«Der Kalif von Köln», taz vom 17. 9. 07
Der Skandal um Kardinal Meisner gehe über die Wortwahl hinaus, meint Dirk Knipphals. Warum? Die Predigt «passt keineswegs zum Selbstverständnis einer modernen und liberalen Gesellschaft.» Hat eine «moderne und liberale Gesellschaft» ein einheitliches verbindliches Selbstverständnis? Demnach wäre sie nicht pluralistisch, wie man sonst anzunehmen pflegt.
Wie dem auch sei: es ist einfach der Beruf eines Bischofs, für christliche Werte zu sprechen und nicht etwa, zum aktuellen Selbstverständnis der Gesellschaft zu passen.
«Meisner sagt nichts anderes, als dass wahre Kunst nur diejenige Kunst ist, die Gott preist.» Selbst Friedrich Nietzsche (Menschliches, Allzumenschliches I., 219. 220) sah das gar nicht so anders («Nicht ohne tiefen Schmerz gesteht man sich ein ...»). «Ein Taliban würde das kaum anders sagen»? Einen Taliban gibt es nicht; aber wenn ein Talib gemeint ist: der wird schwerlich Interesse an «wahrer Kunst» haben.
Und wenn der Autor erklärt, die Sicht des Kardinals widerspreche allem, «was Kunstlehrer ihren Schülern vermitteln sollen» und erst eine Kunst ohne Gott sei «in der liberalen Gesellschaft angekommen», so zeigt er einen antiklerikalen Fundamentalismus, mit dem der religiöse, den er dem Kardinal unterstellt, kaum mithalten kann.
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