gibt es hier weniger; aber gegen Ende des Hochamtes am Sonntag in der Propsteikirche gibt es doch eine Kräutersegnung. Das gewaltige Aspergill, das der Kaplan benutzt – es hat etwas von einem Reisigbesen, er hat es wohl aus Polen mitgebracht – gerät zur Lachnummer; so etwas kennt man hierzulande nicht.
Ich erinnere mich, wie ich letztes Jahr dieses Fest in Edjmiaçin miterleben durfte: dort war nach etwa sieben kommunistischen Jahrzehnten die Volksfrömmigkeit noch lebendig, die Traubensegnung, die dort zu diesem Fest gehört, ein großes Ereignis, zu dem alles herbeiströmte.
Nachmittags aber konnten wir in der Schloßkirche eine Aufführung eines ossetischen Jugendchors – Arion – erleben (nordossetisch; aber auch die Südosseten sind nicht schuld daran, daß sie für den Konflikt zwischen Georgien und Rußland instrumentalisiert werden). Großartiger Gesang: einige ossetische Volkslieder, mal wild wie georgische, dann aber viel lyrischer; Sologesang begleitet vom Chor mit einer Art von schweifendem Bordun. Dann Kirchengesang, rein russisch; ein wenig die unvermeidlichen modernen Kompositionen (sonderbarerweise überwiegend gut), und schließlich Bach. Und Bach gewinnt, wenn er von einem Chor gesungen wird, der nichts mit der romantischen deutschen Bachrezeption zu tun hat.
Eine Frage stellt sich mir beim ossetischen geistlichen Volkslied: da Ossetien anscheinend von Rußland christianisiert ist, da selbst in Georgien und Armenien die biblischen Namen griechisch geprägt sind: wieso heißt Maria da gut semitisch «Mairam»?
Zum Schluß einige Worte zum Publikum von der Organisatorin der Chorreise: noch zwei Tage zuvor seien die Visa nicht da gewesen, so galt es zu beten: N. und N. hier und sie mit dem Chor dort in Ossetien. Das Ergebnis sehe man nun hier.
Die Folgen einer Strafrechtsreform
vor 2 Wochen
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