Mittwoch, 29. April 2009

Montag, 27. April 2009

Was heißt "Das Zweite Vaticanum annehmen"?

Von Robert Spaemann

Nur eine Hermeneutik des Konzils kann die künftigen Gespräche der katholischen Kirche mit den Traditionalisten fruchtbar machen

Der Erfolg künftiger Gespräche mit der Pius-Bruderschaft hängt weitgehend davon ab, ob sich die Parteien über das Zweite Vatikanum verständigen können. Die Fragen sind nicht neu: Auch nach der Abspaltung der Lefèvbrianer hat die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei die strittigen Punkte mit den traditionsverbundenen Gläubigen diskutiert. Doch was ist darunter zu verstehen, dass jemand uneingeschränkt auf dem Boden des Konzils stehen soll? Die Forderung nach vollständiger Anerkennung aller Konzilstexte wird auch erhoben von Menschen, die für ihren Teil weit entfernt davon sind, dieser Forderung zu entsprechen. Der folgende Beitrag beleuchtet dieses Dilemma.

Mitglieder der Pius-Bruderschaft, denen es ernst ist mit dem Willen zur Versöhnung, werden zwei Probleme haben. Das erste betrifft die Liturgie. Erzbischof Lefèbvre weigerte sich, die Messe nach den Büchern Pauls VI. zu feiern. Dass die Neue Messe die „Messe des Konzils“ sei, diese Behauptung wird durch häufige Wiederholung nicht wahrer. Als Messe des Konzils, als Verwirklichung der Konzilsbeschlüsse hat der damalige Kardinalstaatssekretär das Missale von 1965 präsentiert, das wenige Jahre danach in der Versenkung verschwand und 1970 durch den „Novus Ordo Missae“ ersetzt wurde. Dieser neue Messritus und mehr noch die gegenwärtige tatsächliche Messpraxis stehen in offenkundigem Widerspruch zu mehreren Forderungen der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanum, der ja übrigens auch Erzbischof Lefèbvre zugestimmt hatte.

Dennoch, der Ritus Pauls VI. ist durch den legitimen Gesetzgeber eingeführt, und an seiner Rechtmäßigkeit und Gültigkeit kann kein Zweifel bestehen. Schon Johannes Paul II. aber hatte das Verbot der alten Messe zurückgenommen (von dem Benedikt XVI sagt, es habe nie wirklich bestanden) und die Bischöfe dringend gebeten, den Gläubigen „großherzig“ entgegenzukommen, die sich dem alten Ritus verbunden fühlten. Da Großherzigkeit in der Folge sich leider nicht einstellen wollte, entsprach Benedikt XVI. der bereits vor Jahren präsentierten Petition von 70 000 der Pius-Bruderschaft nicht verbundenen Katholiken, gab allen darum bittenden Gläubigen einen Rechtsanspruch auf Messfeiern im nun offiziell legitimierten „außerordentlichen Usus“ des römischen Ritus und jedem katholischen Priester das Recht, ohne irgendeine weitere Genehmigung die heilige Messe in der alten Form zu feiern. Er selbst hatte als Kardinalpräfekt der Glaubenskongregation wenigstens zweimal im alten Ritus zelebriert, davon einmal das Osterhochamt im Kreis der Petrusbruderschaft in Wigratzbad und einmal auf einer Jahrestagung der Laienvereinigung Pro Missa Tridentina. Seine jetzige Entscheidung traf er aus eigener Überzeugung – motu proprio –, erfüllte aber damit zugleich eine der beiden Bedingungen, an die die Pius-Bruderschaft ihre Dialogbereitschaft geknüpft hatte.
Zur Kirche gehören und die Papstmesse ablehnen? Nein!

Das Problem, das die Bruderschaft nach wie vor hat, ist die Anerkennung der Gültigkeit und Legitimität der „neuen Messe“. Was sie im Gegensatz zu ihrer gegenwärtigen Praxis zweifellos wird anerkennen müssen, ist, dass jeder Katholik seine „Sonntagspflicht“ erfüllt, wenn er der Messe im neuen Ritus beiwohnt, vorausgesetzt, dass diese tatsächlich nach den Büchern der Kirche gefeiert wird. Auch weitere Akte der Anerkennung können verlangt werden, so zum Beispiel die Benutzung der konsekrierten Hostien im Tabernakel, die aus einer Messfeier im Novus Ordo stammen oder auch den Kommunionempfang in der Messe des Ortsbischofs. Absurd ist der Gedanke, es könnte jemand der katholischen Kirche angehören, es aber ablehnen, beim Papst zur Messe zu gehen und aus seiner Hand die Kommunion zu empfangen. Das muss der Bruderschaft klar sein. Nicht verlangt werden kann die Konzelebration, was das Konzil ausdrücklich betont.

