Donnerstag, 17. September 2020

Öffnung zur Welt

«Erneuerung nach innen – Öffnung zur Welt» betitelt katholisch.de („weltkirche.de" ist weltkirche.katholisch.de) seine Seite über das II. Vaticanum.
Schon einmal zuvor hat es in der Kirchengeschichte eine Öffnung zur Welt gegeben: im IV. Jahrhundert die „Konstantinische Wende“. Sie ging damals vom Staat aus, vom Kaiser. Sie gab der Kirche Freiheit und ermöglichte ihr außerordentliche geistliche Entfaltung – die folgenden gut hundert Jahre waren die große Zeit der Kirchenväter. Doch sie hatte auch andere Folgen: Mächtige des Staates begannen sich in das kirchliche Leben einzumischen, kirchliche Stellungen wurden auch attraktiv für Menschen mit mehr weltlichen Interessen; so kam es dann auch zu Verweltlichung – der allerdings das zur gleichen Zeit entstandene Mönchtum entgegentrat.
Die Öffnung zur Welt in der Folge des Konzils geschah unter ungünstigeren geistesgeschichtlichen Umständen. So konnte es durch sie zu keiner ähnlichen geistlichen Entfaltung kommen; doch ungünstige Folgen gab es wiederum.
So könnte die „Konstantinische Wende“ als das große Vorbild gelten für die Öffnung zur Welt des XX. Jahrhunderts. Doch sonderbar: ebendieses Vorbild wurde nicht gewollt. Auf einer anderen Seite von katholisch.de – «Konzil, Reich Gottes und Kirche der Armen» – wird Papst Johannes XXIII., der das II. Vaticanum einberufen hat, der Ausspruch zugeschrieben, «der imperiale Staub der Vergangenheit der Konstantinischen Ära müsse weggewischt werden. ... zugunsten des „Aggiornamentos“, des „Heute-Werdens“, der Kirche.» Aus einem Vortrag wird zitiert, «dass sich mit der Konstantischen Wende im Jahre 313 aus einer prophetisch-messianischen Christenheit ein imperial-kolonisierendes Christentum entwickelt hätte, das bis in die Gegenwart die Kirche geprägt hätte. Mit dem Konzil sei allerdings eine Rückbesinnung auf die Bibel, auf das Wort Gottes eingeleitet worden.»
Was nun: Rückbesinnung oder Aggiornamento, wie es die Kirche bei der „Konstantinischen Wende“ schon einmal betrieben hat – damals freilich sehr viel behutsamer, mit sehr viel mehr Rückbindung an das Wort Gottes.

Zu empfehlen: Roberto Pertici: IL POST-CONCILIO E I “GRANDI BALZI IN AVANTI” DELLA MODERNITÀ (in vier Sprachen)

Siehe auch: Nachtrag

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen