Montag, 24. März 2025

Automatische Übersetzung?

Wer das monastische Stundengebet mitsingen oder auch nur anhören möchte, findet eine schöne Gelegenheit dazu vom Kloster in Le Barroux. Nun wurde eine technische Finesse eingeführt: wenn man vom deutschen Sprachraum aus die Seiten des Klosters aufschlägt, wird man automatisch auf eine deutsche Version dieser Seite umgeleitet. Sind die Texte automatisch übersetzt worden? Oder hat ein Mönch sein altes Wörterbuch gezückt?
(Man lösche in der Netz-Adresse das „de.“, dann hat man wieder die französische Seite.)
Es gibt jedenfalls schöne Ergebnisse:
Offices de chaque jour —
 Tägliche Büros
Horaires des offices —
 Sprechzeiten
Horaires pour aujourd'hui et les jours suivants —
 Fahrpläne für heute und die folgenden Tage
Pour suivre les offices : texte en latin-français —
 Folgen Sie den Büros: Text in Latein-Französisch
Horaires et Écoute des offices —
 Gottesdienste planen und anhören
Retraites individuelles —
 Individuelle Renten
Spiritualité —
 Geistigkeit

Mittwoch, 12. März 2025

Drei Wunder im Garten der Kirche

«Drei Wunder blühen ohne Unterlaß im Garten der Braut Christi: die Weisheit ihrer Lehrer, der Heroismus ihrer Heiligen und ihrer Märtyrer, der Glanz ihrer Liturgie. Und diese drei sind eins!»
(Dom Gérard, Abbaye Sainte-Madeleine du Barroux: La Sainte Liturgie)

Montag, 24. Februar 2025

Aufgabe des Priesters und Usus in Gemeindekirchen

In unserem letzten Heft zu Ehren der heiligen Ewald & Ewald (28/2023) war die Heilige Eucharistie ein zentrales Thema und darunter besonders auch „Die Einheit des Sakraments – Die Austeilung der Kommunion“ (S. 15), die dem Wesen des Sakraments gemäß Aufgabe des Priesters ist.
Und nun erlebe ich am Sonntag in der Kirche in unserem Gründerzeitviertel: Ein Priester ist zu Gast, er konzelebriert. Aber zur Austeilung der Kommunion nimmt er Platz, legt die geweihten Hände in den Schoß und überläßt die Kommunionausteilung dem Hauptzelebranten und einer Laiin.