Die Forderung nach „vollständiger Annahme aller Konzilstexte“ hört sich allerdings seltsam an aus dem Munde von Priestern, die ihrer Verachtung des außerordentlichen Gebrauchs, also der alten Messe, offen Ausdruck geben. So, um nur ein Beispiel zu nennen, ein Prälat, Stadtdekan und Dompfarrer, der auf die Frage eines Gläubigen, ob er nicht auch einmal das erste Hochgebet, den römischen Kanon, benutzen könne, antwortete: „Den fasse ich nicht einmal mit der Beißzange an“. Dazu muss man wissen, dass das Trienter Konzil jeden mit der Exkommunikation belegt hat, der diesem Hochgebet irgendeine Mangelhaftigkeit vorwirft.

Die zweite Bedingung der Bruderschaft, die Aufhebung der Exkommunikation, erfüllte der Papst erst, als sie nicht mehr in der Form einer Bedingung vorgetragen wurde, sondern als demütige Bitte. Auch hat der Papst die damalige Exkommunikation nicht für ungültig von Anfang an erklärt, sondern sie nur ab sofort beendet.

In den künftigen Gesprächen wird eine Bedingung der Kirche an die Bruderschaft sein: „Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils“. So hat es Papst Benedikt XVI. in seinem Schreiben an den Weltepiskopat vom 10. März formuliert. Die Deutsche Bischofskonferenz, die hier von Rechts wegen überhaupt nichts zu erlauben oder zu verbieten hat, glaubte die Bedingungen für einen Dialog noch verschärfen zu müssen, indem sie von „vollständiger Annahme“ des Konzils spricht. Aber was heißt „Annahme“? Hier liegt das zweite Problem der Pius-Bruderschaft, allerdings auch das der meisten ihrer Gegner. Annahme kann heißen, das Konzil nicht wie eine Räubersynode behandeln und auf die Anklagebank zu setzen (wie es Lefèbvre getan hat), sondern es als rechtmäßiges, vom Papst einberufenes und präsidiertes Konzil anzuerkennen und damit seine Erklärungen, Konstitutionen und Dekrete als rechtmäßige Akte der höchsten kirchlichen Autorität zu respektieren.

„Vollständig annehmen“, das kann aber auch heißen, allen Beschlüssen des Konzils vollinhaltlich bedingungslos zustimmen. So klingt es in der Forderung an die Bruderschaft von der Deutschen Bischofskonferenz, und so wird es von vielen verstanden. Dieses Verständnis ist aber falsch. Wenn es richtig wäre, dann müsste ein großer Teil der heutigen katholischen Theologieprofessoren, aber auch der Bischöfe, exkommuniziert, aber zumindest suspendiert werden. Denn sie denken gar nicht an eine solche vollständige Annahme des Konzils, die sie von anderen verlangen. Hier wirft jemand aus dem Glashaus mit Steinen. Schon das Kleine Konzilskompendium von Karl Rahner und Herbert Vorgrimler erteilt munter denjenigen Texten des Konzils Zensuren, die den eigenen theologischen Vorstellungen nicht entsprechen. Ich nenne im Folgenden einige Beispiele offenen Dissenses und Ungehorsams, die bisher niemals sanktioniert wurden.

1. Da gibt es zunächst die Leugnung von Glaubenssätzen, die im Zweiten Vatikanum wiederholt, aber bereits von früheren Konzilien definiert wurden, und zum festen Glaubensbestand der katholischen Kirche gehören: Die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes, die Lehre von der Gottheit Jesu Christi und von seiner jungfräulichen Empfängnis, der Charakter des Kreuzestodes Jesu als eines Opfers zur Vergebung der Sünden, der bereits in den Abendmahlsworten Jesu formuliert wird und im Zentrum der Verkündigung aller Apostel steht. Das Konzil benützt das Wort „Messopfer“ über zwanzigmal. Die Anwendung des „Gottesknechtsliedes“ des Propheten Jesaja auf Jesus ist ein Topos der christlichen Verkündigung schon in der Apostelgeschichte. Mit der Bestreitung dieser Deutung durch katholische Theologieprofessoren (darunter ein Guardini-Preisträger) und sogar Bischöfen wird natürlich auch die Deutung der Messe als einer Gegenwärtigsetzung des Opfers Christi und damit der Begriff des „Messopfers“ obsolet. Den Opfercharakter der Messe aber hat das Konzil von Trient zum Dogma erhoben. Und das Zweite Vatikanum benutzt den Ausdruck „Messopfer“ über zwanzigmal.

2. Das Zweite Vatikanum spricht von der Heilsnotwendigkeit der Kirche und der alleinigen Mittlerschaft Jesu Christi und formuliert: „Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollen.“ Dass Christus, um den Heilsweg immer offenzuhalten, die höchste Autorität der Kirche mit der Gabe der Unfehlbarkeit in Glaubens- und Sittenlehren ausgestattet hat, wird ebenfalls vom Zweiten Vatikanum betont. Dessen ungeachtet wird eine Relativierung und ein skeptischer Pluralismus heute von einer bedeutenden Zahl von Theologen vertreten. Man kann nun so fortfahren.

3. Da ist der Zölibat der Priester, der als kostbare Gabe bezeichnet wird, um deren Erhaltung Priester und Gläubige dringlich und inständig beten sollen. Ist es ein unglücklicher Zufall, dass mir in den letzten vierzig Jahren ein Aufruf zu solchem inständigen Gebet geschweige denn ein gemeinsames Gebet in der Kirche in diesem Anliegen nie bekannt geworden ist?

