Zum Glauben gehört nicht
nur die Klarheit des Denkens, sondern auch ein gewisser Mut zu wollen. Die
verstandesmäßige Apologetik kann den Menschen bis an die Schwelle des
Glaubensheiligtums führen – aber den Schritt darüber muß er allein tun,
unterstützt von der Gnade, die Gott keinem versagt, der ihn darum bittet. Und
zu diesem Schritt, zur Mitwirkung mit der Gnade Gottes, gehört ein gewisser
heiliger Mut, eine Entschlossenheit, den Rest von Zweifeln niederzukämpfen, der
sich an die Gedankengänge der Vernunft in religiösen Fragen gerne heftet.
Das Welträtsel findet
allein in Gott seine Lösung, das Leben findet allein in Gott seine Erlösung.
Aber der Zweifel erhebt sich und fragt: „Und wenn es nun eben keine Lösung der
Welträtsel für mich gibt, wenn ich auf keine Erfüllung tiefster Lebenswünsche
für mich rechne – was ist dann?“ Was dann ist? Dann müssen wir eben darauf
verzichten, unser Dasein für vernünftig und zweckgeleitet zu halten. Dann ist
das All – ich weiß nicht was. Das Leben ist ein einfältiger, dummer Witz, der
jeden Menschen viele Tränen kostet und der besser nicht gemacht worden wäre.
Wer nun, in heillose Zweifel verstrickt, sagt: „Wir müssen uns eben damit
abfinden, daß es so ist“, dem kann keine Apologetik helfen.
Um das nicht zu wollen,
brauchen wir Mut. Wir brauchen Mut in manchen Stunden des Lebens, wo man
händeringend ausrufen möchte: „Ewiger Gott im Himmel, ich verstehe dich nicht
mehr; aber ich will doch fest an dich glauben – du führst mich doch zum Ziel
durch Sturm und Nacht.“ Wir brauchen Mut in der Stunde des Todes, wo das
Bewußtsein versinkt, um mitten in der Todesstunde zu rufen: „Ich glaube an ein
ewiges Leben.“
Aus:
Ignaz Klug (†1929), Die ewigen Dinge
Lesehore
am Donnerstag der 25. Woche im Jahreskreis, zweite Jahresreihe
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