Ein beharrlicher (um nicht zu sagen: impertinenter) Kommentator hat mich auf eine Behauptung hingewiesen, die auch im Netz weitverbreitet ist, doch ohne hinreichende Quellenangabe: Thomas von Aquin habe gelehrt, daß männliche Föten vierzig Tage nach der Empfängnis die menschliche Seele erhielten, weibliche aber erst nach achtzig Tagen. Diese Lehre der Sukzessivbeseelung und diese Unterscheidung der Geschlechter gab es ja tatsächlich, sie findet sich bei Aristoteles (Historia animalium 7, 3; De Generatione animalium 2, 3); der ließ allerdings die weibliche Seele erst nach neunzig Tagen zum Zuge kommen, altkirchliche Autoren kürzten diese Frist in Analogie zur alttestamentlichen Reinigungsregel (Lev. 12, 1-5) auf achtzig Tage. Das beim heiligen Thomas zu finden ist mir jedoch auf die Schnelle nicht gelungen. In der S. Th. steht zwar einerseits: «sicut in generatione hominis prius est vivum, deinde animal, ultimo autem homo» (II IIae, q. 64, a. 1 sub Respondeo), andererseits aber: «Sed si ponamus animam corpori uniri sicut formam, omnino impossibile videtur, plures animas per essentiam differentes in uno corpore esse» (I, q. 76, a.3 sub Respondeo).
Weiß wer, wo weiteres steht?
Die Folgen einer Strafrechtsreform
vor 2 Wochen
Wenn Thomas schreibt: anima unica forma corporis - ist für ihn dann eine Sukzessivbeseelung denkbar?
AntwortenLöschenVielleicht kann dies weiterhelfen:
https://books.google.de/books?id=0qxE3k88NAIC&pg=PA91&lpg=PA91&dq=anima+unica+forma+corporis&source=bl&ots=kzfscfIJZs&sig=3mbPPgxS00clXBDtVWXHRwHYdx0&hl=en&sa=X&ei=EZCfVd2vEqXCywPLzYGYCQ&ved=0CFQQ6AEwBQ#v=onepage&q=anima%20unica%20forma%20corporis&f=false