« Der Glaube beginnt mit dem Hören, aber auch mit der Art, in der die Offenbarung vorgelegt wird.
Traditionell wird die Bibel in der Kirche gelesen. Nich zufällig ist der Locus princeps, der erstrangige Ort solcher Lesung die Liturgie. Dies, weil die Heilige Schrift der Tradition entspringt und es die Tradition ist, die die Mittel bietet, sie lesen und verstehen zu können. Die Tradition ist für die Schrift das, was die Fassung für den Diamanten ist.
Die Heilige Schrift losgelöst von der Traditiom und von der Kirche wird zu einem Buch wie jegliches andere, somit freien Interpretationen unterworfen.
Die Revolution Martin Luthers ist gerade die gewesen, die Bibel abzulösen von der Tradition und sie so unmittelbar zu verbinden mit der freien Interpretation allein dessen, der sie liest. »
(aus: Pietro C.: Alla radice dell'allergia per il Sacro)
Mittwoch, 29. November 2017
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Ich bin mir sicher, es gibt Lutheraner, die das unterschreiben würden und stolz darauf wären.
AntwortenLöschenDie Bibel war immer der freien Interpretationen unterworfen, sonst hätte Jesus sie ja gar nicht auslegen und die Kirche hätte sie auch nicht in seinem Sinne uminterpretieren können.
AntwortenLöschenDer ganze Text ist nur eine obskurantistisch-mystisierende Verherrlichung der "Tradition", die darin zu einem inhaltsleeren Schlagwort mutiert. Genau dieses falsche Verständnis von "Tradition" als eine Art eigenständige Größe mit eigener Autorität hat Papst Paul VI. explizit verworfen. Das ist schlicht (verurteilter) Traditionalismus.
Die Tradition ist nichts Eigenständiges, schon gar nichts Fixes oder Festgelegtes, sondern sie besteht ja gerade im beständigen Um- und Neuinterpretieren des Weitergegebenen entsprechend den jeweils prägenden Zeitzeichen.
Wer die Tradition als etwas Fixes und Unabänderliches darstellt und der freien Interpretation entzieht und als Gegensatz gegenüberstellt, hat erstens überhaupt nicht begriffen, was Traditionen eigentlich sind (ohne beständige Neuinterpretation gibt es gar keine Tradition, sondern nur sterile Nachahmung), und begeht zweitens einen eklatanten Verstoß gegen das Wahrheitsgebot, das für jegliche ernstzunehmende Überlieferung entscheidende Kriterium. Überlieferung von religiösen Überzeugungen hat nur Sinn, wenn sie glaubwürdig ist und die überlieferten Überzeugungen und Praktiken für die Rezipienten plausibel sind.
Tradition, die sich der Neuinterpretation und der Überprüfung auf ihren Wahrheitsgehalt zu entziehen versucht, ist tot und verlogen und lässt sich letztlich nur mit autoritären Maßnahmen "tradieren" oder durchsetzen. Das ist dann aber keine authentische Tradition mehr, sondern bloß noch eine aufgezwungene, unglaubhafte und ungeglaubte "Lehre", leere Ideologie eben.
Traditionalismus ist so eine Ideologie. Verbot des Selberdenkens und Verabsolutieren sinnentleerter (und damit für jeden Missbrauch offener) Floskeln, Liturgien und Denkschablonen. "Tradition" als autoritäres Denkgebot.
Das ist unmittelbar wahrheits- und damit eben auch christusfeindlich (Christus ist die Wahrheit und nichts Erfundenes, auch nichts "Tradiertes", egal wie althergebracht es sein mag).
Man sieht daran sehr schön, wie der Traditionalismus den lebendigen Glauben aushöhlt und zur bloßen Ruine verkommen lässt.
Lieber Jorge Sensenbrenner,
Löschenmit großem Interesse habe ich Ihre obskurantistisch-mystisierende Verherrlichung der freien Interpretationen gelesen. Gestatten Sie nun bitte, Sie auf einiges hinzuweisen.
Verurteilt wurde Traditionalismus 1855 durch Papst Pius IX.; dieser Traditionalismus ist die Lehre, alles geistliche Wissen komme aus der Tradition, ohne die Offenbarung sei die menschliche Vernunft zur Erkenntnis von Wahrheit nicht fähig (weiteres unter Was sind eigentlich „Traditionalisten“). Solche Lehre sei uns ferne!
Religiöse Überzeugungen haben nur Sinn, wenn die Rezipienten der Überlieferung des Glaubens, wie er ursprünglich offenbart worden ist, folgen; sonst ist er der Neuinterpretation unter dem Einfluß des Zeitgeists ausgesetzt, ist er somit tot und verlogen.
«Die katholische Kirche ist die einzige Institution, die den Menschen vor der erniedrigenden Sklaverei bewahrt, ein Kind seiner Zeit zu sein» (Gilbert Keith Chesterton) – und damit den Weg eröffnet zum Selberdenken, das abhängig ist nur von der Wahrheit.
Zum Thema „Glaube und Wissen“ seien Ihnen noch unsere Ausführungen zu diesem Thema empfohlen.