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Freitag, 23. August 2024

Die Deutschen und ihre Sprache

«Ich lebe in Deutschland seit 45 Jahren und ich liebe die Deutschen und das Land, aber …», schreibt die Cembalistin und Musikwissenschaftlerin Esther Morales-Cañadas (Spezialgebiet: XVII. und XVIII. Jahrhundert). «Die Spanier lieben an erster Stelle ihr eigenes Land, was die Deutschen nicht tun, denn diese verfremden ihre eigene Sprache und ihr Essen mit fremden „Zutaten“.»
Nun, der deutschen Küche tun einige fremde „Zutaten“ durchaus gut (und sie selber kritisiert diejenigen Deutschen, «die an der spanischen Küste ihre deutsche Schweinehaxe essen»).
Aber damit, daß Deutsche («die Deutschen» – nein, ich bin davon nicht betroffen) ihre Sprache nicht lieben, sondern sie mit fremden „Zutaten“ verfremden, hat sie leider sehr recht.

Dienstag, 25. April 2023

Die Kreuze im staatlichen Raum verschwinden mehr und mehr – eines ist geblieben

Aus Gerichtssälen, aus Klassenzimmern verschwinden die Kreuze mehr und mehr; eines jedoch – ist das ein Trost? – scheint unbestritten im staatlichen Raum bleiben zu dürfen: das des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Dadurch, daß das Großkreuz in besonderer Ausführung (das ist die Sonderform des Ordens, die ehemaligen Bundeskanzlern verliehen wird, wenn sie mehr als zehn Jahre im Amt durchgehalten haben) der ehemaligen Bundeskanzlerin verliehen wurde, hat es öffentliche Aufmerksamkeit gefunden.
Zur Erinnerung: Neben Mönchs- und Chorherrenorden entstanden seit dem frühen XII. Jahrhundert geistliche Ritterorden, deren Mitgliedschaft dem Adel vorbehalten war. Seit dem späten XIII. Jahrhundert stifteten dann auch Fürsten Orden für ihre Gefolgsleute, Orden, die anfangs noch den Charakter einer mehr oder weniger – zunehmend weniger – geistlichen Gemeinschaft hatten, dann zu reinen Ehrenzeichen und seit dem XVII. Jahrhundert schließlich zu Verdienstorden für weitere Kreise wurden; dazu nun wurden sie in Rangstufen eingeteilt, die wiederum von den geistlichen Ritterorden – Commendator / Komtur – übernommen wurden. Das Kreuz aber blieb bei den meisten als Ordenszeichen erhalten. Völlig säkularisiert war dann Napoleons Légion d’honneur, die dem Kreuz einen fünften Arm hinzufügte und so zu einer Art von Stern ummodelte.
Solch ein säkularisierter „Orden“ ist eben auch der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, der aber anders als die Légion d’honneur die Form eines Kreuzes behielt (das Große Verdienstkreuz entspricht einem Komturkreuz).
Ein kläglicher Trost.
«Nichts darf unser Volk, unsere Heimat vom Kreuz losreißen», schrieb der selige Bischof Clemens August Graf von Galen in einem Hirtenbrief (vom 27. XI. 1936), als am Widerstand des Volkes ein Minister der NS-Regierung von Oldenburg gescheitert war, die Kreuze in den katholischen, die Lutherbilder in den evangelischen Schulen abhängen zu lassen („Oldenburger Kreuzstreit“).

Samstag, 23. Juli 2022

Muß Martin Luther King zensiert werden?

Nein, es ist kein Opfer, im normalen Gespräch auf das „N-Wort“ zu verzichten. Aber für das gemeinte Wort die monströse Umschreibung „N-Wort“ benutzen zu sollen, ist deutlich schlimmer.
Nun hat es sogar Martin Luther King getroffen, dessen berühmteste Rede in korrekter Übersetzung, mit diesem Wort, zu lesen in einer deutschen Schule auf politisch korrekte Zensur stieß – von Seiten einiger Schüler, denen sich dann von außerhalb einflußreiche Leute anschlossen. Und getroffen hat es den Schulleiter, der zu seiner Lehrerin stand, die sich der Zensur nicht unterworfen hat, gegen den deshalb nun gar Dienstaufsichtsbeschwerde eingelegt wurde.
Anlaß, dem Thema des Rassismus, dessen dieses Wort beschuldigt wird, einige Zeilen zu widmen.

