Dienstag, 25. April 2023

Die Kreuze im staatlichen Raum verschwinden mehr und mehr – eines ist geblieben

Aus Gerichtssälen, aus Klassenzimmern verschwinden die Kreuze mehr und mehr; eines jedoch – ist das ein Trost? – scheint unbestritten im staatlichen Raum bleiben zu dürfen: das des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Dadurch, daß das Großkreuz in besonderer Ausführung (das ist die Sonderform des Ordens, die ehemaligen Bundeskanzlern verliehen wird, wenn sie mehr als zehn Jahre im Amt durchgehalten haben) der ehemaligen Bundeskanzlerin verliehen wurde, hat es öffentliche Aufmerksamkeit gefunden.
Zur Erinnerung: Neben Mönchs- und Chorherrenorden entstanden seit dem frühen XII. Jahrhundert geistliche Ritterorden, deren Mitgliedschaft dem Adel vorbehalten war. Seit dem späten XIII. Jahrhundert stifteten dann auch Fürsten Orden für ihre Gefolgsleute, Orden, die anfangs noch den Charakter einer mehr oder weniger – zunehmend weniger – geistlichen Gemeinschaft hatten, dann zu reinen Ehrenzeichen und seit dem XVII. Jahrhundert schließlich zu Verdienstorden für weitere Kreise wurden; dazu nun wurden sie in Rangstufen eingeteilt, die wiederum von den geistlichen Ritterorden – Commendator / Komtur – übernommen wurden. Das Kreuz aber blieb bei den meisten als Ordenszeichen erhalten. Völlig säkularisiert war dann Napoleons Légion d’honneur, die dem Kreuz einen fünften Arm hinzufügte und so zu einer Art von Stern ummodelte.
Solch ein säkularisierter „Orden“ ist eben auch der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, der aber anders als die Légion d’honneur die Form eines Kreuzes behielt (das Große Verdienstkreuz entspricht einem Komturkreuz).
Ein kläglicher Trost.
«Nichts darf unser Volk, unsere Heimat vom Kreuz losreißen», schrieb der selige Bischof Clemens August Graf von Galen in einem Hirtenbrief (vom 27. XI. 1936), als am Widerstand des Volkes ein Minister der NS-Regierung von Oldenburg gescheitert war, die Kreuze in den katholischen, die Lutherbilder in den evangelischen Schulen abhängen zu lassen („Oldenburger Kreuzstreit“).

Donnerstag, 20. April 2023

Ein Diktator bekommt in Deutschland eine Bühne, sich seines Eroberungskriegs zu rühmen

Wenige Tage, nachdem es wieder zu einem tödlichen Zusammenstoß zwischen aserbaidschanischen und armenischen Soldaten kam, empfängt der Bundeskanzler den aserbaidschanischen Diktator. Dabei gibt er dem Diktator, der das seit vorchristlicher Zeit armenische und seit dem IV. Jahrhundert christliche Bergkarabach („Arçach“ heißt die armenische Region, zu der Bergkarabach gehört) als «altes türkisches aserbaidschanisches Gebiet» bezeichnet, Gelegenheit, sich seines erfolgreichen Angriffskriegs gegen Bergkarabach zu rühmen: Aserbaidschan habe seine «Würde und territoriale Integrität auf dem Schlachtfeld wieder hergestellt».
Der Sinn dieses Empfangs, der dem Diktator solch eine Bühne bietet: Öl- und Gaslieferungen aus Aserbaidschan nach Deutschland zu vermehren, um Öl und Gas nicht mehr aus Rußland importieren zu müssen. Doch zum Teil sind die Sanktionen absurdes Theater:
Sanktionen gegen Rußland sind berechtigt, wenn sie Putins Regime treffen. Nun importiert Deutschland zwar nur noch ganz wenig Öl und Gas aus Rußland, was aber dem dortigen Regime nicht schadet, weil es andere Abnehmer findet, zu höherem Preis. Doch vor allem: da nun Aserbaidschan mehr Gas nach Deutschland exportiert, importiert es dafür seinerseits Gas aus Rußland.
Und während deutsche Politiker so den Diktator hofieren (siehe auch: „Aserbaidschan-Affäre“), tragen sie dazu bei, Rußland Gelegenheit zu geben, sich als die einzige Macht zu präsentieren, die wenigstens ansatzweise Armenien und Bergkarabach schützt.
Natürlich beschuldigen bei jedem Schußwechsel an der Grenze Armenien und Aserbaidschan gegenseitig, begonnen zu haben. Klar aber ist: Aserbaidschan will (zumindest) Bergkarabach erobern und kann sich auf seine wirtschaftliche Ressourcen (Öl!) und die damit finanzierte überlegene Bewaffnung stützen, Armenien weiß um diese Überlegenheit Aserbaidschans und will nichts als die Sicherheit für die Armenier in Armenien selbst und in Karabach gewährleisten.