Sonntag, 15. Januar 2017

"Eine gute Häresie hält 500 Jahre"...

... sagte mal ein Priester.

Die folgende "Predigt" auf der Kreissynode (Kirchenkreis Lübbecke) am 27. Juni in Bad Holzhausen legt es nahe, für die Westfälische Landeskirche schon mal die Herz-Lungen-Maschine zu ölen:

Hilke sitzt auf der Bank, trinkt Kaffee, liest Zeitzeichen 
Steffen kommt dazu 
Ach, jetzt noch die Synode, und dann wird es aber endlich Zeit, dass es mal etwas ruhiger wird. Wir haben ja schon einiges geschafft in diesem Jahr in Holzhausen und Börninghausen. Zwei Vorstellungsgottesdienste, drei Konfirmationsgottesdienste, vier Jubelkonfirmationen. Kinderbibelwoche. Konfifreizeit, die erste Seniorenfeier in Börninghausen. Ich finde, jetzt ist es erstmal genug. Aber jetzt trinke ich erstmal einen Kaffee. Was liest du denn da? 

Hilke
Ach, ich lese gerade das Interview mit Thies Gundlach, dem EKD-Vizepräsidenten. Zehn Jahre Kirche der Freiheit, dieses EKD Impulspapier. Zehn Jahre ist das schon her. Ich erinnere mich vor allem an die Zahlen und Quoten, die da drin standen. Wir, also vor allem die Pfarrer, sollten dafür sorgen, dass in allen Bereichen die Zahlen steigen und nicht schrumpfen. Na ja, die Zahlen sind ja gestiegen in der Zeit, nämlich die Gemeindegrößen für die einzelnen Pfarrer. 

Steffen 
Ach ja, Kirche der Freiheit. Das fand ich ja echt schrecklich, damals und auch heute noch, diese Papier von Huber und Konsorten. Und ich finde es immer noch falsch, was da drin steht. Ich finde, da sind so richtige Sozialingenieure am Werk gewesen. Passt schon, dass der Huber entweder Bischof oder SPD-Abgeordneter werden wollte, als er keine Lust mehr hatte, Professor zu sein. Man ja meinte (sic!) offenbar bei der EKD und auch in Bielefeld, man müsste nur hier ein bisschen die Stellschrauben drehen und da ein bisschen Qualitätsmanagement betreiben. Und dann kann man sich die Welt nach seinen Wünschen formen. So machen es ja auch viele Politiker. Bisschen mehr Kinderbetreuung hier, ein bisschen mehr Geld für Familien da, Institute für die Qualitätssicherung der Schulen einrichten - und zack, alles wird gut und die Leute kriegen wieder mehr Kinder. So als wäre das ganze Leben wie ne Gummibärchenmaschine. Rezeptur erneuern, Maschine verbessern - und dann stimmen Umsatz und Gewinn wieder. Das mag ja in einem Unternehmen manchmal funktionieren. Nur in Kirche und Gesellschaft geht das sicher nicht. Deshalb sind ja auch, finde ich die Reformprozesse von EKD und Landeskirche auf der ganzen Linie gescheitert. Das war dann doch vor allem heiße Luft, finde ich. Gut das (sic!) das vorbei ist.

Hilke 
Na, du bist ja genau in der richtigen Stimmung für die Synode heute. Thies Gundlach meint, dass es aber doch ein Erfolg war, z.B. hat die Kampagnenfähigkeit der Kirche zugenommen. Damit sind diese Themenjahre gemeint. ja, da gab’s ein paar Themen, die ich ganz gut fand, Kirche und Bibel, Kirche und Musik u.s. w. Der größte Misserfolg waren diese Zahlen und Quoten. Das war ja damals sehr trocken und betriebswirtschaftlich formuliert, da musste man als Kirchenmensch eher schlucken. Die Quoten sind dann ja auch recht bald wieder begraben worden. 

Steffen 
Ach ja, dieses schielen auf Zahlen und Wachstumsraten, Manche sind davon ja ganz besessen. Und wenn die Zahlen nicht mehr stimmen, werden sie entweder zurechtgedreht, gefälscht oder 
schöngeredet.