4. Die tägliche Feier der heiligen Messe ist für Priester nicht mehr selbstverständlich. Mancherorts wird Priestern die Einzelzelebration unmöglich gemacht, während das Konzil schreibt, „dass die tägliche Feier des Werkes unserer Erlösung dringend empfohlen wird. Sie ist auch dann, wenn keine Gläubigen dabeisein können, ein Akt Christi und der Kirche.“ Wer von denen, die die „vollständige Annahme“ aller Konzilstexte verlangen, hat die hier erwähnten Texte jemals „angenommen“?

5. Und wenn im Dekret über die Priesterausbildung gesagt wird, die jungen Theologen sollten „mit dem Heiligen Thomas als Meister“ lernen, „in die Heilsgeheimnisse spekulativ tiefer einzudringen“, so ist doch auch dies offenkundig ein frommer Wunsch geblieben.

6. Als Probierstein für die Anerkennung des Zweiten Vatikanum wird häufig die Stellung zu dem Dekret über Kirche und Welt, Gaudium et spes, hervorgehoben. Einer der Sätze dieser Konstitution lautet: „Es ist den Kindern der Kirche nicht erlaubt, in der Geburtenregelung Wege zu beschreiten, die das Lehramt in Auslegung des göttlichen Gesetzes verwirft.“ In der Königsteiner Erklärung hat die Deutsche Bischofskonferenz bereits vor vielen Jahren das Gegenteil erklärt. Eine ähnliche Erklärung haben die österreichischen Bischöfe seinerzeit in Maria Trost abgegeben. Nur wenige Hirten haben bisher „den Sündenfall der Bischöfe“ (Kardinal Schönborn) öffentlich kritisiert. Viele Priester und Lehrer der Theologie lehnen den zitierten Satz des Konzils mit Entschiedenheit ab.

7. Das Konzil hat verboten, irgendeine liturgische Neuerung einzuführen, die nicht durch einen „sicher zu erwartenden“ geistlichen Nutzen gerechtfertigt sei. Es hat das Lateinische als die Sprache der römischen Liturgie bestätigt und nur für Teile der Messe – gedacht war an den Wortgottesdienst – den Gebrauch der Volkssprache ermöglicht. Es hat den gregorianischen Choral als den spezifischen Gesang der Kirche bezeichnet und gefordert, dass die Gläubigen die ihnen zukommenden lateinischen Texte entsprechend singen können. Es hat davon gesprochen, dass der Priester „an der Spitze des Gottesvolkes“ dessen Gebete vor Gott trägt, und nicht, dass er seine Gebetsrichtung umkehrt und dem Volk gegenübertritt. Dass der Priester in der Kommunion nicht Gastgeber, sondern erster Empfänger ist, der die Gabe weitergibt, die er empfangen hat, kommt in der kurzen Bestimmung zum Ausdruck, dass die Kommunion der Gläubigen nach der des Priesters stattfindet. Kein Konzilsvater wäre ferner auf die Idee gekommen, das Nizänische Glaubensbekenntnis, das uns mit allen katholischen, orthodoxen und anglikanischen Kirchen verbindet und das die evangelischen Konfirmanden bis heute auswendig lernen, zum Verschwinden zu bringen und durch das Apostolische zu ersetzen. Das aber ist geschehen. Dabei konnte früher jeder Katholik, der zur Messe ging, das große Credo auswendig. „Vollständige Annahme des Konzils“?

Die größte Schwierigkeit scheint die Pius-Bruderschaft zu haben mit dem Dekret über die Religionsfreiheit, das der Bruderschaft in seinem Kern der traditionellen Lehre der Kirche zu widersprechen scheint. Dass es sich um einen solchen Bruch handelt, darin sind sich die Bruderschaft und leidenschaftliche Verteidiger der neuen kirchlichen Lehre über die Religionsfreiheit wie Ernst Wolfgang Böckenförde einig. Für die einen ist dieser Bruch ein Argument für die Illegitimität der neuen These, für die anderen ein Argument gegen die Verbindlichkeit der Tradition. Tatsächlich haben es die Konzilsväter versäumt, das Verhältnis der Lehre dieses Dekrets zu der Tradition zu thematisieren. Lediglich in der Einleitung heißt es, dass die Lehre von der Religionsfreiheit „die überlieferte katholische Lehre von der moralischen Pflicht der Menschen und der Gesellschaften gegenüber der wahren Religion und der einzigen Kirche Christi unangetastet lasse“. Das heißt aber, dass jede Auslegung dieser neuen Lehre, die im Widerspruch zu diesem Satz steht, der Intention des Konzils widerspricht, falls man hier überhaupt von einer einheitlichen Intention sprechen kann. In diesem Falle also müssten alle Harmonisierungsbestrebungen unterstützt werden, wie sie vor allem in Frankreich mit Erfolg versucht worden sind (vor allem in der römischen Dissertation von Basil Valuet, Mönch der Abtei in Le Barroux, die den Titel trägt „Le droit à la liberté religieuse dans la tradition de léglise?“) Jedenfalls scheint die Bestreitung der traditionellen Lehre von „den Pflichten der Gesellschaft gegenüber der einzig wahren Kirche“ im Widerspruch zu dem nachfolgenden Konzilstext zu stehen. Nur eine „Hermeneutik des Konzils“ (Benedikt XVI.) kann hier weiterhelfen und zu einem Konsens führen. Der Dialog, der hier begonnen wird, wird mühsam sein. Im besten Fall wird er zu einer Vertiefung der kirchlichen Lehre von der bürgerlichen Freiheit öffentlicher Religionsausübung führen. Allerdings handelt es sich hier um einen Dissens ohne jede praktische Bedeutung.

