Montag, 12. Oktober 2020

Das jüdische Erbe im liturgischen Alltag

Während wir kürzlich, wieder einmal, reichlich Anlaß hatten, über katholisch.de zu nölen, war dort doch auch etwas Sinnvolles zu finden: «Wie Christen jüdisches Leben „normal“ sein lassen können», hieß es.
Der erste Satz – «Das Christentum verdankt sich der jüdischen Tradition» – ist zwar Unfug: das Christentum verdankt sich Christus. Aber der Hinweis «In jedem Sonntagsgottesdienst muss eine Lesung aus der jüdischen Bibel gelesen werden [gemeint ist der „ordentliche“ Usus] – oft wird sie „aus Zeitgründen“ weggelassen» und der Satz «Von Antisemitismus entsetzt sein und die alttestamentliche Lesung weglassen, die biblische Geschichte, den jüdischen Philosophen – das ist ein Widerspruch in sich» sind sehr berechtigt.
Schade nur, daß der Autor – es geht ja um den „ordentlichen“ Usus – nicht den Skandal der Leseordnung dieses Usus angesprochen hat – in kaum drei Wochen wird es uns ja wieder anspringen –, daß aus der Apokalypselesung des Festes (7, 2-14) die zwölf Stämme Israels (vv. 5-8) säuberlich herausgeschnitten sind, obwohl ohne ihre Aufzählung die Zahl „hundertvierundvierzigtausend“ (v. 4) kaum verständlich ist.
Siehe auch: Antijudaïsmus in der Liturgie?

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