Samstag, 8. Mai 2021

Anglizismen

werden oft – und nicht ohne Grund – kritisiert. Doch was stört, das sind weder Fremdwörter im allgemeinen noch englische Fremdwörter im besonderen.
Wir sind der Frage nachgegangen, was wirklich an ihnen stört.

Politische Korrektheit gegen Meinungsfreiheit und Freiheit der Wissenschaft

Nein, ich schätze die IFN nicht sehr; es stört, daß sie sich in das hirnrissige Links-Rechts-Schema rechts einordnen, etwa im hier erwähnten Beitrag beiläufig Klimawandelskeptikern das Wort reden.
Aber wenn ein britisches Gericht Wissenschaftlern mitteilt, was wissenschaftlich erwiesen sei, wenn die Thesen der Politischen Korrektheit mit der gleichen Selbstverständlichkeit als wissenschaftlich erwiesen postuliert werden wie seinerzeit die des dialektischen und historischen Materialismus in den kommunistischen Regimen, wenn davon abweichende Meinungsäußerungen Menschen in Großbritannien und den USA an Universitäten den Arbeitsplatz kosten, wenn Politische Korrektheit zu einer säkularen Staatsreligion gemacht wird, dann ist das doch ein Grund, auf diesen Beitrag hinzuweisen.

Freitag, 16. April 2021

Mißbrauchte und mißgebildete Fremdwörter

Als Hans Weigel 1974 sein „Antiwörterbuch“ „Die Leiden der jungen Wörter“ veröffentlichte, brauchte er sich fast nur über stilistisch unpassende Wörter zu ereifern. Hans Weigel ist vor fast dreißig Jahren gestorben; was seither die deutsche Sprache überschwemmt hat, sind nicht nur stilistische Mängel, sondern sinnlos gebrauchte und mißgebildete Fremdwörter.
Er braucht sie nicht mehr zu ertragen, kann dazu nicht mehr Stellung nehmen. So haben wir uns an die ersten Einträge einer Art neuen „Antiwörterbuchs“ gemacht.
Neue Beiträge sind willkommen.

Dienstag, 9. März 2021

Frauentag

war gestern, in Berlin neuerdings gesetzlicher Feiertag, weshalb auch hierzulande die Tageszeitung nicht gekommen ist.
Frauentag: ein interessanter Gedanke, nur das Datum ist ganz ungünstig, zumeist tief in der Fastenzeit.
Mein Vorschlag: Frauentag als bundeseinheitlicher Feiertag am 15. August.

Mittwoch, 3. März 2021

Noch einmal zur „geschlechtsinklusiven“ Sprache

Nachdem wir uns vor drei Monaten der Tragödie (zu Lasten der deutschen Sprache) gewidmet hatten, liefert nun ein Leserbrief an eine Zeitung, die sich in solcher Sprache versucht, das Satyrspiel dazu: wie lautet der „geschlechtsinklusive“ Plural von „Ministerpräsident“?
Orietur Occidens ist der Frage gefolgt.

Samstag, 16. Januar 2021

Warum wir der alten deutschen Rechtschreibung folgen

– hier ist es begründet, unter dem Thema des Triumphzugs der Dummheit durch unsere Kulturlandschaft, auf einer Seite, auf der auch dargestellt ist, was eigentlich abendländisch ist.