Der religiös homogene Staat hat seinen Status als „societas perfecta“ längst verloren. Wir leben in einer multireligiösen Weltgesellschaft, wie Gorbatschow klar sah, als er der kommunistischen Partei erklärte, weltanschauliche Homogenität sei nicht mehr möglich. Für eine solche Gesellschaft gilt das von Pius XII. formulierte Toleranzprinzip. Die Situation ist vergleichbar der Aufhebung des anderthalb Jahrtausende alten Zinsverbots durch die Kirche, der sich damals zum Beispiel die Dominikaner leidenschaftlich widersetzten. Die Sache war nur die: Zins in einer neuzeitlichen Geldwirtschaft ist nicht mehr dasselbe wie der Zins, den ich nehme für eine Leihgabe an einen Bruder, der in einer Notlage ist.

Die Differenz zur Pius-Bruderschaft kann sich nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Warum der Religionsfreiheit drehen – Religionsfreiheit entweder personalistisch begründet oder aus den Erfordernissen des Gemeinwohls. Das Resultat ist dasselbe. Also ein folgenloser Prinzipienstreit. Aber für diesen gilt das Wort Wittgensteins: „Ein Rad, bei dessen Drehung sich nichts mitdreht, gehört nicht zur Maschine.

Der Erfolg der Gespräche mit der Pius-Bruderschaft ist keineswegs sicher. Diesen von vornherein als „unwahrscheinlich“ zu bezeichnen, ist der Sache nicht angemessen. Wo es um das Wirken des Heiligen Geistes durch ein Versöhnungswerk geht, haben Christen nicht pessimistische oder optimistische Wahrscheinlichkeitskalküle anzustellen, sondern zu beten und ein Wunder zu erflehen. Der christliche Glaube ist Wunderglaube. Er vertraut auf das Wort des Herrn: „Wenn schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wieviel mehr wird euer himmlischer Vater den Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten.“

Freitag, 24. April 2009

JUDENMISSION - Gott ist kein Bigamist

von Robert Spaemann, 20. April 2009

„Komm, wir gehen für unser Volk“ sind die letzten überlieferten Worte der Philosophin und Karmeliternonne Edith Stein zu ihrer Schwester Rosa, als die beiden in Holland zum Transport nach Auschwitz abgeholt wurden. Das Wort wurde seither oft zitiert, aber in der Regel ohne Kenntnis, was das „für“ eigentlich meinte. Was es meinte, erfährt man aus dem Testament Edith Steins von 1939. Ihren gewaltsamen Tod vorausahnend, schreibt sie, sie gebe ihr Leben „zur Sühne für den Unglauben des jüdischen Volkes“.

Dazu muss man wissen, dass für Edith Stein die Konversion zum Christentum zugleich die Wiederentdeckung ihrer Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und eine tiefe Solidarisierung mit diesem bedeutete. Das Bekenntnis zu Jesus Christus war für sie (ebenso wie später für den nachmaligen Erzbischof von Paris, Kardinal Lustiger) die Erfüllung der jüdischen Bestimmung.

Alles falsch - erklärt uns nun, einige Jahre nach Kardinal Lehmann, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken in einer Broschüre, die den Titel trägt: „Nein zur Judenmission - Ja zum Dialog zwischen Juden und Christen“. Kardinal Lehmann wollte die beiden genannten großen Gestalten christlicher Juden noch als Ausnahmen gelten lassen, während der normale Heilsweg der Juden (im Unterschied zu dem aller übrigen Menschen) nicht über Jesus gehe. Das ZdK geht den Weg konsequent zu Ende. Es gibt also danach nicht mehr, wie es die Apostel und mit ihnen die ganze christliche Tradition sahen, das eine Bundesvolk Israel, das sich in Christus nun für alle Völker öffnet und zur „Kirche aus Juden und Heiden“ wird.

Christliches Gebet für die Juden?