Hilke 
Das hat ja gerade Thomas de Maziere (sic!) geschafft. Er hat im Interview im Ernst gesagt, dass 70% aller unter 40jährigen Flüchtlinge von den Ärzten vor der Abschiebung krank geschrieben werden. Das fand wenig Anklang bei den Ärzten und sein eigenes Ministerium musste zugeben, dass es diese Zahlen überhaupt nicht gibt. 

Steffen 
In der Bibel gibt es ja auch manchmal beeindruckende Zahlen. Nach der Apostelgeschichte sollen ja an einem Tag 3000 Leute der Gemeinde hinzugetan worden sein. Und eben haben wir ja das Evangelium gehört. Jesus predigt vor so vielen Leuten, dass er schon aufs Wasser schippern muss, damit ihn die Leute sehen und hören. Und dann soll Petrus Fische fangen, am helllichten Tag. Sagt Jesus. Und er fängt so viele Fische, dass der Kahn fast untergeht. Nur, das ist alles nicht von Menschen inszeniert und gemacht worden. Nicht durch Qualitätssteigerung, Hyperaktivität oder trendige Themenjahre. Die Fülle, die sich manchmal auch bei Menschen zeigt, ist jedenfalls in der Geschichte aus dem Lukasevangelium allein bei Jesus und bei dem, was Jesus sagt und tut.

Hilke
Und bei den Menschen, die einfach auf dieses Wort vertrauen. Das ist doch komisch Petrus ist ein sehr erfahrener Fischer. Wahrscheinlich war schon sein Vater Fischer und sein Großvater u.s.w. Und kein Mensch ist je auf die Idee gekommen, am Morgen zu fischen. Das ist wie bei den Schweden die unsere Jungs immer milde belächeln wenn wir im Sommer am Tag die Angel ins Wasser halten. Und Petrus macht gegen alle Erfahrung das, was Jesus sagt. Vielleicht hat er auch gedacht: Weniger als keinen Fisch kann man ja gar nicht fangen. Jetzt zeige ich Jesus mal, dass da einfach keine Fische ins Netz gehen, nachts nicht und am Tag auch nicht. Wer immer nur Pech hat, der glaubt gar nicht mehr daran, Glück zu haben. 

Steffen 
Naja, mit dem Glück kann man ja leider nicht rechnen. Wir müssen uns im Leben schon auf unsere Erfahrung verlassen. Das ist ja auch das, was wir bei allem Planen und Entscheiden meistens tun, und ja auch nicht drum herum kommen. Auch wenn es auf der Synode heute um eine Konzeption geht. Das ist ja am Ende auf Papier geschriebenes Erfahrungswissen. Wir denken uns, wenn wir dieses und jenes tun oder lassen, dann ist das nach unserer menschlichen Erfahrung wohl das. richtige für die Zukunft. Hätte Jesus Petrus nach einem Konzept für die Zukunft seiner Fischerei gefragt, dann hätte er wahrscheinlich auch das aufgeschrieben, was nach seiner Lebenserfahrung gut und zu tun ist. Das ist ja auch gut so. Nur, das ist eben nicht alles. Man muss ja auch mit Überraschungen leben. 

Hilke
Das war ja dann auch ne echte Überraschung: Fische über Fische. Die Netze reißen, die Boote kentern fast. Alle müssen mit anpacken, damit sie die Fische überhaupt an Land bekommen, ohne unterzugehen. Petrus (sic!) Konzept: Jetzt zeigen wir dem Zimmermann mal, dass man am Tag keinen einzigen Fisch fängt, geht nicht auf. Solch eine Fülle, auf das eine Wort hin, davon kann man doch nur träumen. Nach all den Misserfolgen muss Petrus der glücklichste Fischer am See Genezareth gewesen sein. Allerdings hat er dann ja die Fischerei an den Nagel gehängt, zumindest das Fische fischen. Er lässt alles stehn und liegen und geht mit Jesus, um Menschen zu fischen. 

