Samstag, 7. Januar 2012

Was Müttern in Europa wichtig ist

- das habt Ihr ja auf kath.net schon lesen können; aber um gegen das Verschweigen anzugehen, sei hier die Adresse der Studie wiederholt:
Umfrage unter Müttern in Europa

Donnerstag, 5. Januar 2012

Veröffentlichung der Ostertermine

Wieder pünktlich zum Fest der Erscheinung des HERRN hat der Chronist die Ostertermine publiziert: gregorianisch, griechisch-julianisch und jüdisch.

Montag, 2. Januar 2012

Auf Neujahr anstoßen

Neujahr! Um 12 Uhr (Mitteleuropäischer Einheitszeit) hören wir Charpentiers Te Deum, betrachten wir das Feuerwerk, und wir stoßen, natürlich, mit den Freunden an mit einem Glas Sekt, einander ein gutes Neues Jahr zu wünschen.
Ich denke an die Priester: Was war wohl im späten XIX. Jahrhundert, in der ersten Hälfte des XX., als die Nüchternheitsregeln noch in altchristlicher Strenge galten? In der Diözese Münster, in der Erzdiözese Köln war es ja ganz einfach: nach 12 Uhr Mitteleuropäischer Einheitszeit war noch etwa eine halbe Stunde Zeit bis zur natürlichen Mitternacht. Aber im Osten, etwa in der Erzdiözese Wien, der Erzdiözese Breslau? In deren Gebiet (seinem allergrößten Teil jedenfalls) war um12 Uhr Mitteleuropäischer Einheitszeit Mitternacht bereits vorüber; dortige Priester hatten keine Chance mehr auf einen Schluck Sekt.

Ein gesegnetes Neues Jahr allen Lesern!

Freitag, 23. Dezember 2011

Christmette - Rom setzt Akzente

In St. Peter in Rom befreit man sich von Alten Zöpfen - in Köln immer noch nicht.

ARD sendet umgehend eine erfreuliche Antwort

auf diese Kritik:


"Haben Sie vielen Dank für Ihre aufmerksame Kritik. Das Bemühen um journalistische Distanz hat hier zu Irritationen geführt. Wir nehmen die Kritik gerne auf und ändern das."


Das ist doch mal eine gute Nachricht.

Donnerstag, 22. Dezember 2011

"Vor Beginn unserer Zeitrechnung"? - Brief an die Tagesschauredaktion

Sehr geehrte Damen und Herren,

in der gestrigen Tagesschau fiel mir im Beitrag über das Chanukkafest die Formulierung "vor Beginn der neuen Zeitrechnung" auf.

Das ist sachlich nicht ganz richtig: Die neue Zeitrechnung begann unter Papst Gregor VIII im Jahre 1582 nach Christus. Bereits im Jahr 525 hatte der christliche Mönch Dionysius Exiguus den julianischen Kalender dem Jahr 1 auf die Geburt Christi christlich neu "geeicht", indem er dieses auf das Jahr 754 nach Gründung der Stadt Rom festlegte. 

Im Übrigen stolperte ich über Ihre Formulierung, da sie der atheistischen Bezeichnung "vor" bzw. "nach unserer Zeitrechnung" aus der DDR nahekommt, mit der man den christlichen Grund unseres Kalenders hatte vertuschen wollen. 

Ob man nun glaubt, daß Christus der Sohn Gottes ist, oder nicht: "Unsere" Jahre zählen nach seiner - historisch nicht bestreitbaren - Geburt.

Übrigens könnte die von Ihnen gewählte Formulierung Juden und Muslime im Sendegebiet verletzen: Diese haben nämlich andere Kalender und fühlen sich vielleicht durch das Wort "unsere" vereinnahmt.

Ich danke Ihnen für Ihre guten Dienste, wünsche Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest und den Segen des menschgewordenen Gottes für das Jahr des Heiles 2012.

Welch einen Nachfolger wünscht sich ein Bischof?

Der Primas Germaniae, der Erzbischof von Salzburg gibt Auskunft (ich zitiere nach kath.net):
Der sei «„Mann der Mitte“, dialogfähig und einer, der nicht Schlagseiten in die eine oder andere Richtung hat.»
Kurz gesagt: ein Langweiler.