Und: ex Oriente lux – damit auch das Morgendland gebührende Erwähnung findet:
Das Wort „téktōn“ wird ins Deutsche üblicherweise mit „Zimmermann“ übersetzt. Und so sieht man auf deutschen Bildern der Heiligen Familie oft eine Werkstatt mit Säge und Hobel. Aber Joseph war kein Schreiner, er war Tekton. Was aber war die Arbeit eines Tekton im alten Galiläa? Da unmittelbare Zeugen nicht mehr befragt werden können, habe ich versucht, einer Antwort näherzukommen, indem ich Aramäer aus einer benachbarten Landschaft gefragt habe.

Freitag, 4. Dezember 2020

„Generisches Maskulinum“ – gibt es das?

Seit Jahren gibt es die Forderung nach „geschlechtergerechter“ oder „geschlechtsinklusiver“ Sprache, gibt es Formen mit „Innen“, „_innen“, „*innen“ und „:innen“. Dem wird entgegengehalten, das sei nicht nötig dank des „generischen Maskulinums“; darauf wird erwidert, das gebe es gar nicht.
Grundsätzlich besprochen wurde anderswo die Frage schon vor mehr als drei Jahren: Dichterin oder Dichter? Zum generischen Maskulinum.
Wir nun haben uns darangemacht, die Frage von dem her, was die Bedeutung der Sprache bestimmt, nämlich vom wirklichen Sprachgebrauch her zu untersuchen.

Montag, 28. September 2020

Als die Kirche im falschen „Paradigma“ gelandet war

In zwei Texten, die auf Settimo Cielo veröffentlicht wurden (auf den einen hatten wir bereits hingewiesen), führt Roberto Pertici, unter Berufung auf Carlo Galli und Eric J. Hobsbawm, die in der Zeit des II. Vatikanum sich ausbreitende Krise der Kirche auf einen kultur- und geistesgeschichtlichen Wandel zurück: eine konservative Kultur sei durch eine progressive verdrängt worden.
Im „konservativen Paradigma“ sei der Sinn des Lebens nicht das Glück; überindividuelle „Logiken“ wie der Tradition, dem Staat, der Nation, der Familie, aber auch der Kirche werde der Vorrang zugesprochen, an sie müsse sich der Einzelne anpassen. Opferbreitschaft, Ehre, Mut, Gehorsam, Treue seien die höheren Werte.
Dieser konservativen Kultur gegenüber habe dann eine progressive die Oberhand gewonnen, ein „moralischer Individualismus“, eine „Kultur des Bedürfnisses“, die sich nur schwer einer Norm unterwerfe.
Am härteten getroffen habe dieser Umschwung die traditionelle Familie und die traditionellen Kirchen.
Soziologisch ist die Darlegung sicher berechtigt – und das ist schlimm.
Sicher sind mit dem „konservativen Paradigma“ Werte verbunden – Opferbreitschaft, Ehre, Mut, Gehorsam, Treue –, die auch der christliche Glaube hochschätzt; aber es sind für den Christen keine Werte um ihrer selbst willen. Umgekehrt: daß, ganz im Gegensatz zu diesem „Paradigma“, «das letzte Ziel des menschlichen Lebens das Glücklichsein oder die Seligkeit» ist, lehrt, ganz in der eudämonistischen Tradition des Sokrates, der heilige Thomas (S. Th. Ia IIæ q. 90 a. 2). Gemeinschaften wie Familie und Kirche haben für den Christen hohen Wert, aber sie sind nicht Selbstzweck. Schon in den Zehn Geboten steht, «ehre deinen Vater und deine Mutter», und der Herr selber hat den Mangel an Beistand für sie seitens der Schriftgelehrten gerügt (Marc. 11-13); aber es geht hierbei um die Menschen selbst, nicht um eine Gemeinschaft als Kollektiv. Andererseits ist schon durch Ezechiel (18, 2-4) klargestellt, daß Verantwortung jeder einzelne trägt, nicht etwa die Familie als Kollektiv; und der Herr selber hat gesagt, daß Ihm nachzufolgen den Vorrang hat gegenüber der Familie (Luc. 14, 26), daß der Glaube an Ihn auch Familien spalten werde (Matth. 10, 35-37; Luc. 12, 53). Und Heilige wie Franziskus und Thomas von Aquin haben sich ihrer Familie entgegengestellt, um ihrer Berufung zu folgen.
Noch als Schüler in der zweiten Hälfte des XX. Jahrhunderts mußte ich manchmal hören, man müsse sich der Gemeinschaft unterordnen; und dieser Satz hat mich geärgert. Weder jenes „konservative Paradigma“ noch der normenlose progressive „moralische Individualismus“ (der heute, in Zeiten der politischen Korrektheit, in nie gekannter Weise von Normen überwuchert ist) entsprechen dem christlichen Glauben; letztlich sind sie zwei – wenn auch gegensätzliche – Varianten des Modernismus. Aber es stimmt, daß der Abstand des Christentums von der konservativen Variante, wie sie sich seit dem XIX. Jahrhundert entwickelt hatte, oft nicht sichtbar war und so vor der Welt das Profil des Glaubens verwischt erschien – was das Überhandnehmen der progressiven Variante begünstigt hat.

