier.
Samstag, 2. Mai 2009
Die Hungernden der Welt
In der tageszeitung ist zu lesen, das die Agrarminister der G8-Staaten die Zahl der Hungernden bis 2015 halbieren wollen. Zugleich sprechen sie sich entschieden für Liberalisierung des Welthandels aus, verpflichteten sich, die Öffnung der Märkte zu unterstützen und jeden Protektionismus abzulehnen. Hoffen sie, daß dank dieser Maßnahmen die Hälfte der heute hungernden Menschen bis 2015 verhungern wird?
Siehe auch: Den Welthandel gestalten
Siehe auch: Den Welthandel gestalten
Mittwoch, 29. April 2009
Montag, 27. April 2009
Was heißt "Das Zweite Vaticanum annehmen"?
Von Robert Spaemann
Nur eine Hermeneutik des Konzils kann die künftigen Gespräche der katholischen Kirche mit den Traditionalisten fruchtbar machen
Der Erfolg künftiger Gespräche mit der Pius-Bruderschaft hängt weitgehend davon ab, ob sich die Parteien über das Zweite Vatikanum verständigen können. Die Fragen sind nicht neu: Auch nach der Abspaltung der Lefèvbrianer hat die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei die strittigen Punkte mit den traditionsverbundenen Gläubigen diskutiert. Doch was ist darunter zu verstehen, dass jemand uneingeschränkt auf dem Boden des Konzils stehen soll? Die Forderung nach vollständiger Anerkennung aller Konzilstexte wird auch erhoben von Menschen, die für ihren Teil weit entfernt davon sind, dieser Forderung zu entsprechen. Der folgende Beitrag beleuchtet dieses Dilemma.
Mitglieder der Pius-Bruderschaft, denen es ernst ist mit dem Willen zur Versöhnung, werden zwei Probleme haben. Das erste betrifft die Liturgie. Erzbischof Lefèbvre weigerte sich, die Messe nach den Büchern Pauls VI. zu feiern. Dass die Neue Messe die „Messe des Konzils“ sei, diese Behauptung wird durch häufige Wiederholung nicht wahrer. Als Messe des Konzils, als Verwirklichung der Konzilsbeschlüsse hat der damalige Kardinalstaatssekretär das Missale von 1965 präsentiert, das wenige Jahre danach in der Versenkung verschwand und 1970 durch den „Novus Ordo Missae“ ersetzt wurde. Dieser neue Messritus und mehr noch die gegenwärtige tatsächliche Messpraxis stehen in offenkundigem Widerspruch zu mehreren Forderungen der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanum, der ja übrigens auch Erzbischof Lefèbvre zugestimmt hatte.
Dennoch, der Ritus Pauls VI. ist durch den legitimen Gesetzgeber eingeführt, und an seiner Rechtmäßigkeit und Gültigkeit kann kein Zweifel bestehen. Schon Johannes Paul II. aber hatte das Verbot der alten Messe zurückgenommen (von dem Benedikt XVI sagt, es habe nie wirklich bestanden) und die Bischöfe dringend gebeten, den Gläubigen „großherzig“ entgegenzukommen, die sich dem alten Ritus verbunden fühlten. Da Großherzigkeit in der Folge sich leider nicht einstellen wollte, entsprach Benedikt XVI. der bereits vor Jahren präsentierten Petition von 70 000 der Pius-Bruderschaft nicht verbundenen Katholiken, gab allen darum bittenden Gläubigen einen Rechtsanspruch auf Messfeiern im nun offiziell legitimierten „außerordentlichen Usus“ des römischen Ritus und jedem katholischen Priester das Recht, ohne irgendeine weitere Genehmigung die heilige Messe in der alten Form zu feiern. Er selbst hatte als Kardinalpräfekt der Glaubenskongregation wenigstens zweimal im alten Ritus zelebriert, davon einmal das Osterhochamt im Kreis der Petrusbruderschaft in Wigratzbad und einmal auf einer Jahrestagung der Laienvereinigung Pro Missa Tridentina. Seine jetzige Entscheidung traf er aus eigener Überzeugung – motu proprio –, erfüllte aber damit zugleich eine der beiden Bedingungen, an die die Pius-Bruderschaft ihre Dialogbereitschaft geknüpft hatte.
Zur Kirche gehören und die Papstmesse ablehnen? Nein!
Das Problem, das die Bruderschaft nach wie vor hat, ist die Anerkennung der Gültigkeit und Legitimität der „neuen Messe“. Was sie im Gegensatz zu ihrer gegenwärtigen Praxis zweifellos wird anerkennen müssen, ist, dass jeder Katholik seine „Sonntagspflicht“ erfüllt, wenn er der Messe im neuen Ritus beiwohnt, vorausgesetzt, dass diese tatsächlich nach den Büchern der Kirche gefeiert wird. Auch weitere Akte der Anerkennung können verlangt werden, so zum Beispiel die Benutzung der konsekrierten Hostien im Tabernakel, die aus einer Messfeier im Novus Ordo stammen oder auch den Kommunionempfang in der Messe des Ortsbischofs. Absurd ist der Gedanke, es könnte jemand der katholischen Kirche angehören, es aber ablehnen, beim Papst zur Messe zu gehen und aus seiner Hand die Kommunion zu empfangen. Das muss der Bruderschaft klar sein. Nicht verlangt werden kann die Konzelebration, was das Konzil ausdrücklich betont.
Die Forderung nach „vollständiger Annahme aller Konzilstexte“ hört sich allerdings seltsam an aus dem Munde von Priestern, die ihrer Verachtung des außerordentlichen Gebrauchs, also der alten Messe, offen Ausdruck geben. So, um nur ein Beispiel zu nennen, ein Prälat, Stadtdekan und Dompfarrer, der auf die Frage eines Gläubigen, ob er nicht auch einmal das erste Hochgebet, den römischen Kanon, benutzen könne, antwortete: „Den fasse ich nicht einmal mit der Beißzange an“. Dazu muss man wissen, dass das Trienter Konzil jeden mit der Exkommunikation belegt hat, der diesem Hochgebet irgendeine Mangelhaftigkeit vorwirft.
Die zweite Bedingung der Bruderschaft, die Aufhebung der Exkommunikation, erfüllte der Papst erst, als sie nicht mehr in der Form einer Bedingung vorgetragen wurde, sondern als demütige Bitte. Auch hat der Papst die damalige Exkommunikation nicht für ungültig von Anfang an erklärt, sondern sie nur ab sofort beendet.
In den künftigen Gesprächen wird eine Bedingung der Kirche an die Bruderschaft sein: „Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils“. So hat es Papst Benedikt XVI. in seinem Schreiben an den Weltepiskopat vom 10. März formuliert. Die Deutsche Bischofskonferenz, die hier von Rechts wegen überhaupt nichts zu erlauben oder zu verbieten hat, glaubte die Bedingungen für einen Dialog noch verschärfen zu müssen, indem sie von „vollständiger Annahme“ des Konzils spricht. Aber was heißt „Annahme“? Hier liegt das zweite Problem der Pius-Bruderschaft, allerdings auch das der meisten ihrer Gegner. Annahme kann heißen, das Konzil nicht wie eine Räubersynode behandeln und auf die Anklagebank zu setzen (wie es Lefèbvre getan hat), sondern es als rechtmäßiges, vom Papst einberufenes und präsidiertes Konzil anzuerkennen und damit seine Erklärungen, Konstitutionen und Dekrete als rechtmäßige Akte der höchsten kirchlichen Autorität zu respektieren.
„Vollständig annehmen“, das kann aber auch heißen, allen Beschlüssen des Konzils vollinhaltlich bedingungslos zustimmen. So klingt es in der Forderung an die Bruderschaft von der Deutschen Bischofskonferenz, und so wird es von vielen verstanden. Dieses Verständnis ist aber falsch. Wenn es richtig wäre, dann müsste ein großer Teil der heutigen katholischen Theologieprofessoren, aber auch der Bischöfe, exkommuniziert, aber zumindest suspendiert werden. Denn sie denken gar nicht an eine solche vollständige Annahme des Konzils, die sie von anderen verlangen. Hier wirft jemand aus dem Glashaus mit Steinen. Schon das Kleine Konzilskompendium von Karl Rahner und Herbert Vorgrimler erteilt munter denjenigen Texten des Konzils Zensuren, die den eigenen theologischen Vorstellungen nicht entsprechen. Ich nenne im Folgenden einige Beispiele offenen Dissenses und Ungehorsams, die bisher niemals sanktioniert wurden.
1. Da gibt es zunächst die Leugnung von Glaubenssätzen, die im Zweiten Vatikanum wiederholt, aber bereits von früheren Konzilien definiert wurden, und zum festen Glaubensbestand der katholischen Kirche gehören: Die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes, die Lehre von der Gottheit Jesu Christi und von seiner jungfräulichen Empfängnis, der Charakter des Kreuzestodes Jesu als eines Opfers zur Vergebung der Sünden, der bereits in den Abendmahlsworten Jesu formuliert wird und im Zentrum der Verkündigung aller Apostel steht. Das Konzil benützt das Wort „Messopfer“ über zwanzigmal. Die Anwendung des „Gottesknechtsliedes“ des Propheten Jesaja auf Jesus ist ein Topos der christlichen Verkündigung schon in der Apostelgeschichte. Mit der Bestreitung dieser Deutung durch katholische Theologieprofessoren (darunter ein Guardini-Preisträger) und sogar Bischöfen wird natürlich auch die Deutung der Messe als einer Gegenwärtigsetzung des Opfers Christi und damit der Begriff des „Messopfers“ obsolet. Den Opfercharakter der Messe aber hat das Konzil von Trient zum Dogma erhoben. Und das Zweite Vatikanum benutzt den Ausdruck „Messopfer“ über zwanzigmal.
2. Das Zweite Vatikanum spricht von der Heilsnotwendigkeit der Kirche und der alleinigen Mittlerschaft Jesu Christi und formuliert: „Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollen.“ Dass Christus, um den Heilsweg immer offenzuhalten, die höchste Autorität der Kirche mit der Gabe der Unfehlbarkeit in Glaubens- und Sittenlehren ausgestattet hat, wird ebenfalls vom Zweiten Vatikanum betont. Dessen ungeachtet wird eine Relativierung und ein skeptischer Pluralismus heute von einer bedeutenden Zahl von Theologen vertreten. Man kann nun so fortfahren.
3. Da ist der Zölibat der Priester, der als kostbare Gabe bezeichnet wird, um deren Erhaltung Priester und Gläubige dringlich und inständig beten sollen. Ist es ein unglücklicher Zufall, dass mir in den letzten vierzig Jahren ein Aufruf zu solchem inständigen Gebet geschweige denn ein gemeinsames Gebet in der Kirche in diesem Anliegen nie bekannt geworden ist?
4. Die tägliche Feier der heiligen Messe ist für Priester nicht mehr selbstverständlich. Mancherorts wird Priestern die Einzelzelebration unmöglich gemacht, während das Konzil schreibt, „dass die tägliche Feier des Werkes unserer Erlösung dringend empfohlen wird. Sie ist auch dann, wenn keine Gläubigen dabeisein können, ein Akt Christi und der Kirche.“ Wer von denen, die die „vollständige Annahme“ aller Konzilstexte verlangen, hat die hier erwähnten Texte jemals „angenommen“?
