Dienstag, 17. November 2020

„Islamistische“ Morde

Für den Lehrer, der im Unterricht die berüchtigten Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte und daraufhin ermordet wurde, hat der französische Präsident eine Trauerrede gehalten, in der er ihn als «die Inkarnation der Republik» bezeichnete, «weil er seinen Schülern beibringen wollte, wie man zu Bürgern dieses Landes wird. Wofür Samuel Paty kämpfte: Republikaner hervorzubringen.»
Dieser Mord war ein zutiefst verwerfliches Verbrechen; nur: was hatte der Unterrichtsgegenstand, den dieser Lehrer behandelt hatte, damit zu tun, «zu Bürgern dieses Landes» zu werden», «Republikaner hervorzubringen»?
Warum bei der berechtigten Empörung darüber ein unangenehmer Beigeschmack bleibt, haben wir in unserer Chronik ausgeführt. Nun aber bin ich auch auf einen Zeitungsartikel eines durchaus selber laїzistischen Autors gestoßen, der die Haltung des Präsidenten und seiner laїzistischen Gesinnungsgenossen beschreibt – er paraphrasiert: «Frankreich versteht sich dabei als Leuchtturm der republikanischen Idee, als Nation der Menschenrechte» und bezeichnet die zugrundeliegende Idee offen als die «eines aufgeklärten, offenen, humanistischen und atheistischen [!] Westens» – und stellt dann dieser Vorstellung einer in der französischen Republik sich manifestierenden «Nation der Menschenrechte» sehr ausführlich die Wirklichkeit der Geschichte dieser Republik gegenüber von den antichristlich begründeten Massakern an den katholischen Bauern in der Vendée über die rassistische Begründung des französischen Kolonialismus bis zu dessen Massakern, bis zu deren letztem 1961 an friedlich demonstrierenden Algeriern in Paris.
Angemerkt sei: natürlich hat die Kolonialherrschaft auch Gutes gebracht, so die Befreiung von den Sklavenjägerstaaten Westafrikas; aber das rechtfertigt nicht das in diesem Artikel beschriebene Vorgehen der Kolonialmacht.

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