Dienstag, 20. Dezember 2011

Eilends zum Lesepult

Zwei konzelebrierende Priester ziehen ein und eine Frau als eine Art von Levitin. Und dann ...

Samstag, 17. Dezember 2011

Words Rechtschreibprogramm

sorgt gelegentlich für Unterhaltung. Jetzt monierte es das Wort «Hochfest». Und was bietet es (neben «Hoch fest» und «Hochgehst») stattdessen an?
- «Kochfest».

Pie, quo vadis?

Treue zum katholischen Glauben ist die Ratio essendi der Pius-Bruderschaft. Aber Treue zum katholischen Glauben ohne Einheit mit der katholischen Kirche, mit dem Heiligen Stuhl? Wer auf die Einheit verzichtet, fürchte ich, begibt sich auf dem Weg zur Sekte. Und wenn Papst Benedikt eine «doktrinelle Präambel» vorlegt, so scheint es mir, kann ein Katholik ihm vertrauen und sie unterzeichnen (was freilich Verhandlungen über mißverständliche Formulierungen nicht ausschließt).

Doch auch die Kirche braucht die Pius-Bruderschaft – in einer Zeit, in der es in Österreich eine antikirchliche «Pfarrerinitiative» wirken kann, während gute Priester (von Pfarradministrator Andreas Skoblicki in Kopfing [D.Linz] bis zu Pfarrvikar Augustine Paraplakal in Ablach [D. Rottenburg-Stuttgart]) vergrault werden, kann die Kirche nicht auf eine große Zahl frommer Priester verzichten. Und eine Spaltung läßt das Spektrum beider Seiten verarmen. Zudem bleibt anzuerkennen, daß die Pius-Bruderschaft (im Verein mit der Priestervereinigung vom hl. Johannes Maria Vianney) über zwei Jahrzehnte hindurch allein es war, die die Treue zum Konzil (Conc. Trid., Sessio XXIII: Doctrina de sacramento ordinis, cap. 2.,4.) gewahrt und auf dem Weg zum Priestertum alle sieben Ordines gespendet hat.
Darum muß ich wünschen, daß der Pius-Bruderschaft nicht unnötige Hindernisse in den Weg gelegt werden.
Wenn Bischof Bernard Fellay in seiner Predigt am Fest der Unbefleckten Empfängnis (ich zitiere nach kath.net) ein irreführendes Traditionsverständnis moniert, so sieht er leider keineswegs Gespenster – ebendieses Verständnis, noch dazu abstrus überspitzt, verbreitete jüngst hierzulande – im «Agricolaforum der katholischen Akademie im Bistum Dresden-Meißen» – ein katholischer Theologieprofessor.
Zur Präambel gehört offenbar die «professio fidei» von 1988. Hier steht zum Schluß: «Insuper religioso voluntatis et intellectus obsequio doctrinis adhaereo quas sive Romanus Pontifex sive Collegium episcoporum enuntiant cum magisterium authenticum exercent etsi non definitivo actu easdem proclamare intendant.» Wenn Bischof Bernard Fellay sich sorgt, mit dieser Formulierung könne die Bruderschaft auf jenen falschen Traditionsbegriff festgelegt werden, so erscheint mir diese Sorge nicht abwegig.
Darüber hinaus: was ist ein «religiosum voluntatis et intellectus obsequium»? Ich könnte etwas Sinnvolles da heraus deuten; doch andere Deutungen liegen nicht minder nahe. Und «intellectus obsequium» klingt mir doch ein wenig nach Denkverbot.
In der «professio catholicae fidei», die noch den C.I.C. von 1917 einleitete, gab es keinerlei solche Formulierung. Dort gab es zwar eine Gehorsamsverpflichtung gegenüber dem Papst – «veram obedientiam spondeo ac juro» – und ein Bekenntnis des Glaubens gegenüber den Konzilsbeschlüssen – «tradita, definita ac declarata ... indubitanter recipio atque profiteor» –, aber so weit wie die moderne Professio – «quas sive Romanus Pontifex sive Collegium episcoporum enuntiant cum magisterium authenticum exercent etsi non definitivo actu easdem proclamare intendant» – ging sie keineswegs. Und ich fürchte, wenn ich den Denzinger daraufhin durchstöberte, was durch die Zeiten Päpste und Konzilien alles außerhalb der definierten Glaubenslehren authentisch geäußert haben, geriete auch ich an Stellen, die mir die moderne Professio fidei schwer machten.
Klar ist, daß weder einer der Memorandum-Professoren noch ein Pfarrer der Pfarrerinitiative ehrlicherweise diese Professio aussprechen oder unterzeichnen könnten. Offensichtlich aber haben sie es, soweit sie nicht 1988 schon in ihrem Amt waren, doch getan.
Könnte der Unterschied zwischen den Angehörigen der Pius-Bruderschaft und dem fortschrittlicheren Teil des katholischen Klerus etwa einfach der sein, daß letzterer das (sagen wir einmal:) robustere Gewissen hat?