Die Kirche braucht angeblich die Juden nicht mehr. Sie ist zur Heidenkirche geworden und soll nun nichts anderes mehr sein wollen. Verschwinden muss nicht nur „Judenmission“, was immer das heißen mag, die Christen müssen auch aufhören, den Juden im Gebet das Beste zu erbitten, was jeder Christ seinem Nächsten erbitten kann: die Erkenntnis Jesu als seines Erlösers. Juden brauchen keinen Erlöser, lesen wir in der Broschüre. Das muss also wohl heißen, dass sie den „Gottesknecht“ des Propheten Jesaja an die Christen abgetreten haben, die ihre Deutung des Todes Jesu als eines erlösenden Sühnetodes vor allem dem Gottesknechtlied des Jesaja verdanken, das sie an jedem Karfreitag lesen und in dem es heißt: „Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünden willen zerschlagen, . . . auf dass wir Frieden hätten. Und durch seine Wunden sind wir geheilt.“

Man muss den Anlass zu der Broschüre verstehen. Im Jahre 1989, als Reaktion auf die illegalen Priesterweihen des Erzbischofs Lefebvre und das damals entstandene Schisma, ersuchte Papst Johannes Paul II. die Bischöfe der Welt um großherziges Entgegenkommen gegenüber den Gläubigen, die um die Feier der Messe in der Form des Missale von Papst Johannes XXIII. aus dem Jahr 1962 baten. Diese „alte Messe“ enthielt am Karfreitag im Rahmen der großen Fürbitten auch ein Gebet für die Juden, an dem Johannes XXIII. nur eine kleine Korrektur vorgenommen hatte: Aus der Aufforderung, für die „untreuen Juden“ zu beten, wurde das Wort „untreu“ gestrichen. Das Gebet selbst blieb unverändert. Es enthält die (paulinische) Bitte um Wegnahme des „Schleiers von ihrem Herzen“, der sie hindert, in Jesus ihren Messias und Erlöser zu erkennen.

In Korrektur: die „alte Messe“

Man kann aus dem Text des Gebetes einen gewissen diskriminierenden Ton heraushören. Johannes Paul II. sah dennoch bei der Wiederzulassung der alten Messe keinen Grund, den Text zu ändern. Erst Benedikt XVI. ging in der Liberalisierung einen Schritt weiter und gab den Gläubigen einen Rechtsanspruch auf die Feier in der „außerordentlichen Form“. In diesem Zusammenhang formulierte er die Fürbitte für die Juden neu. Sie ist nun in einem brüderlichen Ton gehalten: „Lasst uns auch beten für die Juden, dass unser Gott und Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus als Retter aller Menschen erkennen.“ Die Formulierung macht die eschatologische Dimension der Bitte deutlich: Nach Paulus wird Gott sie spätestens erhören, wenn „die Fülle der zur Bekehrung berufenen Heiden (der Völker)“ eingetreten ist.

Dass ausgerechnet diese ganz und gar israelfreundliche Korrektur eine breite publizistische Kritik auslöste, der sich sogar der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und - natürlich - das Zentralkomitee der deutschen Katholiken anschloss, ist schwer begreiflich. Gegen Johannes XXIII. und gegen Johannes Paul II. wurde eine solche Kritik wegen ihres Festhaltens am früheren Text nie erhoben. Was die Kritiker nun fordern, ist die Ersetzung des Gebetes in der „alten Messe“ durch das Fürbittgebet der neuen Liturgie Pauls VI. - und zwar deshalb, weil in diesem Gebet der Name Jesus gar nicht mehr vorkommt. Das soll den Text auch für Juden akzeptabel machen, an die doch diese Bitte gar nicht gerichtet ist und die für sie auch nicht verantwortlich sind.

Dass es absurd ist, Papst Benedikt XVI. dieses Gebet vorzuwerfen, schrieb bereits vor einem Jahr der hochangesehene New Yorker Rabbiner Jacob Neusner, der darauf hinwies, dass doch die Juden selbst in ihrer Liturgie täglich für die Bekehrung aller Nichtjuden beten. „So wenig wie das Christentum und der Islam Anstoß am israelitischen Gebet nehmen, sollte auch das heilige Israel keinen Einwand gegen das katholische Gebet erheben. Beide Gebete . . . erfassen die Logik des Monotheismus und seine eschatologische Hoffnung.“

Dialog oder Mission?

Die Thesen der von Juden und Christen gemeinsam verfassten Broschüre sind, kurz gefasst, folgende. Erstens: Die Karfreitagsbitte legt es nahe, dass die Kirche „Judenmission“ für möglich hält, wie sie heute zum Beispiel von den „messianischen Juden“ in Israel praktiziert wird. Zweitens: Versuche, Juden von der Messianität Jesu zu überzeugen, sind zu missbilligen. Es gibt keinen Auftrag Jesu, Juden zum Glauben an ihn und zur Taufe zu bewegen. Drittens: Es gibt eine mit anderen interreligiösen Beziehungen unvergleichbare Beziehung zwischen Christentum und Judentum. Beide beruhen auf göttlicher Offenbarung. Bezüglich des Alten Testaments glauben das beide; bezüglich des Neuen nur die Christen selbst.

