Samstag, 13. Dezember 2014

Politisch korrekter Antisemitismus

– der II. Akt (von Pro familia NRW & Co.)

2 Kommentare:

  1. Da immer wieder Sympathisanten von Pegida Menschen mit einer differenzierenden Betrachtungsweise abwertend als “politisch korrekt” abtun, hier einige Gedanken dazu.
    Ich sehe jetzt mal zwei Deutungsebenen der “politischen Korrektheit”.
    – Einerseits bezeichnet sie einen historisch mühsam erarbeiteten gesellschaftlichen Konsens bezüglich des respektvollen und wertschätzenden Umgangs mit Menschen anderen Geschlechtes, anderer Hautfarbe, nichtheterosexueller Lebensweise, anderer Nationalität, anderer Religion, körperlicher bzw. seelischer Behinderung, mit Arbeitslosen, Armen etc. So wie es als Menschenwürde auch verfassungsrechtlich geschützt wird. In diesem Sinne ist “political correctness” eine der wesentlichen menschheitlichen Errungenschaften.
    – Andererseits kann man darunter verstehen, was Erich Fromm und Arno Gruen als die Krankheit des Normalen kritisieren, nämlich der alltäglich allgemein hingenommene Irrsinn der Ausbeutung von Mensch und Natur zugunsten eines auf herzlosem Konkurrenzdenken basierenden Wirtschaftswachstumsparadigmas, das einer immer kleiner werdenden Finanzelite immer wahnwitzigere Geldbeträge nach oben hin abführt, dabei sogar Kriege in Kauf nehmend. Dass die entsprechenden Politiker und Interessengruppen dann nicht gerne darüber reden oder reden hören, wenn Luft, Böden und Gewässer global vergiftet werden und wenn Hirne und Gemüter der Menschen durch Werbung und Konsum vergiftet werden, wenn im Rausch von Konsum und Mobilität nicht einmal die heilige Sonntagsruhe eingehalten wird, auf dass der Mensch sich wenigstens am siebten Tag rückbindet mit der bedingungslos liebenden Gegenüberhaftigkeit als solcher, die ihn erst zur menschlichen Person erschuf und erschafft, wenn Tiere in der Massentierhaltung grausam leiden, wenn Menschen in anderen Ländern regelrecht versklavt werden zur Ermöglichung von “Geiz ist geil” in Billigdiscountern in Deutschland (parallel dazu etwa in Deutschland der Umgang mit Menschen in “Hartz 4″), wenn westliche Waffen diese geschundenen Menschen von ihrem berechtigten Protest abhalten (und solche Protestierenden allzuleicht als “Terroristen” abgestempelt werden) etc. und wenn in vielen Medien über diese Zusammenhänge kalt hinweggegangen wird, dann widersetzt sich etwa auch ein Eugen Drewermann – in der Nachfolge Erich Fromms – ausdrücklich einer totschweigenden, verdrehenden, erstarrten und erstarrenden “politischen Korrektheit”.
    Gruss
    Peter Friedrich

    AntwortenLöschen
  2. Respektvollen und wertschätzenden Umgang – den wollen wir natürlich allen Menschen gegenüber. Freilich wirft die von Ihnen skizzierte Politische Korrektheit Dinge in eins, die wenig miteinander zu tun haben. Da sind Menschen, die einfach, ganz unschuldig und wertfrei, anders sind, da sind Menschen, die in verschiedener Weise schuldlos gravierend benachteiligt sind, da sind Menschen, die andere Anschauungen als wir haben, denen gegenüber der respektvolle und wertschätzende Umgang sachliche Auseinandersetzung nicht ausschließt. Die Politische Korrektheit aber will die einen Anschauungen der Diskussion entziehen, die anderen – im besonderen christliche Positionen – ungestraft schmähen. Darum sehe ich die Errungenschaft der Politischen Korrektheit vor allem in der militanten Vernebelung ihrer eigenen Anliegen.
    Näheres ist zu finden in Das Zusammentreffen der gegensätzlichen Ideologien.

    AntwortenLöschen