Dienstag, 14. Juli 2020

Welch ein Fest!

Heute vor 231 Jahren wurde in Paris ein befestigtes Gefängnis belagert. Der Kommandant erklärte sich schließlich bereit, den Belagerern das Gefängnis zu übergeben gegen die Zusicherung freien Geleits für ihn und die Wachmannschaften; das wurde ihnen gewährt, aber trotzdem wurden dann er und andere Angehörige des Gefängnispersonals massakriert. Dafür aber wurden einige Eierdiebe befreit.
Diese Ereignisse feiert seither die Grande nation alljährlich mit ganz großem Trara. Meine Glückwünsche!

Donnerstag, 25. Juli 2019

Nach deutscher Ernährungslehre

ernähren sich die Spanier sehr ungesund. Und die Folgen?
Eine Zeitungskolumne von Heiko Werning schildert sie eindrücklich.
Dazu noch eine WHO-Studie.

Samstag, 18. August 2018

Schönheit und Ideologie

Ein Interview (von Alem Grabovac) mit Stephan Trüby, einem Professor für Architektur und Kulturtheorie und Direktor des Instituts für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen der Universität Stuttgart, dessen «Onkel die meisten katholischen Kirchen Deutschlands gebaut hat, viele davon im brutalistischen Stil» (die Identität dieses Onkels konnte ich nicht auf die Schnelle klären).
Seine Meinung: für die Rekonstruktion historischer Gebäude und Altstädte setzen sich besonders häufig Rechtsradikale ein, darum «sollten [wir] ganz genau beobachten, mit wem wir da eigentlich Stadtpolitik betreiben. Und dafür wäre ein Rekonstruktions-Watch wichtig.»
Das heißt letztlich, die Wiederherstellung historischer Gebäude und Altstädte sei wegen der Beteiligung von Rechtsradikalen anrüchig, darum sollte man sie ihnen ganz überlassen – anstatt daß kulturell engagierte Bürger sich für die Wiederherstellung alles Wiederherstellenswerten so einsetzen, daß Rechtsradikalen dort kein Raum bleibt, sich hervorzutun.
Entblößend ist seine Antwort auf die Frage: «(in einem brutalistischen Betonhochhaus) Können Sie verstehen, dass viele Menschen solche Gebäude hässlich finden?» Der Professor: «Schönheit oder Hässlichkeit sind Begriffe, die wissenschaftlich nicht haltbar sind. Sobald etwas hundert Jahre alt ist, finden wir es schön. Da setzt dann automatisch ein Romantisierungsprozess ein.»
Abgesehen davon, daß längst nicht alles Frühere uns schön erscheint, von den Häßlichkeiten der alten Zeit aber eben nicht so vieles erhalten worden ist: die berechtigte Aussage, Schönheit oder Hässlichkeit seien Begriffe, die von der Wissenschaft noch nicht wirklich verstanden sind, formuliert er so um, daß es klingt, als sei Schönheit bedeutungslos. Nur: wenn dem so wäre, wozu brauchte man dann noch Professoren für Architektur und Kulturtheorie und Institute für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen? Bauingenieure, die für Statik und Benutzbarkeit einstünden, würden ausreichen.