Viertens: Neben dem „Bundesvolk“ Israel gibt es nach christlichem Glauben ein zweites, das Volk Gottes aus den Völkern, das heißt den Nichtjuden. Der neue Bund ersetzt nicht den alten, sondern tritt als ein zweiter Bund neben diesen. Fünftens: Beide sind vollgültige, von Gott gewollte Heilswege. Für Juden gibt es keinen Grund, an Jesus zu glauben und sich taufen zu lassen. Sechstens: Die Vereinigung beider Wege mag, wie Paulus denkt, am Ende der Zeiten geschehen. Bis dahin sollen sie getrennt bleiben. Die Erwartung von Christen, dass Juden schon heute Jesus als den Christus, das heißt den Messias anerkennen, würde „die Basis für den katholisch-jüdischen Dialog zerstören“. Siebtens: Dialog zwischen Juden und Christen soll stattfinden. Christen sollen in diesem Dialog ihren Glauben bezeugen, aber ohne den Partner von der Wahrheit dieses Glaubens überzeugen zu wollen, denn das wäre „Mission“ und deshalb verwerflich.

Nur ein Volk Gottes

Man muss sich klarmachen, dass die Annahme der meisten dieser Thesen einen Bruch mit dem Selbstverständnis der Kirche seit den Tagen der Apostel bedeuten würde. Ich für meinen Teil könnte dieser Kirche nicht mehr angehören. Denn seit dem sogenannten Apostelkonzil versteht sich die Kirche als Kirche aus Juden und Heiden seit Jesus, wie Paulus schreibt, durch sein Kreuz den Zaun zwischen Juden und Heiden niedergerissen hat. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass mit dem Verschwinden des Judenchristentums als eigener Gruppe in der Kirche unter dem Druck von Byzanz und dem Islam die christliche Kirche phänotypisch zur Heidenkirche geworden ist.

Das ist aber für Christen nicht, wie die Broschüre suggeriert, ein Idealzustand. Die israelischen Judenchristen dringen auf eine Wiederherstellung der „ecclesia ex circumcisione“. Das Zweite Vatikanische Konzil, so heißt es in der Broschüre, „bekennt . . ., dass die Kirche mit dem Stamm Abrahams geistlich verbunden“ ist. Die katholische Liturgie (sowohl in der alten wie in der neuen Form) geht aber weit darüber hinaus. Sie spricht nicht von Verbundenheit, sondern von Identität. In der Osternacht, der Taufnacht, spricht sie davon, dass in dieser Nacht Gott „unsere Väter, die Kinder Israels“, trockenen Fußes durch das Rote Meer geführt hat. Sie dankt Gott, dass er durch die Taufe „den Abraham zum Stammvater vieler Völker macht“, und wenn sie bittet, dass die Fülle der ganzen Welt Teil gewinne „an der Kindschaft Abrahams und an der Würde Israels“, dann wirkt das, was das Konzil hierzu zu sagen hat, eher blass. Jedenfalls ist der Gedanke von zwei Bundesvölkern dem Neuen Testament vollkommen fremd. Es gibt nur das eine Volk Gottes, dessen „geborene Mitglieder“ die Juden und dessen adoptierte Mitglieder die Heiden sind.

Plätze für Juden freihalten

Dieses Volk Gottes wird von Paulus mit dem Ölbaum verglichen, dem die Heiden als wilde Schösslinge eingepfropft werden, während die Juden die „natürlichen Zweige“ sind, über die die Heidenchristen sich nicht erheben dürfen. Die Erklärung zitiert diese Stelle auch, aber ohne den Kontext. Paulus sieht nämlich in dem „Unglauben“ der Juden die historische Voraussetzung für die Berufung der Heiden und bezeichnet die nicht an Jesus glaubenden Juden als Zweige, die von dem einen Ölbaum ausgebrochen sind und so Platz für die neuen Zweige gemacht haben, die von derselben Wurzel getragen werden.

Auch die Sünden, die Gott zulässt, haben einen providentiellen Sinn. Nirgends aber ist davon die Rede, dass Gott einen zweiten Baum gepflanzt hat. Und wenn Paulus auch in der Verblendung der Juden ein providentielles Ereignis sieht, das bis ans Ende der Geschichte fortwirkt, so tut er doch alles, was er kann, „um wenigstens einige von ihnen zu retten“. Die große Rückkehr Israels erwartet die Kirche, wiederum Paulus folgend, erst für die Zeit der Wiederkunft Christi. Und indem sie für diese Rückkehr betet, betet sie, wie seit jeher, für die baldige Wiederkunft, deren Zeitpunkt wir ja nicht kennen. Unterdessen aber sollten eigentlich in jeder Kirche die vordersten Plätze am Sonntag für die Juden freigehalten werden.

