Etwa viereinhalbtausend Menschen nahmen am diesjährigen Marsch für das Leben teil. Den Abschlußgottesdienst wollten sie in einer entsprechend großen Kirche abhalten, dem Berliner Dom. Doch das Domkirchenkollegium verwehrte den Veranstaltern diesen Kirchenraum. Es erklärte: «Nach mehrfachen Debatten hat sich das Domkirchenkollegium gegen eine Abschlussfeier der Aktion „Marsch für das Leben“ am Samstag, den 21.9.2013, im Berliner Dom entschieden.»
Um das recht zu würdigen, muß man auf die Vorsitzende des Kollegiums schauen.
Frau Irmgard Adam-Schwaetzer, FDP-Politikerin, wurde 1987 Staatsministerin im Auswärtigen Amt. Sie besaß eine Eigentumswohnung, die sie vermietete (ich referiere nach dem Spiegel). Im September 1990 kündigte sie ihrem Mieter die Wohnung. Sie wolle, erklärte sie, «aus wirtschaftlichen Gründen» selbst in ihre Eigentumswohnung einziehen und mache deshalb «Eigenbedarf geltend».
Im Januar 1991 wurde Frau Adam-Schwaetzer Bundesministerin für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (kurz Wohnungsbauministerin genannt). Im selben Monat mußte ihr Mieter ausziehen, nun eine teurere Wohnung beziehen. Wenige Monate stellte er fest, daß Frau Schwaetzer durchaus nicht selber in seine vormalige Wohnung gezogen war, sondern sie verkauft hatte; nun suchte der neue Besitzer einen neuen Mieter. Ihre gesamte Lebensplanung habe sich binnen weniger Monate grundlegend verändert, begründete die Wohnungsbauministerin ihre neue Entscheidung. Die Forderung des vormaligen Mieters, ihm die Umzugskosten zu erstatten, etwa 3000 Mark bittet, wies sie ab.
Ihre Lebensplanung: Im Herbst 1990, erklärte sie, habe sie sich für eine neue Ehe entschieden. Anfang 1991 ließ sich Frau Adam-Schwaetzer, seit 1974 mit Herrn Adam verheiratet, scheiden, seitdem heißt sie nur noch Schwaetzer. Zur gleichen Zeit ließ sich ein Herr Philipp scheiden; beide heirateten einander noch im selben Jahr (im Jahr 2000 trennte sich Frau Schwaetzer wieder von ihm).
Wohlgemerkt: im September 1990 hatte Frau Adam-Schwaetzer ihrem Mieter gekündigt, im Januar 1991 mußte er ausziehen, erzwungen kraft einer juristischen Begründung, die dann aufgrund ihrer geänderten Lebensplanung hinfällig wurde, zu welcher sie sich im Herbst 1990 entschieden hat.
Ich habe mir sagen lassen, der Verkauf einer Wohnung sei leichter, einträglicher, wenn sie nicht vermietet ist.
1994 verlor Frau Schwaetzer ihr Amt als Wohnungsbauministerin. Doch wurde sie 2004 Vorsitzende des Domkirchenkollegiums am Berliner Dom, 2009 für die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Mitglied der Synode der EKD.
Als Vorsitzende des Domkirchenkollegiums nun erläuterte Frau Schwaetzer die Absage für den Abschlußgottesdienst: «Wir sehen es als höchst problematisch an, die ausgesprochen sensiblen und komplexen Themen menschlicher Existenz – wie zum Beispiel einen Schwangerschaftsabbruch oder die Präimplantationsdiagnostik – zum Gegenstand einer Aktion mit dem Namen „Marsch für das Leben“ zu machen.»
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Und jetzt ist Frau Schwaetzer Präses der EKD!
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