Steffen 
Auf dein Wort hin will ich noch mal raus fahren, sagt Petrus. Am helllichten Tag. Gegen alle Erfahrung. Erfahrung, Planungen, Konzepte - alles schön und gut. Aber wir müssen, finde ich, gerade in der Kirche, aber auch im Leben, auch offen sein für Gottes Wort. Offen für das.was Gott uns in der jeweiligen Situation sagen will. Da muss man genau hinhören. Und das kann man nicht planen. Das Leben ist voller Überraschungen - und Gottes Wort ist es auch, glaube ich. Vielleicht heißt Glauben ja auch, sich auf Überraschungen einstellen. Und sich auf das Neue einlassen. Manchmal denke ich.jungen Leuten fällt das einfacher. Das Neue, die Chancen im Neuen sehen. Sich einlassen auf das, was nun so ist, wie es ist. Sich nicht zurückträumen in alte Zeiten und immer von der Erfahrung reden.
Die Botschaft der Geschichte aus dem Evangelium ist für mich jedenfalls: Hört genau auf das, was Gott uns heute sagen will. Seid eurer Erfahrung gegenüber skeptisch. Lasst euch ein auf das, was heute passiert und was Gott heute von euch will. Vielleicht werdet ihr dann ein übervolles Boot voller Fische fangen.

Hilke 
So bleibt es jedenfalls spannend. Petrus wäre ewig am See Genezareth geblieben, wenn er sich nicht auf dieses Wort und diesen Jesus eingelassen hätte. Und wir haben uns auch auf ihn eingelassen. Also heißt es: Immer neu hören auf sein Wort. Und dann ihm nachfolgen, so gut wir es können. Vielleicht bekommen wir nicht immer so ein Boot randvoll, aber ab und zu gibt es doch auch für uns. Fülle, genau da, wo wir es nicht erwarten. 

Steffen 
Naja, manchmal lamentiere ich ja darüber, dass wir viel zu viel machen. Aber dafür machen wir ja all unseren kirchlichen Zauber von Kinderbibelwoche über Freizeiten bis zur Gnadenkonfirmation. Wir machen's, damit Gottes Wort unter uns lebendig bleibt, und manchmal passiert's dann ja: dass die Boote voll werden. Dann kann man sich nur wundern, wie Petrus, über den Fang am hellen Tag. 

Amen. 

Aber keine katholische Überheblichkeit! Zum Weltfriedenstag 2017 legt "Kaffee für Deutschland" allen ernstes "Gedanken zur Lesung" vor, in denen Gott nicht vorkommt und die ein atheistischer Kommunist so hätte vortragen können.

Quo vadis, Christianitas teutonica soluta?

Dienstag, 10. Januar 2017

Eines nur stört an der Befreiungstheologie

– und einer ihrer Protagonisten demonstriert das so deutlich, daß der Chronist von Orietur Occidens (Mor. VI v. 25. 12. 2016) fast nur zu zitieren braucht.
Aber es gibt auch den ganz anderen Ansatz – es ist der Bruder, der ihn zeigt.

Samstag, 7. Januar 2017

Was Traditionalisten und Charismatiker verbindet

Was Menschen wie mich zu den Gottesdiensten des extraordinären und des byzantinischen Ritus hinzieht, ist (nicht nur, aber ganz besonders), daß dort sich der Mensch zu Gott wendet, zu Ihm spricht, während im ordinären römischen Usus mehr über Ihn gesprochen wird.
Ebendies nennt nun ein wohlbekannter Blogger als Motiv seines Weges zu den Charismatikern.

