Immer noch beschäftigt mich Prof. Kamplings Vortrag.
Es ist eine völlig unbestreitbare These, die er damit begründet, daß das nun «traditio» sei – «traditio» sagt er, nicht schlicht deutsch: Tradition; diese Wort sei nur ungenau durch «Überlieferung» zu übersetzen.
Die These, um die es geht, wurde von Paul VI. sanktioniert und von Johannes Paul II. griffig formuliert: Israel ist – immer noch – das Volk Gottes.
Das stimmt.
Nur die Begründung: «traditio», und daher endgültig gültig, sei es deshalb, weil es vom Lehramt, dem Papst, verkündet worden sei und in das Leben der Kirche eingegangen sei. Punctum.
Man kann jene Tatsache – daß Israel das Volk Gottes ist – leicht begründen; ein einfacher Blick in die Heilige Schrift könnte reichen. Aber durch diese Definition wird plötzlich alles, was ein Papst lehrt und eine nicht genauer bestimmte Zahl von Christen ihm abnimmt, zur endgültig gültigen «traditio».
Die Kirche aber, das Tridentinum (Sessio IV), das Vaticanum I (Sessio III), lehrten anderes: endgültig gültige «traditiones» sind die, die auf die Apostel zurückgehen; auf sie ist letztlich auch das kirchliche Lehramt beschränkt (es gibt zwar eine Weiterentwicklung der Tradition; es kann aber keine neuen Lehren geben, die nicht implicite in ihr seit der Offenbarung an die Apostel enthalten sind). Nach Prof. Kamplings Definition jedoch hätten neue Lehren freie Bahn.
Bemerkenswerterweise verwendet Prof. Kampling seine Definition von «traditio» an anderer Stelle nicht: das Christentum sei ursprünglich eine bilderlose Religion gewesen (eine wohl nicht ganz den Tatsachen gerechte Behauptung; er begründet das durch Eusebius, einen Mann von nicht gerade eindeutiger Orthodoxie, der Bilder heruntergerissen habe); aber die Kneipierin Helena (in Wirklichkeit war es ihr Vater, der eine Gaststätte betrieb) habe das nicht verstanden und, unziemlicherweise, das in Gang gesetzt, was dann kam. Nun: die Bilderverehrung ist, theologisch wohl begründet vor allem durch Johannes Damascenus, durchs Nicaenum II gerechtfertigt worden und ausgiebigst in das Leben der Kirche (besonders der orthodoxen Kirche) eingegangen. Also gerade auch nach seiner Definition klarste gültige «traditio».
Katholische Kirche und Judentum – ich möchte den anwesenden Juden keine Diskussion über innerkirchliche Themata zumuten; statt Diskussion zu suchen, nehme ich das Angebot einer Frau aus meiner Pfarrei an, mich nach Hause mitzunehmen. Die subtilen Beobachtungen, die mich so ärgern, hat sie, theologisch nicht so achtsam, nicht gemacht; aber im Gespräch befindet sie, der Professor sei völlig in seinem eigenen Denken verhaftet; ihr sage es mehr zu, auch die Wirklichkeit um sie herum wahrzunehmen.
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