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Die italienische Regierung, der Osservatore und der Vatikan

Die Kirche leiste ihren Beitrag «zugunsten der schwachen Schichten», erklärte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Erfreulich; weniger erfreulich ist, daß «kath.net» das zitiert unter der Überschrift «Vatikan würdigt Sparkurs der Regierung Monti».
Letztlich ist es nicht «der Vatikan», sondern dessen «Osservatore Romano». Aber auch ein weitere Kommentar des Kardinalstaatssekretärs wird dazu erwähnt: «Opfer gehören zum Leben».
Das stimmt; nur: wessen Opfer?
In der Tagespresse lese ich einerseits: die Mehrwertsteuer (die ungerechteste und dem Binnenkonsum abträglichste Steuer), bereits im letzten September um 1% erhöht, soll im September 2012 nochmals erhöht werden, nun um 2%. Für alle Renten über 936 Euro im Monat wird nächstes Jahr die Anpassung an die Lebenshaltungskosten suspendiert, und die Grundsteuer für selbst bewohnte Eigentumswohnungen, die 2008 abgeschafft worden war, wird wieder eingeführt und dabei beträchtlich erhöht, indem der Buchwert der Immobilien um 60% höhergesetzt wird. Andererseits: eine Vermögenssteuer wird nicht eingeführt, noch wird die Einkommensteuer für höhere Einkommen erhöht. Also: wessen Opfer?

Der Osservatore, wenn auch ein offiziöses Organ, hat keinen Anteil am Lehramt der Kirche.

Freitag, 25. November 2011

Freie Marktwirtschaft im Mutterleib

Jüngst hatte es von europäischen Gerichten, von denen man durchaus nicht nur Gutes gewohnt ist, bemerkenswerte Urteile gegeben: der Europäische Gerichtshof in Luxemburg hatte das Patentieren von wissenschaftlichen Verfahren, die menschliche embryonale Stammzellen nutzen, untersagt, der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg die Legalisierung der Eizellspende.
Interessant ist es, diese Urteile zu vergleichen mit der Stellungnahme der Ethikexpertin der FDP-Bundestagsfraktion, die auch Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium ist, die sie gemeinsam mit vielen Parteifreunden abgegeben hat.

Donnerstag, 10. November 2011

Die Kinder wirtschaftsfreundlich entsorgen

und damit letztlich das Familienleben gleich mit: das ist der Trend unserer Zeit.
Um so erfrischender ist es, ausgerechnet in der tageszeitung, die im schlechten wie im guten Sinne als nach links tendierend gilt, von Barbara Dribbusch, einer angesehenen Journalistin, die sicher nicht zum konservativen Spektrum zählt, ein Plaidoyer für Zeit für die Familie zu lesen.

