meinen ernsthafte Leute, Bischof Friedhelm Hofmann von Würzburg und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, aber auch ein Phantast (der Vorsitzende des Deutschen Astrologenverbandes), der nur sein Steckenpferd reitet.
Aber natürlich gibt es auch Nein-Sager, und die näher zu betrachten ist aufschlußreich.
Da ist ein schlichter Herr aus Hilchenbach, der einfach seinen antikirchlichen Vorurteilen ihren Lauf läßt. Da ist ein ausgetretener Priester (nein, nicht etwa Eugen Drewermann, sondern – richtig, da gab es doch noch wen – Gotthold Hasenhüttl), der seine ebenso schlichten antikirchlichen Vorurteile mit dem Beiwort «theologisch» schmückt. «Im Alten Testament gibt es Heil- und Strafwunder, und solche Wundervorstellungen haben sich in der katholischen Kirche vielfach erhalten», lese ich von ihm. Verstehe ich recht: (1.) Wunder hätte es also im Neuen Testament nicht gegeben, und (2.) Altes Testament wäre irgendwie schlecht. Ist es abwegig, wenn ich diese Denkweise irgendwie antisemitisch finde?
Schließlich sagen noch zwei Physiker Nein: ein «Astrophysiker, Naturphilosoph und Fernsehmoderator» und ein «Physiker und Rapper der Gruppe Blumentopf».
Nun, einen Blumentopf kann sich keiner der beiden mit seinen Argumenten verdienen. Im wesentlichen sind diese bei beiden die gleichen: «Wenn wir bei unseren Forschungen zu einem Ergebnis kommen, das wir nicht verstehen, ist das für uns kein Wunder, sondern lediglich Anlass dafür, weiterzuforschen und genau das herauszufinden und zu erklären, was wir noch nicht verstehen», formuliert es der eine; «Derartiges als übernatürliches „Wunder“ zu akzeptieren, hieße dagegen, die Suche nach den natürlichen Ursachen aufzugeben», setzt der andere fort.
Abgesehen von den Begriffen „erklären“ und „verstehen“ – ich finde, Gottes Wirken kann eine Erklärung sein, die mich verstehen läßt –, abgesehen von solchen Subtilitäten: was die beiden Physiker meinen, ist: man muß sich nur gedulden, bis sie in naher oder ferner Zukunft eine naturwissenschaftliche Erklärung gefunden haben werden.
Aus der modernen Wissenschaftstheorie ist die Forderung bekannt: jede wissenschaftliche Aussage muß falsifizierbar sein. Die Aussage: alles ist naturwissenschaftlich erklärbar, irgendwann jedenfalls – sie ist nicht falsifizierbar, weil ja (wenn freilich auch nicht uns persönlich) unendliche Zeit zur Verfügung steht, die Erklärung zu erwarten.
In der Kirche wird, um ein Wunder anzuerkennen, gefordert, daß es (1.) mit dem naturwissenschaftlich Erwartbaren nicht vereinbar ist, daß es (2.) einen im Einzelfall beschreibbaren geistlichen Faktor gibt, daß es (3.) zwischen diesem geistlichen Faktor und dem wunderbaren Ereignis einen engen (!) zeitlichen Zusammenhang gibt (wenn ich für einen kranken Menschen bete und er einige Tage später gesund wird: das ist nicht eindeutig genug, um ein Wunder anzunehmen).
Nach dem modernen Wissenschaftskriterium der Falsifizierbarkeit ist also bei den einschlägigen Ereignissen die Annahme eines Wunders wissenschaftlicher als die Vertröstung auf eine naturwissenschaftliche Erklärung in unbestimmter Zukunft, wie sie uns die beiden Physiker zumuten.