Kardinal Kurt «Koch hatte im Interview mit der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ gesagt, es irritiere ihn, „dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden“», nämlich beim „Synodalen Weg“.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg «Bätzing wies diesen Vorwurf entschieden zurück», so heißt es; doch in Wirklichkeit bestätigt er ihn: «Im Orientierungstext des Synodalen Wegs habe man aufgezeigt, dass es um die sogenannten Zeichen der Zeit als Quellen theologischer Erkenntnis und für die Entwicklung der Lehre gehe.»
„Zeichen der Zeit“ – das ist ein Ausdruck, den der Herr selber gebraucht im Blick auf die Zeichen, die auf Sein Erscheinen hinweisen (Matth. 16, 3). Die Pastoralkonstitution Gaudium et spes des II. Vatikanum gibt der Kirche dann auf (4. De spe et angore.), diese Zeichen «sub Evangelii luce – im Licht des Evangeliums» zu verstehen und so das Evangelium um so zielgenauer zu verkünden. Mons. Bätzing aber will das Gegenteil daraus machen: «Quellen theologischer Erkenntnis und für die Entwicklung der Lehre», die offenbar nicht bei der Verkündigung des Evangeliums helfen sollen, sondern ihm etwas von außen (der Zeit nämlich) hinzufügen sollen.
Kardinal Koch hätte natürlich in seiner Formulierung bedenken sollen, daß NS-Vergleiche zumindest aus deutschem Mund immer verstörend wirken. Doch das Anliegen des Kardinals, aus der Geschichte zu lernen – damals hat, anders als die „Deutschen Christen“, die katholische Kirche die „Zeichen der Zeit“ richtig verstanden hat –, ist berechtigt. Wenn Mons. Bätzing nun von Kardinal Koch «„im Sinne der Sache und der Synodalen“ eine öffentliche Entschuldigung» erwartet, und zwar «umgehend», und eine «Beschwerde beim Heiligen Vater» androht, so ist das absurdes Theater.
Donnerstag, 29. September 2022
Mittwoch, 21. September 2022
Marsch für das Leben
I. Der Marsch
Es ist mühsam, hin zu gelangen: überall Absperrungen, um die Teilnehmer des Marsches vor den Gegendemonstranten zu schützen, die mit viel Lärm und Getöse den Platz umgeben. Aber als ich es dorthin geschafft habe, umgibt mich eine (trotz des Lärms von außen) ruhige, friedliche und entspannte Atmosphäre.
Einmal durchkreuzen zwei oder drei Gegendemonstranten lärmend den Versammlungsplatz, begleitet von Polizisten; etwas später das gleiche ohne Polizisten. Doch die Teilnehmer des Marsches lassen sich dadurch nicht stören; die friedliche Atmosphäre ist davon nicht zu beeinträchtigen. Später wird der Marsch selbst gelegentlich unterbrochen, doch auch davon lassen sich die Teilnehmer nicht aus der Ruhe bringen. Wo ihnen Lärm entgegenschlägt, antworten sie, indem sie ein Kirchenlied singen.
Es ist ein Marsch für das Leben, für das Leben von ungeborenen, für das Leben von kranken und hinfälligen Menschen, aber auch ein Marsch, den eine Atmosphäre von Leben und Freundlichkeit umgibt.
II. Die Berichterstattung
Am Abend zeigt mir ein Freund, was ein öffentlich-rechtlicher Rundfunksender, der RBB, über den Marsch berichtet. Ausführlich kommt die Seite der Gegendemonstranten zu Wort. Unter den Teilnehmern des Marsches aber bekommt eine Frau das Wort, die zwar für die Veranstaltung keine Rolle gespielt hat, die die wenigsten Teilnehmer des Marsches bemerkt haben, die sich aber einen schlechten Ruf erarbeitet hat, wie er von der Tendenz des Senders gewünscht wurde, eine Frau, die sich gar einer Organisation angeschlossen hatte, die gegen einen starken Sozialstaat steht, einen Sozialstaat, wie der Lebensschutz ihn erfordert.