Montag, 31. Oktober 2011

Im Priesterseminar

Im Oktober hatte ich aus ganz besonderen Gründen das Vorrecht, fast eine Woche lang im Priesterseminar in Wigratzbad zu verbringen.
Natürlich war es auch – auch – eine einfach schöne Zeit: zum Teil noch spätsommerlich schönes Wetter, die Wanderwege in der Allgäuer Landschaft mittlerweile sehr gut ausgeschildert, opulent ausgestattete Barockkirchen in der Umgebung. Dann die Gebetsstätte: geschmacklich ließe sich schon einiges anmerken; wie aber die Andachtsstätten und Andachtsstättchen im Grünen verteilt sind, ist doch hübsch. Und es gibt da wirklich Geistliches: die Anbetungskirche, den Kreuzweg. Und hinter der Ölbergkapelle, deren Architekt von Ronchamp träumte, erscheint in seltsamer Pracht die Sühnekirche in frühpostmodernem Neo-Chinois-Stil (von Gottfried Böhm, einem Sohn Dominikus Böhms).
Aber es war sehr viel mehr als nur eine schöne Zeit. Da waren die Gottesdienste. Sie begannen für mich mit der Ersten Sonntagsvesper, es gab tägliche Messen und weitere Gebetsstunden. Der Höhepunkt war das levitierte Hochamt am Sonntag; dazu kamen weitere Messen und Vespern mit gregorianischem Gesang. Doch es gab auch stille Messen. Wenn auch naturgemäß weniger eindrücklich als die gesungenen Messen, zeigten sie doch ihren ganz eigenen Wert: als intensive Gelegenheit zu ruhiger Betrachtung. In allen Messen und Gebetsstunden stimmte alles: alles war, alle waren auf die heilige Handlung, auf den Herrn ausgerichtet; nie erschien etwas zufällig im Chorraum, alles war bedeutsam.
Dann das Seminar. Die Priester der Petrusbruderschaft erlebte ich als eindrückliche, glaubwürdige Persönlichkeiten, die Seminaristen als engagiert, interessiert, klug. Alle erscheinen verbunden durch das gemeinsame geistliche Anliegen. In der Glaubenshaltung zeigen sich Priester und Seminaristen klar und konsequent, doch (wenn man nicht schon das Strenge nennen will) besondere Strenge nehme ich nicht wahr, weder Einseitigkeit noch Weltfremdheit. Mir fällt die gegenseitige Achtung, die Freundlichkeit im Umgang auf und die gute Stimmung. Ich erinnere mich an den Widerwillen von Theologiestudenten gegenüber dem diözesanen Priesterseminar, dem «Kasten», ihre Unzufriedenheit mit dem Leben dort – hier ist nichts dergleichen zu spüren.
Das Leben im Seminar verläuft in ausgewogener Form. Bei den Mahlzeiten gibt es eine Tischlesung statt; doch auch für Gespräch ist noch Raum. Es ist ein internationales Seminar. Es gibt einen deutschsprachigen und einen frankophonen Zweig, doch die Zahl der Herkunftsländer ist kaum überschaubar. Und so höre ich auch einmal, daß man auf Latein miteinander redet.
Eine ungewöhnliche Umgebung für einen Laien; und doch eine Freude und eine geistliche Vertiefung, hier einige Tage leben zu dürfen.

Schon 1936 hatte mit der Errichtung der «Lourdesgrotte» – zum Dank dafür, daß die Gründerin nationalsozialistische Nachstellungen unbeschadet überstanden hatte – die Geschichte der Gebetsstätte begonnen. Das Priesterseminar besteht seit 1988 in freundlichem Nebeneinander mit der Gebetsstätte; seit 2000 hat es seine eigenen Gebäude, seit diesem Sommer einen neuen Anbau, um die Menge der Priesteramtsbewerber unterbringen zu können. Doch auch dieser Anbau ist bereits voll belegt, eigentlich schon überbelegt. Ich lese: die Petrusbruderschaft, der 228 Priester angehören, zählt 164 Seminaristen (10 Diakone eingerechnet) in zwei Seminaren – das zweite liegt in Amerika. Vom Andrang der Bewerber ebenso wie von der Qualität des geistlichen Lebens ist es deutlich, daß hier die Zukunft der Kirche liegt. Doch an Kirchensteuermitteln erhält das Seminar nichts, alles wird durch Spenden finanziert. Wer für die Zukunft der Kirche spenden will: hier ist dazu Gelegenheit.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Die Qualifikation unserer Politiker

«Wer die Rivalen nicht wegbiss, war verloren. Das klingt brutal, hatte aber einen entscheidenden Vorteil. So wurde sichergestellt, dass nur abgehärtete Politiker nach oben kamen. Das frühe Stahlbad hat uns manche spätere Enttäuschung erspart»: so beschreibt der Berliner Regierende Bürgermeister in seiner Autobiographie den Aufstieg eines erfolgreichen Politikers.
Oft wird geklagt, oft beschwere ich mich über unsere Politiker. Wenn so nun aus erster Hand zu erfahren ist, durch welche Eigenheiten man sich zu qualifizieren hat zu politischen Machtpositionen, so kann es nicht mehr wundern, daß unsere Politik so ist, wie sie ist.

