Seit einer Woche ist die römische Kirche im Advent. Es ist eine „geschlossene Zeit“, eine Zeit, in der Hochzeiten und andere Feiern unterbleiben sollen, in der man auf Theater und andere weltliche Veranstaltungen verzichten soll. Eigentlich ist es eine Fastenzeit; doch war sie nie so streng wie die vor Ostern, Feste waren immer ausgenommen, und heute ist sie im lateinischen Raum weitgehend vergessen.
Zugleich hat diese Zeit einige liturgische Besonderheiten, die mit dem Fastencharakter zusammenhängen: Gloria und Te Deum fallen aus, ebenso das Orgelspiel, die liturgische Farbe ist Violett.
Der römische Advent beginnt mit dem 4. Sonntag vor Weihnachten, der in die Zeit vom 27. November bis zum 3. Dezember fällt. Ebenso lang ist er in der assyrisch-chaldäischen Kirche.
Zwei Wochen länger dauert der Advent in den zwei anderen noch lebendigen lateinischen Riten: im mozarabischen beginnt er also am 6. Sonntag vor Weihnachten, der in die Zeit vom 13. bis zum 19. November fällt. Ähnlich ist es im ambrosianischen; wenn allerdings hier der Heilige Abend auf einen Sonntag fällt, so wird der nicht als Adventssonntag gerechnet, so daß hier der Advent an dem Sonntag beginnt, der in die Zeit vom 12. bis zum 18. November fällt. In diesem Jahr war es in beiden Kirchen der 16. November.
Als „quaresima di san Martino“, „Martinsfasten“ war dieses längere Adventsfasten weit über die Mailänder Kirchenprovinz hinaus verbreitet; auch der heilige Franziskus hielt es ein.
Sechs Sonntage vor Weihnachten: das entspricht etwa 40 Tagen. 40 Tage lang fastete der Herr, 40 Tage dauert die Fastenzeit vor Ostern. Auch vor Weihnachten fasten die orthodoxen Kirchen 40 Tage; da dieses Fasten aber weniger streng ist, werden dabei auch die Samstage und Sonntage mitgezählt. Es beginnt also am 15. November (was bei den Altkalendariern dem 28. November des gregorianischen Kalenders entspricht). Sechs Wochen vorm Heiligen Abend beginnen die Kopten zu fasten, also am 12. November, dem 3. Hatur (was dem gregorianischen 25. November entspricht).
Doch besondere adventliche Texte gibt es in den orthodoxen Kirchen nur an den letzten beiden Sonntagen vor Weihnachten.
40 Tage vor Weihnachten fastete früher auch die syrisch-antiochenische Kirche, doch heute sind es nur die letzten noch zehn Tage. Der liturgische Advent aber ist in dieser Kirche am längsten: er beginnt am 8. Sonntag vor Weihnachten, an dem Sonntag also, der in die Zeit vom 30. Oktober bis zum 5. November fällt. In diesem Jahr war es der 2. November.
Am 6. Sonntag vor Weihnachten beginnt auch der Advent der armenischen Kirche. Doch diese Kirche feiert Weihnachten am 6. Januar, an dem Tag also, an dem die anderen Kirchen Epiphanie oder Theophanie feiern. Hier ist der 1. Adventssonntag der Sonntag, der in die Zeit vom 25. November bis zum 1. Dezember fällt. In diesem Jahr war es, wie in der römischen Kirche, der 30. November. Doch gefastet wird heute nur noch die letzten sieben Tage.
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