Montag, 2. November 2020

Der Text des
„Großen Glaubensbekenntnisses“ im GL:
ein Mißverständnis

Im Allerheiligenhochamt wird dankenswerterweise das „Große Glaubensbekenntnis“ gesprochen, das Nicæno-Constantinopolitanum also. Es wird auf Deutsch gesprochen; und so steht der Gläubige wieder einmal vor dem Phänomen, daß im GL im lateinischen Text selbstverständlich „Credo“, „Confiteor“ und „exspecto“ steht, im deutschen aber „Wir glauben“, „Wir bekennen“, „Wir erwarten“.
Warum?
Man könnte natürlich an eine Mystifikation denken à la «In der Messe treten die Gläubigen als Gemeinde gemeinsam auf, also muß es „wir“ heißen, nicht „ich“». Aber gegen solch platte Erklärung steht, daß im deutschen Apostolicum richtig „Ich glaube“ steht. Es muß also einen anderen Grund geben.
Es dürfte dieser sein:
Das Nicæno-Constantinopolitanum ist zunächst als Bekenntnis und Lehrtext des Concilium Constantinopolitanum; es drückt dort also den für die Kirche verbindlichen gemeinsamen Glauben der Konzilsväter aus, darum heißt es dort: „Pisteúomen“, „Homologoûmen“, „Prosdokômen“, und das haben anscheinend die GL-Verfasser übersetzt. In der Messe aber ist das Glaubensbekenntnis gleichsam der Ausweis, durch den sich jeder Gläubige für die Teilnahme an der eucharistischen Liturgie legitimiert; darum heißt es dort notwendigerweise „Credo – Ich glaube“, „Confiteor – Ich bekenne“ und „exspecto – ich erwarte“. Und darum heißt es in der griechischen Liturgie selbstverständlich ebenfalls „Pisteúo“, „homologô“ und „Prosdokô“.

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