Die Magoi

Ein medischer Priesterstamm – ähnlich Israels Leviten oder auch Aaroniden –, der, als sich Zarathuštras Religion ausgebreitet hatte, über den ganzen Iran hin priesterlichen Rang hatte.
Zarathuštras Religion war außer der Religion Israels (und abgesehen von der ägyptischen Episode unter Echnaton) die einzige monotheistische Religion des Nahen Ostens. War etwa, wie Walther Hinz (Zarathustra. Stuttgart 1961) es meinte, Zarathuštra ein wirklicher Prophet? Allerdings schon in der späten Achämenidenzeit war seine Religion polytheistisch korrumpiert.
So konnten die Magoi in ihrer Heimat ein wohlsituiertes, friedliches und auf ihre Weise frommes Leben führen. Und dann entdeckten einige von ihnen einen besonderen Stern, den sie als Zeichen des neugeborenen Königs der Juden zu deuten wußten. König der Juden: für Meder eigentlich bedeutungslos, aber ...
Für die Juden war das Perserreich wichtig gewesen: die großen Achämeniden Kyros und Dareios hatten sie aus der babylonischen Gefangenschaft befreit, den Tempel wiederzuerrichten angeordnet, Kyros wurde von Isaias (5, 1) sogar als der Gesalbte des Herrn bezeichnet. Doch für Meder und Perser waren die Juden nur eines der unzähligen Völker, die unter den Achämeniden zum Reich gehört hatten, das jetzt aber zu irgendeinem Vasallenkönigtum der anderen Supermacht jener Zeit gehörte.
König der Juden: für Meder eigentlich bedeutungslos, aber einige wenige Magoi erkannten in Seinem Stern den Einbruch einer ganz anderen Welt in ihr alltägliches Leben. Und diese ließen daraufhin ihr beschauliches Leben für lange Zeit zurück und machten sich auf eine weite Reise, um das ganz andere zu suchen, um den König, von dem sie zuvor nichts geahnt hatten, zu finden und Ihn anzubeten.
Und so wurde der «Anbetung des Feuers», wie der Akathistos (I) es nennt, ihrer Bindung an die schon korrumpierte Religion Zarathuštras, ein Ende gesetzt.

Freitag, 6. Januar 2017

Pontifikalamt in Köln

Ein sonderbarer Anblick: Kardinal Meisner, der ja nach wie vor etwas zu sagen weiß, neben seinem Nachfolger, der statt seiner nun ein Pallium trägt – da zeigt sich die Abwegigkeit des Motu Proprio «Ecclesiae Sanctae» Pauls VI.
Doch andererseits: hätte Kardinal Meisner, wäre er noch Ordinarius, die Freiheit gehabt, sich so mutig zu äußern?

Epiphanie in Köln

Um 20 nach 9 kommen wir an: es sind sogar hinten im Mittelschiff noch einige Sitzplätze frei.
Über zwei Schichten Hemd zwei einfache Wollpullover, darüber noch ein dicker, dann Jacke, Schal, Mantel, und im übrigen durchweg drei Schichten unter der Oberbekleidung (oder -beschuhung): nicht daß ich so gar nicht fröre, aber es läßt sich aushalten. Und nachdem um 10 das Pontifikalamt begonnen hat, steht man so dicht beieinander, das es spürbar wärmer wird. Doch: Epiphanie im Kölner Dom läßt sich physisch überstehen.
Und der Mädchenchor ist besser, als das Wort «Mädchenchor» erwarten läßt. Nun gut, im übrigen ist die liturgische und musikalische Gestaltung nicht überwältigend, aber so feiern wir doch das Fest in nächster Nähe der Heiligen Drei Könige.
Und der Schlußsegen ist bereits erteilt, als der Kardinal gar nicht aufhören kann, den kleinen Königen immer mehr Botschaft noch mit auf den Weg zu geben – so können wir am Ende ohne geistlichen Verlust das Weite suchen.

Klassen und Lektüre

Jahrzehnte ist es her – ich war damals Schüler –, daß jemand, der gelegentlich I. Klasse fuhr, erzählte, wie er verwundert beobachtet hatte, wie viele Menschen in der I. Klasse Bild-Zeitung lasen.
Und als ich nun den Zug auf der Suche nach einem Platz durchwandere, sehe ich das wieder: etliche Bild-Zeitungen, die in der I. Klasse gelesen werden. In der II. Klasse angelangt, sehe ich keine mehr.

Zu Epiphanie 2017: Der Ostertermin

Dieses Jahr ist es derselbe Termin in Ost und West, und der Ostersonntag liegt in der Festwoche des Festes der Ungesäuerten Brote.
Die Einzelheiten referiert der Chronist von Orietur Occidens.