Zum zweiten Mal innerhalb eines Biennium werde ich Zeuge eines Vortrags der «katholischen Akademie im Bistum Dresden-Meißen», der wenig katholisch ist. «Was glaubt die Wissenschaft und was weiß die Religion?» heißt der Titel. Der Vortrag gehe «von einer philosophischen Analyse der Erkenntnisweisen der Naturwissenschaft und der Religion aus», so heißt es.
Es wird mit offenen Karten gespielt: Dr. Bauberger führt zwar einerseits das «SJ» bei seinem Namen, lehrt andererseits aber unter anderem buddhistische Philosophie und bekennt, daß er vom Buddhismus beeinflußt ist. Und, anerkennenswerterweise, erklärt er klar und deutlich, daß Christentum und Buddhismus völlig verschieden sind, keineswegs irgendwo in irgendwelchem Grunde dasselbe meinen.
Doch sein Ansatz, sein Perspektivenmodell, sieht in empirischer Wissenschaft und Religion nur zwei unterschiedliche Perspektiven auf dieselbe Realität, wobei – oberflächlich wiedergegeben – die empirische Wissenschaft die Realität objektiv zu erfassen hat, die Religion dagegen Erlebnisqualitäten und Wertungen dazutut. Eine objektive Realität, die sich der empirischen Wissenschaft entzieht, aber philosophisch oder theologisch erkennbar ist, hat in diesem System keinen Raum.
Der Referent ist ein aufrichtiger Mann: daß letztlich die Realität des materiellen Kosmos selbst nicht durch die empirische Wissenschaft nachweisbar ist (was ja heißt, daß die Annahme dieser Realität die Philosophie oder Theologie voraussetzt), gibt er auf meine Nachfrage unumwunden zu.
Doch daß in einer Veranstaltung der «katholischen Akademie» ich der einzige bin, der mit katholischen Nachfragen nervt, befremdet mich.
Montag, 21. Januar 2013
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