«Wenn auf einer Demonstration unter viertausend Menschen einige sind, mit deren politischer Meinung ich nicht übereinstimme, oder gar einige, die ich von Herzen unsympathisch finde, kann ich beschließen, wegen dieser Leute wegzubleiben. Das wäre allerdings etwas überempfindlich. Ich werde nie viertausend Menschen finden, unter denen kein einziger ist, den ich nicht zum Nachbarn haben möchte», schreibt Claudia Sperlich. Als ich vor vier, vor fünf Jahren an Märschen gegen CETA teilgenommen habe, marschierten neben mir Menschen mit Plakaten der MLPD, einer Partei, die den Massenmörder Lenin im Namen trägt und unter deren Anhängern von Stalin geschwärmt wird – ich konnte mir damals nicht aussuchen, wer sonst dabei ist, und das Anliegen war und ist wichtig. Auch hier konnte ich es mir nicht aussuchen, hier aber habe ich diese Dame & Co. nicht einmal bemerkt.
III. Am nächsten Morgen
Zur Sonntagsmesse in Berlin: ich gehe nach St. Afra. Die Kirche ist gerammelt voll; und die meisten Teilnehmer des Gottesdienstes sind weniger als halb so alt wie ich. Es wird eine Choralmesse gesungen, die dem Sonntag entspricht (nicht eine der leichtgängigen Schlichtmessen), dazu das Credo in einem weniger üblichen Ton. Und so gut wie alle singen mit sicherer Stimme mit.
Es ist mühsam, hin zu gelangen: überall Absperrungen, um die Teilnehmer des Marsches vor den Gegendemonstranten zu schützen, die mit viel Lärm und Getöse den Platz umgeben. Aber als ich es dorthin geschafft habe, umgibt mich eine (trotz des Lärms von außen) ruhige, friedliche und entspannte Atmosphäre.
Einmal durchkreuzen zwei oder drei Gegendemonstranten lärmend den Versammlungsplatz, begleitet von Polizisten; etwas später das gleiche ohne Polizisten. Doch die Teilnehmer des Marsches lassen sich dadurch nicht stören; die friedliche Atmosphäre ist davon nicht zu beeinträchtigen. Später wird der Marsch selbst gelegentlich unterbrochen, doch auch davon lassen sich die Teilnehmer nicht aus der Ruhe bringen. Wo ihnen Lärm entgegenschlägt, antworten sie, indem sie ein Kirchenlied singen.
Es ist ein Marsch für das Leben, für das Leben von ungeborenen, für das Leben von kranken und hinfälligen Menschen, aber auch ein Marsch, den eine Atmosphäre von Leben und Freundlichkeit umgibt.
II. Die Berichterstattung
Am Abend zeigt mir ein Freund, was ein öffentlich-rechtlicher Rundfunksender, der RBB, über den Marsch berichtet. Ausführlich kommt die Seite der Gegendemonstranten zu Wort. Unter den Teilnehmern des Marsches aber bekommt eine Frau das Wort, die zwar für die Veranstaltung keine Rolle gespielt hat, die die wenigsten Teilnehmer des Marsches bemerkt haben, die sich aber einen schlechten Ruf erarbeitet hat, wie er von der Tendenz des Senders gewünscht wurde, eine Frau, die sich gar einer Organisation angeschlossen hatte, die gegen einen starken Sozialstaat steht, einen Sozialstaat, wie der Lebensschutz ihn erfordert.
«Wenn auf einer Demonstration unter viertausend Menschen einige sind, mit deren politischer Meinung ich nicht übereinstimme, oder gar einige, die ich von Herzen unsympathisch finde, kann ich beschließen, wegen dieser Leute wegzubleiben. Das wäre allerdings etwas überempfindlich. Ich werde nie viertausend Menschen finden, unter denen kein einziger ist, den ich nicht zum Nachbarn haben möchte», schreibt Claudia Sperlich. Als ich vor vier, vor fünf Jahren an Märschen gegen CETA teilgenommen habe, marschierten neben mir Menschen mit Plakaten der MLPD, einer Partei, die den Massenmörder Lenin im Namen trägt und unter deren Anhängern von Stalin geschwärmt wird – ich konnte mir damals nicht aussuchen, wer sonst dabei ist, und das Anliegen war und ist wichtig. Auch hier konnte ich es mir nicht aussuchen, hier aber habe ich diese Dame & Co. nicht einmal bemerkt.
III. Am nächsten Morgen
Zur Sonntagsmesse in Berlin: ich gehe nach St. Afra. Die Kirche ist gerammelt voll; und die meisten Teilnehmer des Gottesdienstes sind weniger als halb so alt wie ich. Es wird eine Choralmesse gesungen, die dem Sonntag entspricht (nicht eine der leichtgängigen Schlichtmessen), dazu das Credo in einem weniger üblichen Ton. Und so gut wie alle singen mit sicherer Stimme mit.