5. Und wenn im Dekret über die Priesterausbildung gesagt wird, die jungen Theologen sollten „mit dem Heiligen Thomas als Meister“ lernen, „in die Heilsgeheimnisse spekulativ tiefer einzudringen“, so ist doch auch dies offenkundig ein frommer Wunsch geblieben.
6. Als Probierstein für die Anerkennung des Zweiten Vatikanum wird häufig die Stellung zu dem Dekret über Kirche und Welt, Gaudium et spes, hervorgehoben. Einer der Sätze dieser Konstitution lautet: „Es ist den Kindern der Kirche nicht erlaubt, in der Geburtenregelung Wege zu beschreiten, die das Lehramt in Auslegung des göttlichen Gesetzes verwirft.“ In der Königsteiner Erklärung hat die Deutsche Bischofskonferenz bereits vor vielen Jahren das Gegenteil erklärt. Eine ähnliche Erklärung haben die österreichischen Bischöfe seinerzeit in Maria Trost abgegeben. Nur wenige Hirten haben bisher „den Sündenfall der Bischöfe“ (Kardinal Schönborn) öffentlich kritisiert. Viele Priester und Lehrer der Theologie lehnen den zitierten Satz des Konzils mit Entschiedenheit ab.
7. Das Konzil hat verboten, irgendeine liturgische Neuerung einzuführen, die nicht durch einen „sicher zu erwartenden“ geistlichen Nutzen gerechtfertigt sei. Es hat das Lateinische als die Sprache der römischen Liturgie bestätigt und nur für Teile der Messe – gedacht war an den Wortgottesdienst – den Gebrauch der Volkssprache ermöglicht. Es hat den gregorianischen Choral als den spezifischen Gesang der Kirche bezeichnet und gefordert, dass die Gläubigen die ihnen zukommenden lateinischen Texte entsprechend singen können. Es hat davon gesprochen, dass der Priester „an der Spitze des Gottesvolkes“ dessen Gebete vor Gott trägt, und nicht, dass er seine Gebetsrichtung umkehrt und dem Volk gegenübertritt. Dass der Priester in der Kommunion nicht Gastgeber, sondern erster Empfänger ist, der die Gabe weitergibt, die er empfangen hat, kommt in der kurzen Bestimmung zum Ausdruck, dass die Kommunion der Gläubigen nach der des Priesters stattfindet. Kein Konzilsvater wäre ferner auf die Idee gekommen, das Nizänische Glaubensbekenntnis, das uns mit allen katholischen, orthodoxen und anglikanischen Kirchen verbindet und das die evangelischen Konfirmanden bis heute auswendig lernen, zum Verschwinden zu bringen und durch das Apostolische zu ersetzen. Das aber ist geschehen. Dabei konnte früher jeder Katholik, der zur Messe ging, das große Credo auswendig. „Vollständige Annahme des Konzils“?
Die größte Schwierigkeit scheint die Pius-Bruderschaft zu haben mit dem Dekret über die Religionsfreiheit, das der Bruderschaft in seinem Kern der traditionellen Lehre der Kirche zu widersprechen scheint. Dass es sich um einen solchen Bruch handelt, darin sind sich die Bruderschaft und leidenschaftliche Verteidiger der neuen kirchlichen Lehre über die Religionsfreiheit wie Ernst Wolfgang Böckenförde einig. Für die einen ist dieser Bruch ein Argument für die Illegitimität der neuen These, für die anderen ein Argument gegen die Verbindlichkeit der Tradition. Tatsächlich haben es die Konzilsväter versäumt, das Verhältnis der Lehre dieses Dekrets zu der Tradition zu thematisieren. Lediglich in der Einleitung heißt es, dass die Lehre von der Religionsfreiheit „die überlieferte katholische Lehre von der moralischen Pflicht der Menschen und der Gesellschaften gegenüber der wahren Religion und der einzigen Kirche Christi unangetastet lasse“. Das heißt aber, dass jede Auslegung dieser neuen Lehre, die im Widerspruch zu diesem Satz steht, der Intention des Konzils widerspricht, falls man hier überhaupt von einer einheitlichen Intention sprechen kann. In diesem Falle also müssten alle Harmonisierungsbestrebungen unterstützt werden, wie sie vor allem in Frankreich mit Erfolg versucht worden sind (vor allem in der römischen Dissertation von Basil Valuet, Mönch der Abtei in Le Barroux, die den Titel trägt „Le droit à la liberté religieuse dans la tradition de léglise?“) Jedenfalls scheint die Bestreitung der traditionellen Lehre von „den Pflichten der Gesellschaft gegenüber der einzig wahren Kirche“ im Widerspruch zu dem nachfolgenden Konzilstext zu stehen. Nur eine „Hermeneutik des Konzils“ (Benedikt XVI.) kann hier weiterhelfen und zu einem Konsens führen. Der Dialog, der hier begonnen wird, wird mühsam sein. Im besten Fall wird er zu einer Vertiefung der kirchlichen Lehre von der bürgerlichen Freiheit öffentlicher Religionsausübung führen. Allerdings handelt es sich hier um einen Dissens ohne jede praktische Bedeutung.
Der religiös homogene Staat hat seinen Status als „societas perfecta“ längst verloren. Wir leben in einer multireligiösen Weltgesellschaft, wie Gorbatschow klar sah, als er der kommunistischen Partei erklärte, weltanschauliche Homogenität sei nicht mehr möglich. Für eine solche Gesellschaft gilt das von Pius XII. formulierte Toleranzprinzip. Die Situation ist vergleichbar der Aufhebung des anderthalb Jahrtausende alten Zinsverbots durch die Kirche, der sich damals zum Beispiel die Dominikaner leidenschaftlich widersetzten. Die Sache war nur die: Zins in einer neuzeitlichen Geldwirtschaft ist nicht mehr dasselbe wie der Zins, den ich nehme für eine Leihgabe an einen Bruder, der in einer Notlage ist.
Die Differenz zur Pius-Bruderschaft kann sich nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Warum der Religionsfreiheit drehen – Religionsfreiheit entweder personalistisch begründet oder aus den Erfordernissen des Gemeinwohls. Das Resultat ist dasselbe. Also ein folgenloser Prinzipienstreit. Aber für diesen gilt das Wort Wittgensteins: „Ein Rad, bei dessen Drehung sich nichts mitdreht, gehört nicht zur Maschine.
Der Erfolg der Gespräche mit der Pius-Bruderschaft ist keineswegs sicher. Diesen von vornherein als „unwahrscheinlich“ zu bezeichnen, ist der Sache nicht angemessen. Wo es um das Wirken des Heiligen Geistes durch ein Versöhnungswerk geht, haben Christen nicht pessimistische oder optimistische Wahrscheinlichkeitskalküle anzustellen, sondern zu beten und ein Wunder zu erflehen. Der christliche Glaube ist Wunderglaube. Er vertraut auf das Wort des Herrn: „Wenn schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wieviel mehr wird euer himmlischer Vater den Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten.“
Nur eine Hermeneutik des Konzils kann die künftigen Gespräche der katholischen Kirche mit den Traditionalisten fruchtbar machen
Der Erfolg künftiger Gespräche mit der Pius-Bruderschaft hängt weitgehend davon ab, ob sich die Parteien über das Zweite Vatikanum verständigen können. Die Fragen sind nicht neu: Auch nach der Abspaltung der Lefèvbrianer hat die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei die strittigen Punkte mit den traditionsverbundenen Gläubigen diskutiert. Doch was ist darunter zu verstehen, dass jemand uneingeschränkt auf dem Boden des Konzils stehen soll? Die Forderung nach vollständiger Anerkennung aller Konzilstexte wird auch erhoben von Menschen, die für ihren Teil weit entfernt davon sind, dieser Forderung zu entsprechen. Der folgende Beitrag beleuchtet dieses Dilemma.
Mitglieder der Pius-Bruderschaft, denen es ernst ist mit dem Willen zur Versöhnung, werden zwei Probleme haben. Das erste betrifft die Liturgie. Erzbischof Lefèbvre weigerte sich, die Messe nach den Büchern Pauls VI. zu feiern. Dass die Neue Messe die „Messe des Konzils“ sei, diese Behauptung wird durch häufige Wiederholung nicht wahrer. Als Messe des Konzils, als Verwirklichung der Konzilsbeschlüsse hat der damalige Kardinalstaatssekretär das Missale von 1965 präsentiert, das wenige Jahre danach in der Versenkung verschwand und 1970 durch den „Novus Ordo Missae“ ersetzt wurde. Dieser neue Messritus und mehr noch die gegenwärtige tatsächliche Messpraxis stehen in offenkundigem Widerspruch zu mehreren Forderungen der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanum, der ja übrigens auch Erzbischof Lefèbvre zugestimmt hatte.
Dennoch, der Ritus Pauls VI. ist durch den legitimen Gesetzgeber eingeführt, und an seiner Rechtmäßigkeit und Gültigkeit kann kein Zweifel bestehen. Schon Johannes Paul II. aber hatte das Verbot der alten Messe zurückgenommen (von dem Benedikt XVI sagt, es habe nie wirklich bestanden) und die Bischöfe dringend gebeten, den Gläubigen „großherzig“ entgegenzukommen, die sich dem alten Ritus verbunden fühlten. Da Großherzigkeit in der Folge sich leider nicht einstellen wollte, entsprach Benedikt XVI. der bereits vor Jahren präsentierten Petition von 70 000 der Pius-Bruderschaft nicht verbundenen Katholiken, gab allen darum bittenden Gläubigen einen Rechtsanspruch auf Messfeiern im nun offiziell legitimierten „außerordentlichen Usus“ des römischen Ritus und jedem katholischen Priester das Recht, ohne irgendeine weitere Genehmigung die heilige Messe in der alten Form zu feiern. Er selbst hatte als Kardinalpräfekt der Glaubenskongregation wenigstens zweimal im alten Ritus zelebriert, davon einmal das Osterhochamt im Kreis der Petrusbruderschaft in Wigratzbad und einmal auf einer Jahrestagung der Laienvereinigung Pro Missa Tridentina. Seine jetzige Entscheidung traf er aus eigener Überzeugung – motu proprio –, erfüllte aber damit zugleich eine der beiden Bedingungen, an die die Pius-Bruderschaft ihre Dialogbereitschaft geknüpft hatte.
Zur Kirche gehören und die Papstmesse ablehnen? Nein!
Das Problem, das die Bruderschaft nach wie vor hat, ist die Anerkennung der Gültigkeit und Legitimität der „neuen Messe“. Was sie im Gegensatz zu ihrer gegenwärtigen Praxis zweifellos wird anerkennen müssen, ist, dass jeder Katholik seine „Sonntagspflicht“ erfüllt, wenn er der Messe im neuen Ritus beiwohnt, vorausgesetzt, dass diese tatsächlich nach den Büchern der Kirche gefeiert wird. Auch weitere Akte der Anerkennung können verlangt werden, so zum Beispiel die Benutzung der konsekrierten Hostien im Tabernakel, die aus einer Messfeier im Novus Ordo stammen oder auch den Kommunionempfang in der Messe des Ortsbischofs. Absurd ist der Gedanke, es könnte jemand der katholischen Kirche angehören, es aber ablehnen, beim Papst zur Messe zu gehen und aus seiner Hand die Kommunion zu empfangen. Das muss der Bruderschaft klar sein. Nicht verlangt werden kann die Konzelebration, was das Konzil ausdrücklich betont.