Sonntag, 9. Februar 2025

Die Riten der Kirche und die Fassungskraft der Gläubigen

«Ritus ... sint fidelium captui accommodati – Die Riten seien der Fassungskraft der Gläubigen angepaßt», so heißt es in Sacrosanctum Concilium, der Liturgiekonstitution des II. Vaticanum (34). Da steht nicht, daß die Gläubigen geistig beschränkt seien und die Riten dieser Beschränktheit angepaßt werden sollten.
Doch offenbar wurde es manchmal so verstanden.
Kürzlich schon haben wir Norbert Lohfink (Zur Perikopenordnung für die Sonntage im Jahreskreis. I. Probleme beim „Ordo lectionum Missae“) zitiert. Er schreibt da über «eine Diskussion, die auf der entscheidenden Sitzung des nachkonziliaren „Coetus XI de lectionibus“ in Klosterneuburg einen ganzen Tag beanspruchte.» Dort wurde gesagt: «Der moderne Mensch habe keine Zeit mehr und vertrage keine langen Texte.» Wenn der „Coetus“ auch letzte Konsequenzen daraus vermied, so stellt der Autor doch fest, «daß die dadurch entstandene Sensibilität für die angebliche Unfähigkeit des modernen Menschen, einer Sache mehr als einige wenige Minuten zuzuhören, wesentlich dazu beitrug, daß der „Coetus“ mit eiserner Härte an seinen gekürzten und verstümmelten Bibelperikopen festhielt – gegen alle Einwände, und die gab es bald in Menge.»
Wer den Laien nicht zutraut, Lesungen zu verstehen, wird ihnen ebensowenig zutrauen, Riten zu verstehen. Und so mußte ich wieder und wieder erleben, daß während des Gottesdienstes der Ritus erklärt wird, daß etwa während einer Taufe ein Priester – ein ausdeutender Priester also – den Gläubigen erklärt, Chrisamsalbung, Taufkleid und Taufkerze seien «ausdeutende Zeichen». Abgesehen davon, daß die Chrisamsalbung eine hochrangige Segnung darstellt, also nicht einfach ein «ausdeutendes Zeichen» ist: meint der Priester, das könnten die Laien nicht selber verstehen?
Erklären lädt ein, sich dem rationalem Verstehen zu widmen. Aber Liturgie heißt, sich der Begegnung mit dem Herrn zu widmen. Insofern ist die Forderung, die Riten seien «fidelium captui accommodati», eher sinnvoll als das Erklären (dessen wirklicher Platz die Katechese ist).
Aber die Riten der Kirche sind von alters her «fidelium captui accommodati», sie sind von großer Ausdruckskraft. Natürlich versteht von ihnen ein kleines Kind nur ganz begrenzt etwas – aber doch mehr als nichts. Und der Königsweg zum Verstehen ist das Mitfeiern. Laien, die regelmäßig die Liturgie mitfeiern, verstehen sehr viel mehr, als so mancher Priester erwartet.
Zum Beispliel:
Was etwa bei der Taufe ein neues Kleid, was ein weißes Kleid, was eine brennende Kerze bedeutet, wird der gläubige Laie verstehen; und das eigentliche Verstehen geht über das hinaus, was mit Worten erklärt werden kann. Das in der Messe das Kreuzesopfer des Herrn wirklich gegenwärtig wir, hatte er in der Katechese zu lernen; was Teilnahme (participatio actuosa) an diesem Opfer ist, können Worte nicht erklären, das wird er durch ebendiese Teilnahme mehr und mehr verstehen.
«Ritus ... sint fidelium captui accommodati», das kann nur heißen, daß in der Liturgie Christen ständig etwas erleben, was ihre geistlichen Sinne weiter schärft, was all das, was bereits geklärt und einfach erscheint, übersteigt.
Doch wird dem Menschen nur das vorgesetzt, was er leicht versteht, wird ihm alles Verständnis vorgekaut, so entwickelt er sich nicht weiter. Und schließlich wird er sich dabei langweilen – Stimmen säkularer Autoren sind da sehr deutlich: «Was ich verstehe, interessiert mich nicht» (Günther Eich); «Kunstwerke, die der Betrachtung und dem Gedanken ohne Rest aufgehen, sind keine» (Theodor Adorno).
Es ist zu befürchten, daß so in den letzten Jahrzehnten Scharen liturgieblinder und -tauber Christen herangezogen wurden.
Ein Versehen, ein Irrweg. Oder? Karl-Rahner schrieb eint einen Aufsatz über das Thema: «Der mündige Christ». Doch was er wirklich von mündigen Christen hielt, zeigt sein und Herbert Vorgrimlers „Kleines Konzilskompendium“: «.. jene Schichten des viel zitierten und vielfach überschätzten „gläubigen Volkes“ [(die folgenden Relativsätze bieten Injurien gegen eigenständige mündige Gläubige)]. Es handelt sich um jene Schichten, denen die Heilssorge der Kirche zwar immer zu gelten hat, die aber keinesfalls zum Maßstab kirchlichen Selbstvollzugs gemacht werden dürfen … diese Wortstarken und teilweise Einflußreichen, aber in der Humanität gescheiterten Randfiguren der Kirche». Erwünscht waren also «mündige» Christen, die sich das vorbehaltlos zu eigen machten, was ihnen von der theologischen Prominenz vorgegeben wurde. Dazu eignet sich eine Liturgie, in der erklärt wird und alles vermieden wird, was zur Entwicklung eigenen geistlichen Verständnisses führen könnte.