Dienstag, 18. Oktober 2011

«Von Donatisten, Ikonoklasten und anderen Ketzern»

«Moderne Irrtümer und ihre Herkunft» – ein Buch von Thomas Baumann, in dem der Leser unschwer einen bekannten Blogger unseres Dekanats wiedererkennen wird.
Was beim ersten Anlesen einfach als unterhaltsamer Gang durch die christliche und nachchristliche Geistesgeschichte erscheint, erweist sich bei näherem Hinsehen als viel mehr, als die Ausarbeitung einer interessanten Erkenntnis:
Die Moden wechseln, der Schwachsinn bleibt der gleiche.
Eine kleine Einschränkung: wirklich viel hat von dem Buch nur, wer bereit ist, ein wenig mitzudenken. Aber dem, der dazu bereit ist: viel Freude bei der Lektüre!

Freitag, 7. Oktober 2011

Und das Wichtigste?

Eine in Deutschland aufgewachsene Journalistin türkischer Herkunft interviewt ihren eigenen Vater zum Thema ihrer Erziehung zwischen den Kulturen. Ihr Résumé: «Im Nachhinein finde ich, du hast es gut gemacht.»
Konkret: «Du musstest dich gleich zwei Gesellschaften stellen, der deutschen und der türkischen, und nicht nur dich und deine Entscheidungen, sondern auch mich verteidigen.» Er entgegnet: «Das Wichtigste war, mich vor Allah verteidigen zu können. Was die Leute reden, ist vergänglich. ... Aber weil du alles anders machen wolltest, befürchtete ich, du wendest dich von Allah ab. Deshalb hab ich dir immer gesagt: Egal wie du lebst, verlier nie deinen inneren Glauben. Glaub an Allah, er wird dich immer weisen. Das ist der Islam, wie ich ihn verstehe. Ich hatte Angst, dass du den Rat nicht ernst genug nimmst.»
Ich mußte an die Worte denken, die man unter Deutschen oft als Glückwunsch hört: «Und das Wichtigste: Gesundheit!» Wie peinlich ist das doch angesichts dieser Worte eines Muslims.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Ehrabschneidung

Ein historischer Roman ist erschienen; ein Anlaß, in der tageszeitung den Verfasser zu interviewen.
M. Antoine Beauvilliers, ein Pariser Koch, ist der Autor eines Buches, «L'art du cuisinier», das 1814 erschienen ist. An dieses Kochbuch knüpft der Roman an. Doch der Romanautor gibt vor, das Werk sei in Wirklichkeit von einem (fiktiven) Gesellen verfaßt worden und diesem vom historischen Verfasser, eben M. Beauvilliers, entrissen worden. Historisch spricht nichts dafür, wie der Romanautor offen zugibt.
Aber wenn auch der Romanautor das zugibt: einmal ausgesprochen und gar einen Roman lang ausgewälzt, ist solch eine Behauptung in der Welt und droht irgendwie hängen zu bleiben, kaum minder als gentechnisch verändertes Saatgut. «Siehe, welch kleines Feuer, welch einen großen Wald zündet es an!» schrieb Jakobus zu diesem Thema (3, 5).
«Du sollst kein falsches Zeugnis gegen deinen Nächsten ablegen!» (8. Gebot)
Juristisch ist dieser Fall von übler Nachrede wohl leider nicht zu ahnden wegen eines Mangels in unserem Rechtssystem: es finden sich wohl keine Erben mehr, die klageberechtigt wären.
Nichtsdestoweniger: Im Ergebnis ist dies ein Fall von übler Nachrede.