Darum, den Begriff der Schönheit zu verstehen, haben wir uns bereits unter dem Patrocinium der heiligen Ewald & Ewald bemüht (und weiteres entdeckt).

Mittwoch, 4. Juli 2018

Ethologie

oder Verhaltensforschung, durch Konrad Lorenz in Deutschland popularisiert, die tierisches Verhalten beschreibt, wird gerne auch gleichsam als Erklärung für menschliches Verhalten herangezogen (was nicht in jeder Hinsicht, wohl aber verallgemeinert, gleichsam zur Grundlage der Psychologie, zu beanstanden ist).
Nun bin ich beim „Gugeln“ nach einem ganz anderen Text auf einen fast zehn Jahre alten Zeitungsartikel von Helmut Höge „über natürliche und politische Ökonomie“ gestoßen, der auf eine ganz Seite verweist: Ethologie ist oft die Projektion politischer Ideologien auf tierisches Verhalten.

Donnerstag, 21. Juni 2018

Kulturkritik zum Thema der Buttermilch

Sommer – es bedarf jetzt kühler Getränke in größeren Mengen. Was sich anbietet, ist Buttermilch.
Die Wikipedia lehrt (s.v. Latticello), daß dieses Getränk einerseits in der Bretagne (Laezh-ribod), in Deutschland und Skandinavien, andererseits in Afghanistan und Pakistan beliebt ist. Das armenische Tan wird gelegentlich als gesalzene Buttermilch, meistens aber als Ayran beschrieben. Doch was ich in Armenien an Tan getrunken habe, war leicht gesalzene Buttermilch.
Mir ist es jetzt nach langem wieder gelungen, welche zu bekommen. Als ich ein Kind war, war es einfach: der Milchbauer kam, schellte, man ging herunter mit einem großen Topf und bekam welche. Heute kommt der Milchbauer längst nicht mehr; auf dem Markt ist gelegentlich welche frisch, unverpackt zu bekommen, aber der Transport ist aufwendig. Darum bleibt meistens nur die verpackte aus dem Supermarkt. Doch seit Jahren erhält man sie kaum noch in Papiertüten, stattdessen meistens in Plastikbechern, die mit einer Metallfolie verschlossen sind. Und diese Metallfolie verdirbt den Geschmack.
Aufgefallen ist es mir von Anfang an, als ich solche Buttermilch getrunken habe. Um vor Irrtum sicher zu sein, habe ich, als ich vor langen Jahren einmal Buttermilch der selben Herkunft in beiderlei Verpackung gefunden habe, beide nebeneinander getrunken: der Unterschied ist markant.
Und so stellt sich die Frage, wie es sein kann, daß seit so vielen Jahren Buttermilch meistens in jener Verpackung verkauft wird, die die Qualität verdirbt – wer kauft so etwas?
Und was ist denn mit dem Markt, der angeblich etwas regelt?

Freitag, 8. Juni 2018

Wie deutsch sind unsere nationalen Rechten?

Ein Photo, das Markus Schreiber bei der AfD-Demonstration in Berlin am 27. Mai 2018 aufgenommen hat, gibt eine Antwort: jedenfalls nicht so deutsch, daß sie die deutsche Orthographie beherrschten. Das Photo zeigt einen Demonstranten, der ein schwarzes Kleidungsstück trägt, darauf in Weiß ein Adler und darunter in Fraktur geschrieben: „Deutschland“.
In Fraktur nun wird „Deutschland“ mit langem S geschrieben; auf seinem Kleidungsstück aber steht es mit rundem S, das in Fraktur nur am Ende des Wortes oder eines Wortteils verwendet werden kann.

Montag, 16. April 2018

WAS IST EIGENTLICH ABENDLÄNDISCH?
Was uns unterscheidet von ...