Die Forderung nach „vollständiger Annahme aller Konzilstexte“ hört sich allerdings seltsam an aus dem Munde von Priestern, die ihrer Verachtung des außerordentlichen Gebrauchs, also der alten Messe, offen Ausdruck geben. So, um nur ein Beispiel zu nennen, ein Prälat, Stadtdekan und Dompfarrer, der auf die Frage eines Gläubigen, ob er nicht auch einmal das erste Hochgebet, den römischen Kanon, benutzen könne, antwortete: „Den fasse ich nicht einmal mit der Beißzange an“. Dazu muss man wissen, dass das Trienter Konzil jeden mit der Exkommunikation belegt hat, der diesem Hochgebet irgendeine Mangelhaftigkeit vorwirft.
Die zweite Bedingung der Bruderschaft, die Aufhebung der Exkommunikation, erfüllte der Papst erst, als sie nicht mehr in der Form einer Bedingung vorgetragen wurde, sondern als demütige Bitte. Auch hat der Papst die damalige Exkommunikation nicht für ungültig von Anfang an erklärt, sondern sie nur ab sofort beendet.
In den künftigen Gesprächen wird eine Bedingung der Kirche an die Bruderschaft sein: „Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils“. So hat es Papst Benedikt XVI. in seinem Schreiben an den Weltepiskopat vom 10. März formuliert. Die Deutsche Bischofskonferenz, die hier von Rechts wegen überhaupt nichts zu erlauben oder zu verbieten hat, glaubte die Bedingungen für einen Dialog noch verschärfen zu müssen, indem sie von „vollständiger Annahme“ des Konzils spricht. Aber was heißt „Annahme“? Hier liegt das zweite Problem der Pius-Bruderschaft, allerdings auch das der meisten ihrer Gegner. Annahme kann heißen, das Konzil nicht wie eine Räubersynode behandeln und auf die Anklagebank zu setzen (wie es Lefèbvre getan hat), sondern es als rechtmäßiges, vom Papst einberufenes und präsidiertes Konzil anzuerkennen und damit seine Erklärungen, Konstitutionen und Dekrete als rechtmäßige Akte der höchsten kirchlichen Autorität zu respektieren.
„Vollständig annehmen“, das kann aber auch heißen, allen Beschlüssen des Konzils vollinhaltlich bedingungslos zustimmen. So klingt es in der Forderung an die Bruderschaft von der Deutschen Bischofskonferenz, und so wird es von vielen verstanden. Dieses Verständnis ist aber falsch. Wenn es richtig wäre, dann müsste ein großer Teil der heutigen katholischen Theologieprofessoren, aber auch der Bischöfe, exkommuniziert, aber zumindest suspendiert werden. Denn sie denken gar nicht an eine solche vollständige Annahme des Konzils, die sie von anderen verlangen. Hier wirft jemand aus dem Glashaus mit Steinen. Schon das Kleine Konzilskompendium von Karl Rahner und Herbert Vorgrimler erteilt munter denjenigen Texten des Konzils Zensuren, die den eigenen theologischen Vorstellungen nicht entsprechen. Ich nenne im Folgenden einige Beispiele offenen Dissenses und Ungehorsams, die bisher niemals sanktioniert wurden.
1. Da gibt es zunächst die Leugnung von Glaubenssätzen, die im Zweiten Vatikanum wiederholt, aber bereits von früheren Konzilien definiert wurden, und zum festen Glaubensbestand der katholischen Kirche gehören: Die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes, die Lehre von der Gottheit Jesu Christi und von seiner jungfräulichen Empfängnis, der Charakter des Kreuzestodes Jesu als eines Opfers zur Vergebung der Sünden, der bereits in den Abendmahlsworten Jesu formuliert wird und im Zentrum der Verkündigung aller Apostel steht. Das Konzil benützt das Wort „Messopfer“ über zwanzigmal. Die Anwendung des „Gottesknechtsliedes“ des Propheten Jesaja auf Jesus ist ein Topos der christlichen Verkündigung schon in der Apostelgeschichte. Mit der Bestreitung dieser Deutung durch katholische Theologieprofessoren (darunter ein Guardini-Preisträger) und sogar Bischöfen wird natürlich auch die Deutung der Messe als einer Gegenwärtigsetzung des Opfers Christi und damit der Begriff des „Messopfers“ obsolet. Den Opfercharakter der Messe aber hat das Konzil von Trient zum Dogma erhoben. Und das Zweite Vatikanum benutzt den Ausdruck „Messopfer“ über zwanzigmal.
2. Das Zweite Vatikanum spricht von der Heilsnotwendigkeit der Kirche und der alleinigen Mittlerschaft Jesu Christi und formuliert: „Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollen.“ Dass Christus, um den Heilsweg immer offenzuhalten, die höchste Autorität der Kirche mit der Gabe der Unfehlbarkeit in Glaubens- und Sittenlehren ausgestattet hat, wird ebenfalls vom Zweiten Vatikanum betont. Dessen ungeachtet wird eine Relativierung und ein skeptischer Pluralismus heute von einer bedeutenden Zahl von Theologen vertreten. Man kann nun so fortfahren.
3. Da ist der Zölibat der Priester, der als kostbare Gabe bezeichnet wird, um deren Erhaltung Priester und Gläubige dringlich und inständig beten sollen. Ist es ein unglücklicher Zufall, dass mir in den letzten vierzig Jahren ein Aufruf zu solchem inständigen Gebet geschweige denn ein gemeinsames Gebet in der Kirche in diesem Anliegen nie bekannt geworden ist?
4. Die tägliche Feier der heiligen Messe ist für Priester nicht mehr selbstverständlich. Mancherorts wird Priestern die Einzelzelebration unmöglich gemacht, während das Konzil schreibt, „dass die tägliche Feier des Werkes unserer Erlösung dringend empfohlen wird. Sie ist auch dann, wenn keine Gläubigen dabeisein können, ein Akt Christi und der Kirche.“ Wer von denen, die die „vollständige Annahme“ aller Konzilstexte verlangen, hat die hier erwähnten Texte jemals „angenommen“?
5. Und wenn im Dekret über die Priesterausbildung gesagt wird, die jungen Theologen sollten „mit dem Heiligen Thomas als Meister“ lernen, „in die Heilsgeheimnisse spekulativ tiefer einzudringen“, so ist doch auch dies offenkundig ein frommer Wunsch geblieben.
6. Als Probierstein für die Anerkennung des Zweiten Vatikanum wird häufig die Stellung zu dem Dekret über Kirche und Welt, Gaudium et spes, hervorgehoben. Einer der Sätze dieser Konstitution lautet: „Es ist den Kindern der Kirche nicht erlaubt, in der Geburtenregelung Wege zu beschreiten, die das Lehramt in Auslegung des göttlichen Gesetzes verwirft.“ In der Königsteiner Erklärung hat die Deutsche Bischofskonferenz bereits vor vielen Jahren das Gegenteil erklärt. Eine ähnliche Erklärung haben die österreichischen Bischöfe seinerzeit in Maria Trost abgegeben. Nur wenige Hirten haben bisher „den Sündenfall der Bischöfe“ (Kardinal Schönborn) öffentlich kritisiert. Viele Priester und Lehrer der Theologie lehnen den zitierten Satz des Konzils mit Entschiedenheit ab.
7. Das Konzil hat verboten, irgendeine liturgische Neuerung einzuführen, die nicht durch einen „sicher zu erwartenden“ geistlichen Nutzen gerechtfertigt sei. Es hat das Lateinische als die Sprache der römischen Liturgie bestätigt und nur für Teile der Messe – gedacht war an den Wortgottesdienst – den Gebrauch der Volkssprache ermöglicht. Es hat den gregorianischen Choral als den spezifischen Gesang der Kirche bezeichnet und gefordert, dass die Gläubigen die ihnen zukommenden lateinischen Texte entsprechend singen können. Es hat davon gesprochen, dass der Priester „an der Spitze des Gottesvolkes“ dessen Gebete vor Gott trägt, und nicht, dass er seine Gebetsrichtung umkehrt und dem Volk gegenübertritt. Dass der Priester in der Kommunion nicht Gastgeber, sondern erster Empfänger ist, der die Gabe weitergibt, die er empfangen hat, kommt in der kurzen Bestimmung zum Ausdruck, dass die Kommunion der Gläubigen nach der des Priesters stattfindet. Kein Konzilsvater wäre ferner auf die Idee gekommen, das Nizänische Glaubensbekenntnis, das uns mit allen katholischen, orthodoxen und anglikanischen Kirchen verbindet und das die evangelischen Konfirmanden bis heute auswendig lernen, zum Verschwinden zu bringen und durch das Apostolische zu ersetzen. Das aber ist geschehen. Dabei konnte früher jeder Katholik, der zur Messe ging, das große Credo auswendig. „Vollständige Annahme des Konzils“?
Die größte Schwierigkeit scheint die Pius-Bruderschaft zu haben mit dem Dekret über die Religionsfreiheit, das der Bruderschaft in seinem Kern der traditionellen Lehre der Kirche zu widersprechen scheint. Dass es sich um einen solchen Bruch handelt, darin sind sich die Bruderschaft und leidenschaftliche Verteidiger der neuen kirchlichen Lehre über die Religionsfreiheit wie Ernst Wolfgang Böckenförde einig. Für die einen ist dieser Bruch ein Argument für die Illegitimität der neuen These, für die anderen ein Argument gegen die Verbindlichkeit der Tradition. Tatsächlich haben es die Konzilsväter versäumt, das Verhältnis der Lehre dieses Dekrets zu der Tradition zu thematisieren. Lediglich in der Einleitung heißt es, dass die Lehre von der Religionsfreiheit „die überlieferte katholische Lehre von der moralischen Pflicht der Menschen und der Gesellschaften gegenüber der wahren Religion und der einzigen Kirche Christi unangetastet lasse“. Das heißt aber, dass jede Auslegung dieser neuen Lehre, die im Widerspruch zu diesem Satz steht, der Intention des Konzils widerspricht, falls man hier überhaupt von einer einheitlichen Intention sprechen kann. In diesem Falle also müssten alle Harmonisierungsbestrebungen unterstützt werden, wie sie vor allem in Frankreich mit Erfolg versucht worden sind (vor allem in der römischen Dissertation von Basil Valuet, Mönch der Abtei in Le Barroux, die den Titel trägt „Le droit à la liberté religieuse dans la tradition de léglise?“) Jedenfalls scheint die Bestreitung der traditionellen Lehre von „den Pflichten der Gesellschaft gegenüber der einzig wahren Kirche“ im Widerspruch zu dem nachfolgenden Konzilstext zu stehen. Nur eine „Hermeneutik des Konzils“ (Benedikt XVI.) kann hier weiterhelfen und zu einem Konsens führen. Der Dialog, der hier begonnen wird, wird mühsam sein. Im besten Fall wird er zu einer Vertiefung der kirchlichen Lehre von der bürgerlichen Freiheit öffentlicher Religionsausübung führen. Allerdings handelt es sich hier um einen Dissens ohne jede praktische Bedeutung.
