Donnerstag, 29. September 2022

„Zeichen der Zeit“

Kardinal Kurt «Koch hatte im Interview mit der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ gesagt, es irritiere ihn, „dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden“», nämlich beim „Synodalen Weg“.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg «Bätzing wies diesen Vorwurf entschieden zurück», so heißt es; doch in Wirklichkeit bestätigt er ihn: «Im Orientierungstext des Synodalen Wegs habe man aufgezeigt, dass es um die sogenannten Zeichen der Zeit als Quellen theologischer Erkenntnis und für die Entwicklung der Lehre gehe.»
„Zeichen der Zeit“ – das ist ein Ausdruck, den der Herr selber gebraucht im Blick auf die Zeichen, die auf Sein Erscheinen hinweisen (Matth. 16, 3). Die Pastoralkonstitution Gaudium et spes des II. Vatikanum gibt der Kirche dann auf (4. De spe et angore.), diese Zeichen «sub Evangelii luce – im Licht des Evangeliums» zu verstehen und so das Evangelium um so zielgenauer zu verkünden. Mons. Bätzing aber will das Gegenteil daraus machen: «Quellen theologischer Erkenntnis und für die Entwicklung der Lehre», die offenbar nicht bei der Verkündigung des Evangeliums helfen sollen, sondern ihm etwas von außen (der Zeit nämlich) hinzufügen sollen.
Kardinal Koch hätte natürlich in seiner Formulierung bedenken sollen, daß NS-Vergleiche zumindest aus deutschem Mund immer verstörend wirken. Doch das Anliegen des Kardinals, aus der Geschichte zu lernen – damals hat, anders als die „Deutschen Christen“, die katholische Kirche die „Zeichen der Zeit“ richtig verstanden hat –, ist berechtigt. Wenn Mons. Bätzing nun von Kardinal Koch «„im Sinne der Sache und der Synodalen“ eine öffentliche Entschuldigung» erwartet, und zwar «umgehend», und eine «Beschwerde beim Heiligen Vater» androht, so ist das absurdes Theater.

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