Montag, 27. Juni 2016

Was sind eigentlich „Traditionalisten“

Unter Pius IX. wurde 1855 der „falsche Traditionalismus“ verurteilt, wie ihn Augustin Bonnetty vertrat: alles Wissen komme aus der Tradition, ohne die Offenbarung sei die menschliche Vernunft zur Erkenntnis von Wahrheit nicht fähig. Solche Lehre, die der Heiligen Schrift (Sap. 13, 1-9; Rom. 1, 18-20) und der Scholastik (etwa des heiligen Thomas Summa contra gentiles) widersprechende Lehre wurde vom I. Vaticanum (Constitutio dogmatica de fide catholica, cap.2: De revelatione; KKK. 36) definitiv zurückgewiesen: «Sancta Mater Ecclesia tenet et docet, Deum, rerum omnium principium et finem, naturali humanae rationis lumine e rebus creatis certo cognosci posse – Die heilige Mutter Kirche hält fest und lehrt, daß Gott, der Ursprung und das Ziel aller Dinge, mit dem natürlichen Licht der menschlichen Vernunft aus den geschaffenen Dingen gewiß erkannt werden kann.» Solch falscher Traditionalismus erstand später im protestantischen Raum (der schon gegen Immanuel Kants unsägliche Argumentation gegen den Gottesbeweis nicht immun war) in Karl Barths Diastasentheologie neu ; in der Katholischen Kirche sollte es dergleichen nicht mehr geben.
Heute aber neigt man dazu, „Traditionalisten“ Katholiken zu nennen, für die die Tradition die höchste Norm ist. Doch dieser Ausdruck ist überflüssig: natürlich ist die Tradition – was denn sonst wäre „katholisch“ – für jeden Katholiken die höchste Norm, ein „Traditionalist“ ist also einfach ein Katholik.
Doch gibt es auch katholische „Traditionalisten“ einer besonderen Art – solche begegnen Pietro Chiaranz (der selber ein wahrer Traditionalist ist) im Netz: solche, die «sich daran machen, das Kind zusammen mit dem schmutzigen Wasser zurückzuholen, jenes Kind und jenes schmutzige Wasser, die vom säkularisierten katholischen Klerus ausgeschüttet worden sind. Wie die letzteren, so sind die ersteren unfähig, einen Unterschied zu machen, auch nur den geringsten historischen Sinn zu haben, zu begreifen, daß, wenn das Kind gerettet werden soll, das schmutzige Wasser ohne weiteres auszuschütten ist. Die ersteren und die letzteren, wenn auch in gegensätzlichen Lagern, zeigen, daß sie sehr ähnlich sind, Kinder derselben „Mamma“: der Ideologie.»

Solennité auf Polnisch

Ein Pontifikalamt zum Patronatsfest, eine Hochzeitsmesse mit Leviten: reiche liturgische Eindrücke aus polnischen Kirchen hat der Chronist von Orietur Occidens zu schildern.

Samstag, 18. Juni 2016

Dunkle Wolken überm „all-“orthodoxen Konzil

Sechs Jahrzehnte lang vorbereitet, beginnt morgen, am orthodoxen Pfingstfest, das „panorthodoxe“ Konzil; und, was immer es sein wird – panorthodox wird es nicht.
Eine Kommission unter der Ägide des Ökumenischen Patriarchats hat mit Zustimmung der (der? – welcher?) Patriarchen Dokumente vorbereitet, die nach den von dieser Kommission gesetzten Regeln nur einstimmig vom Konzil verändert werden können – nur einstimmig, also gar nicht, denn Befürworter dieser Dokumente werden im Konzil sitzen. Diese Dokumente aber würden die orthodoxen Kirchen in eine angepaßt moderne, geistlich seichte Richtung leiten. Ein bulgarischer Metropolit, Loveth Gabriel, erklärt im Namen seiner Kirche von einem dieser Dokumente, daß es „viele absolut irrige und heterodoxe Dinge enthält“.
Die Folge: Etliche orthodoxe Kirchen sagen ihre Teilnahme ab (Russen, Bulgaren) oder nehmen nur unter Vorbehalt teil (Serben). Welch ein „all-“orthodoxen Konzil!
Die Geschehnisse in unseren orthodoxen Schwesterkirchen können auch Katholiken nicht unberührt lassen. Beten wir dafür, daß diese Kirchen sich aller modernistischer Anpassung entziehen.

Genauere Informationen sind zu finden unter Chiarimenti sul Concilio pan-ortodosso, bedenkenswerte Kommentare vom selben Autor unter Il concilio pan-ortodosso e i soloni occidentali und Geopolitica e concilio panortodosso. Qualche considerazione di fondamentale importanza.