Der religiös homogene Staat hat seinen Status als „societas perfecta“ längst verloren. Wir leben in einer multireligiösen Weltgesellschaft, wie Gorbatschow klar sah, als er der kommunistischen Partei erklärte, weltanschauliche Homogenität sei nicht mehr möglich. Für eine solche Gesellschaft gilt das von Pius XII. formulierte Toleranzprinzip. Die Situation ist vergleichbar der Aufhebung des anderthalb Jahrtausende alten Zinsverbots durch die Kirche, der sich damals zum Beispiel die Dominikaner leidenschaftlich widersetzten. Die Sache war nur die: Zins in einer neuzeitlichen Geldwirtschaft ist nicht mehr dasselbe wie der Zins, den ich nehme für eine Leihgabe an einen Bruder, der in einer Notlage ist.
Die Differenz zur Pius-Bruderschaft kann sich nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Warum der Religionsfreiheit drehen – Religionsfreiheit entweder personalistisch begründet oder aus den Erfordernissen des Gemeinwohls. Das Resultat ist dasselbe. Also ein folgenloser Prinzipienstreit. Aber für diesen gilt das Wort Wittgensteins: „Ein Rad, bei dessen Drehung sich nichts mitdreht, gehört nicht zur Maschine.
Der Erfolg der Gespräche mit der Pius-Bruderschaft ist keineswegs sicher. Diesen von vornherein als „unwahrscheinlich“ zu bezeichnen, ist der Sache nicht angemessen. Wo es um das Wirken des Heiligen Geistes durch ein Versöhnungswerk geht, haben Christen nicht pessimistische oder optimistische Wahrscheinlichkeitskalküle anzustellen, sondern zu beten und ein Wunder zu erflehen. Der christliche Glaube ist Wunderglaube. Er vertraut auf das Wort des Herrn: „Wenn schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wieviel mehr wird euer himmlischer Vater den Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten.“
Freitag, 24. April 2009
JUDENMISSION - Gott ist kein Bigamist
von Robert Spaemann, 20. April 2009
„Komm, wir gehen für unser Volk“ sind die letzten überlieferten Worte der Philosophin und Karmeliternonne Edith Stein zu ihrer Schwester Rosa, als die beiden in Holland zum Transport nach Auschwitz abgeholt wurden. Das Wort wurde seither oft zitiert, aber in der Regel ohne Kenntnis, was das „für“ eigentlich meinte. Was es meinte, erfährt man aus dem Testament Edith Steins von 1939. Ihren gewaltsamen Tod vorausahnend, schreibt sie, sie gebe ihr Leben „zur Sühne für den Unglauben des jüdischen Volkes“.
Dazu muss man wissen, dass für Edith Stein die Konversion zum Christentum zugleich die Wiederentdeckung ihrer Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und eine tiefe Solidarisierung mit diesem bedeutete. Das Bekenntnis zu Jesus Christus war für sie (ebenso wie später für den nachmaligen Erzbischof von Paris, Kardinal Lustiger) die Erfüllung der jüdischen Bestimmung.
Alles falsch - erklärt uns nun, einige Jahre nach Kardinal Lehmann, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken in einer Broschüre, die den Titel trägt: „Nein zur Judenmission - Ja zum Dialog zwischen Juden und Christen“. Kardinal Lehmann wollte die beiden genannten großen Gestalten christlicher Juden noch als Ausnahmen gelten lassen, während der normale Heilsweg der Juden (im Unterschied zu dem aller übrigen Menschen) nicht über Jesus gehe. Das ZdK geht den Weg konsequent zu Ende. Es gibt also danach nicht mehr, wie es die Apostel und mit ihnen die ganze christliche Tradition sahen, das eine Bundesvolk Israel, das sich in Christus nun für alle Völker öffnet und zur „Kirche aus Juden und Heiden“ wird.
Christliches Gebet für die Juden?
Die Kirche braucht angeblich die Juden nicht mehr. Sie ist zur Heidenkirche geworden und soll nun nichts anderes mehr sein wollen. Verschwinden muss nicht nur „Judenmission“, was immer das heißen mag, die Christen müssen auch aufhören, den Juden im Gebet das Beste zu erbitten, was jeder Christ seinem Nächsten erbitten kann: die Erkenntnis Jesu als seines Erlösers. Juden brauchen keinen Erlöser, lesen wir in der Broschüre. Das muss also wohl heißen, dass sie den „Gottesknecht“ des Propheten Jesaja an die Christen abgetreten haben, die ihre Deutung des Todes Jesu als eines erlösenden Sühnetodes vor allem dem Gottesknechtlied des Jesaja verdanken, das sie an jedem Karfreitag lesen und in dem es heißt: „Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünden willen zerschlagen, . . . auf dass wir Frieden hätten. Und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
Man muss den Anlass zu der Broschüre verstehen. Im Jahre 1989, als Reaktion auf die illegalen Priesterweihen des Erzbischofs Lefebvre und das damals entstandene Schisma, ersuchte Papst Johannes Paul II. die Bischöfe der Welt um großherziges Entgegenkommen gegenüber den Gläubigen, die um die Feier der Messe in der Form des Missale von Papst Johannes XXIII. aus dem Jahr 1962 baten. Diese „alte Messe“ enthielt am Karfreitag im Rahmen der großen Fürbitten auch ein Gebet für die Juden, an dem Johannes XXIII. nur eine kleine Korrektur vorgenommen hatte: Aus der Aufforderung, für die „untreuen Juden“ zu beten, wurde das Wort „untreu“ gestrichen. Das Gebet selbst blieb unverändert. Es enthält die (paulinische) Bitte um Wegnahme des „Schleiers von ihrem Herzen“, der sie hindert, in Jesus ihren Messias und Erlöser zu erkennen.
In Korrektur: die „alte Messe“
Man kann aus dem Text des Gebetes einen gewissen diskriminierenden Ton heraushören. Johannes Paul II. sah dennoch bei der Wiederzulassung der alten Messe keinen Grund, den Text zu ändern. Erst Benedikt XVI. ging in der Liberalisierung einen Schritt weiter und gab den Gläubigen einen Rechtsanspruch auf die Feier in der „außerordentlichen Form“. In diesem Zusammenhang formulierte er die Fürbitte für die Juden neu. Sie ist nun in einem brüderlichen Ton gehalten: „Lasst uns auch beten für die Juden, dass unser Gott und Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus als Retter aller Menschen erkennen.“ Die Formulierung macht die eschatologische Dimension der Bitte deutlich: Nach Paulus wird Gott sie spätestens erhören, wenn „die Fülle der zur Bekehrung berufenen Heiden (der Völker)“ eingetreten ist.
Dass ausgerechnet diese ganz und gar israelfreundliche Korrektur eine breite publizistische Kritik auslöste, der sich sogar der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und - natürlich - das Zentralkomitee der deutschen Katholiken anschloss, ist schwer begreiflich. Gegen Johannes XXIII. und gegen Johannes Paul II. wurde eine solche Kritik wegen ihres Festhaltens am früheren Text nie erhoben. Was die Kritiker nun fordern, ist die Ersetzung des Gebetes in der „alten Messe“ durch das Fürbittgebet der neuen Liturgie Pauls VI. - und zwar deshalb, weil in diesem Gebet der Name Jesus gar nicht mehr vorkommt. Das soll den Text auch für Juden akzeptabel machen, an die doch diese Bitte gar nicht gerichtet ist und die für sie auch nicht verantwortlich sind.
Dass es absurd ist, Papst Benedikt XVI. dieses Gebet vorzuwerfen, schrieb bereits vor einem Jahr der hochangesehene New Yorker Rabbiner Jacob Neusner, der darauf hinwies, dass doch die Juden selbst in ihrer Liturgie täglich für die Bekehrung aller Nichtjuden beten. „So wenig wie das Christentum und der Islam Anstoß am israelitischen Gebet nehmen, sollte auch das heilige Israel keinen Einwand gegen das katholische Gebet erheben. Beide Gebete . . . erfassen die Logik des Monotheismus und seine eschatologische Hoffnung.“
Dialog oder Mission?
Die Thesen der von Juden und Christen gemeinsam verfassten Broschüre sind, kurz gefasst, folgende. Erstens: Die Karfreitagsbitte legt es nahe, dass die Kirche „Judenmission“ für möglich hält, wie sie heute zum Beispiel von den „messianischen Juden“ in Israel praktiziert wird. Zweitens: Versuche, Juden von der Messianität Jesu zu überzeugen, sind zu missbilligen. Es gibt keinen Auftrag Jesu, Juden zum Glauben an ihn und zur Taufe zu bewegen. Drittens: Es gibt eine mit anderen interreligiösen Beziehungen unvergleichbare Beziehung zwischen Christentum und Judentum. Beide beruhen auf göttlicher Offenbarung. Bezüglich des Alten Testaments glauben das beide; bezüglich des Neuen nur die Christen selbst.
Viertens: Neben dem „Bundesvolk“ Israel gibt es nach christlichem Glauben ein zweites, das Volk Gottes aus den Völkern, das heißt den Nichtjuden. Der neue Bund ersetzt nicht den alten, sondern tritt als ein zweiter Bund neben diesen. Fünftens: Beide sind vollgültige, von Gott gewollte Heilswege. Für Juden gibt es keinen Grund, an Jesus zu glauben und sich taufen zu lassen. Sechstens: Die Vereinigung beider Wege mag, wie Paulus denkt, am Ende der Zeiten geschehen. Bis dahin sollen sie getrennt bleiben. Die Erwartung von Christen, dass Juden schon heute Jesus als den Christus, das heißt den Messias anerkennen, würde „die Basis für den katholisch-jüdischen Dialog zerstören“. Siebtens: Dialog zwischen Juden und Christen soll stattfinden. Christen sollen in diesem Dialog ihren Glauben bezeugen, aber ohne den Partner von der Wahrheit dieses Glaubens überzeugen zu wollen, denn das wäre „Mission“ und deshalb verwerflich.
Nur ein Volk Gottes
Man muss sich klarmachen, dass die Annahme der meisten dieser Thesen einen Bruch mit dem Selbstverständnis der Kirche seit den Tagen der Apostel bedeuten würde. Ich für meinen Teil könnte dieser Kirche nicht mehr angehören. Denn seit dem sogenannten Apostelkonzil versteht sich die Kirche als Kirche aus Juden und Heiden seit Jesus, wie Paulus schreibt, durch sein Kreuz den Zaun zwischen Juden und Heiden niedergerissen hat. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass mit dem Verschwinden des Judenchristentums als eigener Gruppe in der Kirche unter dem Druck von Byzanz und dem Islam die christliche Kirche phänotypisch zur Heidenkirche geworden ist.
