Mittwoch, 17. September 2014

Ein Bischof mit Haaren auf den Zähnen

Manch einer dachte, die Tragödie um die Franziskaner der Immaculata würde sich wiederholen: eine Diözese, in der – anders als im übrigen Land – es Berufungen zum Priesteramt in großer Zahl gibt, in der der extraordinäre Ordo freie Bahn hat; hier nun wird eine Apostolische Visitation in Gang gesetzt. Zum Schluß der Visitation wird mitgeteilt; daß Priesterweihen in der Diözese Ciudad del Este einstweilen suspendiert sind, für den 15. August angesetzte Weihen mußten abgesagt werden. Und dann: keine neuen Nachrichten mehr.
So sah ich mich vor der Aufgabe, ein wenig zu recherchieren. Was da geschehen zu sein scheint: einige Priester der Diözese und einige benachbarte Bischöfe, unter ihnen der Erzbischof von Asunción, nahmen Anstoß an der geistlichen Neubelebung in der Diözese; sie ersuchten Papst Benedikt um eine Intervention – der aber bestärkte statt dessen Bischof Rogelio in seinem Bemühen. Einen Papst später gelang den Opponenten des Bischofs, einen Hebel zu finden, den sie gegen den Bischof ansetzen konnten.
Ein Priester, P. Carlos Urrutigoity, war einstmals in den USA der Pädophilie beschuldigt worden, doch die Beschuldigungen erwiesen sich als haltlos; es gab keine Opfer, nicht einmal angebliche. Dieser Priester kam dann nach Ciudad del Este, wurde dort inkardiniert, erwarb sich großes Ansehen, wurde schließlich Generalvikar. Nun aber ahnte Bischof Rogelio, was kommen sollte, entband P. Urrutigoity seines Amtes und teilte ihm eine Aufgabe zu, mit der er weniger im Rampenlicht stand. Doch die Visitation kam. Und dann?
Wie es mit Priesterweihen in dieser Diözese weitergeht, konnte ich leider nicht ermitteln. Laut englischem Netzauftritt von Radio Vaticana (Stand: 30. Juli) «cautioned» (nach meinem Wörterbuch: «warnte») der visitierende Kardinal den Bischof davor, mit Weihen fortzufahren. «Keine anderen Maßnahmen wurden angekündigt.» Und von P. Urrutigoity steht da sibyllinisch, er sei «subject» von Anklagen wegen sexuellen Mißbrauchs gewesen. Und nun?
Seiner eigenen Sicht zufolge scheint Bischof Rogelio Livieres Plano heil aus der Visitation hervorgekommen zu sein; seine Diözese legt im Netz genüßlich die Intrigen gegen ihn offen. Und sie stellt die offensichtliche Unschuld von P. Urrutigoity heraus. Das Priesterseminar der Diözese scheint unbeschädigt zu sein.
Und seither gibt es anscheinend nichts neues mehr.

Superaddendum: Der Erzbischof von Asunción hat vorletzte Woche seinen Rücktritt bekannt gegeben (Friedlon sei Dank für die Nachricht).

Am Donnerstag, den 25. September 2014, wurde Bischof Rogelio Ricardo Livieres Plano seines Amtes enthoben.

1 Kommentar:

  1. Der Erzbischof von Asunción hat vorletzte Woche seinen Rücktritt bekannt gegeben – falls das in diesem Kontext von Belang sein könnte ;-)
    http://www.ultimahora.com/pastor-cuquejo-renunciara-al-arzobispado-n821687.html

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