Ein Interview mit Annette Schavan zum Thema: Umgang mit dem Islam in Deutschland.
«Der Islam ist selbstverständlich Teil der gesellschaftlichen Wirklichkeit in Deutschland», lese ich da einerseits, «Wir wollen über eine Weiterentwicklung des Islam reden – so, wie wir sie oft verbinden mit den Prozessen der Aufklärung» andererseits. Ich sympathisiere nicht mit dem Islam, darum braucht mich das nicht zu stören. Aber: wenn ich Muslim wäre, wollte ich sicher nicht meinem Glauben von westlichen Politikern weiterentwickeln lassen. Unbehagen allerdings verspüre auch ich: wenn das heißt (was mir die naheliegende Folge zu sein scheint), daß der Islam der «political correctness» unterworfen würde, einem Religionssurrogat, das geistig leerer und uns Christen gegenüber feindseliger als der Islam ist, so wäre das wenig erfreulich für uns.
Doch bedeutsamer erscheint mir etwas anderes:
Frau Schavan wird darauf angesprochen, daß nunmehr «muslimische Verbände bei der Berufung von Professoren bei den islamischen Studien ein Mitspracherecht haben»; sie antwortet: «Klar ist: Der Beirat der muslimischen Verbände entscheidet nicht über die Berufungen. Das entscheidet die Universität». Und «wenn die Hochschule einen zu refomfreudigen muslimischen Theologe berufen will und der Beirat sagt: Nein?» – «Dann kann ich nur raten, der Wissenschaft zu folgen. Die wissenschaftliche Reputation muss der relevante Faktor sein. Und ein Beirat müsste schon sehr gewichtige Gründe haben, ein eindeutig wissenschaftliches Votum zu übergehen.»
Was mich beschwert, ist die Wissenschaftsgläubigkeit, die sich darin zeigt. Ich erinnere mich, wie Professor Hans-Joachim Schulz (er hatte zuvor «Die apostolische Herkunft der Evangelien» [Freiburg 1993] veröffentlicht) erzählte, daß, als er als Liturgiewissenschaftler die Liturgie als Sitz im Leben (wie das auf theologesisch heißt) besonders des Johannesevangeliums aufgewiesen hatte und dadurch und natürlich durch Quellenstudium diese apostolische Herkunft der Evangelien hatte untermauern können, Neutestamentler, denen er seine Erkenntnisse vortrug, ihn «mit haßerfüllten Augen» angeblickt hätten. Und er fragte, etwas suffisant, warum denn eigentlich die sich nicht gefreut hätten, daß er so für ihren Forschungsgegenstand solch ehrwürdigen Ursprung hatte nachweisen können. – Jeder Theologe könnte sicher etliches an vergleichbaren Erfahrungen schildern.
So nun steht es nicht selten mit der Wissenschaftlichkeit der Wissenschaft.
Wissenschaftsgläubigkeit? oder doch Feindschaft gegen die Religion?
Was mich beunruhigt, ist, daß so, wie Frau Schavan und andere Politiker den Islam handzahm zu machen planen, sie es mit dem Christentum schon lange leider nicht ganz erfolglos in Arbeit haben.
Die Folgen einer Strafrechtsreform
vor 2 Wochen
Dein letzter Absatz ist auch meine Befürchtung. Nichts wäre schlimmer, als wenn der Islam zu einer Zivilreligion verkäme.
AntwortenLöschenWenn der Islam eine Zivilreligion wird, dann wird er zugleich zum politischen System mutieren.
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