Dienstag, 13. September 2022
Das Ideal des „Synodalen Wegs“: die Kirche als Wundertüte
Ein „Moraltheologe“ Sautermeister erhält von katholisch.de ausführlich das Wort für seine „Kritik an Bischöfen“ unter dem Titel: „Kirche hat immer ihre Lehre geändert“. Diesem Thema ist dieses Positum gewidmet; dabei sei einmal die Frage all der Lehren, um die es ihm geht, beiseite gelassen.
«Und Weiterentwicklung und Vertiefung der theologisch-ethischen Grundeinsichten sind ein wichtiger Bestandteil der Treue zum Evangelium», sagt er; das ist richtig. Wie aber solche «Weiterentwicklung und Vertiefung» auszusehen hat, hat der heilige Vinzenz von Lérins in seinem Commonitorium ausführlich erläutert: «Allein es muß in Wahrheit ein Fortschritt im Glauben sein, keine Veränderung. Zum Fortschritt gehört nämlich, daß etwas in sich selbst zunehme, zur Veränderung aber, daß etwas aus dem einen sich in ein anderes verwandle.» (Cap. XXIII / 28)
Das ist aber nicht die Sicht des „Moraltheologen“; er meint: „Entscheidend sei das «Ernstnehmen der humanwissenschaftlichen Erkenntnisse»“ – das aber heißt, daß die Kirche die «Weiterentwicklung und Vertiefung» eben nicht aus eigenem nähme, sondern von außen, daß es Veränderung wäre, kein Fortschritt.
Nun hat die Kirche die Wissenschaft sehr zu achten; aber ein Lehramt der Humanwissenschaften – wer hätte das inne? die Meinungen sind in diesen Wissenschaften nicht minder weit gefächert als in der Kirche und alles andere als zeitlos feststehend – gibt es nicht, und Humanwissenschaften sind etwas anderes als Morallehre. Für ihre Lehre ist die Kirche allein verantwortlich.
Weiter sagt der „Moraltheologe“: «Es ließen sich noch weitere Beispiele anführen, die zeigen: Tradition ist geschichtlich und es gibt Lern- und Einsichtsprozesse auch in der kirchlichen Morallehre.» «Tradition ist geschichtlich» – das meint offensichtlich, die Offenbarung (die durch die Tradition vermittelt wird) habe keine zeitlose Gültigkeit; und die Kirche – «Lern- und Einsichtsprozesse» – müsse einmal etwas anders lernen und einsehen – und dann wohl auch lehren.
Diese Kirche wäre eine Wundertüte: der Christ glaubt an sie und muß sich überraschen lassen, was er morgen wird zu glauben haben.
Galilei darf natürlich nicht fehlen: «Ansonsten hätten wir einen neuen Fall Galilei im 21. Jahrhundert» – dankenswerterweise hat vor einiger Zeit katholisch.de selbst klargestellt, daß im Falle Galilei die Kirche keine wissenschaftliche Erkenntnis verboten hat.
Gerade habe ich die Vesper von Kreuzerhöhung mit Le Barroux mitgesungen. Die Kirche, die diese Texte im Gewand der Gregorianik betet, ist die, an die ich glaube; an eine Wundertüte wollte ich nicht glauben.
«Und Weiterentwicklung und Vertiefung der theologisch-ethischen Grundeinsichten sind ein wichtiger Bestandteil der Treue zum Evangelium», sagt er; das ist richtig. Wie aber solche «Weiterentwicklung und Vertiefung» auszusehen hat, hat der heilige Vinzenz von Lérins in seinem Commonitorium ausführlich erläutert: «Allein es muß in Wahrheit ein Fortschritt im Glauben sein, keine Veränderung. Zum Fortschritt gehört nämlich, daß etwas in sich selbst zunehme, zur Veränderung aber, daß etwas aus dem einen sich in ein anderes verwandle.» (Cap. XXIII / 28)
Das ist aber nicht die Sicht des „Moraltheologen“; er meint: „Entscheidend sei das «Ernstnehmen der humanwissenschaftlichen Erkenntnisse»“ – das aber heißt, daß die Kirche die «Weiterentwicklung und Vertiefung» eben nicht aus eigenem nähme, sondern von außen, daß es Veränderung wäre, kein Fortschritt.