Das ist aber für Christen nicht, wie die Broschüre suggeriert, ein Idealzustand. Die israelischen Judenchristen dringen auf eine Wiederherstellung der „ecclesia ex circumcisione“. Das Zweite Vatikanische Konzil, so heißt es in der Broschüre, „bekennt . . ., dass die Kirche mit dem Stamm Abrahams geistlich verbunden“ ist. Die katholische Liturgie (sowohl in der alten wie in der neuen Form) geht aber weit darüber hinaus. Sie spricht nicht von Verbundenheit, sondern von Identität. In der Osternacht, der Taufnacht, spricht sie davon, dass in dieser Nacht Gott „unsere Väter, die Kinder Israels“, trockenen Fußes durch das Rote Meer geführt hat. Sie dankt Gott, dass er durch die Taufe „den Abraham zum Stammvater vieler Völker macht“, und wenn sie bittet, dass die Fülle der ganzen Welt Teil gewinne „an der Kindschaft Abrahams und an der Würde Israels“, dann wirkt das, was das Konzil hierzu zu sagen hat, eher blass. Jedenfalls ist der Gedanke von zwei Bundesvölkern dem Neuen Testament vollkommen fremd. Es gibt nur das eine Volk Gottes, dessen „geborene Mitglieder“ die Juden und dessen adoptierte Mitglieder die Heiden sind.
Plätze für Juden freihalten
Dieses Volk Gottes wird von Paulus mit dem Ölbaum verglichen, dem die Heiden als wilde Schösslinge eingepfropft werden, während die Juden die „natürlichen Zweige“ sind, über die die Heidenchristen sich nicht erheben dürfen. Die Erklärung zitiert diese Stelle auch, aber ohne den Kontext. Paulus sieht nämlich in dem „Unglauben“ der Juden die historische Voraussetzung für die Berufung der Heiden und bezeichnet die nicht an Jesus glaubenden Juden als Zweige, die von dem einen Ölbaum ausgebrochen sind und so Platz für die neuen Zweige gemacht haben, die von derselben Wurzel getragen werden.
Auch die Sünden, die Gott zulässt, haben einen providentiellen Sinn. Nirgends aber ist davon die Rede, dass Gott einen zweiten Baum gepflanzt hat. Und wenn Paulus auch in der Verblendung der Juden ein providentielles Ereignis sieht, das bis ans Ende der Geschichte fortwirkt, so tut er doch alles, was er kann, „um wenigstens einige von ihnen zu retten“. Die große Rückkehr Israels erwartet die Kirche, wiederum Paulus folgend, erst für die Zeit der Wiederkunft Christi. Und indem sie für diese Rückkehr betet, betet sie, wie seit jeher, für die baldige Wiederkunft, deren Zeitpunkt wir ja nicht kennen. Unterdessen aber sollten eigentlich in jeder Kirche die vordersten Plätze am Sonntag für die Juden freigehalten werden.
Begründen und überzeugen
Sie sind, wie Papst Johannes XXIII. sagte, unser „älterer Bruder“, der, wie es im Gleichnis Jesu heißt, „immer beim Vater geblieben“ ist und nun ein Problem hat, weil der Vater zur Rückkehr des verlorenen Sohnes ein Festmahl veranstaltet. Trotz dringlicher Bitten des Vaters will er nicht daran teilnehmen. Das Festmahl ist aber erst wirklich gelungen, wenn er daran teilnimmt. Wenn der wiedergekehrte verlorene Sohn ihm sagen würde: „Du kannst ruhig bleiben, wo du bist, das Fest ist auch ohne dich ganz schön“, dann hätte ihn der Vater wohl nicht wieder aufgenommen. Der Gedanke, das Problem durch die Gründung einer zweiten Familie zu lösen, hat mit dem Neuen Testament nichts zu tun. Das Bundesvolk wird im Alten Testament auch als Braut dargestellt und Gott als eifersüchtiger Bräutigam. Die Braut soll nicht fremdgehen. Aber auch Gott ist kein Bigamist, dem es genügt, wenn die beiden Familien „im Gespräch sind“.
Die Broschüre will „Dialog ohne Mission“. Jeder soll seinen Glauben vor dem anderen bezeugen, ohne den anderen überzeugen zu wollen. Petrus dagegen fordert die Christen auf, nicht einen blinden Glauben zu bezeugen, sondern „jedermann Rechenschaft zu geben über den Grund unserer Hoffnung“. Ein Grund (eine „raison“) ist etwas nur, wenn es wirklich begründet. Und wenn jemand den Grund einsieht, dann heißt das, er hat ihn überzeugt. Der christliche Glaube hat seit jeher etwas mit Erkenntnis und mit Wahrheit zu tun. In dem letzten großen Gebet Jesu heißt es: „Das ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Christus.“
Zu wenig Auskunft
Zum allein wahren Gott müssen Juden nicht „bekehrt“ werden. Juden und Christen beten denselben Gott an, wenngleich Christus im Johannesevangelium sagt: „Ihr kennt ihn nicht, ich aber kenne ihn.“ Aber Christen glauben auch, dass Jesus der ist, „den du gesandt hast“, und dass, wenn Paulus schreibt, vor dem Namen Jesu müsse sich „jedes Knie beugen, im Himmel, auf Erden und unter der Erde“, er damit nicht jedes Knie, ausgenommen das der Juden, meinte. Universalistische Religionen sind in ihrem Wesen „missionarisch“. Sie würden sich aufgeben, wenn sie ihre Botschaft partikularisieren und damit relativieren würden. Auch das frühe Judentum war missionarisch und machte „Proselyten“, bis seine Mission zum Erliegen kam, in erster Linie aufgrund der christlichen „Schleuderkonkurrenz“ - durch die Aussicht, in den Gottesbund ohne Beschneidung und ohne das Gesetz (mit Ausnahme der Zehn Gebote) eintreten zu können.
Zum Kern des Christentums gehört der Glaube an die Auferstehung Jesu. Wenn Jesus nur „für uns“ auferstanden ist, dann heißt das: Er ist in Wirklichkeit eben nicht auferstanden. Es heißt, der Glaube glaubt nicht deshalb, weil es wahr ist; es ist nur wahr „für den Glauben“. Das ist gleichbedeutend mit der Meinung, es sei tatsächlich eben nicht wahr, sondern nur eine gläubige Fiktion.
Der Austausch zwischen Christen und Juden hat immer schon zu vertieften Einsichten beider Partner und zu gegenseitigem Lernen geführt (zu Zeiten Rosenzweigs und Bubers mehr übrigens als heute, weil der Relativismus noch nicht alles durchdrang). „Nicht glauben, was man glaubt“, so definierte Charles Péguy den „Modernismus“. Aber das ist ein Thema für sich, ebenso wie die Begriffe „Bund“, „Bundesvolk“, „Heil“ und „Heilsweg“, die in der Broschüre ständig vorausgesetzt werden, ohne dass der Versuch gemacht wird, über ihre Bedeutung näher Auskunft zu geben. Vielleicht ist es überhaupt nur das, woran die Broschüre krankt.
Der Streit um die Judenmission
Die Botschaft Jesu Christi richtet sich an alle Menschen. Was das für das Verhältnis der Christen zu den Juden bedeutet, ist in der katholischen wie in der evangelischen Kirche immer wieder Gegenstand von Auseinandersetzungen. Auf protestantischer Seite steht Synodenbeschlüssen zur Abkehr von der organisierten Judenmission das Engagement evangelikaler Gruppen gegenüber. Auf katholischer Seite sorgte die Neuformulierung der Karfreitagsfürbitte des tridentinischen Ritus durch Papst Benedikt XVI. für Streit. Jetzt hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken eine „Erklärung“ unter dem Titel „Nein zur Judenmission - Ja zum Dialog zwischen Juden und Christen“ publiziert. Dort wird dargelegt, es gebe zwei Völker Gottes, das jüdische Volk und ein Weltvolk aus Nichtjuden.
„Komm, wir gehen für unser Volk“ sind die letzten überlieferten Worte der Philosophin und Karmeliternonne Edith Stein zu ihrer Schwester Rosa, als die beiden in Holland zum Transport nach Auschwitz abgeholt wurden. Das Wort wurde seither oft zitiert, aber in der Regel ohne Kenntnis, was das „für“ eigentlich meinte. Was es meinte, erfährt man aus dem Testament Edith Steins von 1939. Ihren gewaltsamen Tod vorausahnend, schreibt sie, sie gebe ihr Leben „zur Sühne für den Unglauben des jüdischen Volkes“.
Dazu muss man wissen, dass für Edith Stein die Konversion zum Christentum zugleich die Wiederentdeckung ihrer Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und eine tiefe Solidarisierung mit diesem bedeutete. Das Bekenntnis zu Jesus Christus war für sie (ebenso wie später für den nachmaligen Erzbischof von Paris, Kardinal Lustiger) die Erfüllung der jüdischen Bestimmung.
Alles falsch - erklärt uns nun, einige Jahre nach Kardinal Lehmann, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken in einer Broschüre, die den Titel trägt: „Nein zur Judenmission - Ja zum Dialog zwischen Juden und Christen“. Kardinal Lehmann wollte die beiden genannten großen Gestalten christlicher Juden noch als Ausnahmen gelten lassen, während der normale Heilsweg der Juden (im Unterschied zu dem aller übrigen Menschen) nicht über Jesus gehe. Das ZdK geht den Weg konsequent zu Ende. Es gibt also danach nicht mehr, wie es die Apostel und mit ihnen die ganze christliche Tradition sahen, das eine Bundesvolk Israel, das sich in Christus nun für alle Völker öffnet und zur „Kirche aus Juden und Heiden“ wird.
Christliches Gebet für die Juden?
Die Kirche braucht angeblich die Juden nicht mehr. Sie ist zur Heidenkirche geworden und soll nun nichts anderes mehr sein wollen. Verschwinden muss nicht nur „Judenmission“, was immer das heißen mag, die Christen müssen auch aufhören, den Juden im Gebet das Beste zu erbitten, was jeder Christ seinem Nächsten erbitten kann: die Erkenntnis Jesu als seines Erlösers. Juden brauchen keinen Erlöser, lesen wir in der Broschüre. Das muss also wohl heißen, dass sie den „Gottesknecht“ des Propheten Jesaja an die Christen abgetreten haben, die ihre Deutung des Todes Jesu als eines erlösenden Sühnetodes vor allem dem Gottesknechtlied des Jesaja verdanken, das sie an jedem Karfreitag lesen und in dem es heißt: „Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünden willen zerschlagen, . . . auf dass wir Frieden hätten. Und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
Man muss den Anlass zu der Broschüre verstehen. Im Jahre 1989, als Reaktion auf die illegalen Priesterweihen des Erzbischofs Lefebvre und das damals entstandene Schisma, ersuchte Papst Johannes Paul II. die Bischöfe der Welt um großherziges Entgegenkommen gegenüber den Gläubigen, die um die Feier der Messe in der Form des Missale von Papst Johannes XXIII. aus dem Jahr 1962 baten. Diese „alte Messe“ enthielt am Karfreitag im Rahmen der großen Fürbitten auch ein Gebet für die Juden, an dem Johannes XXIII. nur eine kleine Korrektur vorgenommen hatte: Aus der Aufforderung, für die „untreuen Juden“ zu beten, wurde das Wort „untreu“ gestrichen. Das Gebet selbst blieb unverändert. Es enthält die (paulinische) Bitte um Wegnahme des „Schleiers von ihrem Herzen“, der sie hindert, in Jesus ihren Messias und Erlöser zu erkennen.
