In seinem Artikel An der fernsten Grenze über das Buch Skandal in Togo von Rebekka Habermas scheibt Micha Brumlik:
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Im Dezember 1906 debattierte das Parlament des deutschen Kaiserreichs einen Skandal, der sich in der deutschen Kolonie Togo zugetragen hatte: Ein Kolonialbeamter soll mit minderjährigen schwarzen Mädchen zusammengelebt und sie regelmäßig missbraucht haben und schließlich einen Fürsprecher der Mädchen, einen Stammesältesten, so hart ob seines Aufbegehrens bestraft haben, dass dieser kurz darauf starb. Ruchbar wurde dieser gar nicht so seltene, aber typische Fall durch ebenfalls in Togo tätige katholische Missionare, Angehörige der Steyler Mission, die die Vorfälle der Berliner Kolonialabteilung gemeldet hatten; eine Meldung, die freilich ohne Folgen blieb.
Modern und erfolgreich
Im deutschen Reichstag waren es vor allem die Partei des katholischen Zentrums in Gestalt der Abgeordneten Matthias Erzberger sowie des Sozialdemokraten August Bebel, die sich immer wieder kritisch und anklagend zu den rassistischen und gewalttätigen Auswüchsen der deutschen Kolonialpolitik äußerten, ohne indes grundsätzlich gegen die Kolonialpolitik zu sein. Denn: Kolonialismus galt allgemein als Ausdruck gesellschaftlicher Modernität sowie politischen und ökonomischen Erfolgs.
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Deutscher Kolonialismus: Das war ein In-, Mit- und Gegeneinander eines rassistischen Sexualregimes weniger deutscher weißer Männer über schwarze Frauen, einer bitteren Konkurrenz zwischen gebildeten, humanitär gesinnten Missionaren oft kleinbürgerlicher Herkunft hier und karrieristisch gesinnten Beamten dort; ...» (taz vom 1. Oktober 2016)
Auf die Missionare dürfen wir ein wenig stolz sein und ebenso auf das Zentrum, das die Gemeinsamkeit mit den damals antiklerikalen Sozialdemokraten nicht scheute.
Und wir werden darin bestätigt, allen «Ausdruck gesellschaftlicher Modernität» zu meiden.
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