in der tageszeitung habe ich ein Interview mit Ihnen gelesen über die Fälle sexuellen Mißbrauchs am Canisius-Kolleg und an anderen Jesuitenschulen. Sie setzen für die Aufklärung dieser Verbrechen einige Hoffnung aufden Rektor des Canisius-Kollegs, P. Mertes – ob zu recht, kann ich nicht beurteilen – und auf die deutschen Ordensprovinz.
Auffällig ist, daß Sie diese Gelegenheit nutzen, ausgerechnet Papst Benedikt abzubügeln, der energischer als seine Vorgänger sich bemüht, allem sexuellen Mißbrauch in katholischen Einrichtungen Einhalt zu gebieten; Sie sprechen von «Papst Benedikts verdammt unglücklicher Rehabilitierung des Holocaust-Leugners Williamson». Sie seien Katholik, Philosoph und Politikwissenschaftler, lese ich. Als einigermaßen informierter Katholik werden Sie wissen, daß Sie da eine Unwahrheit weitergeben. Bischof Williamson ist nicht rehabilitiert worden, sondern begnadigt; auch betraf diese Begnadigung nicht ihn als Einzelperson und schon gar nicht als «Holocaust-Leugner», sondern die Bischöfe der Piusbruderschaft insgesamt, sie betraf ihr Vergehen gegen die Kirchendisziplin.
Die gegenwärtig inkriminierten Mißbrauchsfälle sind ab 1971 geschehen, seitdem die paulisextanischen Reformen zu greifen begonnen haben, seitdem der Jesuitenorden «eher individualistisch, modernistisch, um nicht zu sagen liberal» geworden ist, seit der Entwicklung also, der die Piusbruderschaft sich widersetzt hat.
Ich will die Verhältnisse in Ordensschulen und -heimen in der Zeit zuvor keineswegs beschönigen. Wie jeder Katholik mit langjähriger Kirchenerfahrung weiß ich, daß es dort verschiedenartigste Charaktere gab, Ordensfrauen und -männer von großer Güte und Freundlichkeit ebenso wie wahre Drachen – und mir scheint, daß sich dort gerade die Extreme. häuften. So war Lieblosigkeit bis hin zu Brutalität leider nicht selten – ich habe da von üblen Dingen gehört, und einige solche Fälle sind ja in den letzten Jahren endlich ans Licht gekommen.
Dennoch erscheint es mir nicht als zufällig, daß gerade solche Fälle sexuellen Mißbrauchs vom liberal gewordenen Jesuitenorden berichtet werden und eben nicht von der Piusbruderschaft.
Hier nun aber den gar nicht involvierten Papst Benedikt in schlechteres Licht zu rücken als etwa die deutsche Ordensprovinz der Jesuiten, erscheint abwegig.
Darum bitte ich Sie höflichst, daß Sie Ihre Äußerungen über den Papst zurücknehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Peregrinus
Die Folgen einer Strafrechtsreform
vor 2 Wochen
Es ist nicht nur Herr Kallscheuer, der den Papst abbügelt. Auch Jesuiten selbst nutzen die Gelegenheit, von ihren eigenen Problemen abzulenken.
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