In Korrektur: die „alte Messe“
Man kann aus dem Text des Gebetes einen gewissen diskriminierenden Ton heraushören. Johannes Paul II. sah dennoch bei der Wiederzulassung der alten Messe keinen Grund, den Text zu ändern. Erst Benedikt XVI. ging in der Liberalisierung einen Schritt weiter und gab den Gläubigen einen Rechtsanspruch auf die Feier in der „außerordentlichen Form“. In diesem Zusammenhang formulierte er die Fürbitte für die Juden neu. Sie ist nun in einem brüderlichen Ton gehalten: „Lasst uns auch beten für die Juden, dass unser Gott und Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus als Retter aller Menschen erkennen.“ Die Formulierung macht die eschatologische Dimension der Bitte deutlich: Nach Paulus wird Gott sie spätestens erhören, wenn „die Fülle der zur Bekehrung berufenen Heiden (der Völker)“ eingetreten ist.
Dass ausgerechnet diese ganz und gar israelfreundliche Korrektur eine breite publizistische Kritik auslöste, der sich sogar der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und - natürlich - das Zentralkomitee der deutschen Katholiken anschloss, ist schwer begreiflich. Gegen Johannes XXIII. und gegen Johannes Paul II. wurde eine solche Kritik wegen ihres Festhaltens am früheren Text nie erhoben. Was die Kritiker nun fordern, ist die Ersetzung des Gebetes in der „alten Messe“ durch das Fürbittgebet der neuen Liturgie Pauls VI. - und zwar deshalb, weil in diesem Gebet der Name Jesus gar nicht mehr vorkommt. Das soll den Text auch für Juden akzeptabel machen, an die doch diese Bitte gar nicht gerichtet ist und die für sie auch nicht verantwortlich sind.
Dass es absurd ist, Papst Benedikt XVI. dieses Gebet vorzuwerfen, schrieb bereits vor einem Jahr der hochangesehene New Yorker Rabbiner Jacob Neusner, der darauf hinwies, dass doch die Juden selbst in ihrer Liturgie täglich für die Bekehrung aller Nichtjuden beten. „So wenig wie das Christentum und der Islam Anstoß am israelitischen Gebet nehmen, sollte auch das heilige Israel keinen Einwand gegen das katholische Gebet erheben. Beide Gebete . . . erfassen die Logik des Monotheismus und seine eschatologische Hoffnung.“
Dialog oder Mission?
Die Thesen der von Juden und Christen gemeinsam verfassten Broschüre sind, kurz gefasst, folgende. Erstens: Die Karfreitagsbitte legt es nahe, dass die Kirche „Judenmission“ für möglich hält, wie sie heute zum Beispiel von den „messianischen Juden“ in Israel praktiziert wird. Zweitens: Versuche, Juden von der Messianität Jesu zu überzeugen, sind zu missbilligen. Es gibt keinen Auftrag Jesu, Juden zum Glauben an ihn und zur Taufe zu bewegen. Drittens: Es gibt eine mit anderen interreligiösen Beziehungen unvergleichbare Beziehung zwischen Christentum und Judentum. Beide beruhen auf göttlicher Offenbarung. Bezüglich des Alten Testaments glauben das beide; bezüglich des Neuen nur die Christen selbst.
Viertens: Neben dem „Bundesvolk“ Israel gibt es nach christlichem Glauben ein zweites, das Volk Gottes aus den Völkern, das heißt den Nichtjuden. Der neue Bund ersetzt nicht den alten, sondern tritt als ein zweiter Bund neben diesen. Fünftens: Beide sind vollgültige, von Gott gewollte Heilswege. Für Juden gibt es keinen Grund, an Jesus zu glauben und sich taufen zu lassen. Sechstens: Die Vereinigung beider Wege mag, wie Paulus denkt, am Ende der Zeiten geschehen. Bis dahin sollen sie getrennt bleiben. Die Erwartung von Christen, dass Juden schon heute Jesus als den Christus, das heißt den Messias anerkennen, würde „die Basis für den katholisch-jüdischen Dialog zerstören“. Siebtens: Dialog zwischen Juden und Christen soll stattfinden. Christen sollen in diesem Dialog ihren Glauben bezeugen, aber ohne den Partner von der Wahrheit dieses Glaubens überzeugen zu wollen, denn das wäre „Mission“ und deshalb verwerflich.
Nur ein Volk Gottes
Man muss sich klarmachen, dass die Annahme der meisten dieser Thesen einen Bruch mit dem Selbstverständnis der Kirche seit den Tagen der Apostel bedeuten würde. Ich für meinen Teil könnte dieser Kirche nicht mehr angehören. Denn seit dem sogenannten Apostelkonzil versteht sich die Kirche als Kirche aus Juden und Heiden seit Jesus, wie Paulus schreibt, durch sein Kreuz den Zaun zwischen Juden und Heiden niedergerissen hat. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass mit dem Verschwinden des Judenchristentums als eigener Gruppe in der Kirche unter dem Druck von Byzanz und dem Islam die christliche Kirche phänotypisch zur Heidenkirche geworden ist.
Das ist aber für Christen nicht, wie die Broschüre suggeriert, ein Idealzustand. Die israelischen Judenchristen dringen auf eine Wiederherstellung der „ecclesia ex circumcisione“. Das Zweite Vatikanische Konzil, so heißt es in der Broschüre, „bekennt . . ., dass die Kirche mit dem Stamm Abrahams geistlich verbunden“ ist. Die katholische Liturgie (sowohl in der alten wie in der neuen Form) geht aber weit darüber hinaus. Sie spricht nicht von Verbundenheit, sondern von Identität. In der Osternacht, der Taufnacht, spricht sie davon, dass in dieser Nacht Gott „unsere Väter, die Kinder Israels“, trockenen Fußes durch das Rote Meer geführt hat. Sie dankt Gott, dass er durch die Taufe „den Abraham zum Stammvater vieler Völker macht“, und wenn sie bittet, dass die Fülle der ganzen Welt Teil gewinne „an der Kindschaft Abrahams und an der Würde Israels“, dann wirkt das, was das Konzil hierzu zu sagen hat, eher blass. Jedenfalls ist der Gedanke von zwei Bundesvölkern dem Neuen Testament vollkommen fremd. Es gibt nur das eine Volk Gottes, dessen „geborene Mitglieder“ die Juden und dessen adoptierte Mitglieder die Heiden sind.
Plätze für Juden freihalten
Dieses Volk Gottes wird von Paulus mit dem Ölbaum verglichen, dem die Heiden als wilde Schösslinge eingepfropft werden, während die Juden die „natürlichen Zweige“ sind, über die die Heidenchristen sich nicht erheben dürfen. Die Erklärung zitiert diese Stelle auch, aber ohne den Kontext. Paulus sieht nämlich in dem „Unglauben“ der Juden die historische Voraussetzung für die Berufung der Heiden und bezeichnet die nicht an Jesus glaubenden Juden als Zweige, die von dem einen Ölbaum ausgebrochen sind und so Platz für die neuen Zweige gemacht haben, die von derselben Wurzel getragen werden.
Auch die Sünden, die Gott zulässt, haben einen providentiellen Sinn. Nirgends aber ist davon die Rede, dass Gott einen zweiten Baum gepflanzt hat. Und wenn Paulus auch in der Verblendung der Juden ein providentielles Ereignis sieht, das bis ans Ende der Geschichte fortwirkt, so tut er doch alles, was er kann, „um wenigstens einige von ihnen zu retten“. Die große Rückkehr Israels erwartet die Kirche, wiederum Paulus folgend, erst für die Zeit der Wiederkunft Christi. Und indem sie für diese Rückkehr betet, betet sie, wie seit jeher, für die baldige Wiederkunft, deren Zeitpunkt wir ja nicht kennen. Unterdessen aber sollten eigentlich in jeder Kirche die vordersten Plätze am Sonntag für die Juden freigehalten werden.
Begründen und überzeugen
Sie sind, wie Papst Johannes XXIII. sagte, unser „älterer Bruder“, der, wie es im Gleichnis Jesu heißt, „immer beim Vater geblieben“ ist und nun ein Problem hat, weil der Vater zur Rückkehr des verlorenen Sohnes ein Festmahl veranstaltet. Trotz dringlicher Bitten des Vaters will er nicht daran teilnehmen. Das Festmahl ist aber erst wirklich gelungen, wenn er daran teilnimmt. Wenn der wiedergekehrte verlorene Sohn ihm sagen würde: „Du kannst ruhig bleiben, wo du bist, das Fest ist auch ohne dich ganz schön“, dann hätte ihn der Vater wohl nicht wieder aufgenommen. Der Gedanke, das Problem durch die Gründung einer zweiten Familie zu lösen, hat mit dem Neuen Testament nichts zu tun. Das Bundesvolk wird im Alten Testament auch als Braut dargestellt und Gott als eifersüchtiger Bräutigam. Die Braut soll nicht fremdgehen. Aber auch Gott ist kein Bigamist, dem es genügt, wenn die beiden Familien „im Gespräch sind“.
Die Broschüre will „Dialog ohne Mission“. Jeder soll seinen Glauben vor dem anderen bezeugen, ohne den anderen überzeugen zu wollen. Petrus dagegen fordert die Christen auf, nicht einen blinden Glauben zu bezeugen, sondern „jedermann Rechenschaft zu geben über den Grund unserer Hoffnung“. Ein Grund (eine „raison“) ist etwas nur, wenn es wirklich begründet. Und wenn jemand den Grund einsieht, dann heißt das, er hat ihn überzeugt. Der christliche Glaube hat seit jeher etwas mit Erkenntnis und mit Wahrheit zu tun. In dem letzten großen Gebet Jesu heißt es: „Das ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Christus.“
Zu wenig Auskunft
Zum allein wahren Gott müssen Juden nicht „bekehrt“ werden. Juden und Christen beten denselben Gott an, wenngleich Christus im Johannesevangelium sagt: „Ihr kennt ihn nicht, ich aber kenne ihn.“ Aber Christen glauben auch, dass Jesus der ist, „den du gesandt hast“, und dass, wenn Paulus schreibt, vor dem Namen Jesu müsse sich „jedes Knie beugen, im Himmel, auf Erden und unter der Erde“, er damit nicht jedes Knie, ausgenommen das der Juden, meinte. Universalistische Religionen sind in ihrem Wesen „missionarisch“. Sie würden sich aufgeben, wenn sie ihre Botschaft partikularisieren und damit relativieren würden. Auch das frühe Judentum war missionarisch und machte „Proselyten“, bis seine Mission zum Erliegen kam, in erster Linie aufgrund der christlichen „Schleuderkonkurrenz“ - durch die Aussicht, in den Gottesbund ohne Beschneidung und ohne das Gesetz (mit Ausnahme der Zehn Gebote) eintreten zu können.