Montag, 3. Februar 2025

Bolschewismus und Neoliberalismus – äußerliche Gegensätze, ähnliche Heilslehre

Sigmund Freud erzählte Ernest Jones im September 1919: „Der Mann, mit dem ich mich unterhielt, hat gesagt, der Bolschewismus wird zu einigen Jahren der Not und des Chaos führen, worauf dann der Weltfrieden, Wohlstand und Glück Einzug halten werden.“
(Freud anekdotisch. Herausgegeben von Jörg Drews. München 1970, S. 85)
Vor einigen Wochen war von einem gewissen Hartmood zu lesen: „Die Reduktion des Sozialstaats befreit die Wirtschaft von bürokratischer Last, während die Marktfreiheit und nicht der Staat Wohlstand schaffen sollte. Durch die Senkung der Staatsverschuldung mittels weniger Subventionen und Privatisierung wird eine nachhaltige wirtschaftliche Basis gelegt. ... Die kurzfristigen Härten sind notwendig für langfristiges Wachstum und Stabilität.“
(Hartmood auf taz.de)
Das eine Mal Bolschewismus, das andere Mal Reduktion des Sozialstaats und Marktfreiheit, ansonsten ganz ähnlich. Damals kommentierte das Sigmund Freud: „Ich sagte ihm, die erste Hälfte glaube ich ihm.“ Ich schließe mich seinem Kommentar an, für beide oben zitierte Aussagen.
Wer noch der Phraseologie der „Alt-Achtundsechziger“ mächtig ist, findet die innere Übereinstimmung geschildert in: Die Revolution in L

Samstag, 1. Februar 2025

Die erste Frau auf einem Lehrstuhl in Deutschland – die erste Frau auf einem Lehrstuhl weltweit

Vor gut hundert Jahren, 1923, so war gerade zu lesen, erhielt Mathilde Vaerting als erste Frau in Deutschland einen Lehrstuhl an einer Universität, in Jena.
Die erste Frau, die überhaupt einen Lehrstuhl an einer Universität erhielt, war Laura Bassi, 1732 in Bologna, im Kirchenstaat, gefördert von Kardinal Prospero Lambertini. Dieser, nunmehr Papst Benedikt XIV., bot 1750 auch der Mathematikerin Maria Gaetana Agnesi einen Lehrstuhl in Bologna an; die aber zog es vor, sich fortan der tätigen Nächstenliebe und geistlichen Studien zu widmen.