Begründen und überzeugen

Sie sind, wie Papst Johannes XXIII. sagte, unser „älterer Bruder“, der, wie es im Gleichnis Jesu heißt, „immer beim Vater geblieben“ ist und nun ein Problem hat, weil der Vater zur Rückkehr des verlorenen Sohnes ein Festmahl veranstaltet. Trotz dringlicher Bitten des Vaters will er nicht daran teilnehmen. Das Festmahl ist aber erst wirklich gelungen, wenn er daran teilnimmt. Wenn der wiedergekehrte verlorene Sohn ihm sagen würde: „Du kannst ruhig bleiben, wo du bist, das Fest ist auch ohne dich ganz schön“, dann hätte ihn der Vater wohl nicht wieder aufgenommen. Der Gedanke, das Problem durch die Gründung einer zweiten Familie zu lösen, hat mit dem Neuen Testament nichts zu tun. Das Bundesvolk wird im Alten Testament auch als Braut dargestellt und Gott als eifersüchtiger Bräutigam. Die Braut soll nicht fremdgehen. Aber auch Gott ist kein Bigamist, dem es genügt, wenn die beiden Familien „im Gespräch sind“.

Die Broschüre will „Dialog ohne Mission“. Jeder soll seinen Glauben vor dem anderen bezeugen, ohne den anderen überzeugen zu wollen. Petrus dagegen fordert die Christen auf, nicht einen blinden Glauben zu bezeugen, sondern „jedermann Rechenschaft zu geben über den Grund unserer Hoffnung“. Ein Grund (eine „raison“) ist etwas nur, wenn es wirklich begründet. Und wenn jemand den Grund einsieht, dann heißt das, er hat ihn überzeugt. Der christliche Glaube hat seit jeher etwas mit Erkenntnis und mit Wahrheit zu tun. In dem letzten großen Gebet Jesu heißt es: „Das ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Christus.“

Zu wenig Auskunft

Zum allein wahren Gott müssen Juden nicht „bekehrt“ werden. Juden und Christen beten denselben Gott an, wenngleich Christus im Johannesevangelium sagt: „Ihr kennt ihn nicht, ich aber kenne ihn.“ Aber Christen glauben auch, dass Jesus der ist, „den du gesandt hast“, und dass, wenn Paulus schreibt, vor dem Namen Jesu müsse sich „jedes Knie beugen, im Himmel, auf Erden und unter der Erde“, er damit nicht jedes Knie, ausgenommen das der Juden, meinte. Universalistische Religionen sind in ihrem Wesen „missionarisch“. Sie würden sich aufgeben, wenn sie ihre Botschaft partikularisieren und damit relativieren würden. Auch das frühe Judentum war missionarisch und machte „Proselyten“, bis seine Mission zum Erliegen kam, in erster Linie aufgrund der christlichen „Schleuderkonkurrenz“ - durch die Aussicht, in den Gottesbund ohne Beschneidung und ohne das Gesetz (mit Ausnahme der Zehn Gebote) eintreten zu können.

Zum Kern des Christentums gehört der Glaube an die Auferstehung Jesu. Wenn Jesus nur „für uns“ auferstanden ist, dann heißt das: Er ist in Wirklichkeit eben nicht auferstanden. Es heißt, der Glaube glaubt nicht deshalb, weil es wahr ist; es ist nur wahr „für den Glauben“. Das ist gleichbedeutend mit der Meinung, es sei tatsächlich eben nicht wahr, sondern nur eine gläubige Fiktion.

Der Austausch zwischen Christen und Juden hat immer schon zu vertieften Einsichten beider Partner und zu gegenseitigem Lernen geführt (zu Zeiten Rosenzweigs und Bubers mehr übrigens als heute, weil der Relativismus noch nicht alles durchdrang). „Nicht glauben, was man glaubt“, so definierte Charles Péguy den „Modernismus“. Aber das ist ein Thema für sich, ebenso wie die Begriffe „Bund“, „Bundesvolk“, „Heil“ und „Heilsweg“, die in der Broschüre ständig vorausgesetzt werden, ohne dass der Versuch gemacht wird, über ihre Bedeutung näher Auskunft zu geben. Vielleicht ist es überhaupt nur das, woran die Broschüre krankt.

Der Streit um die Judenmission

Die Botschaft Jesu Christi richtet sich an alle Menschen. Was das für das Verhältnis der Christen zu den Juden bedeutet, ist in der katholischen wie in der evangelischen Kirche immer wieder Gegenstand von Auseinandersetzungen. Auf protestantischer Seite steht Synodenbeschlüssen zur Abkehr von der organisierten Judenmission das Engagement evangelikaler Gruppen gegenüber. Auf katholischer Seite sorgte die Neuformulierung der Karfreitagsfürbitte des tridentinischen Ritus durch Papst Benedikt XVI. für Streit. Jetzt hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken eine „Erklärung“ unter dem Titel „Nein zur Judenmission - Ja zum Dialog zwischen Juden und Christen“ publiziert. Dort wird dargelegt, es gebe zwei Völker Gottes, das jüdische Volk und ein Weltvolk aus Nichtjuden.

