Auf der Fahrt, in der Enge des TGV, dann herausgelassen auf einen zugigen Bahnhof irgendwo in der Prairie, lernt man die Vorzüge deutscher Schnellzüge schätzen.
Aber: wenn auch kalt, so ist es doch eine mediterrane Prairie.
Palmsonntag in Le Barroux: in der Chronik von Orietur Occidens wird dieser Besuch geschildert.
Von Gründonnerstag bis Ostern sind wir in Montpellier. Die Kathedrale ein großes, schlichtes gotisches Gebäude. Dort findet man den Hinweis auf die Gottesdienste auch der anderen Kirchen der Stadt, darunter S.te Eulalie mit dem Vermerk: „im extraordinären Usus“.
In S.te Eulalie wirkt das Institut „Christus König und Hoherpriester“. Die Liturgie ist, so wie man es von diesem Institut erwartet, sehr korrekt; es wundert geradezu, daß in die Gründonnertagsmesse das Credo geraten ist (das, natürlich, im auch hier vorhandenen ausführlichen Textheft für das Volk nicht erscheint).
Am Vormittag des Karsamstags komme ich an einer Kirche am Rand der Innenstadt vorbei, S.t Denis. Ich sehe hinein – ein sonderbarer Anblick: einige, zumeist junge Männer in bunter Freizeitkleidung kommen mir entgegengeschlurft. Zwei tragen Kerzen, einer ein Kreuz, einer ein Weihrauchfaß. Was soll das sein? Doch dann höre ich einen Herrn mittleren Alters sagen: «Quand le prêtre chante [er singt]: „Lumen Christi“ ...» Ah ja, jetzt weiß ich es.
In der Osternacht gehen wir in die Kathedrale. Die Gebete zur Feuerweihe sind, meinen begrenzten Französischkenntnissen zufolge, etwas ungewöhnlich; dazwischen wird immer wieder «Joyeuse Lumière» gesungen. Ein schöner Text ja; aber wenn man den östlichen Gesang des «Phôs hilarón» in Erinnerung hat, klingt es hier doch wenig ansprechend.
«Lumen Christi» – das höre ich hier nicht. Als wir wieder in die Kirche gelangt sind, höre ich den Diakon (es ist wohl doch, wenn ich recht sehe, ein Priester im Meßgewand) bereits singen. Habe ich das Exsultet, habe ich den Beginn der Präfation versäumt? Jedenfalls höre ich nichts dergleichen, auch nichts, was dem normalen Text, der normalen Melodie ähnelt. Statt dessen wird immer wieder die «Lumière» besungen, und immer, wenn der Diakon dieses Wort singt, schwenkt das Publikum seine Kerzen. Gesänge folgen von französischer Klangpracht; nur das Gloria ist ein schlichter Choralgesang. Prächtig ist auch das Alleluja – es wird freilich nicht vom Bischof gesungen, folgt nicht dem nicht so sehr prächtigem als vielmehr eindrucksvollem überlieferten Melos. Anstelle der Keuschheit der klassischen gregorianischen Melodien und Riten, die sich ruhig, behutsam, doch markant allmählich steigern, hier forcierte Solennité.
Doch ich erlebe auch Erfreuliches: die Kommunion wird nur von Priestern ausgeteilt (daß Laien in Prozession Kelch und Patene zur Opferung zum Altar tragen, daran führt in französischen Kirchen anscheinend kein Weg mehr vorbei). Das Schönste: zwei junge Frauen werden getauft.
Die Folgen einer Strafrechtsreform
vor 3 Wochen
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