Nun hat die Kirche die Wissenschaft sehr zu achten; aber ein Lehramt der Humanwissenschaften – wer hätte das inne? die Meinungen sind in diesen Wissenschaften nicht minder weit gefächert als in der Kirche und alles andere als zeitlos feststehend – gibt es nicht, und Humanwissenschaften sind etwas anderes als Morallehre. Für ihre Lehre ist die Kirche allein verantwortlich.
Weiter sagt der „Moraltheologe“: «Es ließen sich noch weitere Beispiele anführen, die zeigen: Tradition ist geschichtlich und es gibt Lern- und Einsichtsprozesse auch in der kirchlichen Morallehre.» «Tradition ist geschichtlich» – das meint offensichtlich, die Offenbarung (die durch die Tradition vermittelt wird) habe keine zeitlose Gültigkeit; und die Kirche – «Lern- und Einsichtsprozesse» – müsse einmal etwas anders lernen und einsehen – und dann wohl auch lehren.
Diese Kirche wäre eine Wundertüte: der Christ glaubt an sie und muß sich überraschen lassen, was er morgen wird zu glauben haben.
Galilei darf natürlich nicht fehlen: «Ansonsten hätten wir einen neuen Fall Galilei im 21. Jahrhundert» – dankenswerterweise hat vor einiger Zeit katholisch.de selbst klargestellt, daß im Falle Galilei die Kirche keine wissenschaftliche Erkenntnis verboten hat.
Gerade habe ich die Vesper von Kreuzerhöhung mit Le Barroux mitgesungen. Die Kirche, die diese Texte im Gewand der Gregorianik betet, ist die, an die ich glaube; an eine Wundertüte wollte ich nicht glauben.
Krieg im Windschatten des Krieges
Scheinbar gute Nachrichten aus der Ukraine (was wird, bleibt völlig ungewiß) – und zugleich wird das, was zu befürchten war, Wirklichkeit, nicht zum ersten Mal, nun aber verschärft: im Windschatten des Ukrainekrieges greift Aserbaidschan Armenien an, nun nicht Karabach, sondern das armenische Staatsgebiet selbst.
Und während USA, EU und OSZE nur ein Ende der Kampfhandlungen fordern, während die Türkei, ein NATO-Land, Aserbaidschan dezent unterstützt, ist es nur Rußland, das sich ernsthaft daran macht, wenigstens eine Feuerpause zu vermitteln.
Die Indolenz der westlichen Länder führt dazu, daß als einziger Friedensbringer in diesem Krieg der Angreifer im anderen erscheint.
Und während USA, EU und OSZE nur ein Ende der Kampfhandlungen fordern, während die Türkei, ein NATO-Land, Aserbaidschan dezent unterstützt, ist es nur Rußland, das sich ernsthaft daran macht, wenigstens eine Feuerpause zu vermitteln.
Die Indolenz der westlichen Länder führt dazu, daß als einziger Friedensbringer in diesem Krieg der Angreifer im anderen erscheint.
Samstag, 10. September 2022
Zum Stufengebet
Nach langer Unterbrechung nun wieder: Liturgisches von einem evangelischen Theologen – diesmal eigentlich nur zu einem einzelnen Gebet aus dem Stufengebet (das durch die Liturgiereform Pauls VI. abgeschafft wurde), aber mit einer Aussage, die darüber hinausgeht.
Samstag, 3. September 2022
Kommunionausteilung
Am vorletzten Sonntag: Im Hochamt – durchaus nicht wenig Kommunikanten – teilt der Priester allein die Kommunion aus.
Danke!
Am letzten Sonntag: Im Hochamt, diesmal in einer anderen Kirche unseres Großstädtchens, in unserem Viertel, legt der Priester die Hände in den Schoß und läßt zwei Laien die Kommunion austeilen.
Es ist ja ganz gut, sich manchmal mit der geistlichen Kommunion zu begnügen.
Und nun heißt es abwarten, was ich morgen erleben werde.
Danke!
Am letzten Sonntag: Im Hochamt, diesmal in einer anderen Kirche unseres Großstädtchens, in unserem Viertel, legt der Priester die Hände in den Schoß und läßt zwei Laien die Kommunion austeilen.
Es ist ja ganz gut, sich manchmal mit der geistlichen Kommunion zu begnügen.
Und nun heißt es abwarten, was ich morgen erleben werde.
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