Zur Bewahrung und Förderung der abendländischen Kultur hat sich bald nach der letzten Jahrtausendwende die Sodalitas Orietur Occidens zusammengeschlossen. Gut ein Jahrzehnt danach tauchte plötzlich der Begriff Abendland von ganz anderer Seite auf: „Patrioten“ wenden sich gegen eine „Islamisierung des Abendlandes“.
Nun wünscht sich in der Tat kein abendländischer Mensch eine Islamisierung des Abendlandes. Und es gibt viele Aussagen von jenen Leuten, die durchaus gut abendländisch klingen. Doch im Kern stehen sie dem wirklichen Abendland fern.
Was nun unterscheidet den wirklichen Abendländer vom vorgeblichen? Ein Auszug aus dem neuen Heft zu Ehren der heiligen Ewald & Ewald gibt Antwort.

Samstag, 14. April 2018

Zu Ehren der heiligen Ewald & Ewald

ist deren neues Heft erschienen; und nun, nach dem Jahreswechsel (stilo florentino!), ist es im Netz zugänglich.
Vor bald einem Jahr war von populärwissenschaftlicher Seite die Vorstellung verbreitet worden, nicht durch das Handeln des Schöpfers, sondern durch ein schwankendes Vakuum sei das Universum entstanden. So wunderlich diese Vorstellung auch ist (wie könnte es, solange es keinen Kosmos gibt, darin ein Vakuum geben, das so schwanken könnte, daß es einen Kosmos / ein Universum hervorbrächte), sie hat zwei gewichtige Entgegnungen veranlaßt, von einem Theologen, von einem Physiker.
Ist mangelnder Glaube ein Ehenichtigkeitsgrund? Was zwei (sehr unterschiedliche) Päpste erwogen haben, wird mit kanonistischer Schärfe erörtert.
Ein weiterer Text zeigt den Antitypos unseres heiligen Vaters Benedikt im Alten Testament.
Ein wichtiges Buch ist erschienen über den gegenwärtigen Zustand der katholischen Kirche; noch vielsagender aber ist die Rezension dieses Buches, die unser Heft bringt.
Und ein Artikel stellt klar, daß der eigentliche Wert einer Messe in Gottes Handeln liegt und nicht in dem, womit Menschen dieses Handeln umgeben und ausschmücken. Der nächste Artikel aber zeigt, daß auch letzteres, «Die gute Gestalt der Meßfeier», bedeutsam ist, um ersteres wahrnehmbar zu machen.
Viel Freude bei der Lektüre!

Montag, 26. März 2018

Eine Szene aus dem real existierenden Landeskirchen-Pfarrgemeindeleben

Im Gemeindehaus der Ev.-Luth. Kirchgemeinde war am Samstagabend ein Vortrag des Theologie-Professors Klaus-Peter Jörns «zum Thema „Update für den Glauben. Denken und leben können, was man glaubt“» angesetzt. «Dabei geht es und die Gestalt des christlichen Glaubens im Zeitalter von Evolutionstheorie und Quantenphysik als alltagstaugliche Denk- und Lebensgestalt.»
Zusammen mit Hubertus Halbfas und anderen hat Prof. Jörns die „Gesellschaft für eine Glaubensreform e.V.“ gegründet. «In ihr geht es darum, alle an einer Glaubensreform Interessierten zusammenzuführen und darauf hinzuwirken, dass sich das Christentum zu einer heute glaubwürdigen Religion weiterentwickeln kann», erklärt der Professor auf seiner Home-Page.
«Ziel ist es, den christlichen Glauben im Rahmen einer universalen Wahrnehmungs-Geschichte Gottes zu verstehen und darzustellen, wie diese von den Weltreligionen in Geschichte und Gegenwart gespiegelt wird. Dieses Ziel macht den Abschied von vielen überlieferten Glaubensvorstellungen innerhalb und außerhalb der Bibel notwendig und soll zu einer tiefgreifenden Neuformulierung des christlichen Glaubens beitragen», steht in der Pressemitteilung zur Ankündigung des Vortrags.