Montag, 13. Januar 2025

Das Evangelium vom Feste der Taufe des Herrn

In älteren Leseordnung bestanden die Lesungen in der Regel aus einem zusammenhängenden Stück eines biblischen Buches. Daß ein Stück gelesen wurde, bei dem Sätze oder auch größere Textstücke ausgelassen sind, war selten; und es gab das nur bei alttestamentlichen Lesungen und Lesungen aus der Apostelgeschichte. In der neuen Leseordnung ist das häufiger geworden, kommt nun auch bei Evangelien vor.
So auch beim Evangelium vom Feste der Taufe des Herrn im Lukas-Jahr (Lk. 3, 15-16. 21-22). Daß die Verse 19-20 ausgelassen werden, hat einen einleuchtenden Grund: sie bilden einen Exkurs, handeln von der Gefangennahme des Täufers, die erst später geschehen ist, darum auch bei Matthäus und Markus erst später berichtet wird.
Die Verse 17-18 aber gehören wirklich hierher; es gibt keinen vernünftigen Grund, sie auszulassen:
«Schon hält er die Schaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen und den Weizen in seine Scheune zu sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen. Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er das Volk und verkündete die frohe Botschaft.»
Diese Verse fallen nicht ganz weg, am III. Adventssonntag erscheinen sie und auch im Matthäus-Jahr ihre Parallele; nichtsdestoweniger ein Mangel an Respekt vor dem Evangelisten.
Eine Erklärung weiß Norbert Lohfink (Zur Perikopenordnung für die Sonntage im Jahreskreis. Heiliger Dienst 55 (2001) 37-57; I. Probleme beim "Ordo lectionum Missae"):
«5. Dann – was nicht allgemein bekannt ist – gibt es eine Gesamtsumme der Minuten, die alle drei Lesungen zusammen dauern dürfen. Ist eine Lesung ungewöhnlich lang, müssen die andern kürzer sein. Entsprechend sind viele biblische Texte am Rande gestutzt und auch im Innern zusammengestrichen.»
«(Zu 5.) Hinter der festen Zeitregel steht vermutlich vor allem eine Diskussion, die auf der entscheidenden Sitzung des nachkonziliaren "Coetus XI de lectionibus" in Klosterneuburg einen ganzen Tag beanspruchte. Dort schlug nämlich jemand vor, das alte System eigentlicher Lesungen aufzugeben. Der moderne Mensch habe keine Zeit mehr und vertrage keine langen Texte. Außerdem habe die Exegese nachgewiesen, daß in den Evangelien nicht alle Jesusworte wirklich vom historischen Jesus stammten. Deshalb sei es am besten, ähnlich wie in der modernen Produktwerbung mit griffigen Slogans zu arbeiten. Man könne sich dafür kurze und historisch vertrauenswürdige Jesusworte aussuchen. Jedem Sonntag ein knappes, aber eindrucksvoll proklamiertes echtes Jesuswort – das genüge und sei wirksamer als lange Texte.
Nach heftiger Diskussion wurde dieser Vorschlag dann doch nicht angenommen. Aber es scheint, daß die dadurch entstandene Sensibilität für die angebliche Unfähigkeit des modernen Menschen, einer Sache mehr als einige wenige Minuten zuzuhören, wesentlich dazu beitrug, daß der "Coetus" mit eiserner Härte an seinen gekürzten und verstümmelten Bibelperikopen festhielt – gegen alle Einwände, und die gab es bald in Menge.» (Es lohnt sich, weiterzulesen.)
Weiterzulesen – an einer Stelle jedenfalls hat Norbert Lohfink Unrecht: «(Zu 4.) Die Dreizahl der Lesejahre ist erstaunlich reibungslos akzeptiert worden, obwohl es dafür eigentlich keinerlei Tradition gab, zumindest keine christliche» – die Zürcher und Peterlinger Messbuch-Fragmente aus dem Beneventanischen Ritus, der eng mit dem römischen verwandt ist, bezeugen das Gegenteil.
Also eine Art theologisch zensierter Reader’s Digest-Version kirchlicher Lesungen. Was aber die «Gesamtsumme der Minuten» angeht, so ist meistens die Predigt länger als alle drei Lesungen zusammen – hier lohnte es sich, Minuten zu sparen.

Sonntag, 5. Januar 2025

Publicatio festorum mobilium

Die Kirche veröffentlicht heute die beweglichen Feste und liturgischen Zeiten dieses Jahres. Nach nun schon altem Brauch veröffentlichen wir nun wieder die Ostertermine der drei Kalender. Dieses Jahr stimmen endlich wieder einmal Ost und West, julianischer und gregorianischer Kalender überein.
Der erste Frühlingsvollmond ist, wie der gregorianische Kalender richtig berechnet, am Sonntag, den 13. April. Darum ist der 19. April der nächstfolgende Samstag, also die Osternacht.
Doch dieser Frühlingsvollmond hat in Europa und in Vorderasien kurz nach Mitternacht statt. Die jüdische Kalenderrechnung nun setzt ihn schon am Samstag an; darum feiern die Juden schon am 12. April Pascha.