Samstag, 28. Dezember 2019

Geistliche Weihnachten

Die Kirchen unseres obersächsischen Großstädtchens boten in diesem Jahr Gelegenheit zu wirklich geistlicher Weihnachtsfeier.
Eine festliche Messe in der Heiligen Nacht. Es wurde das „große Credo“, das nicæno-constantinopolitanische Glaubensbekenntnis gesprochen; und der polnische Kaplan versäumte es nicht (es ist heute wohl wirklich nicht mehr allen bewußt), darauf hinzuweisen, daß man zum «Er hat Fleisch angenommen» niederkniet.
Ein nicht minder festliches Hochamt am ersten Weihnachtstag. Hier, in Deutschlands Fernem Osten, wird verläßlich korrekt der Johannes-Prolog als Evangelium gelesen (im Norden habe ich anderes erlebt). Und die Messe wird bereichert durch Instrumentalmusik, was besonders bei der Opferung die Hinwendung auf das Geschehen am Altar mehr fördert als ein übliches Kirchenlied.
Nur: in den Vermeldungen dankt der Zelebrant der Frau, «die für uns Flöte gespielt hat» – man darf hoffen, daß sie für den Herrn gespielt hat (in der evangelischen Nachbarkirche weiß man es besser).
Daß auch das Fest des heiligen Stephanus entsprechend gefeiert wird, ist hierzulande selbstverständlich. Aber das nicht minder hohe Fest des heiligen Johannes, dessen Evangelientext das Weihnachtshochamt geistlich bereichert hat, das aber kein staatlicher Feiertag ist, wird gerne ignoriert (ich fürchte, im nächsten Jahr wird es dem Fest der heiligen Familie zum Opfer fallen).
Hier aber wird es heute gefeiert. Als ich ankomme, ist gerade noch das Allerheiligste ausgesetzt – eine schöne Vorbereitung auf die Eucharistiefeier. Abendmessen an Festen, die keine staatlichen Feiertage sind, besonders in der dunklen Jahreszeit, mag ich sehr; und ich schätze es, wenn ein sehr alter Priester in der Schlichtheit seines Alters zelebriert, ohne alle pastoral gemeinten Sperenzien (und dieser Priester ist dankenswerterweise noch in der Lage, selber, und natürlich allein, die Kommunion auszuteilen).
Darf man an diesem Hochfest, das der geltende Kirchenkalender nicht als solches gelten läßt, das dieses Jahr auf einen Freitag fällt, Fleisch essen? Ich habe es mir gestattet.

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