Montag, 3. Oktober 2011

Nachlese

Am Samstag vor einer Woche: nachts gegen ½ 3 aufstehen, um dann um ½ 4 im Bus zu sitzen, später über 2 Stunden auf dem saukalten Feld stehend nichts zu tun als zu warten – hat sich das gelohnt?
Es hat sich gelohnt. Es hat sich gelohnt, diesen Papst bei der Zelebration des heiligen Opfers zu erleben. Und es hat sich gelohnt, die großen Reden zu lesen, die er bei anderen Gelegenheiten seiner Deutschlandreise gehalten hatte.
Nicht nur ich – viele sind glücklich über diesen Besuch.
Doch in den großen Medien dominieren ganz andere Stimmen. Der Papst habe in der Ökumene enttäuscht, habe innerkirchlicher Reform eine Absage erteilt. Man kann nur staunen: welcher Papst hätte in den Jahrzehnten zuvor solche Leistungen in der Ökumene vollbracht? Durch die Apostolische Konstitution «Anglicanorum coetibus» wurden viele Anglikaner mit der katholischen Kirche vereint und nebenbei noch die ganze «Anglo-Lutheran Catholic Church». Mit den Ecôniten sind Gespräche im Gange, die Raum für Hoffnung geben; über die orthodoxen Kirchen sagte er bei seiner Deutschlandreise: «Und so wagen wir zu hoffen, auch wenn menschlich immer wieder Schwierigkeiten auftreten, daß der Tag doch nicht zu ferne ist, an dem wir wieder gemeinsam Eucharistie feiern können.» Innerkirchliche Reform hat er durch das Motu proprio «Summorum pontificum» und die Instruktion «Universae Ecclesiae» ins Werk gesetzt; er hat Maßnahmen gegen den sexuellen Mißbrauch getroffen. Weitere Reformen hat er auf seiner Deutschlandreise angeregt: «Vielen Menschen mangelt es an der Erfahrung der Güte Gottes. Zu den etablierten Kirchen mit ihren überkommenen Strukturen finden sie keinen Kontakt» und «Ich denke, ehrlicherweise müssen wir doch sagen, daß es bei uns einen Überhang an Strukturen gegenüber dem Geist gibt.»
Warum werden dennoch Enttäuschungen vorgebracht? Die Antwort geben Erwartungen und Wünsche, die konkret geäußert wurden.
Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider durfte unmittelbar zuvor in unserer Kirchenzeitung erklären, «dass das Evangelium in ganz bestimmter Weise neu zum Glänzen gebracht wurde und etwa, dass das, was der Kirchenvater Augustinus sagte, mit Hilfe Martin Luthers ganz neu in das Bewusstsein der Zeit hineingebracht wurde.» Wohlgemerkt: es geht um jenen – für ihn selbst zentralen, mit dem christlichen Glauben freilich nicht gut zu vereinbarenden – Teil von Luthers Theologie («de servo arbitrio» schrieb er), den schon Melanchthon abzumildern in Angriff nahm, der im folgenden Jahrhundert von den Pietisten unauffällig entsorgt wurde und der heute nur noch durch die Köpfe einer erfreulich kleinen Schar von Gnesiolutheranern und Calvinisten geistert. Wenn Herr Schneider nicht Unmögliches und Destruktives von Papst gewünscht hätte, sondern einen Schritt zur Kirche hin gemacht hätte, etwa erklärt hätte, er wolle anstreben, daß protestantischerseits keine «Pastorinnen» mehr ordiniert werden, um so wenigstens ein Hindernis für eine künftige Ökumene abzubauen, das von den Reformatoren nicht einmal beabsichtigt gewesen war ...
Der ZdK-Vorsitzende Alois Glück hat gewünscht, daß etwa wiederverheiratet Geschiedene (gemeint ist: standesamtlich Geschiedene und anderweitig Neuverheiratete) wieder zur Kommunion dürften, was er für «Barmherzigkeit» hält. Daß das weder einfach so möglich noch «barmherzig» ist, habe ich gerade schon festgestellt.
Wenn Herr Glück nicht Unmögliches von Papst gewünscht hätte, sondern einen Schritt zum Abbau des Überhangs von Strukturen in Angriff genommen hätte, etwa die Abschaffung des ZdK, des Forums, durch das Politiker ungebührlich in die Kirche hineinreden ...
Die Enttäuschung ist selbstgemacht: wer vom Papst erwartet, daß der sich den fixen Ideen anderer unterwirft, wird zu recht enttäuscht werden.