Der Pfarrer der Kirchgemeinde war, so erklärt er, mitgerissen von den Büchern des Professors; «diesen Mann müssen wir hier haben.»
So bekommt der Professor das Wort.
Er beklagt, daß in protestantischen Gottesdiensten die Evangelien zwar gelesen werden, seit jeher aber nur über die Briefe gepredigt werde – in den Evangelien gebe es so schöne Gleichnisse. Doch die zentralen Aussagen der Evangelien werden „exegetisch entsorgt“ (nach der Formulierung Klaus Bergers), er leugnet den Sühnetod Jesu und damit die ebendarin begründete Eucharistie unter Berufung auf die Historisch-kritische Methode, jener Methode, deren Grenzen durch aktuellere Autoren (wie etwa Klaus Berger, Hans-Joachim Schulz und Karl Jaroš) aufgezeigt worden sind und deren Denken zumindest teilweise auf einer Vorentscheidung gegen den Glaube beruht (s. Moderne Theologie und Logik). Zu 100 % sicher sei, meint er, daß die Abendmahlsworte nicht von Jesus seien; dabei beruft er sich auf den Unterschied zwischen den Abendmahlsberichten der Synoptiker einerseits und Johannes’ andererseits, ohne die „Brotrede“ Jesu bei Johannes (6,26-59) eines Wortes zu würdigen.
Woran er glaubt, das sind die Erklärung der Menschenrechte und die Naturwissenschaft, die Evolutionstheorie nämlich und die Quantenphysik.
Die Erklärung der Menschenrechte steht seiner Überzeugung nach im Widerspruch zur Lehre vom Sühnetod Christi, woraus er folgert, daß eben diese Lehre falsch sei.
Die Evolutionstheorie nimmt er an in ihrer Ausweitung auf das gesamte menschliche Sein und verbunden mit dem Fortschrittsglauben vergangener Zeiten: Sünde sei nur der Rückfall in frühere Phasen der Evolution; und das Böse könne überwunden werden nur durch künftige Evolution.
Die Wirksamkeit von Gebeten beruht für ihn auf der Quantenphysik, einer Quantenphysik nämlich, die er im Sinne Hans-Peter Dürrs versteht. Nun war Hans-Peter Dürr ein angesehener Physiker und ein interessanter Denker; aber sein Hylopsychismus ist keine Naturwissenschaft, und eine solche Ausweitung der Quantenphysik ist alles andere als Stand der Wissenschaft.
Entscheidende Autorität hat für ihn somit die (in seinem Sinne gedeutete) Erklärung der Menschenrechte, hat eine weit über ihre naturwissenschaftliche Grundlage hinaus ausgeweitete Evolutionstheorie, eine spirituell ausgedeutete Quantenphysik. Ihnen gegenüber müssen für ihn die Lehren des christlichen Glaubens zurücktreten. Glaube an Gott, an Christus taucht in seinen Worten nicht erkennbar auf.
Das Publikum ist ganz begeistert. Ein Zuhörer stellt sich als pensionierter Pfarrer vor, der seine Amtszeit hindurch darunter gelitten hat, daß er im Gottesdienst liturgische Formeln zu verwenden hatte, die seiner Überzeugung widersprachen. Der Professor empfiehlt darauf die von ihm entwickelte ganz andere Liturgie.
Allen Landesbischöfen, sagt der Professor, habe er geschrieben, um ihnen seine „Glaubensreform“ nahezulegen; keiner, so klagt er, habe geantwortet. Gegen den Strich gelesen, ist dieser Vorwurf sehr berechtigt: kein Landesbischof hat sich bemüßigt gefühlt, den Mann und seine Glaubensreformer zur Umkehr zu rufen.

Wir sind die einzigen im Saal, die ihm widersprechen. Am Ende kommt aber noch ein von weither angereister älterer Herr auf mich zu und dankt mir für meinen kritischen Beitrag.
Was ein wenig beruhigt: außer uns und dem Pfarrer sind nur ganz wenige der Anwesenden unter Siebzig.