«Theologie der Religionen»

Am Mittwochabend ist in einer Pfarrei ein Vortrag zum Thema «Ursprüngliche Wirklichkeit – Gott als Ursprung» angesagt. Etwas Schöpfungstheologie – das kann interessant werden; ich gehe also hin.
Der Saal ist voll. Ein gewisser Professor Johannes Soukop trägt vor; offensichtlich ist er hier vielen schon bekannt. Er bittet, sich auf ungewohnte Gedankengänge einzulassen; am Ende werde es dann ganz fromm.
Das wird es nicht. Er beginnt erkenntnistheoretisch, auf ganz ansehnlichem philosophischen Niveau, entfaltet dann eine akosmistische Theorie, die mich zunächst an Berkeley denken läßt. Während er den Mangel an logischer Stringenz im alltäglichen ebenso wie im wissenschaftlichen Denken geißelt, verzichtet er da, wo es um seine eigene Position geht, selbst auf solche Stringenz – etwa indem er ungeordnet zwischen Epistemologie und Ontologie wechselt: daraus, daß man aus der menschlichen Wahrnehmung der Außenwelt nicht zwingend auf die Existenz dieser Außenwelt schließen kann, folgert er, daß es die gar nicht gebe. Anderes, was er konsequenterweise dann ebenfalls verwerfen müßte, die Existenz anderer Menschen, behält er ebenso entschieden wie unbegründet bei, ebenso Geburt, Embryonaldasein und Sterben des Körpers (nicht des Menschen, der könne nicht sterben; eine Seele allerdings gebe es nicht) – obwohl er die Existenz einer Welt «auf dem Zeitstrahl» ablehnt.
Gott als Ursprung läßt er gelten – das ist ja sein Thema. Aber dann wird sein Reden über Gott recht pantheïstisch; immerhin beruft er sich auf Meister Eckhart. Überhaupt fällt kein indisches Wort, kein indischer Name; aber schließlich ist seine Theorie doch klar als hinduistisch, als Vedânta zu erkennen für jeden, der etwas von dieser Lehre weiß, der die «großen Worte» kennt und weiß, was man (in späterer Zeit) mit «Schleier der Mâyâ» meint.
Auch, was ich als «Theologie der Religionen» kenne, erscheint – unbenannt – in seinem Vortrag: das allermeiste sei unbekannt, unzugänglich; alle Religionen seien Annäherungen daran. Das Christentum als Annäherung an Unzugängliches aufzufassen, dem sich andere, gerade auch indische Religionen ebenso nähern, ist freilich nur möglich, wenn man das Christentum völlig entkernt – das aber tut er ja auch. Ein Hinweis darauf, daß «Theologie der Religionen» oft bedeutet, daß das Christentum entkernt und dann von indischer Religion vereinnahmt wird.
In der Diskussion wird Prof. Soukop schwammig, wenn die Fragen scharf werden. Aber außer von mir hat er wenig zu befürchten, trotz eines anscheinend recht gebildeten Publikums; der Abend wird beschlossen von einer Dame, die erklärt, zu 85 % mit ihm übereinzustimmen. Immerhin bittet der Referent gelegentlich den Pfarrer, jetzt einmal nicht hinzuhören; aber auch das, wobei der Pfarrer hinhören darf, ist eindeutig. Ich hoffe, in einigen Tagen Gelegenheit zu haben, den Pfarrer darauf einmal anzusprechen.

Freiheit oder doch nicht?

Was will er nun? Im selben Interview sagte der Vorsitzende der Unionsfraktion des Bundestags:

(über die Agenda 2010:) «Ohne die Union hätte es doch die rot-grünen Sozialreformen gar nicht gegeben» und dann im besonderen: «Auch die Erkenntnis, dass jede zumutbare Arbeit angenommen werden muss, hatten wir schon lange vor der SPD.»

Etwas später aber: «Entscheidend ist das Bild vom Menschen. Er ist zur Freiheit berufen, heißt es im Galaterbrief. Ich füge hinzu: nicht zur Gängelung durch den Staat.»

«Zumutbare Arbeit» meint bekanntlich Arbeit, die der Staat, nicht, die der Betroffene zumutbar findet. Was also will er: Freiheit oder Zwangsarbeit?

Neue Abenteuer im Reiche der Liturgie

Nach langer Peregrinatio durch die e-Wüste bin ich gerade wieder in eine e-Oase gelangt und nutze als erstes die Gelegenheit, auf die neuesten Abenteuer des Chronisten in einer byzantinischen und einer konfektionslateinischen Kirche hinzuweisen.

Sonntag, 19. April 2009

RESURREXIO DOMINI SPES NOSTRA

"Was ist nach dem Tod? Das heutige Hochfest erlaubt uns, auf dieses Rätsel zu antworten, daß der Tod nicht das letzte Wort hat, denn schließlich ist es das Leben, das siegt. Und diese unsere Gewißheit gründet sich nicht auf bloße menschliche Überlegungen, sondern auf eine geschichtliche Gegebenheit des Glaubens: Jesus Christus, der gekreuzigt und begraben wurde, ist mit seinem verherrlichten Leib auferstanden."

Die Ansprache Papst Benedikts zum Segen Urbi et Orbi Ostern 2009.

Freitag, 3. April 2009

Intoleranz und Diskriminierung in deutschem Staatsbetrieb

Der Westdeutsche Rundfunk gehört zu den letzten großen Staatsbetrieben, die die Privatisierungswelle zum Ende des 20. Jahrhunderts überlebt haben. Man sollte paradiesische Verhältnisse vermuten. Weit gefehlt!