Ehe, Scheidung und ein Theologieprofessor

In der Ausgabe der örtlichen Kirchenzeitung, die direkt vor dem Besuch des Papstes erschien, fand sich ein Interview mit dem Moraltheologen Prof. Schockenhoff «über die Kirche und das Gewissen gescheiterter Eheleute: Es muss einen Ausweg geben».
«Die jetzige Regelung jedenfalls ist unbarmherzig», ist da zu lesen. «Sie ist ein Relikt eines seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil überkommenen Eheverständnisses. Allerdings sind die kirchenrechtlichen Konsequenzen aus dem Wechsel zu einer personalen Eheauffassung nie gezogen worden, die das Konzil vorgenommen hat.»
Es klingt, als sei diese kirchenrechtliche Regelung ein Relikt aus, sagen wir einmal: dem XIX. Jahrhundert, eine Fehlentwicklung, die durch ein Konzil beseitigt werden könnte.
Das aber ist sie nicht. In Wirklichkeit hat sie in der westlichen Kirche immer gegolten, auch wenn sie nicht immer durchgesetzt werden konnte. So kann kein Konzil sie einfach ändern; und siehe: das II. Vaticanum hat gar nicht gefordert, Ehescheidungen zu ermöglichen.
Und «unbarmherzig»? Juristisch ist diese Regelung sowieso nicht durchsetzbar. Jeder, der geschieden und dann standesamtlich anderweitig verheiratet ist, kann ohne weiteres in eine Nachbarkirche gehen, in der er nicht bekannt ist, und dort kommunizieren. Die kirchenrechtliche Regelung hat nur die wirkliche Bedeutung, daß sie ihn darauf hinweist, daß seine Lebensführung dem Gebot Christi so entgegensteht, daß er deshalb den Leib Christi nicht empfangen kann. Wenn dieser Hinweis richtig ist, so ist er nicht «unbarmherzig», sondern schlicht notwendig.
Daß er richtig ist, scheint jedoch Prof. Schockenhoff zu verneinen: «Eine zweite Hochzeit hat Jesus gar nicht im Blick», sagt er im Interview. Eine sonderbare Meinung, wenn ich etwa das Marcus-Evangelium heranziehe: «Wer seine Frau entläßt und eine andere heiratet, bricht ihr gegenüber die Ehe; und wenn sie ihren Mann entläßt und einen anderen heiratet, bricht sie die Ehe» (10, 11 f.).
Noch sonderbarer sind Prof. Schockenhoffs Lösungsvorschläge: «Ich setze auf die Gewissensentscheidung der Betroffenen» und «Die Kirche sollte dieses Gewissensurteil respektieren.» Welch objektive Entscheidungen erwartet Prof. Schockenhoff da von den «Betroffenen»? – mir erscheint das weltfremd. Dann aber sagt er selber: «Es gibt Gründe, eine Ehe zu verlassen, die einfach niederträchtig sind und die dürfen nicht die moralische Zustimmung anderer finden.» Wie paßt das zusammen? Meint er, Menschen, die sich solch «besonderer Rücksichtslosigkeit» schuldig gemacht hätten, wären nicht bereit, ein «Gewissensurteil» zu fällen, das eben dieses Handeln approbiert? Wenn er keinen solchen Fall kennt: ich kenne ihn.
Schließlich: «Die Kirche könnte deshalb eine zivile Zweitehe als moralisch vertretbare Realität dulden». In einer Situation, in der nach der Lehre der Kirche eine Eheschließung nicht möglich ist, soll sie dann Katholiken den Weg zu einer nichtigen Eheschließung auf dem Standesamt freigeben?
Ich habe viel Mitgefühl für Menschen, die von ihrem Ehegatten verlassen wurden oder so drangsaliert wurden, daß sie selber ihn verlassen mußten. Ich habe da schlimme Fälle gesehen und wäre darum dankbar, wenn man diesen Menschen helfen könnte. Doch: Prof. Schockenhoffs Weg ist da kein Ausweg.