Zum Kern des Christentums gehört der Glaube an die Auferstehung Jesu. Wenn Jesus nur „für uns“ auferstanden ist, dann heißt das: Er ist in Wirklichkeit eben nicht auferstanden. Es heißt, der Glaube glaubt nicht deshalb, weil es wahr ist; es ist nur wahr „für den Glauben“. Das ist gleichbedeutend mit der Meinung, es sei tatsächlich eben nicht wahr, sondern nur eine gläubige Fiktion.
Der Austausch zwischen Christen und Juden hat immer schon zu vertieften Einsichten beider Partner und zu gegenseitigem Lernen geführt (zu Zeiten Rosenzweigs und Bubers mehr übrigens als heute, weil der Relativismus noch nicht alles durchdrang). „Nicht glauben, was man glaubt“, so definierte Charles Péguy den „Modernismus“. Aber das ist ein Thema für sich, ebenso wie die Begriffe „Bund“, „Bundesvolk“, „Heil“ und „Heilsweg“, die in der Broschüre ständig vorausgesetzt werden, ohne dass der Versuch gemacht wird, über ihre Bedeutung näher Auskunft zu geben. Vielleicht ist es überhaupt nur das, woran die Broschüre krankt.
Der Streit um die Judenmission
Die Botschaft Jesu Christi richtet sich an alle Menschen. Was das für das Verhältnis der Christen zu den Juden bedeutet, ist in der katholischen wie in der evangelischen Kirche immer wieder Gegenstand von Auseinandersetzungen. Auf protestantischer Seite steht Synodenbeschlüssen zur Abkehr von der organisierten Judenmission das Engagement evangelikaler Gruppen gegenüber. Auf katholischer Seite sorgte die Neuformulierung der Karfreitagsfürbitte des tridentinischen Ritus durch Papst Benedikt XVI. für Streit. Jetzt hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken eine „Erklärung“ unter dem Titel „Nein zur Judenmission - Ja zum Dialog zwischen Juden und Christen“ publiziert. Dort wird dargelegt, es gebe zwei Völker Gottes, das jüdische Volk und ein Weltvolk aus Nichtjuden.
«Theologie der Religionen»
Am Mittwochabend ist in einer Pfarrei ein Vortrag zum Thema «Ursprüngliche Wirklichkeit – Gott als Ursprung» angesagt. Etwas Schöpfungstheologie – das kann interessant werden; ich gehe also hin.
Der Saal ist voll. Ein gewisser Professor Johannes Soukop trägt vor; offensichtlich ist er hier vielen schon bekannt. Er bittet, sich auf ungewohnte Gedankengänge einzulassen; am Ende werde es dann ganz fromm.
Das wird es nicht. Er beginnt erkenntnistheoretisch, auf ganz ansehnlichem philosophischen Niveau, entfaltet dann eine akosmistische Theorie, die mich zunächst an Berkeley denken läßt. Während er den Mangel an logischer Stringenz im alltäglichen ebenso wie im wissenschaftlichen Denken geißelt, verzichtet er da, wo es um seine eigene Position geht, selbst auf solche Stringenz – etwa indem er ungeordnet zwischen Epistemologie und Ontologie wechselt: daraus, daß man aus der menschlichen Wahrnehmung der Außenwelt nicht zwingend auf die Existenz dieser Außenwelt schließen kann, folgert er, daß es die gar nicht gebe. Anderes, was er konsequenterweise dann ebenfalls verwerfen müßte, die Existenz anderer Menschen, behält er ebenso entschieden wie unbegründet bei, ebenso Geburt, Embryonaldasein und Sterben des Körpers (nicht des Menschen, der könne nicht sterben; eine Seele allerdings gebe es nicht) – obwohl er die Existenz einer Welt «auf dem Zeitstrahl» ablehnt.
Gott als Ursprung läßt er gelten – das ist ja sein Thema. Aber dann wird sein Reden über Gott recht pantheïstisch; immerhin beruft er sich auf Meister Eckhart. Überhaupt fällt kein indisches Wort, kein indischer Name; aber schließlich ist seine Theorie doch klar als hinduistisch, als Vedânta zu erkennen für jeden, der etwas von dieser Lehre weiß, der die «großen Worte» kennt und weiß, was man (in späterer Zeit) mit «Schleier der Mâyâ» meint.
Auch, was ich als «Theologie der Religionen» kenne, erscheint – unbenannt – in seinem Vortrag: das allermeiste sei unbekannt, unzugänglich; alle Religionen seien Annäherungen daran. Das Christentum als Annäherung an Unzugängliches aufzufassen, dem sich andere, gerade auch indische Religionen ebenso nähern, ist freilich nur möglich, wenn man das Christentum völlig entkernt – das aber tut er ja auch. Ein Hinweis darauf, daß «Theologie der Religionen» oft bedeutet, daß das Christentum entkernt und dann von indischer Religion vereinnahmt wird.
In der Diskussion wird Prof. Soukop schwammig, wenn die Fragen scharf werden. Aber außer von mir hat er wenig zu befürchten, trotz eines anscheinend recht gebildeten Publikums; der Abend wird beschlossen von einer Dame, die erklärt, zu 85 % mit ihm übereinzustimmen. Immerhin bittet der Referent gelegentlich den Pfarrer, jetzt einmal nicht hinzuhören; aber auch das, wobei der Pfarrer hinhören darf, ist eindeutig. Ich hoffe, in einigen Tagen Gelegenheit zu haben, den Pfarrer darauf einmal anzusprechen.
Der Saal ist voll. Ein gewisser Professor Johannes Soukop trägt vor; offensichtlich ist er hier vielen schon bekannt. Er bittet, sich auf ungewohnte Gedankengänge einzulassen; am Ende werde es dann ganz fromm.
Das wird es nicht. Er beginnt erkenntnistheoretisch, auf ganz ansehnlichem philosophischen Niveau, entfaltet dann eine akosmistische Theorie, die mich zunächst an Berkeley denken läßt. Während er den Mangel an logischer Stringenz im alltäglichen ebenso wie im wissenschaftlichen Denken geißelt, verzichtet er da, wo es um seine eigene Position geht, selbst auf solche Stringenz – etwa indem er ungeordnet zwischen Epistemologie und Ontologie wechselt: daraus, daß man aus der menschlichen Wahrnehmung der Außenwelt nicht zwingend auf die Existenz dieser Außenwelt schließen kann, folgert er, daß es die gar nicht gebe. Anderes, was er konsequenterweise dann ebenfalls verwerfen müßte, die Existenz anderer Menschen, behält er ebenso entschieden wie unbegründet bei, ebenso Geburt, Embryonaldasein und Sterben des Körpers (nicht des Menschen, der könne nicht sterben; eine Seele allerdings gebe es nicht) – obwohl er die Existenz einer Welt «auf dem Zeitstrahl» ablehnt.
Gott als Ursprung läßt er gelten – das ist ja sein Thema. Aber dann wird sein Reden über Gott recht pantheïstisch; immerhin beruft er sich auf Meister Eckhart. Überhaupt fällt kein indisches Wort, kein indischer Name; aber schließlich ist seine Theorie doch klar als hinduistisch, als Vedânta zu erkennen für jeden, der etwas von dieser Lehre weiß, der die «großen Worte» kennt und weiß, was man (in späterer Zeit) mit «Schleier der Mâyâ» meint.
Auch, was ich als «Theologie der Religionen» kenne, erscheint – unbenannt – in seinem Vortrag: das allermeiste sei unbekannt, unzugänglich; alle Religionen seien Annäherungen daran. Das Christentum als Annäherung an Unzugängliches aufzufassen, dem sich andere, gerade auch indische Religionen ebenso nähern, ist freilich nur möglich, wenn man das Christentum völlig entkernt – das aber tut er ja auch. Ein Hinweis darauf, daß «Theologie der Religionen» oft bedeutet, daß das Christentum entkernt und dann von indischer Religion vereinnahmt wird.
In der Diskussion wird Prof. Soukop schwammig, wenn die Fragen scharf werden. Aber außer von mir hat er wenig zu befürchten, trotz eines anscheinend recht gebildeten Publikums; der Abend wird beschlossen von einer Dame, die erklärt, zu 85 % mit ihm übereinzustimmen. Immerhin bittet der Referent gelegentlich den Pfarrer, jetzt einmal nicht hinzuhören; aber auch das, wobei der Pfarrer hinhören darf, ist eindeutig. Ich hoffe, in einigen Tagen Gelegenheit zu haben, den Pfarrer darauf einmal anzusprechen.
Freiheit oder doch nicht?
Was will er nun? Im selben Interview sagte der Vorsitzende der Unionsfraktion des Bundestags:
(über die Agenda 2010:) «Ohne die Union hätte es doch die rot-grünen Sozialreformen gar nicht gegeben» und dann im besonderen: «Auch die Erkenntnis, dass jede zumutbare Arbeit angenommen werden muss, hatten wir schon lange vor der SPD.»
Etwas später aber: «Entscheidend ist das Bild vom Menschen. Er ist zur Freiheit berufen, heißt es im Galaterbrief. Ich füge hinzu: nicht zur Gängelung durch den Staat.»
«Zumutbare Arbeit» meint bekanntlich Arbeit, die der Staat, nicht, die der Betroffene zumutbar findet. Was also will er: Freiheit oder Zwangsarbeit?
(über die Agenda 2010:) «Ohne die Union hätte es doch die rot-grünen Sozialreformen gar nicht gegeben» und dann im besonderen: «Auch die Erkenntnis, dass jede zumutbare Arbeit angenommen werden muss, hatten wir schon lange vor der SPD.»
Etwas später aber: «Entscheidend ist das Bild vom Menschen. Er ist zur Freiheit berufen, heißt es im Galaterbrief. Ich füge hinzu: nicht zur Gängelung durch den Staat.»
«Zumutbare Arbeit» meint bekanntlich Arbeit, die der Staat, nicht, die der Betroffene zumutbar findet. Was also will er: Freiheit oder Zwangsarbeit?
Neue Abenteuer im Reiche der Liturgie
Nach langer Peregrinatio durch die e-Wüste bin ich gerade wieder in eine e-Oase gelangt und nutze als erstes die Gelegenheit, auf die neuesten Abenteuer des Chronisten in einer byzantinischen und einer konfektionslateinischen Kirche hinzuweisen.
Sonntag, 19. April 2009
RESURREXIO DOMINI SPES NOSTRA
"Was ist nach dem Tod? Das heutige Hochfest erlaubt uns, auf dieses Rätsel zu antworten, daß der Tod nicht das letzte Wort hat, denn schließlich ist es das Leben, das siegt. Und diese unsere Gewißheit gründet sich nicht auf bloße menschliche Überlegungen, sondern auf eine geschichtliche Gegebenheit des Glaubens: Jesus Christus, der gekreuzigt und begraben wurde, ist mit seinem verherrlichten Leib auferstanden."
Die Ansprache Papst Benedikts zum Segen Urbi et Orbi Ostern 2009.
Die Ansprache Papst Benedikts zum Segen Urbi et Orbi Ostern 2009.
Dienstag, 7. April 2009
Montag, 6. April 2009
Freitag, 3. April 2009
Intoleranz und Diskriminierung in deutschem Staatsbetrieb
Der Westdeutsche Rundfunk gehört zu den letzten großen Staatsbetrieben, die die Privatisierungswelle zum Ende des 20. Jahrhunderts überlebt haben. Man sollte paradiesische Verhältnisse vermuten. Weit gefehlt!
Montag, 30. März 2009
Einführung des 76. Bischofs von Münster
Ein Bericht über das Pontifikalamt zur Einführung von Dr. Felix Genn als 75. Nachfolger des hl. Ludgerus findet sich hier.
Donnerstag, 26. März 2009
Umfrage – die richtige Antwort
Umfragen auf Blogs sind schwierig – alle sollten antworten, keiner tut es.
Also:
Es ist ureigenstes Gedankengut der katholischen Lehre, dass die Annahme des Glaubens frei und ungezwungen sein muss. ...
Diese Freiheit des Glaubens ist genuin christlicher Natur.
...
Genau so will auch die Katholische Kirche heute wieder missionieren: Nicht mit Zwang, sondern mit einem Heilsangebot! „Siehe, ob nicht Christus der Weg für dich ist!“
...
Wahre Mission besteht darin, den Glauben mit Überzeugung zu predigen, die Annahme aber immer frei zu lassen.
– all diese Aussagen stammen aus dem Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St. Pius X. Nr. 362 (S.31) vom März 2009. Und so frage ich mich, was denn das Verständnis der Piusbruderschaft von Religionsfreiheit von dem der übrigen Kirche unterscheiden könnte.
Also:
Es ist ureigenstes Gedankengut der katholischen Lehre, dass die Annahme des Glaubens frei und ungezwungen sein muss. ...
Diese Freiheit des Glaubens ist genuin christlicher Natur.
...
Genau so will auch die Katholische Kirche heute wieder missionieren: Nicht mit Zwang, sondern mit einem Heilsangebot! „Siehe, ob nicht Christus der Weg für dich ist!“
...
Wahre Mission besteht darin, den Glauben mit Überzeugung zu predigen, die Annahme aber immer frei zu lassen.
– all diese Aussagen stammen aus dem Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St. Pius X. Nr. 362 (S.31) vom März 2009. Und so frage ich mich, was denn das Verständnis der Piusbruderschaft von Religionsfreiheit von dem der übrigen Kirche unterscheiden könnte.
„Afrikaner können selbst denken“
erklärt ein Kardinal aus dem Senegal, Erzbischof Theodore-Andrien Sarr von Dakar (also ein Nachfolger von Erzbischof Marcel Lefèbvre) – Dank sei Elsa für ihren ausführlichen Bericht!
Welch eine Aporie für die politisch Korrekten! Bestreiten können sie es nicht – das wäre nicht politisch korrekt. Zugestehen können sie es auch nicht – was der Kardinal sagt, ist nicht politisch korrekt. Was sollen sie machen?
Welch eine Aporie für die politisch Korrekten! Bestreiten können sie es nicht – das wäre nicht politisch korrekt. Zugestehen können sie es auch nicht – was der Kardinal sagt, ist nicht politisch korrekt. Was sollen sie machen?
Montag, 23. März 2009
Marktwirtschaft – Theorie und Wirklichkeit
«Um ihre Preise festzusetzen, benötigen sie [die Spargelbauern] nämlich Daten der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) in Bonn. ... die Organisation ist i. L. – in Liquidation.
... Die beiden Einrichtungen [CMA und ZMP] wurden per Zwangsabgabe der Landwirte finanziert. Karlsruhe hatte dies für unzulässig gehalten.
Doch vor allem auf die Zahlen der ZMP sind viele Landwirte angewiesen, wie zum Beispiel die Spargelbauern. ... Denn wenn die Preisinformationen fehlten, fehle den Bauern die Entscheidungsgrundlage ...» – so war es in der tageszeitung zu lesen.
Preise werden von Angebot und Nachfrage bestimmt, haben wir in der Schule gelernt. Doch daß die Anbieter dafür angewiesen sind auf die Informationen quasi-staatlicher Stellen, haben wir damals noch nicht erfahren.
... Die beiden Einrichtungen [CMA und ZMP] wurden per Zwangsabgabe der Landwirte finanziert. Karlsruhe hatte dies für unzulässig gehalten.
Doch vor allem auf die Zahlen der ZMP sind viele Landwirte angewiesen, wie zum Beispiel die Spargelbauern. ... Denn wenn die Preisinformationen fehlten, fehle den Bauern die Entscheidungsgrundlage ...» – so war es in der tageszeitung zu lesen.
Preise werden von Angebot und Nachfrage bestimmt, haben wir in der Schule gelernt. Doch daß die Anbieter dafür angewiesen sind auf die Informationen quasi-staatlicher Stellen, haben wir damals noch nicht erfahren.
Mittwoch, 18. März 2009
Gerechtigkeit – auch für Bauern?
fragt, angestachelt von einem Artikel der tageszeitung, der Chronist, der also wieder einmal für Gerechtigkeit eifert.
Dienstag, 17. März 2009
Außerordentlich und ordentlich
Dicht nacheinander hat der Chronist außerordentliche Freude und ordentlichen Schlamassel erlebt.
Montag, 16. März 2009
Umfrage – bitte antwortet!
Was meint Ihr, wer hat das wohl gesagt:
Es ist ureigenstes Gedankengut der katholischen Lehre, dass die Annahme des Glaubens frei und ungezwungen sein muss. ...
Diese Freiheit des Glaubens ist genuin christlicher Natur.
...
Genau so will auch die Katholische Kirche heute wieder missionieren: Nicht mit Zwang, sondern mit einem Heilsangebot! „Siehe, ob nicht Christus der Weg für dich ist!“
...
Wahre Mission besteht darin, den Glauben mit Überzeugung zu predigen, die Annahme aber immer frei zu lassen.
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Es ist ureigenstes Gedankengut der katholischen Lehre, dass die Annahme des Glaubens frei und ungezwungen sein muss. ...
Diese Freiheit des Glaubens ist genuin christlicher Natur.
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Genau so will auch die Katholische Kirche heute wieder missionieren: Nicht mit Zwang, sondern mit einem Heilsangebot! „Siehe, ob nicht Christus der Weg für dich ist!“
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Wahre Mission besteht darin, den Glauben mit Überzeugung zu predigen, die Annahme aber immer frei zu lassen.
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Mittwoch, 11. März 2009
Wirtschaftsgerechte Entsorgung von Kleinstkindern – etwa doch nicht mehr?
Schon wiederholt wurde uns berichtet über die ständigen Forderungen von Politikern, Kleinkinder zu kasernieren, um die Eltern ganz für die Wirtschaft verfügbar zu machen.
Wenn aber wirkliche Probleme auftreten, sieht alles ganz anders aus. «Die [Zahl] der Gewalttaten [in Schleswig-Holstein] nimmt zu. Unter den Tätern sind immer mehr Jugendliche», lese ich in der tageszeitung; Innenminister Lothar Hay: «„Der Anstieg der Rohheitsdelikte ist ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung, in den wir nicht sorgenfrei sehen dürfen.“ Hay erklärte, dass die Politik sich diesem Problem widmen müsse. Schuld seien oft die Elternhäuser, die ihrer Verantwortung nicht nachkämen.»
Wenn aber wirkliche Probleme auftreten, sieht alles ganz anders aus. «Die [Zahl] der Gewalttaten [in Schleswig-Holstein] nimmt zu. Unter den Tätern sind immer mehr Jugendliche», lese ich in der tageszeitung; Innenminister Lothar Hay: «„Der Anstieg der Rohheitsdelikte ist ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung, in den wir nicht sorgenfrei sehen dürfen.“ Hay erklärte, dass die Politik sich diesem Problem widmen müsse. Schuld seien oft die Elternhäuser, die ihrer Verantwortung nicht nachkämen.»
Sonntag, 8. März 2009
Das Konzil meiner Kindheit
Das II. Vaticanum war das große Ereignis meiner Kindheit. Ich wurde gelehrt, begeistert zu sein; und ich war begeistert. Ich war begeistert vom guten Papst Johannes – freilich war ich zuvor ebenso begeistert vom Papst meiner frühen Kindheit, Pius XII. Vom Konzil erfuhr ich konkret eher wenig; begeistert waren wir vom Mythos des Konzils, der ebenso alt ist wie das Konzil selbst. Auch danach, unter Paul VI., erlebte ich einen Aufbruch in der Kirche, der mir gefiel – nicht in allem, aber doch insgesamt gefiel.
Meine Enttäuschung begann, als ich Paul VI. persönlich erlebte. An seiner Gläubigkeit, Ehrlichkeit und Intelligenz habe ich nie gezweifelt; aber seine Trockenheit erschreckte mich. Und dann sah ich in den 70er Jahren, wie an die Stelle der Aufbruchsstimmung mehr und mehr bleierne Langeweile trat.
Was ist nach all diesen Jahren geblieben? Johannes XXIII. ist für mich immer noch eine beeindruckende Gestalt – aber auch eine Sphinx.
Das Konzil meiner Kindheit jedoch ist mir geraubt worden. Es ist zum Geßlerhut gemacht worden, zu dem man sich zu bekennen hat, zur Waffe der Verfechter des gnadenlosen «Immer nur weiter so» gegen jedwede Neubesinnung. Das Wort «Konzil» hat einen schalen Geschmack bekommen.
Und dazu ist es zu schade. Ich weiß, daß dieses Konzil Notwendiges und Gutes gebracht hat. Aber das wirkliche Konzil scheint fast verschüttet unter dem Konzil der Konzilsbeschwörer. Und ich wünsche mir, daß die Erinnerung an dieses Konzil nicht dadurch zerstört wird, daß an die Stelle jeglicher Erwägung seiner geistlichen und pastoralen Ziele die Pflicht des sinnentleerten Bekenntnisses «zum Konzil» gesetzt wird.
Meine Enttäuschung begann, als ich Paul VI. persönlich erlebte. An seiner Gläubigkeit, Ehrlichkeit und Intelligenz habe ich nie gezweifelt; aber seine Trockenheit erschreckte mich. Und dann sah ich in den 70er Jahren, wie an die Stelle der Aufbruchsstimmung mehr und mehr bleierne Langeweile trat.
Was ist nach all diesen Jahren geblieben? Johannes XXIII. ist für mich immer noch eine beeindruckende Gestalt – aber auch eine Sphinx.
Das Konzil meiner Kindheit jedoch ist mir geraubt worden. Es ist zum Geßlerhut gemacht worden, zu dem man sich zu bekennen hat, zur Waffe der Verfechter des gnadenlosen «Immer nur weiter so» gegen jedwede Neubesinnung. Das Wort «Konzil» hat einen schalen Geschmack bekommen.
Und dazu ist es zu schade. Ich weiß, daß dieses Konzil Notwendiges und Gutes gebracht hat. Aber das wirkliche Konzil scheint fast verschüttet unter dem Konzil der Konzilsbeschwörer. Und ich wünsche mir, daß die Erinnerung an dieses Konzil nicht dadurch zerstört wird, daß an die Stelle jeglicher Erwägung seiner geistlichen und pastoralen Ziele die Pflicht des sinnentleerten Bekenntnisses «zum Konzil» gesetzt wird.
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